von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten
Drums Bauen - Modular oder Drumcomputer?

Wie kreativ Drums Bauen  ·  Quelle: GN

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Eigentlich geht es heute um die Überlegung, wo sich Modular oder eine Drummachine wirklich lohnt und wo eher nicht. Aktuell gibt es scheinbar einen nicht enden wollenden Trend von reinen Drum-Modulen, die faktisch ein Instrument eines Drumcomputers nachstellen. Es ist so viel, dass wir es kaum schaffen alle Maschinen und Module oder Methoden wirklich genau zu kennen. 

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Drums im Modular ist gut…

Wenn du entschieden hast vieles modular zu lösen, ist das vollkommen in Ordnung. Du mischst, machst Effekte und hast sogar deinen Sequencer im Eurorack. Gerade Effekte ergeben in dieser Welt viel Sinn und das Format ist genormt. Du kannst alles mitnehmen, was immer du dieses Mal brauchst.

Bei Modular-Synthesizern ist allein die minimale Vorstellung und die Erweiterte ebenfalls plausibel.

Die Minimale ist jene, einen idealen Synthesizer zu bauen, der genau die Baugruppen verwendet, die du ideal findest und sie klanglich genau so magst. Sinnbildlich gesehen kannst du dir so viele LFOs einbauen wie du willst, während irgendein original oder ein Traum-Synthesizer mit festem Gehäuse aus dem Kopf das nicht bieten kann. Dein Jupiter-4 mit einstellbaren VCOs und 3 LFOs? So etwas geht. Das gilt natürlich auch für deine TR-808, aber mit mehr Regelmöglichkeiten.

Die erweiterte Vorstellung spaltet sich vom klassischen Kompaktsynthesizer als Vorbild ab. Du baust dir keinen zweiten „Minimoog“ oder hier im Beispiel Jupiter-4 (sinnbildlich für den Standard-Synthesizer) mit vier LFOs und möchtest keine klassische Struktur verwenden, wie etwa einige Oszillatoren in ein Filter zu führen und das mit der Lautstärke zu steuern. Du kannst die Reihenfolge ändern, aber auch die Struktur anders und unkonventionell aufbauen. Dann brauchst du sogar einen modularen Synthesizer, denn das bietet dir kaum bis kein Kompakt-Synthesizer. Es gibt modulare Konzepte wie die von Aodyo. Aktuell jedoch ist als Hardware gar nicht mehr viel übrig.

Fake Modular Drums?

Sicher ist aber, dass viele die Drums als Modul ins Modular System bringen und mehr oder weniger die Modular-Ebene wieder verlassen, zumindest strukturell. Ist das dann noch etwas, was vom Faktor „Modular“ profitiert? Nein. Fast nicht, man kann sie aber immerhin steuern und innerhalb des Modul-Systems mit immer besser werdenden Sequencern ansteuern. Das geht auf recht kleinem Raum. Aber die modulare Grundidee ist damit weitgehend umgangen. Das wäre nur dann sinnvoll wenn Module frei verschaltet werden und das Drums erzeugt. Das geht, wird aber weniger praktiziert, da es einfach viel mehr Platz und Module benötigt.

Es gab einige Angebote, die eine gewisse Menge von Modulen oder Baugruppen enthalten und das war in sich gut geregelt, wie man sie verbindet, sei es mit einer ggf. speicherbaren Matrix oder über Kabel. Wird es polyphon, steigert sich die Komplexität um das Vielfache, da du ja wirklich alles aufbauen musst. Aber du kannst als Klangquelle auch resonierende Filter oder ein Impulsgewitter nutzen, was jeweils kleine Rauschgeneratörchen mit bestimmten Filtern oder Bandpässe mit oder ohne Resonanz verwendet oder auch Delays, die zurückgekoppelt sind. Hier wird es kreativ. Das ist super. Aber was ist mit klassischen Drums? Brauchen die das? Wer heute elektronisch forscht, könnte es probieren. Aber wie funktionieren Drumsounds eigentlich?

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Ansatz „Analoge Drums“

Auf dem Synthesizer baut man sich das zusammen, was heute jeder kennt. Ob es nun ein Elektron Syntakt oder irgendeine klassische Roland-TR-Maschine ist, es gibt immer einen tonalen Anteil und einen Rauschanteil. Beide haben eine kleine Hüllkurve und vielleicht ein Filter. Der eine ist für den Bauch einer Bassdrum oder Toms da, der andere für den Snare-Teppich und der Rest macht etwas Tonbeugung des tonalen Anteils. Etwas speziellere Klänge nutzen frei verteilte Impulswolken wie etwa Handclaps, um das scheinbar verschiedene und zufällige Klatschen vieler Personen im Raum zu erzeugen. Ob Nord Drum 3, Waldorfs Attack oder Microtonic, sie alle haben irgendwo ähnliche Klangerzeuger und so sieht das auch in der Eurorack-Welt aus.

