von Lasse Eilers | Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten | Unsere Wertung: 4,5 / 5,0
Angecheckt: Twisted Electrons Blast Beats

Angecheckt: Twisted Electrons Blast Beats  ·  Quelle: Gearnews

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Beim Gedanken an den Sound der alten SoundBlaster-Karten aus den Neunzigern wird dir ganz warm ums Herz? Dann hat Twisted Electrons mit Blast Beats genau das Richtige für dich. Blast Beats ist eine Groovebox auf Basis des YMF-262 Chips, der auch auf den Soundkarten SoundBlaster16 und SoundBlaster PRO2 seinen Dienst verrichtete und die Game-Klassiker der 90er zum Klingen brachte. Wir hatten die Gelegenheit, einen Prototypen des Blast Beats einem ersten Check zu unterziehen.

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Twisted Electrons Blast Beats: Der SoundBlaster ist zurück!

Aus den Soundchips alter Konsolen und Computer moderne Groove-Maschinen zu bauen, ist die Spezialität von Twisted Electrons. So nahm sich der Hersteller mit dem MEGAfm bereits den Soundchip aus dem SEGA MegaDrive vor. Auch für Fans des Nintendo NES (hapiNES L) und natürlich des legendären SID-Chips aus dem C64 (TherapSid MKII / TherapKid) haben die Franzosen die passenden Geräte im Angebot. Jetzt folgt mit Blast Beats eine Drummachine und Groovebox, die sich ganz dem FM-Sound der SoundBlaster-Karten verschrieben hat.

Mit nicht weniger als 56 Fadern, deren Bewegungen sich obendrein im Sequencer aufzeichnen lassen, kann man in Echtzeit Einfluss auf die Parameter der einzelnen Stimmen nehmen. Wie schon beim MEGAfm verspricht das jede Menge intuitiven Zugriff auf die FM-Klangerzeugung, die ja sonst eher nicht für unkomplizierten Schraubspaß bekannt ist. Das Ganze ist gepaart mit einem 64-Step-Sequencer mit Echtzeit- und Step-Programmierung, Probability-Funktionen sowie einigen schlauen Performance-Features.

Twisted Electrons Blast Beats

In Blast Beats steckt der Soundchip der SoundBlaster-Karten · Quelle: Gearnews

Sechs Drum-Stimmen und vier Synth-Voices

Blast Beats bietet insgesamt zehn Instrumente. Zu den sechs Drum-Stimmen (Bassdrum, Snare, Tom, Closed Hat, Open Hat und Cymbal) gesellen sich vier Synth-Voices, die je nach gewähltem Algorithmus aus zwei oder vier Operatoren bestehen. Synth 1 und 2 sind monophon, während Synth 3 und 4 duophone Sounds liefern – allerdings mit gewissen Beschränkungen (dazu gleich mehr).

Da Twisted Electrons dem Blast Beats zwei Stereo-DA-Konverter spendiert hat, lassen sich die zehn Sounds auf insgesamt vier Einzelausgänge routen. Aufgrund von Hardware-Beschränkungen des YMF-262 ist man dabei allerdings nicht völlig frei, so landen Snare und Hi-Hats sowie Tom und Cymbal immer gemeinsam auf einem Ausgang.

Neben den Einzel-Outputs findet man auf der Rückseite je einen Kopfhörer- und Mono-Mix-Ausgang, analoge Sync-In/Out-Buchsen (Miniklinke) und MIDI In/Out. Außerdem gibt es einen USB-Port für Firmware-Updates (nicht für MIDI!) und einen Micro-SD-Kartenslot als Speichermedium.

Twisted Electrons Blast Beats

Die Sounds lassen sich auf vier Einzelausgänge routen · Quelle: Gearnews

Überblick

Die 56 Fader sind in zwei Reihen organisiert. Oben findet man vier Blöcke für die Drumsounds: Bassdrum Carrier und Modulator, Snare sowie Hats, Tom und Cymbal, die sich einen Satz Bedienelemente teilen. Die vier Blöcke der unteren Reihe entsprechen den vier Operatoren der Synth-Voices. Zur Wahl des Algorithmus gibt es bei OP1 einen Fader, mit dem man aus den fünf aufgedruckten Konfigurationen wählen kann.

