von claudius | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Universal Audio Linux Petition Teaser

 ·  Quelle: Universal Audio / change.org / Canoical / wikimedia

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Linux und Pro-Audio sind keine Gegensätze (mehr), das freie Betriebssystem hat lediglich eine andere Herangehensweise an das Thema. Gerade bei DSP-Hardware gibt es bislang nur Workarounds von der Community. Könnte sich das mit einer Petition an Universal Audio schon bald ändern?

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Universal Audio + Linux

Wenn du mit Linux unterwegs bist, ist dir sicherlich schon aufgefallen, dass es öfter als unter anderen Betriebssystemen an Software und kompatibler Hardware im Pro-Audio-Sektor mangelt. Die meisten USB-Interfaces sind problemlos kompatibel, allerdings gibt es auch DSP-gestützte Hardware, die ohne Treiber oder spezielle Software wie ein DSP-Mixer nicht auskommt oder nur rudimentär nutzbar ist. Die UAD-Hardware und Plug-ins von Universal Audio wären da ein Thema.

Und es scheint nun etwas Bewegung zu geben: Linux-User haben eine Petition auf Change.org ins Leben gerufen, in der Linux-User gezählt werden sollen, die gern UA-Hardware und Software nutzen würden. Damit soll UA zu nativen Treibern bewegt werden. Und da kommt ein Aber …

Linux Einsteiger Uebersicht Besser als Windows MacOS

Denkfehler?

Das alles basiert auf einem Forums-Post, in dem UA einem User rät, Bescheid zu sagen, wenn er Linux-Treiber braucht.

In der Community hat sich das ziemlich schnell verbreitet, denn bisher hat UA die Wirtschaftlichkeit an oberste Stelle gesetzt. Wo keine User sind, wird es auch kein Support geben. Was zum Henne-Ei-Problem führt, denn wo Pro-Audio-Hardware maximal als Bastellösung unterstützt wird, werden User fernbleiben. Laut UA gibt es zu wenige UA-Linux-User, damit Support Sinn ergeben würde. Zumindest in absoluten Zahlen haben sie Recht: Am Desktop arbeiten etwa 1-2% damit. Zählt man Chrome-OS dazu, das auch nur ein Linux ist, dann sind es maximal 4%. Aber es wächst stetig.

Allerdings fehlt es an Linux-DAWs, die laut UA am meisten Verbreitung (bei ihrer Software?) haben: Pro Tools, Logic, Cubase, Studio One … auch bei den Herstellern herrscht das Henne-Ei-Problem vor. Keine User, kein Support, keine User. Am ehesten sehe ich Fender bzw. Presonus für Studio One am Hebel, nachdem auch Reaper nun nativ Linux unterstützt. Aber Logic? Niemals. Pro Tools … vermutlich 10 Jahre später als alle anderen. Steinberg bzw. Yamaha – vermutlich auch eher nicht. Wobei, Cubasis gibt es für Android, was zumindest ein ganz kleines bisschen wie Linux ist. Auch wenn es etwas stinkt.

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Da ändert sich vermutlich nur noch etwas dran, wenn mehr Menschen Linux als Haupt-OS nutzen würden. Bisher ist die Abdeckung okay, aber nicht super gut.

Linux Distributionen Ubuntu Arch Manjaro Mint Uebersicht STarter

Linux als Pro-Audio Plattform?

Petition unterschreiben

Wir können nur ahnen, wie viel User UA wirklich hat. Dank langer Mac-Historie werden die meisten auch mit Systemen von Apple arbeiten. Windows dürfte so bei 10-20% (geschätzt) verbreitet sein.

Anhand der Petition können wir auch erstmals sehen, wie viele Pro-Audio-Linuxer es in etwa gibt, die sich für Pro-Audio-Hardware (zumindest von UA) interessieren.

Wobei UA hier schon präventiv abgewunken: Wenn es nicht mindestens 20.000 werden und das nicht auch registrierte UA-Nutzer sind, wird es eh nix. Doch ich frage mich: Wenn die Firma keinerlei Support für Linux anbietet, warum sollten User dann deren Hard- und Software kaufen (und registrieren)? Lediglich das neue Volt-Interface ist problemlos mit Linux einsetzbar – eine Registrierung bringt aber keinerlei Mehrwert, denn es laufen ohnehin keine DSP-gestützten Plug-ins darauf.