Solche Module sind oft kaum modularer oder offener als ein Set von dem, was oben beschrieben steht. Die Einfachste wäre eine kleine Hüllkurve, die die Frequenz eines Sinustons steuert und dann durch ein VCA läuft, um zu einem Ende zu kommen – fertig ist die Bassdrum oder eine Tom ist damit bereits rudimentär fertig. Sehr viele Drum-Module bieten so etwas an, mal mehr mal weniger, mal mehr TR-606, mal mehr CR-78 oder sogar halbwegs „Realistische“ oder als Modelling. Aber das ist sicher nicht, wo es aufhören sollte. Deshalb muss man eben die Drum-Module weitestgehend vergessen, so sie nicht so speziell sind, wie einst ein Modell für Cymbals, oder wenn man es etwas Analoger und Abgefahrener will: Soma Pulsar 23.

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Wann lohnt sich Modular für Drums?

Aber dennoch ist so ein Modul pro Sound, sogar ein Modul für ein ganzes Set von Sounds oder ein Sampler-Modul und was das alles tut, durchaus schön in diesem Formfaktor, aber eigentlich ist das kaum anders, als Drums aus einer Drummachine kommen zu lassen. Das ist nicht modular. Aber sehr viele Performer arbeiten genau so. Ihr Sound ist je nach Methode ziemlich begrenzt. Eine vollständige Serie von Modulen die frei gepatchte Drumsounds und „Rhyhtmusklänge“ enthält, wird daher oft kaum offener oder freier sein, als eine gut gemachte Drummachine.

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Damit bleibt nur die „Rechtfertigung“, dass alles im Eurorack einheitlich ist und recht gut aussieht. Aber wenn man das Patch komplett aufbaut oder mit spezielleren Drum-Modulen ein paar komplexere Modulkombinationen damit spart, so ist das schon nett, aber konsequent ist es nicht wirklich. Echt synthetisierte Drums erfordern ein Patch mit mehreren Modulen. Auch ausgefallene Erzeugungsmethoden sind durchaus denkbar, sei es FM, sei es einfach eine neue Idee.

Es gibt als Modul ein paar Physical Modelling Angebote, aber das wirklich Spannende ist das Aufbauen eines Drumsounds mit unkonventionellen seltsamen Modulkombinationen. Erst dann ist ein Modular-Synthesizer wirklich nötig. Sampling und etwas Processing ist auch möglich, aber benötigt ebenso oft keine Modulbauweise.

Was folgt daraus?

Erst wenn du sie brauchst, ist das sinnvoll, so wir die „Transportabilität außer Acht lassen. Denn immerhin lässt sich das mit ein paar Modulen weniger mit „fertigen Drum-Ideen“ und einer kleinen Auswahl schon ausloten. Am Ende kommt dabei aber kaum mehr raus, als aus einer klassischen Drummachine mit Synthesemodell (Elektron Syntakt, Roland TR-Xs, Nord Drum 3, Anyma Phi und Co.). Wieso also bei sehr aufwendigen Sachen nicht einfach Sampling? Es gibt Sampling-Module, teilweise mit Granulartechnik. Damit kann man etliches an Spielspaß und Variation einbauen und sogar dazu etwas Neues addieren. Aber Abspielen von Audio ist nicht so beweglich, dafür aber oft „echter“ oder interessanter als die alte Schule der elektronischen Klangsynthese.

Hat man genug Module, ließen sich auch sehr viele Strukturen aufbauen. Und das zwischen einem Nachbau sämtlicher Strukturen (Drummachines, Sampler, Modelling) und Hüllkurven. Das ist eine Methode, wo Modular nur glänzen kann, wenn man nicht nur feste Drum-Module verwendet. Man braucht eine große Menge freier allgemeiner Module, die Platz benötigen.

Wer hier angekommen ist, wird sich fragen, wie man denn nun arbeiten könnte. Womöglich mit nicht zu großen Geräten. Die Antwort ist mit Elektron Syntakt, Roland TR-6S und TR-8S oder Nord Drum 3 sicher aktuell gut aufgestellt. Alternativ sind Samples integriert wie bei Sugar Bytes Drumcomputer (auch als App erhältlich) und klassischen Samplern (Grooveboxen) mit oder in Kombination mit Drum-Synthese (z.B.Analog Rytm). Selbst Physical Modelling ist da nicht ausgeschlossen. FM-Modelle sind auch nicht selten. Nur wer wirklich sehr kreativ bei der Baugruppenkette und Erzeugungsmethode ist, der sollte sich das modular aufbauen, vielleicht das Ergebnis aufnehmen und als Sample verwenden. Wenn zu viel im System verändert wurde, muss der ganze Apparat natürlich immer wieder neu aufgebaut werden. Aber das kann sich lohnen und da ist Modular ganz vorn.

