Kaufberater: Synthesizer für Live-Keyboarder
Auf dem Synthesizer-Markt ist viel in Bewegung und Soundtüftler haben eine riesige Auswahl an analogen und digitalen Synthesizern. Doch welche davon eignen sich am besten, wenn man live mit einer Band auf der Bühne steht? Viele Bands gehen nach dem Ende der Corona-Beschränkungen in diesem Sommer erstmals wieder auf Tournee. Zeit für eine Bestandsaufnahme: Hier kommen die besten Synthesizer für Live-Keyboarder 2022.
Wodurch unterscheidet sich ein Synthesizer für den Liveeinsatz von einem, den man im Studio nutzt? “Liveeinsatz” soll in diesem Zusammenhang heißen: als Keyboarder in einer Band, nicht am Modularsystem als Teil eines Electro-Live-Acts. Ich habe selbst lange Zeit mit diversen Coverbands meine Brötchen verdient und dabei immer wieder festgestellt, dass längst nicht jeder Synthesizer, an dem ich im Studio Spaß hatte, auch auf der Bühne eine gute Figur machte. Sound ist nämlich nicht alles – das gilt vor allem bei einem stressigen Gig.
Was macht einen guten Synthesizer für Live-Keyboarder aus?
Damit man live nicht im Regen steht und nicht einen ganzen Kleinbus voller Keyboards mitschleppen muss, sollte ein Synthesizer für den Liveeinsatz in meinen Augen die folgenden Eigenschaften mitbringen:
- Soundmäßig flexibel. Idealerweise kann ein Synthesizer für den Liveeinsatz eine große Bandbreite an Sounds erzeugen. Das bedeutet zugleich, dass polyphone Synthesizer klar im Vorteil sind, denn sie lassen sich neben Pads und Chords eben auch für viele monophone Sounds einsetzen und decken damit alles ab, was man braucht – andersherum funktioniert das nicht.
- Tastatur. Natürlich kann man auch auf der Bühne mit Controllerkeyboards, MIDI und tastaturlosen Synthesizern hantieren, aber so richtig Spaß macht das nicht, dauert beim Auf- und Abbau länger und kann außerdem zur Fehlerquelle werden. Beim Liveeinsatz haben Synthesizer mit Tastatur eindeutig die Nase vorn.
- Patch-Speicher. Das urtümliche Schrauben an analogen Synthesizern ohne Speicher hat natürlich seinen Reiz und wenn im Studio Zeit dafür vorhanden ist, ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden. Live auf der Bühne muss man aber binnen Sekunden von einem Sound zum nächsten umschalten können und das am besten mit einer Hand.
- Gut zu transportieren. Wer einen Kronos 88 mit Hammermechanik mitschleppen möchte, bitte sehr. Ich bevorzuge leichtgewichtige Instrumente und nehme dafür lieber eines mehr mit.
- Bedienung ohne viele Menüs. Bei vielseitigen Workstations lässt sich das Menüjogging für komplexere Einstellungen natürlich nicht ganz vermeiden und man muss sich vor dem Gig gut vorbereiten. Wenn man dann auf der Bühne steht, sollten alle wichtigen Funktionen aber direkt auf dem Bedienfeld im Zugriff sein.
Mit diesen Kriterien im Kopf habe ich eine Liste von Synthesizern zusammengestellt, die sich in meinen Augen gut für Live-Keyboarder eignen. Es geht hier ausdrücklich nicht um Stagepianos und Orgeln (das ist noch einmal ein ganz anderes Thema), sondern in erster Linie um Synthesizer für Synthesizer-Sounds.
Nord Wave 2
Der Nord Wave 2 ist ein Bühnensynth par excellence. Er deckt mit verschiedenen Syntheseverfahren eine riesige Bandbreite von Sounds ab, kann mehrere Sounds gleichzeitig erzeugen, verfügt über das bewährte Bedienkonzept und die Verarbeitungsqualität von Nord und klingt nebenbei hervorragend. Wenn es mal ein ganz spezieller Sound sein muss, kann er auch eigene Samples laden. Na gut, wie alles von Nord ist er nicht ganz billig, aber seinen Preis in meinen Augen definitiv wert.