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Im Step-Modus dient die obere der beiden Tasterreihen zur Auswahl des gewünschten Instruments und zur Programmierung im Sequencer. Im Modus Kit/Patt wählt man hiermit das gewünschte Kit, also das Soundset aus sechs Drum- und vier Synth-Sounds.

Die 16 Taster der unteren Reihe dienen im Kit/Patt-Modus zur Anwahl von Patterns und im Step-Modus als Step-Taster. Außerdem erreicht man hierüber in Verbindung mit der Funktionstaste diverse weitere Funktionen wie Pattern-Länge, Clear, Swing, Mute, Solo und die Performance-Effekte („Tricks“) Stutter, Bend und Freeze.

Twisted Electrons Blast Beats

Alle 56 Fader können im Sequencer automatisiert werden · Quelle: Gearnews

Struktur

Blast Beats unterscheidet zwischen Songs, Patterns und Kits. Ein Song ist eine komplette Konfiguration der Maschine, die von der SD-Karte geladen und auf dieser gespeichert werden kann. In zehn Ordnern lassen sich bis zu 160 Songs sichern.

Ein Song umfasst 16 Patterns zu je maximal 64 Steps. Aus diesen lässt sich pro Song eine Verkettung mit maximal 256 Umschaltvorgängen erstellen. Außerdem enthält ein Song zehn Kits, also komplette Soundsets, in denen die Positionen aller Fader gespeichert sind. Kits können mit Patterns verknüpft werden, sodass beim Wechsel des Patterns auch die Sounds wechseln.

Sequencer

Patterns sind maximal 64 Steps lang, wobei auch beliebige „krumme“ Längen möglich sind. Die Einstellung der Länge hat mir sehr gut gefallen. Man wählt einfach mit der oberen Button-Reihe die Zahl der Pages (1-4) und dann mit der unteren Reihe den letzten Step. Genial ist auch, dass sich die ersten 16 Steps einfach in die folgenden Pages kopieren lassen, indem man den ersten Taster der oberen Reihe gedrückt hält, während man je nach Wunsch die Taster 2-4 drückt. So lassen sich Patterns im Nu verlängern und dann variieren.

Der Sequencer des Blast Beats bietet zwei Haupt-Betriebsarten: Kit/Patt und Step. Der Kit/Patt-Modus bietet sich zum Jammen und Performen mit Patterns und Kits an. Hier wählt man mit der unteren Reihe von Tastern die Patterns aus und mit der oberen die Kits. Jedem der 16 Patterns kann eines der zehn Kits zugewiesen werden. Sowohl Patterns als auch Kits lassen sich sehr einfach kopieren.

Der Record-Button dient im Kit/Patt-Modus zum Aufzeichnen von Pattern-Ketten. Auch das Löschen dieser Ketten ist sehr einfach „on the fly“ möglich, wodurch man bei der Performance flexibel ist.

Im Step-Modus verhält sich der Sequencer ganz im X0X-Stil. Man wählt das gewünschte Instrument mit den zehn Buttons der oberen Reihe an und kann dann mit der unteren Reihe die Steps setzen. Ein Druck auf REC aktiviert den Echtzeit-Aufnahmemodus, in dem man die sechs Drum-Sounds mit den entsprechenden Tastern live „eintrommelt“. Bei den Synth-Sounds fungiert die untere Tasterreihe im Echtzeitmodus als „Tastatur“. Alternativ lassen sich die vier Synth-Parts auch per MIDI einspielen oder bei gestopptem Sequencer Step by Step eingeben.

Twisted Electrons Blast Beats

Blast Beats liefert sechs Drum- und vier Synth-Voices · Quelle: Gearnews

Fader-Automation

Im Step-Modus kann Blast Beats alle Fader-Bewegungen aufzeichnen, was bei der großen Zahl von Fadern natürlich enorme Möglichkeiten eröffnet. Sobald man bei aktiver REC-Taste einen Fader bewegt, wird dessen Bewegung aufgezeichnet. Obwohl man dafür kurz in den Funktionsmodus hinüberwechseln muss, ist auch das Löschen dieser Automationen sehr einfach und schnell möglich. Da wir hier über FM-Synthese reden, haben bei vielen Fadern schon leichte Änderungen drastische Klangveränderungen zur Folge; dementsprechend vielseitig sind die Möglichkeiten. Wer es geschickt anstellt, kann dem Blast Beats Patterns entlocken, die so klingen, als enthielten sie viel mehr als nur die zehn Sounds des jeweiligen Kits.

