von claudius | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
Musicpark 2019 bericht tag 1

Musicpark 2019  ·  Quelle: Claudius / Musicpark

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Wir hatten bei Gearnews ja schon vor einigen Monaten von der Musicpark berichtet – die neue Messe in Leipzig ist die Gegenidee zur Musikmesse in Frankfurt am Main. Ich war heute den ersten Tag von Beginn an für euch vor Ort. Ob die Messe Zukunft hat?

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Messe in Leipzig

Ich war das erste Mal zur ersten Games Convention (1 und 2) in Leipzig, einem historisch bedeutenden Messestandort, später dann bei der Tonmeistertagung und der Buchmesse. In Leipzig geht schon einiges in Sachen Messe – auch wenn manche bei Erfolg nach Köln abwandern. Aber nicht, weil Leipzig doof ist, sondern schlicht zu klein. Nach Jahren der Musikmesse in Frankfurt fiel mir wieder auf, wie klein die neue Messe in Leipzig doch ist. 5 Hallen mit jeweils einer Etage.

Zur Musicpark 2019 sind lediglich zwei Hallen belegt. Liegt’s am ersten Mal?

Musicpark 2019 – Tag 1

Gemütliche 2 Grad haben nicht gerade zur Anreise mit dem Rad animiert, aber wenn so etwas wie eine Messe für Musikinstrumente schon mal ums Eck stattfindet, dann nehme ich doch gerne 15 Minuten frieren in Kauf. Nachdem mein Rucksack so gar nicht auf gefährliche Inhalte kontrolliert wurde, war ich beim Anblick der ersten Halle etwas baff.

„Oha, das ist aber leer“ waren meine ersten Gedanken. Halle 2 und 4 wurden belegt – einmal mit Gitarre und Drums, einmal mit klassischen Instrumenten wie Bläsern und Streichern, (elektronischen) Tasten und DJ – wenn der eine Stand für DJ-Nennung ausreicht. Drei große Händler waren mit Verkaufsständen vor Ort, Thomann mit einem Headhunting-Stand. Sonst vermehrt Vertriebe, die Produktgruppen präsentiert haben. Nur sehr wenige Hersteller waren direkt anwesend, die allermeisten über die Händler und Vertriebe.

Im Osten nichts Neues

Ein großes Manko war dann für mich als Beauftragten für Gearnews dann doch: Es gab überhaupt nichts Neues. Alles wurde schon auf der NAMM oder war gleich noch älter gezeigt. Das mag für eine Besuchermesse gehen, aber altes Equipment können die auch beim Händler anspielen. Die erste Superbooth war aber auch eher eine Machbarkeitsstudie, von daher warte ich da erstmal das nächste Mal ab.

Geht das Konzept auf?

Im Vorfeld wurden Schallkabinen in den Pressemeldungen betont. Ich hatte es so verstanden, dass die Hersteller ihr Zeug da reinstellen und ich darin musizieren könnte. Allerdings waren es eher große Konzertkabinen, in denen bei stehender Luft verschiedene Künstler ihr Können vor ca 30-50 Zuhörenden präsentierten.

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An der Tür war immerhin eine Lautstärkewarnung, Ohrstöpsel gab es an den Infos in jeder Halle kostenlos. Ebenso wie WLAN – für mich als Pressemensch unerlässlich. Aber auch die Netzabdeckung in den Hallen für Handy ist sehr gut gewesen. Wenn ich mich da an die Musikmesse Frankfurt erinnere, war beides nicht immer der Fall. Bei der Superbooth Berlin standortbedingt (Hochbunker) ebenfalls unmöglich.

Leere Hallen

Die Ernüchterung der recht leer wirkenden Hallen wurde schnell vergessen, denn die Klassikhalle wurde teils abgehängt und die Stellen zwischen den Ständen wurden mit Sitzmöglichkeiten aufgefüllt. Gut zum Füße ausruhen, schwatzen, Texte für Gearnews schreiben oder Kinderstillen. Überhaupt war das Angebot für Kinder zwar da, aber ausbaufähig.

Zwischendrin gab es Kaffee-Piaggios, an denen es auch Pizza und Kuchen für zwischendurch gab. Erfreulicherweise, denn wenn ich mich an die Kaffees in den Restaurants zwischen den Hallen erinnere, schüttelt es mich noch heute. Aber das war vor Jahren. Vor allem gibt es auch Milchalternativen.