Universal Audio Volt 276

Trotzdem: Bist du wie ich mit Linux unterwegs und würdest gern UA-Hardware nutzen, dann unterschreib die Petition. Vielleicht denkt UA ja um. Ich fände es großartig, einfach weil dann eine echte Wahl besteht. Daher: Signed. Auch wenn ich keine UA-Hardware (mehr) besitze, unter anderem, weil Linux nicht supportet wird.

Wir haben auf jeden Fall auch parallel eine Presse-Anfrage gestellt. Wenn es mehr zu berichten gibt, lest ihr es hier!

Mehr Infos

Bildquellen:
  • Linux Einsteiger Uebersicht Besser als Windows MacOS: Microsoft, Apple, Wikimedia, Bitwig
  • Linux als Pro-Audio Plattform?: Claudius, Gearnews
  • Universal Audio Volt 276: Gearnews
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16 Antworten zu “Universal Audio: Könnte es bald Linux-Support geben?”

    Thomas sagt:
    -1

    Die Petition sollte in den Köpfen der Anwender starten, Linux zu verwenden. Ich sehe es wie UA, bei der kleinen Basis an installierten Systemen lohnt es sich nicht, dafür Treiber herzustellen. Und ein Unternehmen muss nun mal wirtschaftlich denken und handeln, alles andere wäre Liebhaberei. Und zu versuchen, der erste am Markt zu sein als Pionier, um Linux zu etablieren, kann ganz böse enden. Es heißt nicht umsonst „Pioniere sterben“.

    UA könnte die aber vielleicht manche Spezifikationen freigeben, damit andere, freie Entwickler die Treiber herstellen. Das wäre doch win-win.

    Und ja, das Henne-Ei Problem, wie sollen Anwender zu Linux kommen, wenn es keine Software gibt und wie soll Software hergestellt werden, wenn keiner Linux verwendet. Fangen wir doch mit der nativen Soundunterstützung im Kernel an, wo Linux leider immer noch eine offene Flanke hat. Oder wurde die behoben?

      claudius sagt:
      0

      Meinst du Echtzeitaudio? Das liegt wohl schon im Kernel-pre mit drin, ist allerdings noch nicht aktiv … weil … Linus Torvalds eben. Aber es soll mit 5.16 oder einem der nächsten Releases reinkommen. Abgesehen davon: Auch ohne RT-Prio ist Echtzeitaudio problemlos möglich.

      Oder sprichst du von etwas anderem? ALSA? Das ist seit Kernel 2.6 Bestandteil und bietet Support für weit mehr Soundkarten, als es Core Audio oder ASIO tun. Bietet notfalls ein Fallback auf (IIRC) 24 Bit / 48 kHz an.

      Wenn UA eine API freigibt, wäre das vermutlich der klügste Weg für alle. Für UA quasi kein Aufwand. Und für etliche User ohne Win/Mac die Möglichkeit, zumindest die HW zu nutzen und die DSP Dinge zu steuern. Was allerdings die Plug-ins weiter ausschließen würde. Die gibt es zwar oft auch bei anderen Herstellern ohne SHARC-Dongle, aber den HW-Preis müssten wir dann ja dennoch zahlen.

      Bei der Wirtschaftlichkeit bin ich bei dir. Das lohnt sich finanziell vermutlich nicht.

      Guitana sagt:
      0

      Der Witz ist ja, dass der Aufwand gar nicht hoch ist. Die Problematik ist meist eher unternehmerischer Natur. Einen closed-Source Treiber will kein Mensch, der Linux nutzt. Also muss der Treiber Open-Source werden. Damit nimmt man allen potenziellen Nachahmern den intialen Aufwand für das Schreiben eines Treibers. Sie können den vorhandenen Treiber weiterverwenden und anpassen.

      Davon profitieren alle, außer die Firma, die den Treiber veröffentlicht hat. Wobei deren Treiberqualität auch profitiert, aber eben nicht ihr Bankkonto oder Marktvorteil.

