von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten
Roland MC707 Angecheckt

Roland MC707 Angecheckt  ·  Quelle: GN

MC707 Display Soundeditor

MC707 Display Soundeditor  ·  Quelle: Sequencer.de

Roland MC707 Rückseite

Roland MC707 Rückseite  ·  Quelle: Sequencer.de

Roland MC707 Angecheckt

Roland MC707 Angecheckt  ·  Quelle: Sequencer.de

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Die Roland MC-707 ist gar nicht mal so viel im Gespräch, dennoch ist sie aktuell für viele interessant, denen 4 Takte zu wenig ist für ein Pattern und die vielleicht generell nach Alternativen suchen. 

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Roland MC-707 Intro

Nach der ersten Serie mit den eher besseren Grooveboxen wie der MC-505 (ohne eigene Samples) hat Roland sich dann später mit der MC-909 und MC-808 tatsächlich auch samplebasierte erste Kompositionsmaschinen einfallen lassen. Sie waren damals wohl eher nicht ganz so praxisnah, denn man musste für die Aufnahme den Sequencer stoppen. Solche grundsätzlichen Designfehler hat die neue MC-707 nicht mehr.

War bei der 909 und 505 und auch der kleineren 307 noch eine Art JV-Klangerzeugung üblich, so hat man sich auch bei der 707 für eine ähnliche Synthese-Architektur entschieden. Sie ähnelt dem  XV-5080 und hat vier Stränge, die aus zwei Paaren Oszillatoren arbeiten können. Damit lassen sich pro Sounds generell vier verschiedene eigene Samples nutzen, layern und per VelocitySwitch nutzen. Diese Klangerzeugung gehört zum ZEN-Core-System und ist im Jupiter-Xm und aktuellem Fantom ebenso integriert und soll früher oder später sogar mit diesen austauschbar sein.

MC-707 – Synthese

Die komplette Editierung der MC-707 klappt mangels Editorsoftware nur übers Display. Das ist seltsamerweise fast besser gelöst als im Jupiter Xm, wenn es um die Funktionen geht, die dieser nicht als Knopf parat hat, ist aber ganz klar eine Menü-Jonglage. Man hat die vier Oszillatoren und „flitzt“ mit dem Cursor darauf hin und her.

Die dazugehörigen 2 LFOs und 3 Hüllkurvengeneratoren sind wie Reiter angeordnet und vergleichsweise schneller angewählt als das beim Jupiter der Fall ist. Wählt man das an, erscheinen die Parameter dazu unten und können dort auch zwei Seiten lang sein. Länger aber nicht. Das schaltet man mit FUNC um. Einen Sound dieser Komplexität zu erstellen dauert aber durchaus einige Zeit.

Die Komplexität ist etwas mal als die eines JD-800, nur ohne Knöpfe. Es sollte aber gerade damit alles an Wünschen damit möglich sein. Die Maschine ist mit dieser Klang-Engine das glatte Gegenteil zu den Electribes und dürfte mit Abstand die komplexeste sein, sogar gegenüber dem Deluge.

Laden von SBX-Boards funktioniert theoretisch auch, das sind aber auch nur einfach klassische Soundsets aus dem alten Lager, die man leider nicht hacken kann – aber hier ist ja die Nutzung eigener Samples möglich. Selbst samplen klappt genau so wie einladen per SD-Karte. Alles wird in Projekten verwaltet. Die Samples für einen Song sollte man also da alle „reinpacken“. Die Ladezeit hält sich in Grenzen, lässt aber keine lückenlose Abspielung zwischen Songs zu. So schnell ist es dann also nicht.

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MC707 Display Soundeditor

MC707 Display Soundeditor

Sequencer

Audioclips gibt es auch, was Loops bis zu 8 Takten sein kann. Diese und normale Sequenzen werden mit 4 LEDs angezeigt. Eine schwach leuchtende LED zeigt die entsprechenden Zwischenwerte an und das ist vollkommen ok. Ohne diesen Trick wäre die Maschine auch nur halb so viel Wert, da ich alles darunter für unbrauchbar halte. Es macht ja nicht jeder simple Wiederholungsmusik. Auch wenn man für Akkorde die Auflösung halbieren kann und damit auch längere Takte erschleichen kann. Das kann man auch hier tun und auch die Abspielung auch rückwärts oder zufällig fahren. Damit kommen wir zur Stärke: dem musikalischen Teil.

Alles was Step-Sequencer, Echtzeit-Einspielung und Funktionen wie Roll und Substeps angeht spricht total für die MC und eine gute und schnelle Nutzbarkeit und Eingabe und Kauf. Sogar die Wahrscheinlichkeit eines Hihat-Schlages lässt sich genau so einfach erreichen.

Das alles mit Arpeggiator, Akkordmodus und einem simulierten 1-Oktaven-Keyboard mit Oktavschaltung a la 303 und dem kleinen Lauflicht über den Pads lässt das Prinzip der Electribes und Co. fast sogar als gleichwertig bis überlegen bezeichnen. Wer sowas von Elektron und Co kennt, kommt hier auch zurecht.