Den Nord Wave 2 bekommt ihr bei Thomann*.


Roland Juno-X
Der Roland Juno-X ist die Wiedergeburt der klassischen Juno-Serie als moderner Performance-Synthesizer. Obwohl die Klangerzeugung digital ist, hat Roland das bewährte Bedienkonzept des Juno-60 und Juno-106 beibehalten, das einen schnellen Zugriff auf alle wichtigen Klangparameter bietet. Selbstverständlich wird auch der Juno-Chorus emuliert; darüber hinaus bietet der Synthesizer weitere Effekte wie Overdrive, Delay und Reverb. Neben den Modellen der historischen Vorbilder liefert der Juno-X auch Sounds des XV-5080 und der Stagepianos der RD-Serie, wodurch er ein universell einsetzbares Instrument für Bühnenperformances ist. Durch Model-Expansions und Sounds aus der Roland Cloud lässt sich der Klangvorrat noch erweitern.
Den Roland Juno-X bekommt ihr bei Thomann*.


Behringer Deepmind
Angesichts der “Synth Wave” von Behringer scheint der Deepmind, mit dem alles begann, beinahe in Vergessenheit zu geraten. Wenn es um den Liveeinsatz geht, ist er jedoch der mit Abstand bühnentauglichste der B-Synthesizer. Mit seinen Roland Juno-Genen hat er tolle Pads, Strings und Brass-Sounds im Angebot, eignet sich aber auch für Bässe und Leads. 1024 Speicherplätze, das live-taugliche Bedienkonzept und die umfangreiche Effektsektion sprechen für den Deepmind als Bühnensynthesizer.
Den Behringer Deepmind gibt es wahlweise mit 12 oder 6 Stimmen bei Thomann*.




Sequential Take 5
Der 5-stimmig polyphone Take 5 bietet einen vergleichsweise günstigen Einstieg in die Welt der polyphonen Analogsynthesizer von Sequential. Zwei VCOs treffen auf das 4-Pol-Filter aus dem Prophet-5 Rev4. Zur Modulation gibt es je zwei Hüllkurven und LFOs, die sich über spezielle Taster schnell zuweisen lassen. Ein Arpeggiator, ein polyphoner Step-Sequencer und eine digitale Effektsektion runden den Synthesizer ab. Die Tastatur ist mit 37 Tasten für ein Performance-Instrument recht klein geraten. Allerdings bietet der Take 5 die Möglichkeit, die Tastatur in zwei separate Bereiche zu splitten (wohlgemerkt mit demselben Sound), um einen größeren Tonumfang zu erreichen.
Den Sequential Take 5 bekommt ihr bei Thomann*.


Arturia PolyBrute
Der analoge Arturia PolyBrute ist das Flaggschiff der Brute-Serie und bietet mit zwei Waveshaping-Oszillatoren pro Stimme und zwei verschiedenen Filtern ein großes Klangpotenzial. Durch eine Morph-Funktion lassen sich zwei Zustände eines Presets effektvoll überblenden. Auch in Sachen Performance-Controller hat Arturia sich einiges einfallen lassen: Neben einem zuweisbaren Ribbon-Controller gibt es den einzigartigen Morphée-Controller, der die Steuerung von Klangparametern auf drei Achsen ermöglicht. Die Matrix aus 96 Buttons dient nicht nur zur Zuweisung von Modulationen und zur Auswahl von Presets, sondern steuert auch den integrierten Sequencer mit Motion-Recording. Wer einen live-tauglichen Analogsynthesizer mit umfangreichen Möglichkeiten sucht, wird beim PolyBrute definitiv fündig.
Den Arturia PolyBrute bekommt ihr bei Thomann*.