      Früher sagte man bei Microsoft dass Linux „Kommunismus“ sei (man muss dazu sagen, dass die Komunismus ja auch als etwas inheränt böses verstehen). Ein Stück Wahrheit ist da dran, denn du vergemeinschaftest dein Wissen. Im Kapitalismus geht es eben meist um „IP/Intellectual Property“, also das genaue Gegenteil.

      Ich habe mal die Petition unterschrieben, in dem Wissen, dass nichts passieren wird. Denn selbst mit Treiber bringt uns der DSP nichts, dafür müsste UA auch alle Plug-Ins für Linux unterstützen – ain’t gonna happen. Freie Plug-In Entwickler werden den auch nicht nutzen, weil denen dafür vermutlich die Nutzerbasis fehlt und der Aufwand zum implementieren vermutlich relativ hoch ist.

        claudius sagt:
        0

        Gute Punkte. Wobei ich mir bei den FOSS-Gedanken nicht bei allen als obligatorisch vorstellen kann.
        Ich bevorzuge es auch und ich vermute, viele tun das, wenn es aber keine Alternative gibt oder Linux etwas leichter benutzbarer oder vielfältiger macht, dann nehme ich auch propietäre Software. Und freue mich, wenn der Hersteller vielleicht den Gedanken aufschnappt und später Open Source draus macht. :)

          Guitana sagt:
          0

          Ich bin da voll bei dir. Bei Software juckt es mich auch nicht so sehr, gerade weil ich meione Updates meist dennoch per AUR beziehen kann (ich nutze Reaper und mache es dort so). Bei Treibern stört es mich aber sehr, liegt vielleicht an meinen schlechten Erfahrungen mit den NVidia und wesentlich schlimmeren HP Treibern. Wenn die Community nicht die Möglichkeit bekommt, den Treiber auszubessern, habe ich die gleiche Situation wie bei Windows und ich bin von der Großzügigkeit des Herstellers zwecks Support abhängig.

            claudius sagt:
            0

            Reaper hole ich mir direkt bei Cockos. Ist das auch im AUR? (btw. I use Arch.) ;)

            Die nVidia-Treiber sind echt der letzte Rotz und eine Frechheit. Leider sind nouveau-Treiber nicht im Ansatz so leistungsfähig. Zum Glück komme ich ohne RT-Kernel sehr gut klar, im Kernel 5.16 ist es ja schon quasi drin … aber Gaming hat erstmal Vorrang, daher hoffe ich auf 5.17/18, dass alle RT-Patches obsolet werden und endlich native nVidia und AMD Treiber installiert werden können.

            Aber Treiber selbst schreiben …. puh, das ist mir dann zu viel. Ich fühle mich bvei Scripten ja schon krass als Hacker, dass ich nebenbei noch ein paar Terminals aufmachen muss, um via pacman ein Udpate zu machen und auf dem zweiten Monitor laufen dann htop und hollywood, damit es nochmal krasser aussieht, wenn jemand anders ins Zimmer kommt. Oder cmatrix. ;D

            Guitana sagt:
            0

            Ja, jemand war so cool und hat ein AUR auto-update Skript geschrieben. Jetzt nervt nur noch die Erinnerung beim Starten von Reaper, wenn ich nach dem hochfahren nicht gleich die Updates installiert habe :D

            Noch schlimmer sind halt HP-Treiber. Uralt Abhängigkeiten und permanente Disfunktionalität. Scannen ist bei mir ein Glücksspiel.

            Es verlangt auch keiner, dass du selbst einen Treiber schreibst. Aber wenn UAD einen Treiber für Linux veröffentlichen würde, wäre es für mich nur bei einem Open-Source Treiber interessant. Idealerweise im Kernel integriert. Denn alle nicht-Kernelmodule erhalten öfter mal Breaking Changes. ZFS on Linux und NVidia können da ein Lied von singen. Am Ende verringerst du dir dadurch deinen Wartungsaufwand und nur so kann ich sicherstellen, dass das gekaufte Interface auch in 10 Jahren noch funktioniert.