Es ist auch wichtig, dass gelöschte Noten nach Reaktivierung des Steps auch dort bleiben. Steps ein/aus zu schalten wird so zu einer Performance, wie man das haben will. Schlechte Sequencer löschen den vorigen Notenwert beim ausschalten des Steps. Ja, sowas gibt es.

Anschlagdynamik ist per Pad spielbar oder man setzt den durch festhalten für einen Akkord oder einzelne Töne durch drehen am Endlospoti. So geht das auch mit Länge und Start – so kann man also auch versetzt abspielen. Man kann auch die angewählten Noten eben mal transponieren. Auch nicht schlecht. Wenn man einen Step gewählt hat, kann man auch mit dem Rad die benachbarten Steps einfach mal eben anschauen und verändern. Alles in Echtzeit.

Oktavieren, eben eine andere Notenskala oder Transposition ist per Shift alternativ ebenfalls schnell zu erreichen. Notenlängen kann man auch als Licht-Balken „von-bis“ anzeigen lassen. Dann sieht man helles Leuchten und so viele weitere Steptaster dunkler leuchten bis dieser Ton „zuende“ ist. Diese Übersicht ist absolut super, um Akkorde und Tonlängen einzusehen. Man kann dem Sequencer-Teil eine sehr gute Performance und Bedienung bescheinigen. Und man verliert nicht die Übersicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Note gespielt wird ist als „Mute“ gelistet und in % wird das eingestellt. Die „Roll“ Funktion heißt hier „Substeps und kann als 1-4fach pro Step bzw. als Flam pro Step eingestellt werden. Das ist unfassbar hilfreich, um schnell rollen Beats für Drum and Bass, IDM oder die „Ratchets“ für Tangerine-Dream-Fans (oder Lassigue Bendthaus) zu bestimmen. Das ist gut und könnte man nur noch mit mehr Tastern direkt umstellen.

Leider geht das nur für Drums. Es ist aber schnell genug und übersichtlich. Das dürfte in der Arbeitsgeschwindigkeit sehr weit oben rangieren, kurz hinter den Electribes. Aber es bleibt natürlich auf der Noten-Ebene so. Soundparameter werden leider nicht so cool gehandhabt. Quantisierungen lassen sich abschalten. Hinweis: Probabillity und Substeps gibt es allerdings leider nur im Drum-Mode in Spur eins.

Roland MC707 Angecheckt

Roland MC707 Angecheckt

The Downside of MC

Tja, wo so viel Licht ist, ist auch Schatten. Das betrifft die „Automation„. Es ist irre – die MC-707 kann nur die drei Knöpfe die man frei aus allen Parametern der Synthese belegen, die pro Spur (es gibt 8) über den Lautstärkefader zu finden sind aufnehmen. Man kann im Menü zwar am Sound drehen, aber das ist natürlich ein ziemlicher Kurbelei-Aufwand. Diese drei Automationsoptionen sind in Sound, Modulation und Effekte aufgeteilt. Damit ist sogar das noch einmal eingeschränkt.

Dafür ist wirklich JEDER Parameter aus der jeweiligen Sektion darauf zu mappen. Aber das war’s leider auch schon. Mehr geht nicht. Das ist unfassbar schwach, denn jede uralte Electribe kann jeden Parameter aufzeichnen. Bei Elektron ist zu dem noch Parameter Locking möglich. Sowas fehlt hier komplett. Man kann Sounds ein-/umstellen im Betrieb, muss dazu fummeln und es wäre wohl eher nicht zu machen beim spielen oder nur in Ausnahmen. Man braucht dazu etwa 2-3 Tastendrücke und Display-Aufmerksamkeit.

Die Maschine muss also so genutzt werden, dass man Patches baut und nutzt diese bis auf drei Parameter eher statisch und performt ausschließlich mit den musikalischen Mitteln. Steps setzen und wegnehmen, in Echtzeit dazu spielen ist dann die eigentliche Arbeit des 707-Nutzers. Die Scatter-Effekte sind nicht schlecht.

Aber für Automation muss unbedingt ein Update her, dass man einfach an jedem Knopf drehen kann und wenigstens einige Controllerspuren vorhanden sind. Das ist so eigentlich für elektronische Musik sehr minimal. Das können die anderen alle besser. Ausnahmslos. Die guten musikalischen Sequencer-Möglichkeiten müssen also das meiste leisten, um diesen Nachteil auszugleichen.

MIDI

Externe Synthesizer werden einfach über die MIDI-Kanal-Wahl adressiert. Man bekommt die Noten dann dort hin, Controller-Fiterfahrten für die externen Synths oder sowas gibt es nicht. Ähnlich wie die Electribes. Dort kann man aber Controller aufzeichnen und diese „missbrauchen“, hier gibt es nur Notendaten.

Was super ist, dass man 32 MIDI-Kanäle hat, da es zwei MIDI-Ausgangsbuchsen gibt. Damit kann man sehr viel machen, jedoch gibt es generell nur 8 Spuren. Sinnvoller wäre es natürlich, wenn man zu diesen 8 internen Instrumente reine MIDI-Spuren hätte, die dann wesentlich sinnvoller genutzt werden könnten.

