von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten
Angecheckt Expressive E Osmose

Angecheckt Expressive E Osmose  ·  Quelle: GEARNEWS / Moogulator

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Damals wurde das Gerät in Form eines Controllers in hypersensibler Schmetterlingsflügeltechnik vorgestellt, um von den Eingeladenen eine Meinung zu hören. Einer davon war ich. Was man sah, war noch weit von dem entfernt, was Osmose nun final wurde. Sicher aber beeindruckte am meisten die Tastatur. Genauer gesagt, dass die Tastatur eben „normal“ aussieht, jedoch deutlich mehr leistet, als andere Tastaturen. Und das jenseits von „MIDI Polyphonic Pressure“ (a.k.a. MPE). Jetzt wird das Gerät nach 4 Jahren Entwicklung und Produktion an die ersten Crowdfunding-Vorbesteller verschickt und kann ab sofort hier bei Thomann.de vorbestellt werden. Unser Angecheckt zu dem „Game Changer“-Controller und Synthesizer.

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Expressive E Osmose

Das Gerät ist nicht nur ein Controller, sondern ein Synthesizer. Allerdings mit einer Menge an Ausdrucksmöglichkeiten. Es gibt eine Hand voll (12) Parameter pro Sound. Einige Klänge sind wirklich gut und überzeugend, andere scheinen für eine andere Welt gemacht zu sein. Die Bereiche liegen zwischen Physical Modelling, Klassikern aus dem simulierten Analogbereich, FM und Karplus-Strong. Genau genommen könnten es auch Zusammenstellungen von dafür gemachten Samples mit einer Menge an Sample-Zonen und Switches sein. Über die Klangerzeugung erfährt man faktisch nichts und es gibt auch keinen tieferen Editor für diese Sounds. Was es gibt, ist die „Eagan Matrix“ (nach ihrem Ersteller Ed Eagan) und dafür gibt es auch einen Editor (C’74 Max basierend). Das Besondere dieser Sounds ist, dass sie für die Bedienung mit der Tastatur angepasst sind. Außerdem sind Arpeggiator und Spielweise weitreichend auf die Features des Synths anpassbar.

Expressive E - Osmose

Expressive E – Osmose

Arbeitsweise der Osmose Tastatur

Die Tastatur hat prinzipiell zwei Hauptwege. Damit sind die mechanischen Bewegungen gemeint, die zu jedem Tastenanschlag gehören. Diese liegen von dem simplen „Berührt werden“, bis hin zum minimalstem Ändern des Zustandes von „Gedrückt sein“. Die erste wichtige Zone ist die von eben jenem minimalst möglichen „Antippen“, bis zum Druckpunkt. Zwischen diesen Punkten liegt die erste „Zone„. Sie kann für sehr Vieles, wie Klang- oder Lautstärkenveränderungen, genutzt werden. Dadurch umgeht man auch die im normalen MIDI-Standard fehlenden Ausdrucksmöglichkeiten von Blas-Instrumenten „vor dem Tastenanschlag“, da sie ja keinen solchen haben.

Zwei-Zonen-Spiel

In Osmose kann man wirklich von „0“ an sehr dezente „Eindrück-Bewegungen“ auf jeder Taste erzeugen und bekommt einen zarten leisen Ton. Natürlich muss es nicht immer die Lautstärke sein, die automatisiert wird, sie ist jedoch meist berücksichtigt. Von hier bis zum krassesten Ton während des Anschlags und in beliebiger Geschwindigkeit, gibt es neue Möglichkeiten sich auszudrücken. Normale Tasten haben nur einen einzigen Velocity Wert bis hier hin erzeugt. Osmose erzeugt diesen und über den kompletten Verlauf bis zum endgültigen Druckpunkt Daten. Hat man den Druckpunkt erreicht, folgt danach die „Aftertouch„-Zone, die ebenfalls polyphon funktioniert. Um das zu zeigen, habe ich ein kleines Hands-On Video unten angehängt, in der es nicht um den Sound, sondern um die Funktionsweise geht.