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Welche kreativen Alternativen gibt es für Drums?

Je weniger deine Drums wirklich aus „Drum-Synthese“ besteht und je mehr du von klassischen Methoden abrückst, desto eher lohnt sich ein anderes Gerät als eine Drummachine. Einen großen Teil davon kann jedoch ein Sampler abdecken. Wichtig bei Drums ist schlicht die Erzeugung von mindestens 3-4 Klängen. Befriedigend wird es meist erst darüber (BD, SD, HH, Perc/Toms).

Somit sollte so ein Gerät alle Klänge bereitstellen. Bassdrums sind dabei einfacher herzustellen als Snares – bei den Snares kann man sich mehr Mühe geben und das auch bei Percussion Sounds. Sobald man sie aber musikalisch ersetzt und gar keine Tradition mehr nutzt, braucht man einfach nur Klänge. Das kann eine Bass Station 2 sein oder ein Norand Mono, der seine Klänge trotz monophoner Klangerzeugung radikal umschalten kann und somit faktisch jeden Klang bereitstellt. Besser wäre oder ist das Multitimbrale oder für Drums die echte Polyphonie. Oder notfalls eine Kombination von beiden. Es gibt wenige, die 1-3 der genannten Geräte verwenden oder modular sind, um Schlaginstrumente synthetisch vollständig und innovativ herzustellen.

Aber wieso eigentlich nicht?

Allerdings kann es manchmal nicht reichen, weil eine Hihat nun einmal zusammen mit einer Bassdrum oder deren Ersatz dazu gleichzeitig erklingen soll. In diesem Fall könnte man innerhalb eines Sounds das Element sogar durchaus synthetisch im Klang einbauen. Dazu muss man meist mit einbeziehen, dass Klänge in Synths veränderlich sind und viele noch immer recht starr über Synthesizer denken. Dabei kann Morphing helfen, aber auch simples Modulieren von ggf. manipuliertem Rauschen oder obertonreiche FM. Dieser Weg ist unkonventionell aber möglich.

Synthesizer können fließende Sounds erzeugen. Diese Idee haben sehr einfache Geräte wie der Moog DFAM eingebracht. Das ist nichts anderes, als ein ganz normaler Synthesizer. Es ist möglich nur mit solchen Klängen „Rhythmisches“ zu erzeugen. Dies wäre auch für Techno und Elektro ein anderer Ansatz, in dem nicht die alte TR-909 ballern muss und dennoch wissen Leute mit wenig Rhythmusgefühl, wie sie tanzen sollen.

Was gern unterschätzt wird, sind auch Modular Systeme in Software wie VCV, die App-Version Mi-Rack, Drambo (App) oder auch das altehrwürdige Reaktor. Wer noch einen ollen Nord Modular (1/2) hat, ist hier ebenfalls im Paradies. Solche Systeme haben den Platzvorteil oder brauchen nur ein iPad oder einen kleinen Rechner.

Vorgehensweisen für elektronische Drums

Hast du es schon probiert konsequent Drums aus Nicht-Drums zu erzeugen? Deine Klänge komplett ohne Sampling synthetisch zu erzeugen? Alle Klänge mit Audiofiles zu bestreiten und aus diesen kreativ zu werden? Deine Drums als Synthesizer Sounds, die sich verändern, und die Funktionen wie Hihats und Co. durch Modulation von Rauschen, Sample-Anteile, FM etc. als Sequenz und weniger als einzelne Schläge zu sehen? Hast du ganz andere Module mal in einer anderen Reihenfolge und nicht mit Oszillator-Filter-Überlegungen zu verpatchen versucht?

Wie man sieht, sehe ich die Eurorack-Lösungen dann für sinnvoll bis ratsam, wenn man keine fertigen konventionellen Analog-Module einsetzt oder man diese nicht nutzt, weil das Gesamtformat einfach passt. Das Konventionelle ist nicht verboten, aber eben auch etwas altbacken. Den Rest kannst du mit interessanten Kombinationen und bisher für dich noch nicht gemachten Arbeitsweisen vielleicht einmal probieren? Wie wäre es mit einem Stück, das keine „Drums“ enthält, aber so klingt, als gäbe es die? Ich wäre auf deine Ergebnisse gespannt. Meins heißt übrigens „Cut.off“ und ist auf meinem Album „Real?Or.noT 1“.

Weitere interessante Workshops zum Thema bei GEARNEWS.de:

Wie arbeitest du? Freue mich über Feedback auf sequencer.de unter „Ansätze“ oder „Drums„.

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https://www.youtube.com/watch?v=zmrF3I5wscM

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