Tempo-Sync lässt sich ebenfalls auf MIDI 1/2 und USB verteilen. 7 Melodiespuren und eine Drumspur, die aber 16 Instrumente ansteuern kann sind genug für einen vernünftigen Song, der sicher nicht minimalistisch sein muss mit dieser Hardware. Damit kann man leben.

Roland MC707 Rückseite

Roland MC707 Rückseite

Audio-Clips und Scenes

Neben den Sequencen, die wahlweise MIDI-Geräte steuern oder eben interne Sounds mit ihren vier Schichten können auch Audioclips eingesetzt werden. Für Sequenzen und Clips gibt es eine Art Clip-Launcher im Ableton-Stil, der 16 Zeilen und 8 Spalten hat. Diese können pro Zeile angewählt werden und ähnlich wie in Ableton Live werden diese dann gleichzeitig gespielt. So kann man sich Clips pro Spur dort hin legen und in jeder der 8 Spuren wird die Position angezeigt. Auf diese Weise kann man 16 Kombinationen von Patterns pro Spur spielen oder auch so etwas wie verschiedene Bassläufe oder Melodien spielen, ohne einen Song-Modus nutzen zu müssen. Audioclips werden exakt genau so behandelt. Das Tempo des Audioclips wird automatisch dem Tempo angepasst.

Es gibt 8 Scenes. Das sind ebenfalls Variationen für Patterns der gleichen Spur. Auf diese Weise kann man die klassische musikalische Performance gut abdecken. Welche Scene was tut kann man definieren und notfalls live festlegen. Besser ist jedoch das vorher zu tun. Man muss aber nicht viel dafür tun – Shift drücken und Scene-Button reichen da aus. Die Clips kann man im Display anwählen oder im Clip-Modus über die Pads ähnlich wie Noten oder Mutes schnell antriggern. Das ist eine Stärke der MC-707. Man kann einen folgenden Patternwechsel mit Chain (Abspielreihenfolgen) und Längen versehen und einstellen welche das sein soll.

Die Maschine hat unfassbar gute Möglichkeiten bei Drums und Noten. Bei der Ansteuerung ist das absolute Minimum vorhanden und kam erst in späteren Updates. Die Automation riecht ein bisschen nach Saurier. Wie kann man auf die Idee kommen so wenig Automation zu erlauben? Das ist bei der TR-8 (ohne S) auch schon zu wenig gewesen, bei der TR-8S war es für Drums „okay“, hier aber ist das klar zu wenig. Das ist elektronische Musik – da muss man noch nachliefern. Roland sind nicht unbedingt für gute Produktpflege bekannt. Vielleicht lassen sie System 1m und System 8 eher heute als morgen fallen. Sollte das hier auch so sein, ist die Maschine mit so viel Potential noch vor Entfaltung des Potentials gebremst. Da es aber ZEN-Core-Funktionen für alle neuen Rolands geben muss und soll, muss man eigentlich noch Updates erwarten können, die diese Funktion ermöglichen.

Die MC-707 ist wertig und leider aber auch polarisierend. Ich bin da noch immer hin- und hergerissen. Dennoch leistet sie gute Dienste, so man eben mit statischen Sounds arbeiten kann. Das ist nur 1/2 dessen was üblich ist. Der Sequencer ist zu cool, dies nicht nachzuliefern und so eine mächtige Klangengine mit gutem Basissound, der ohne die eher unangenehmen Artefakte der VA-Generation wie Jupiter 80 und Gaia stammen. Man hat so viel richtig gemacht, wieso ist dann dieser letzte Schritt so schwer? Es fehlt also das Update 2.0, auf das wir alle warten, um das einfach machen zu können. Dann wäre sie vermutlich eine der besten Angebote zur Zeit und man braucht nicht so ein mördergutes Gedächtnis für Positionen wie bei Deluge oder Circuit.

Weitere interessante Produkte unserer „Angecheckt“-Reihe findet ihr hier. Ihr habt Vorschläge? Dann her damit!

Preis

Die Roland MC-707 kostet hier bei Thomann.de (Affiliate) aktuell 799 €. Macht den Zugriff zum Sound besser und die Automation damit ebenso, dann ist das eine der besten Grooveboxen. Das MIDI CC-Update war dabei schon hilreich, jedoch noch nicht ausreichend, Automation sollte heute bei jedem Parameter immer möglich sein und der Zugriff auf mehr als Cutoff und Effektstärke gleichzeitig wäre sehr wünschenswert. Der musikalische Teil hingegen ist prima, die Dynamik kann man gut nutzen und vieles mehr.

Video

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Bildquellen:
  • MC707 Display Soundeditor: Sequencer.de
  • Roland MC707 Angecheckt: Sequencer.de
  • Roland MC707 Rückseite: Sequencer.de
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Eine Antwort zu “Angecheckt: Roland MC-707 Groovebox”

    Ralph Müller sagt:
    0

    auf der Groovebox MC707 wird nur das Projekt New PRJ.mpj und die anderen Einstellungen werden nicht angezeigt.

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