Novation Summit
Der Novation Summit ist ein 16-stimmiger Hybridsynthesizer, der digitale Oszillatoren mit analogen Filtern und VCAs verbindet. Diese Kombination sorgt für eine große klangliche Bandbreite, die neben klassischen Analogsounds auch Wavetable- und FM-Sounds umfasst. Über einen Editor lassen sich auch eigene Wavetables erstellen. Hinzu kommen eine integrierte Effektsektion und ein Arpeggiator. Der Summit ist zweifach multitimbral und ermöglicht das Splitten oder Layern von zwei Sounds. Somit ist er ein sehr vielseitiger Synthesizer, der sich bestens für den Live-Einsatz eignet.
Den Novation Summit bekommt ihr bei Thomann*.


Modal Electronics Cobalt8 / Cobalt5s
Die Synthesizer der Cobalt-Serie von Modal Electronics sind mit bis zu acht Oszillatoren pro Stimme, 40 verschiedenen Oszillator-Algorithmen und einem Ladder-Filter mit Morph-Funktion zu einer klanglichen Bandbreite fähig, die deutlich über das virtuell-analoge Standardprogramm hinausgeht. Zur Modulation gibt es drei LFOs (zwei beim Cobalt5s) und drei Hüllkurven sowie eine umfangreiche Modulationsmatrix. Auch ein Step-Sequencer mit Parameterautomation und ein programmierbarer Arpeggiator sind integriert. In Verbindung mit einem kompatiblen Controller ist die Cobalt-Serie MPE-fähig. Die Synthesizer mit der auffälligen blauen Farbe gibt es als Cobalt8 und Cobalt 8X mit acht Stimmen und 37 bzw. 61 Tasten und als kompakten Cobalt5s mit 37 Minitasten und fünf Stimmen.
Die Modal Electronics Cobalt-Serie bekommt ihr bei Thomann*.
Roland Fantom 06, 07 und 08
Die geade erschienene Fantom-0-Serie bietet viele Sounds und Funktionen der „großen“ Fantom 6, 7 und 8, ist aber um einiges günstiger. Durch die ZEN-Core-Engine kann man Sounds mit verschiedenen anderen Hardware- und Software-Synthesizern von Roland austauschen und Sounds aus dem Studio direkt mit auf die Bühne nehmen. Mit den Model-Expansions kann der Fantom-0 klassische Roland-Synthesizer wie Jupiter-8 und Juno-106 emulieren; darüber hinaus stehen einem die Wave-Expansions und Sound-Packs aus der Roland Cloud offen. Auch Sampling ist integriert. Obwohl der Synthesizer-Bedienteil der größeren Fantoms weggelassen wurde, bietet der Fantom-0 noch immer eine große Zahl von Bedienelementen für eine intuitive Echtzeit-Steuerung.
Den Roland Fantom-0 gibt es mit 61, 76 oder 88 Tasten bei Thomann*.
Korg Nautilus
Mit nicht weniger als neun verschiedenen Syntheseverfahren deckt der Korg Nautilus so ziemlich jeden Sound ab, der auf der Bühne gefragt sein könnte. Die Engines SGX-2, EP-1 und CX-3 kümmern sich um akustische und elektrische Pianos und Orgeln. Auch in Sachen Synthesizer-Sounds ist der Nautilus gut aufgestellt und bietet neben Emulationen des MS-20 und Polysix sowohl eine virtuell-analoge als auch eine FM-Klangerzeugung. Auch eine Sampling-Engine ist integriert. Mit dem Dynamics-Regler kann man das Anschlagverhalten der Tastatur anpassen, was bei der großen Bandbreite an Sounds sehr praktisch ist. Sinnvoll für den Live-Einsatz sind darüber hinaus die Quick-Access-Tasten und der Setlisten-Modus.
Den Korg Nautilus bekommt ihr mit 61, 73 oder 88 Tasten bei Thomann*.
Was meint ihr? Was zeichnet eurer Meinung nach einen idealen Synthesizer für Live-Keyboarder aus? Für welche(s) Modell(e) würdet ihr euch entscheiden? Schreibt es uns in den Kommentaren!