Beim Essen war es ehr deftig, vor allem fleischlastig. Hier kann Leipzig als ehemalige Vegan-Hauptstadt sicher mehr an Alternativen anbieten. Es ist auch teurer außerhalb der Hallen – aber nicht so überteuert wie in Frankfurt. Ich sage nur lauwarmes Moussaka für 12,50 Euro. Am angenehmsten bleibt mir die Superbooth im Kopf, wo es normale Straßenpreise und -gerichte gab. Für ausgefallene Kulinarik würde ich Leipzig bis auf Ausnahmen aber ohnehin nicht empfehlen.

Durch die eher lose Aufteilung kommt so sogar ein recht gemütliches Flair beim Besuch der Musikpark 2019 auf. Vor allem werden die Beine nicht so schnell müde, da es nur zwei Hallen zu begehen gibt, die nicht sonderlich groß sind. Durch die eher geringe Lautstärke hatten die Aussteller auch merklich bessere Laune.

Wie viele Firmen waren da?

Da kommt aber auch der Nachteil: Das Angebot ist etwas ernüchternd. Man kann zwar viele Sachen ausprobieren, letztendlich lassen sich die Möglichkeiten aber an 2-3 Händen in der Gitarrenabteilung abzählen. Bei den Drums gab es da mehr. Auch bei den Klassikern hatte ich das Gefühl, dass es zum Anfassen konzipiert wurde.

So hatte ich auch das Konzept der Musicpark verstanden: Nicht nur Fachbesucher oder B2B (wobei es auch einen solchen Bereich gab) sollen kommen, sondern vor allem die Endkunden. Also du und ich. Wir Musizierenden.

Interessanter Kontrast zur Musikmesse waren die fehlenden chinesischen Familien, die ich immer noch an ihren Ständen schlafend im Gedächtnis habe. Es gab sie auch, aber nicht im Übermaß.

Fazit

Ich denke, für einen ersten Versuch ist es gut. Da ist auf jeden Fall Luft nach oben, als privater Besucher hätte ich mich wohl über die Ticketpreise im Vergleich zum Gebotenen geärgert. Sehr gut finde ich die Wahl am Ende des Jahres – es ist tendenziell kalt und die Hallen nicht so stickig. Außerdem ist genug Platz zur NAMM und zur Musikmesse. Auch die Konzerte, Vorträge, Produkt-Demos und (leider heute publikumsleeren) Signing-Stände finde ich grundlegend gut. Die müssten nur näher an den Hallen liegen. Und der Amp–Raum nicht nur zufällig nach zwei unbeschrifteten Türen und einem gefühlten Mitarbeiter-only-Gang auffindbar sein.

Die Hersteller und Vertriebe wollten dieses Jahr wohl eher schnuppern. Gut aber, dass sich ein paar getraut haben, damit die anderen sehen, dass da was gehen könnte. Interessant waren auch die (recht kleinen) Statement-Stände von Yamaha und Meinl, die bei der Musikmesse 2019 nicht mehr da waren. Es fehlten mir aber mehr Gitarrenhersteller, etwa Gibson oder Fender. Auch die edle ESP-Wand der Musikmesse hat mir gefehlt.

Nächstes Jahr geht da bestimmt noch was. Ich werde wieder hinschauen. Und Tag 2 schau ich mich morgen wohl auch noch mal an, denn am Wochenende geht sicher mehr bei den privaten Besuchern. Vor allem, wie das mit der Lautstärke wird. Heute war es echt angenehm und ich brauchte nur selten Gehörschutz auf den Gängen. Platz für mehr Besucher ist zwischen den Ständen auf jeden Fall noch.

Spannend wird auch, wie die Musikmesse darauf als direkte Konkurrenz reagiert. Superbooth und Guitar Summit sind ja eher für ein Spezialpublikum und recht gut besucht. 2020 wird zeigen, ob Musikmessen in Deutschland noch sinnvoll sind oder wir uns demnächst auf Langstreckenflüge nach Anaheim einstellen sollten.

Bildquellen:
  • mit security: claudius / gearnews
  • Konzertboxen: claudius / gearnews
  • innen riechts vor allem nach sweat: claudius / gearnews
  • WLAN ist kostenlos für alle: claudius / gearnews
  • Pause muss sein: claudius / gearnews
  • Verbindungsrohre der Leipziger Messe (im Sommer der Tod): claudius / gearnews
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9 Antworten zu “Musicpark vs. Musikmesse – so gut ist die neue Messe in Leipzig”