Auch diese Zone ist ähnlich „tief“ und wesentlich tiefer, als wir es von „normalen“ Tastaturen kennen. Diese Pressure- oder Aftertouch-Phase ist polyphon und damit individuell für jede Taste, genau wie die erste „Velocity“-Phase. Eine Anschlagdynamik wird bereits durch schnelles Antippen erzeugt. Die Dynamik selbst ist nur der Tastenberührungszeitpunkt – danach folgen die schon beschriebenen Hebelwege. So kann langsames Drücken jeweils zwei unterschiedliche Reaktionen besitzen. Im unteren Bereich entstehen Geräusche, die das „Kratzen“ eines Cembalos beeinflussen, klassische Aufhellungen oder solche, die aggressivere Sounds hervorbringen. Die meisten Klänge besitzen diverse klangliche Ereignisse von Filterfahrten bis zu Lautstärkeveränderungen, aber auch Rasseln, Rumpeln und Co. gehören dazu.

Osmose Anschlüsse

Osmose Anschlüsse

Osmose Aufbau

Wer den Blade Runner „machen“ will, käme allein mit der Pressure-Funktion und ohne Anschlagdynamik und Seiten-Controller aus. Hier sind es eben gleich zwei solche Schiebe- bzw. Druckbereiche, Anschlagdynamik, die Möglichkeit die Tasten seitlich zu bewegen und damit Bender-Daten oder auch beliebige andere Parameter zu verschicken.

Das 4-Oktaven-Keyboard hat statt der beliebten „Räder“ einen Pitchbend Fader mit mechanischer Mittenrastung und Modulations-Fader, die schräg angeordnet sind. Darüber sind ein paar Taster und ein großes Display. Alle Endlosencoder sind mit Tasterfunktion ausgestattet. Das Display hat keine Touch-Funktion, lässt sich aber relativ logisch über Durchfahren verschiedener Parameter oder Funktionen verstehen. Die vier Taster oben wählen Sounds, Empfindlichkeiten, und Spielweise/Arpeggiator an. Der „m„-Taster bedient aktuell die Umschaltung zwischen Synth und MIDI-Controller. Für das „Weiterstellen“ von Presets, gibt es noch 2 Taster. Mit den Sounds lassen sich zusätzlich auch alle anderen Einstellungen sichern.

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Jeweils 6 Parameter für Sounds und 6 für Effekte, ein Equalizer und ein Kompressor mit 4 Parametern sind Teil der „Sound-Anpassung“. Auch das bloße „Antippen“ der Tastenrückseiten mit den Fingerspitzen kann man so einstellen, dass sie auslösen. Die meisten User werden das jedoch nicht wünschen. Die Anpassung ist weitreichend und das ist gut so. So viel und so weitreichende Justage ist eher selten und genau deshalb kann Osmose ebenfalls als Master Keyboard gut arbeiten.

Osmose als MIDI-Maschine

In beiden den Betriebsarten Synth & MIDI werden MIDI-Daten versendet. Beide senden MPE und MIDI Befehle, die auch von normalen Synthesizern verstanden werden. Es ist aber nicht nur Key-/Poly-Pressure und Anschlagdynamik, sondern noch einmal obendrauf der „Herunter-Drückfaktor“. Um die vollen Umfänge von Osmose nutzen zu können, sollten die Ziel-Synthesizer für eine Reihe von Controllern empfänglich sein. Ein User berichtet von der erfolgreichen Steuerung des 1-HE 19″-Synths-Klassikers Oberheim Matrix 1000, der einen 6-stimmigen „Gitarren“-Modus besitzt und dieser polyphon angesteuert werden kann.

Die Arbeit mit Haken Audio resultierte in zwei Dingen, der „Eagan Matrix“ und dem Synth selbst. Die Matrix verbindet bestimmte Controller mit einem Ziel und stellt die „Regelbereiche“ ein. Das ist letztlich ein Max/MSP-Patch und ganz sicher eine Wissenschaft für sich – hier werden Anpassungen gemacht, nicht aber Sounds entworfen. Sie lässt unterschiedliches Handling zu und ermöglicht erst das was Osmose „per Standard“ anbietet (mehr könnt ihr im frei erhältlichen „Cook Book“zur Matrix nachlesen) . Wenn der MIDI-Modus aktiv ist, dient Osmose als Keyboard und bietet die Betriebsarten MPE, Classic Keyboard (normal), Poly Aftertouch und Multi-Channel. Letzteres ist hilfreich für den Gitarren-Betriebsmodus des Oberheim Matrix 1000, den allerdings nicht sonderlich viele Klangerzeuger anbieten.

Die Haken-Synthese

Die Synthese-Engine ist der Haken-Audioteil. Somit sind die beiden Engines der Fingerboard-Serien und die des Osmose identisch. Der interne Sound der Fingerboards ist oft das, was viele User oft statt eines anderen Klangerzeugers verwenden. Das liegt sicher auch daran, dass es lange keine MPE-fähigen Controller gab. Die Modi für MIDI sind generell dazu gedacht die angeschlossenen Synths oder Plugins zu beliefern.