Noch mehr Bewegung: Probability, Wiggle und Tricks

Sowohl beim Triggern der Steps als auch bei den Fadern kann auf Wunsch der Zufall für Abwechslung sorgen. Mit Prob lässt sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Steps eines Kanals getriggert werden, in zehn Schritten einstellen. Wiggle ist eine Art Zufallsgenerator, der die ihm zugewiesenen Fader in einem einstellbaren Bereich zufällig bewegt. Beide Funktionen eignen sich hervorragend, um Bewegung in Patterns zu bringen.

Im Funktionsmodus verbergen sich darüber hinaus drei lustige Performance-Features, die Twisted Electrons als Tricks bezeichnet. Stutter ist eine Retrigger-Funktion. Über die obere Button-Reihe wählt man den Notenwert der Wiederholungen. Bend ist ein Spindown-Effekt, der das globale Tuning des FM-Chips nach unten pitcht. Zu Freeze schreibt der Hersteller, dass die Funktion die „Kommunikation zwischen Gehirn und Stimme“ unterbreche, was zu verschiedenen Glitches und unerwarteten Effekten führe. Alle drei Tricks lassen sich automatisieren und im Sequencer aufzeichnen.

Und wie klingt es?

Mit dem SoundBlaster-Chip liefert der Twisted Electrons Blast Beats eigenständige Drum- und Synth-Sounds, die das gängige Elektronik-Arsenal auf eine sehr charmante Weise bereichern. Naturgemäß dominieren der etwas kühle, bissige FM-Klangcharakter und ein deutlicher Lo-fi-Einschlag, aber die Maschine überrascht hin und wieder auch mit Sounds, die man durchaus als „fett“ bezeichnen könnte.

Bei den Drums bietet die Bassdrum die meisten Regler und damit auch die meisten klanglichen Möglichkeiten. Mit getrennten Sektionen für Carrier und Modulator ist man hier beim Sounddesign besonders flexibel. Bei den übrigen Drumsounds muss man sich mit weniger Einstellmöglichkeiten begnügen, aber auch hier liefert Blast Beats dank verschiedener Schwingungsformen und Hüllkurven viel klangliches Potenzial.

Bei den vier Synth-Parts sollte man im Kopf behalten, dass diese nicht ganz identisch sind. Synth 1 und 2 sind monophon, während Synth 3 und Synth 4 duophone Sounds liefern. Dabei wechselt Synth 3 auf jedem getriggerten Step zwischen seinen beiden Stimmen, die sich dadurch überlappen können. Synth 4 triggert beide Stimmen gleichzeitig und ermöglicht es, sie gegeneinander zu verstimmen, wodurch sich fette Bässe oder Stabs realisieren lassen. Berücksichtigt man dies und reserviert beispielsweise Synth 4 für den Bass und Synth 3 für Pad-artige Sounds, dann kann man aus den Synth-Parts einiges herausholen, obwohl keiner der vier Synth-Parts echte Mehrstimmigkeit bietet. Die fehlende Polyphonie ist in meinen Augen eine kleine Schwäche des Blast Beats – ich habe mir doch des Öfteren gewünscht, mal einen Akkord spielen zu können. Aber Einschränkungen machen bekanntlich kreativ!

Zum Abschluss sei gesagt: Man sollte nicht erwarten, den Blast Beats einzuschalten und sofort von einem perfekt abgestimmten und gemixten Sound wie bei den Game-Klassikern der 90er begrüßt zu werden. Nicht umsonst griffen die Sounddesigner jener Zeit auf ein ganzes Arsenal von Tricks zurückt, um aus den beschränkten Möglichkeiten das Maximum herauszuholen. Man sollte sich also schon etwas Zeit zum Tweaken nehmen, um die klanglichen Sweetspots der Maschine zu finden. Dann aber bereichert Blast Beats jedes Elektronik-Set um Sounds, die sich wohltuend vom Standardprogramm abheben und ihren ganz eigenen Charme haben.

Preis und Verfügbarkeit

Der Twisted Electrons Blast Beats ist hier bei Thomann.de (Affiliate) für 599 Euro bestellbar.

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Eine Antwort zu “Angecheckt: Twisted Electrons Blast Beats – die SoundBlaster-Groovebox im Test”

    saftswerg sagt:
    0

    FX an Bord ? Sieht nicht danach aus…..? Schade!

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