Die besten multitimbralen Synthesizer
Multitimbrale Synthesizer mit mindestens 4 oder mehr verschiedenen Klängen gleichzeitig
Multitimbrale Synthesizer sind extrem rar geworden. Was in den Achzigern und Neunzigern jeder neue Synthesizer konnte, ist heute ein schwer vermisstes Sonderfeature. Viele, aber noch lange nicht alle Synths, haben eine teilbare Tastatur mit zwei unterschiedlichen Klängen (Split). Lassen sich ganze Songs mit nur einem Synthesizer herstellen – ohne DAW? Das geht heute nur noch mit einem Bruchteil der Angebote. Technisch entwickelte sich die Angebotswelt bei diesem Thema stark rückwärts in den letzten Jahrzehnten.
Multitimbrale Synthesizer Shootout
Multitimbral ist ein Synthesizer dann, wenn er mehrere unterschiedliche Klänge gleichzeitig bereitstellen kann. Er wird nur durch die Stimmenanzahl „begrenzt“. Deshalb gibt es mehrere „Slots“ oder einen vollständigen Bereich, wo die üblichen 16 MIDI-Kanäle repräsentiert sind. Dort ist pro Kanal ein unterschiedlicher Klang möglich. Das war lange Standard. Heute ist das vorbei. Vor 25 Jahren gab es sogar 32 verschiedene gleichzeitige Klänge pro MIDI-Kanal mit Splits. Heute muss man bei vier oder fünf verschiedenen Sounds schon jubeln.
Technisch bietet MIDI 2.0 per Definition für jeden Sound einen anderen Klang mit dynamischen Änderungen in Echtzeit. Die meisten verbliebenen Geräte sind Grooveboxen oder Workstations. Selbst Klanglabore, also synthesestarke Synthesizer, haben heute oft kaum mehr als zwei unterschiedliche Klänge anzubieten und erzwingen ein Arsenal an Geräten.
Gesucht: Multitimbral, jung, verzweifelt
Wir suchen synthesestarke Synthesizer, die das noch, oder wieder, können. Ich habe ansich tolle Synthesizer wie den Yamaha Montage M und Roland Fantom „weggelassen„, da sie zwar Synthesizer sind, aber als „Workstations“, ähnlich des Nautilus, Kronos, den Kurzweils, eher als Workstations gefühlt werden. Eigentlich ist dabei der Montage M erst nachträglich dazu per Update umfunktioniert worden.
Die Elektrons, MPCs bis hin zur MC-707 sind definitiv polyphone multitimbrale Synthesizer, dennoch sind sie Grooveboxen und werden deshalb hier nicht gelistet. Wer Schubladen nicht mag, kann sehr gern diese mit im Kopf behalten, da sie selbstverständlich Probleme lösen können. Wir suchen auch unbekanntere oder unterschätzte „reine Synthesizer“.
Supercritical Redshift 6
Der Aktuellste ist erstaunlicherweise ein analoger Synthesizer. Er erhielt kürzlich einige Updates. Er ist nicht so flexibel „zwischen den Oszillatoren“ (DCOs), dafür hat er interessante Filtermodi. Jede seiner sechs Stimmen kann anders klingen. Der dazu passende Verteilmodus ist bei einem Instrument dieser Art (heute) selten.
Der erste Synthesizer, der das konnte, war der Casio CZ-101 (4 unterschiedliche Sounds mit vier Stimmen) von 1984. Deshalb war er bei Komponisten mit wenig Geld beliebt. Mit den sechs Stimmen ist allerdings der Multimode eher für Leute, die sehr gut mit Stimmen umgehen können, geeignet. Dennoch bin ich um jeden Synthesizer froh, der in dieser Liste steht. Er wird vermutlich weiter unterschätzt bleiben.
Den Redshift 6 bekommst du bei Thomann*.

Isla Instruments Caladan
Günstig und in seiner technischen Basis analog, ist der Nachfolger des Parva, der Caladan. Er kann seine acht Stimmen verteilen, beherrscht MPE und hat in Planung auch andere Klang-Engines. Formell ist er nicht nur pro Engine, sondern jeder einzelne Sound in der Lage, unterschiedlich zu klingen. Dieser Außenseiter wurde schon in seiner Ur-Version eher übersehen.
Aktuell gibt es einige Ankündiungen die nicht zu klare Aussagen über die Zukunft des Caladan möglich machen, dennoch ist er damit als vergleichsweise neuer und „kaum bekannter“ Anwärter, der Aufmerksamkeit verdient hat. Er wird über Stimmenkarten bestückt und kann auch unterschiedliche Sound-Engines verwalten.