Tests mit einem externen MPE-Synth ergeben klar: die klingen durchaus „fetter“ und in meinem Fall ist es ein Iridium, der faktisch alles kann, 2 Parameter per MPE zuweisen kann und das alles polyphon. Die Sounds, die man selbst erstellt hat und in recht kurzer Zeit angepasst hat, bereichern das Leben (AT-Mapping ist auch „so“ schon passend, Pitchbend ebenso, eine dritte Quelle muss man idR. selbst setzen). Wer also einfach nur einen MPE-Controller sucht, kann in diesem Fall den Osmose an den USB-Host des Iridium anschließen und loslegen. Hardware-Nerds können auch direkt alles ohne Rechner mit dem Hapax aufzeichnen.

Osmose Arpeggiator Matrix

Intern vs. externe Synthesizer mit dem Controller

Die internen Sounds sind gegenüber einem aktuellen Synthesizer vielleicht nicht die mit dem größten „Wumms“, jedoch können sie ausdrucksstark sein. Einige Sounds lassen sich über Stunden interessant spielen, auch einige „Drums“ sind sehr „echt“ und beweglich und andere enthalten eine Menge an Ausdruck. Das kann für einen Jam oder ein Set durchaus mal reichen – für die volle Ladung kann man gerade mit Osmose und MPE schon viel übertragen und die Sounds so bauen, dass vorallem die „Anschlagphase“ sinnvoll verwendet werden kann. Diese Anpassung ist mit den meisten heutigen Synthesizern zumindest machbar.

Wichtig und „am besten“ ist neben den Ausweichmodi für „ältere Synthesizer“ aber klar der MPE-Modus. Die ganzen Poly-Pressure-Anwendungen lassen sich „nebenbei“ auch spielen und allein das ist super – jedoch reduziert das die Möglichkeiten des von Osmose bereit gestellten Controller-Kanons. Der hat die gesamte Dynamik bis zur ersten spürbaren „Barriere“ und damit den „Anschlagsteil“ mit einem einfachen Controller in Kontrolle. Es wäre sträflich diesen nicht mit einzubeziehen. Also wenn du Osmose kaufst und Sounds bauen willst, siehe zu einen Passenden zu finden.

Hydrasynth, Iridium und Co. beherrschen diese Betriebsart. Die DAWs sind ebenfalls zunehmend MPE-tauglich bzw. die Plugins. Das Gerät ist nicht zu schwer, macht sich sicher gut in einem Studio und ist kompakt genug, da es „nur“ vier Oktaven breit ist und links den Platz der „Räder“ und etwas mehr Rand benötig, passt er auch unter ein aktuelles Roland System-8.

Mehr zur Bedienung, den genauen Sensoren und den Parametern, der Matrix und Details findest du unten im Video in einem sehr detailreichen Rundgang und ebenso den Sound sowie MPE/MIDI Steuerung externer Synths.

Fazit Osmose

Meine Prognose: Einige User, die keine großen „Spieler“ sind, werden es natürlich lernen müssen mit vielen Fingern zu koordinieren, denn das muss man einfach. Sonst kann man die Vorteile nicht ausspielen. Wenn man das jedoch tut, wird man diese Tastatur sehr zu schätzen wissen. Es ist denkbar, dass einige „Pianisten“ sich davon eine teurere große Version wünschen. Jedoch ist das Spielgefühl oberhalb des Klaviers anzusiedeln, da es mehr kann und ähnlich wie beim Klavier auch die Bewegung mit dem Hebel und die Bewegung des Fingers etwas auslöst.

Das Netzteil ist extern und sitzt locker an seiner Buchse. Das hätte ich gern etwas stabiler gehabt – und das geht indem man ihn „festdreht“ und damit arretiert. Das ist damit in Ordnung.
Die Anschlüsse sind schlicht USB, MIDI ohne Thru und Audio in Form von 2 Klinkenbuchsen. Schön ist der Kopfhörerausgang vorn mit ausfahrbarem Lautstärke-Poti. Die Bedienung ist recht intuitiv.