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- Nord Wave 2: Nord Keyboards
- Roland Juno-X: Roland
- Behringer DeepMind 12: Behringer
- Sequential Take 5: Sequential
- Arturia PolyBrute: Arturia
- Novation Summit: Novation
- Modal Electronics COBALT8X: Modal Electronics
- Roland Fantom 08, 07 und 06: Roland
- Korg Nautilus 73: Korg
11 Antworten zu “Kaufberater: Synthesizer für Live-Keyboarder”
Yamaha MX49, abespeckte Sounds der Motif-Serie. Spiele damit (+ gelegentlich ergänztem Hammermechanik-Controller) 80 Auftritte im Jahr. Klein, leicht, vielseitig. Habe zuvor Jahrelang Keys geschleppt.
Hahaha bin 19 und benutze für die live Auftritte und die tours nur Analoge monster synths wie zmb. Jupiter 4, oberheim OB 8, sequential VS und PPG wave mit waveterm. Wenn die zuschauer so sachen sehen werden sie immer begeistert. Heutzutage sind doch alles synths die gleichen. 0% geschmack nur eine bessere kopie vom bruder und einpaar mehr patches. Sonst nichts. Die alten synths haben ihr styl und gefühl. Lieber einen Oberheim OB8 für 3000€ holen als einen Korg Kronos.
Boah. Mit 19 schon so ein Equipment. Respekt. Hast du dir sicher selbst erarbeitet. Und der Markt ist ja auch übervoll von den guten alten Teilen. Und dein Publikum weiß auch sofort, was für Goldstücke auf der Bühne stehen. Hahaha
Sorry ich glaube dir kein Wort! Das ist doch gelogen,, 😖
Mit 40 Jahre altem Waveterm auf Tour? Sorry, aber das glaubt kein Mensch. UND ein CMI als Waschtisch…. Der Waveterm ist selbst im Studio nur bei guter Pflege überlebensfähig. Auf Tour hat hat selbst TD keinen Waveterm eingesetzt… meines Wissens nach und das wird schon einen guten Grund gehabt haben.
Roland jd-xi
Sorry, aber der allerwichtigste Live-Synthi wurde vergessen: der KORG Microkorg!!!
Sicher eine andere Liga im Vergleich zu den Clavia und Roland Sachen, die in dieser Liste aufgefahren werden, ABER: kann man sich unter den Arm klemmen, Sounds lassen sich schnell aufrufen, die wichtigsten Parameter (Cutoff, Resonance, Attac…) haben schnell bedienbare Potis, Mod-Wheel lässt sich mit verschiedenen Parametern belegen. Neben Standard-Wellen gibt es einen Haufen zusätzlicher Wellenformen, mit denen man sich auch ein Rhodes oder ne Orgel basteln kann. Und vor allen: die Kiste klingt fantastisch!!!
Ja, die Tastatur ist nicht jedermanns Sache, nur 4 Stimmen und das Programmieren von Sounds ist im ersten Moment fummelig. Aber mit etwas Übung, geht das auch irgendwann flott von der Hand. Also ich bin nach wie vor begeistert von der Maschine. Will aber nicht bestreiten, dass sie einige Unzulänglichkeiten hat.
Mahlzeit.
Hier noch ein Keyboard „Akai Professional MPC Key 61“
(unter 10 Kg.)
Gruß
SlapBummPop
Also solche Empfehlungen kann man echt vergessen. Es kommt doch darauf an welche Musik man macht. Ich z. B. Nutze den dx7, weil er die Sounds der 80ties hat. Gibt’s jetzt neu leider nimmer zu kaufen. Ja echt übel.
Hi, wenn du den DX7 Sound magst, dann könnten die Yamaha Montage Masterkeyboards eventuell eine Alternative sein.
(Anm.: Die Montage Serie enthält Converter-Software für DX- und TX-Sounds!)
Gruß
SlapBummPop
Hallo an alle,
meinen KORG LRONOS 73
Tausch ich mit keinem anderen Gerät mehr.
Wer das Klavier mag, wird mir recht geben.
Gruß an alle
Micha livemusikus