In Deutschland gibt es keinen Vertrieb, daher muss man ihn direkt bei Isla bestellen. Er kostet zwischen $949 und 1149 US-Dollar (je nach Stimmenkarten), stammt aber aus dem Britischen Empire.
Melbourne Instruments Nina
Nina ist ein hybrider Synthesizer mit drei Oszillatoren. Dieser Dritte ist als FM-Quelle und für Wavetables zuständig. Nina hat 4 unterschiedliche Klänge mit insgesamt 12 Stimmen parat. Den Klang und die Möglichkeiten ist wirklich hochwertig, denke dennoch, dass viele die Stimmen verschwenderisch nutzen wollen werden. Dies ist ein Synthesizer, der nicht wie andere klingt. Für mich ist er ein guter Tipp, trotz seines recht hohen Preises. Technisch konnte es offenbar erst „heutzutage“ so etwas geben.
Der Sound ist immer wieder überzeugend, den ich wirklich gerne hätte. Nicht nur als Demogerät. Neben den Standards reiht er, bzw. „sie“, sich extrem gut in jeden Track ein. Die vier verschiedenen Sounds sind technisch zwar die „Untergrenze“ meiner Multitimbral-Suche, aber es ist ein tolles intuitives Instrument.
Den Nina bekommst du bei Thomann*.

Kodamo Essence FM MkII
Der Essence FM MkII ist der einzige, der wirklich voll 16 Slots und damit 16 unterschiedliche Sounds anbieten kann mit ausreichend Stimmen. Er gibt am meisten das Gefühl, diesbezüglich vollständig zu sein und verdient daher eine eigene Erwähnung, die in der Leistung der Synthesizer der Achtziger und Neunziger entsprechen. Es ist noch immer absurd, dass man das schreiben muss. Er müsste prinzipiell an Platz 1 stehen und ist, wie die meisten anderen, noch immer eher ein Geheimtipp. Er ist ein klassischer FM-Synthesizer mit 6 Operatoren, flexiblen Loop-Multisegment-Hüllkurven und editierbaren Wellenformen mit 300 Stimmen.
Den Essence FM MkII bekommst du bei Thomann*.

Groove Synthesis 3rd Wave – 4-fach
Der 3rd Wave ist sicher ein Ausnahme-Instrument. So, wie die meisten anderen Multitimbralen. Er ist mit seinem Sequencer und vier Multislots durchaus in der Lage Songs zu skizzieren. Sicher dachte man sich allerdings auch, dass man diese Fertigkeit als Layer-Methode verwenden kann. Ähnlich konzipiert ist der Clavia Nord Wave 2, der seine „Slots“ teilweise eher wie eine Schichtung verschiedener Klänge versteht. Dennoch können die Sounds einzeln via MIDI angesteuert werden. Der 3rd Wave bietet viele hochwertige Sampling/Wavetable Umsetzungen.
Den 3rd Wave bekommst du bei Thomann*.

Aktuelle Multitimbrale Synthesizer
Da es nicht viele Multitimbrale nach der Jahrtausendwende gab und gibt, sei hier eine Liste weiterer, aktuell wichtiger, multitimbralen Synthesizer genannt, die man aktuell auch kaufen kann. Der Aufwands-Preis geht vermutlich an den Jupiter X und Xm, denn der Synthese-Teil ist sehr aufwendig. Spannend ist unbedingt der Mayer Vibes.
–Waldorf Blofeld,16 DSP, schafft „3-5“ unterschiedliche Klänge, realistischerweise, lange auf dem Markt
–Mayer Vibes + MD900 – 4fach + Drums, extrem interessant
–Roland Jupiter X & Xm, 4fach + Drums, aufwendig
–Roland SH-4D, 4fach + Drums, mobil und einfach
–GS Music e7 4fach, analog
–Clavia Nord Wave 2 4fach Layer Konzept
Eine Sonderstellung könnte man den „OP„-Synthesizern von Teenage Engineering geben, die allerdings auch eine Art Groovebox sind und mehrere Sounds gleichzeitig ausgeben können. Dies soll nur der Vollständigkeit genannt sein. Es gibt weitere interessante Synthesizer, auch kleinere und solche von unbekannteren Herstellern, weshalb dies keine vollständige Liste ist. Du kannst aber gern einige posten.
Ich bleibe entsetzt über diese sehr traurige Entwicklung und danke den Herstellern dieser Angebote, dass sie zumindest für Live deutlich weniger Platz benötigen. Tut etwas!
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