Allein der Arpeggiator macht viel Spaß und liefert andere Ergebnisse ohne je die Tasten loslassen zu müssen. So lassen sich Timing und NotenReihenfolgen durch Druck verändern – das ist cool. Alle anderen werden es vielleicht eher nicht kaufen oder behalten, da sie einfach am mechanischen Spiel scheitern oder das nicht ausnutzen. Wer ein bisschen „spielt“, kann sich aber gut anpassen. Man muss gerade das Bending und die Art zu spielen etwas anders anwenden, da bisher kein Gerät so schnell reagieren und so klar schon eine „Anschlagdynamik“ aufweisen kann. Die Anpassung dazu ist jedoch per Kurveneinstellung möglich. Für meinen Geschmack spricht das Bending recht früh an. Aber man kann natürlich alles einstellen, ebenso wie es eine Matrix für den Arpeggiator gibt, in der sich Ratchet und Co. den feinen Controllern des Osmose zuweisen lassen. Das wird feinfühligen Spielern zusagen.

Verfügbarkeit und Angebot

Expressive E Osmose könnt ihr ab sofort hier bei Thomann.de (Affiliate) zum Preis von 1799,00 Euro vorbestellen. Die Pakete werden angeblich im April 2023 an die ersten Vorbesteller ausgeliefert. Leider müssen manche Vorbesteller der Crowdfunding-Aktion aus dem Jahre 2019 immer noch auf ihr Exemplar warten (und das angeblich bis Mitte das Jahres).

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Expressive E Osmose
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Kundenbewertung:
(5)

Weitere Informationen zu Expressive E und der Hardware

Videos zu dem Synthesizer und Controller

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Bildquellen:
  • Expressive E - Osmose: Sequencer.de
  • Osmose Anschlüsse: Sequencer.de
  • Osmose Arpeggiator Matrix: Sequencer.de
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7 Antworten zu “Angecheckt: Expressive E Osmose – Sensible Maschine”

    Likewalker sagt:
    0

    „Das Netzteil ist extern und sitzt eher locker an seiner Buchse. Das hätte ich gern etwas stabiler gehabt. “
    Einmal kurz drehen und es rastet so ein, dass man es auch nicht mehr versehentlich herausziehen kann. Ist fett im Quick Start als Feature beschrieben.

    Jens Berger Falles sagt:
    0

    Diese Entwicklung lässt mich völlig kalt. Ein Expressive E Touche reicht für meine Zwecke völlig aus. Aber allein der Preis turnt mich völlig ab. Bei so viel Geld gibt es auch andere Möglichkeiten zum gleichen Ergebnis zu kommen. Mag ja sein dass das nicht schlecht ist, aber zum Musik machen brauche ich zumindest so ein exotisches Ding nicht. Synthesizer sind eben Synthesizer und dürfen es auch bleiben. Will ich komplexeres dann greife ich zu einem meiner akustischen Instrumente.

      Thomas K sagt:
      -1

      Tj, wen interessiert es, was du brauchst ? Mich jedenfalls nicht. Und stell dir vor; es gibt Leute mit anderen Meinungen, Wünschen und Bedürfnissen.
      Zum Beispiel finde ich das Teil unfassbar genial und werde es kaufen.
      Dann hätte ich schon 2 Teile, die Leute wie du nicht brauchen. Einen Quantum und der Osmose. Wie die welt wohl aussähe, würden nur Dinge produziert, die nötig sind ? Ach ja, war das nicht in der DDR so ?

    So Isses sagt:
    0

    „…sondern ein Synthesizer. Allerdings mit einer Menge an Eingriffsmöglichkeiten…“
    „mit eingeschränkten Möglichkeiten“ würde es passender beschreiben.

      Moogulator sagt:
      0

      Ausdrucksmöglichkeiten! Die Tastatur bringt durch die Art eine andere AUSDRUCKSOPTION dazu, ich betrachte den Synth als eine Dreingabe und Solotool, damit man was hat was auch ok und gut ist und eben angepasst auf alles ist. Genau deshalb gibt es 4.5 nicht 5 Punkte – denn das Spielkonzept ist 5 wert von 5.

      Kann gern kommentiert werden oder ggf. gegenargumentiert.

        So Isses sagt:
        0

        „…ich betrachte den Synth als eine Dreingabe…“
        Trotzdem fragt man sich, warum die Möglichkeiten so beschnitten wurden.

          Moogulator sagt:
          0

          Der ist eine Übernahme von Haken – dort gibt es kein Display und man hat wohl eher keine „Synthleute“ im Kopf – so auch hier. Denke also dies ist der „Hintergrund“. Eine Vermutung – keine Wissen.

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