            Damit wäre UAD auch nicht der erste Hersteller, der den Aufwand in Kauf nimmt. AMD ist seit ca. 2013 dabei, seinen Treiber in den Kernel zu bringen (ein Grafiktreiber ist vermutlich erheblich komplexer als der eines USB-Audiointerface). Anfangs noch mit einigen Rückschlägen verbunden (da die Qualität nicht ausreichte, um ihn in den Kernel einzupflegen), ist es am Ende ein Erfolg. AMD hat endlich einen Treiber mit guter Qualität und wir können jede Grafikkarte ab GCN1.0 für einige Jahre weiterverwenden.

            Da ist aber auch der Punkt: Ich glaube, dass der Antrieb intrinsisch sein muss. Forenpostings können eine Firma vielleicht auf die Idee bringen, aber so eine Petition soll von außen Druck aufbauen. Wenn dir jemand sagt, was du zu tun hast, dann erledigst du die Aufgabe mit geringstem Aufwand und das Ergebnis wird Müll. Wir bekommen einen proprietären Treiber, niemand kauft deshalb mehr UAD Devices, UAD sieht sich in seiner ursprünglichen Annahme bestätigt, dass es keinen Markt dafür gibt und die Linuxer schauen weiter in die Röhre.
            Aber so weit wird es nicht kommen, entweder fehlen am Ende der Petition die Unterstützer, oder UAD redet sich noch raus. Die sind in meinen Augen kein Unternehmen, die zu so einer Aktion passen (nutzen die für ihre Plug-Ins nicht auch iLok?). Eher sehe ich es bei RME passieren, die hatten schonmal Linux-Treiber und haben intern wohl auch öfter mal die Diskussion dazu gehabt, ihnen fehlt nur die Zeit. Soweit ich weiß haben die auch keine DSP und damit den deutlich geringeren Aufwand.

    Max Matteo sagt:
    0

    linux daw, und ziemlich gut:

    https://harrisonconsoles.com/product/mixbus/

      claudius sagt:
      0

      ich bin auch großer Fan von Mixbus, allerdings habe ich einige Kritikpunkte an der DAW (teils ist das die Schuld von Ardour, teils von der Grafikdarstellung des Mixers, die meist beim scrollen stark ruckelt).
      Nutzt du sie als Haupt-DAW?

      Ragnar sagt:
      0

      Bitwig halt auch, also auch wenn die Auswahl mager ist, die Qualität ist es unter Linux nicht.

    Ragnar Roeck sagt:
    0

    Sorry, aber auf 20000 echte (!) zukünftige Nutzer wird die Petition nicht kommen. Sollen die ganzen Firmen mal lieber zusehen das deren elende DRM/Kopierschutzmalaise mit Wine zusammenarbeitet, dann bräuchten die sich nicht um Linux kümmern, solange die Adapter Class-Compliant sind, wird deren Software dann schon laufen. Ich habe hier einige WinVST3-Plugins (auch z.T. iLok) unter Linux laufen, da haben sich die Programmierer wohl eher nicht angestrengt die Nutzung zu verhindern und dann geht das eben einfach so.

      claudius sagt:
      0

      Denke ich auch nicht. UA hat kein Interesse an der Community, sonst würden sie ganz anders argumentieren, und vermutlich viele in der Audio-Community auch nicht, da bei Linux auch oft noch eine moralisch-ethscihe Komponente mitschwingt.

      Fände UA es gut, würden sie wenigstens die Schnittstelle aufmachen. Auf Basteleien mit WINE habe ich aber keine Lust. Das reicht mir schon beim Zocken, wobei das mittlerweile echt entspannt läuft. Aber der Weg war sehr, sehr steinig.

        Ragnar Roeck sagt:
        0

        Mit yabridge ist es eigentlich schnell erledigt, wenn WINE eh schon läuft.

          claudius sagt:
          0

          Naja, die meisten JUCE-Plugins haben Probleme, auch alles von NI ist dank dem Installer eher unbrauchbar. Meine Klanghelm-VSTs laufen aber in der Tat problemlos. Bei denen belasse ich es auch bis auf Weiteres. ;)

    Torsten Traeumer sagt:
    0

    Ach wie schön wär das, wenn ich meine DAW mit allen Plugins mehr oder weniger problemfrei unter Linux betreiben könnte…

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