    Mike sagt:
    0

    Ich frag mich ehrlich gesagt was dieser Blödsinn soll? Frankfurt hätte toll sein können und liegt mitten in Deutschland! Das gleiche nun in Leipzig zu veranstalten ist doch sinnlos. Warum sollte irgendein Hersteller noch ausstellen? Gibt es doch Youtube und online Magazine die tagtäglich neuen Kram vorstellt, und das in einer Masse wie sie kaum noch einer wirklich braucht. Der Markt ist total durch gesättigt! Versteht das doch mal einer. Was die Menschen brauchen ist eher Zeit und Muse sich mit der Materie Musik zu beschäftigen. Aber statt dessen ist Materialismus angesagt mit den neuesten musikalischen Wunderwaffen. Das vollendete Wunderwerk der Technik ist jedoch die neueste Software die es tatsächlich ermöglicht Kompositionen automatisch erstellen zu lassen! Das ist der wahrscheinlich letzte Schritt zur total verblödung der Menschheit. Viel Spaß und Erfolg bei der Suche nach dem musikalischen Einhorn in Leipzig. Ich fand die Musikmesse in Frankfurt vor 2 Jahren war trotzdem ein Erlebnis, aber es gab auch nix neues. Wen wundert es. Warum sollte Behringer in Leipzig sein? Die haben alle Youtube und das reicht. Täglich ist da Messe bei dir zuhause.

      Mason sagt:
      0

      Uiuiui, wo liegt denn Frankfurt bei dir… bei Göttingen in Niedersachsen?

      Andreas sagt:
      0

      Zur Entstehungsgeschichte und der Zielstellung dieser Messe ist bislang nichts geschrieben worden. Als einziger und zugleich Premium-Partner wird PPV Medien (Drumheads!!, Guitar, etc.) genannt. Wahrscheinlich ging die Initiative von dort aus und nach Sichtung aller eingegangenen Angebote hat man sich dann für Leipzig als Austragungsort entschieden.
      Nach den Bildern zu urteilen waren aber mehr Leute in Leipzig als beim ersten amazona.de-Experience-Day Mitte Oktober in München, obwohl es dort nur um Synthesizer ging und das entsprechende Forum bei amazona.de regelmäßig aus allen Nähten platzt.

        claudius sagt:
        0

        Beide verfolgen unterschiedliche Konzepte, in München war ich allerdings nicht. Mitinitiator war neben PPV und der Messe Leipzig auch Beringer Marketing (nicht BeHringer). Leipzig hat eine bewegte Messegeschichte (siehe Link im Text) und ist daher als Standort auf jeden Fall geeignet.
        Samstag war es nochmal deutlich voller und die Besucher schienen im Gegensatz zu mir als eher gesättigten Messebesucher ihren Spaß gehabt zu haben, dementsprechend laut wurde es – vor allem bei den Drums. Da muss die Musicpark sich wie die Musikmesse was einfallen lassen. Man konnte eigentlich an jedem Stand alles ausprobieren und man kam ins Gespräch. Nur wenige Vertriebler waren sichtlich genervt und hatten ab Tag 2 keinen Bock mehr.

    Greiner Robert sagt:
    0

    Das klingt zwar jetzt kleinlich aber der grüne Teppich ist ne Katastrophe. Nicht nur das die Bilder schon an sich recht trostlos aussehen. Durch den Teppich sieht es aus als würden die sich die Halle mit Karnickelzüchtern teilen.

    Für Promofotos der ersten Messe ist das doch recht ungünstig.

      claudius sagt:
      0

      Auf der Messe fiel mir der Teppich gar nicht so negativ auf. Auf den Fotos erst, seit dem du es gesagt hast. ;)

    Green Dino sagt:
    0

    Vielleicht schau ich heute oder morgen auch mal vorbei.
    Übrigens, ihr habt bei „Leipzig als ehemalige Vegan-Hauptstadt“ einen falschen Link drin.
    Der Link führt zu 2013, da steht dann aber Berlin als Nr. 1. 2014 war es dann Leipzig.

    (:

    Mal unabhängig von der Sinnhaftigkeit dieser Veranstaltung, das Marketing für diese Messe ist wirklich unter aller Kanone.
    Erst dieses bräsige Trailer-Video, dann der Flyer ansich , dessen Format, die Bilder darauf und der Versuch die einzelnen Stationen mit pseudo-hippen Denglish-Begriffen nen hippen Anstrich zu verleihen, ja letztlich der ganze Auftritt, versprüht eher den Charme von einem Tanztee.
    Komme aus Leipzig, bin Musiker, aber bei mir persönlich wurde mal so gar keine Begehrlichkeit geweckt, dort hingehen zu wollen.
    Vermutlich bin ich einfach nicht die Ziegruppe. ^^

    Andreas sagt:
    0

    Das wäre aber eine gute Gelegenheit gewesen, den Leuten von Pioneer DJ mal auf den Zahn zu fühlen, wann denn endlich mal ein Firmware-Update für den Toraiz AS-1 kommt, um den holprigen Sequencer und die fehlerhafte Synchronisation mit anderen Geräten über MIDI zu reparieren.

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