von stephan | Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

 ·  Quelle: Fender

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Willkommen zu einer neuen Ausgabe von Stringtheorie, unserer Kolumne für Gitarren- und Bass-Themen. Heute dreht es sich alles um eine der ältesten Frage der Menschheit, wegen der womöglich schon Kriege geführt wurden: Strat vs. Tele; für welches Modell würdet ihr euch entscheiden, wenn es nur eins sein darf?

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Warum nur eine Gitarre?

Es ist mal wieder soweit: Stephan ist auf der Suche nach einer neuen Gitarre. Seine Squier J Mascis sieht zwar gut aus, entspricht jedoch klanglich nicht mehr seinem Geschmack und wird in den kommenden Wochen sicher weiterziehen dürfen. Als quasi Dauerleihgabe steht ihm eine tolle 335-Kopie zur Verfügung, nun hätte er dazu gern eine Ergänzung.

Mit zwei E-Gitarren, ca. 8 Bässen, einem Rhodes, etlichen Pedalen, mehreren Boxen und Amps, 2 Synths und Outboard-Gear ist meine kleine Musik-Höhle maximal ausgereizt. Mehr geht nicht. Und mal ehrlich: Mehr als zwei Gitarren benötige ich auch nicht, weil ich in erster Linie Bassist bin.

Bei der gedanklichen Suche nach einer neuen E-Gitarre wägte ich zunächst auch diverse andere Modelle ab, landete am Ende aber (natürlich) bei den beiden absoluten Klassikern schlechthin: Stratocaster und Telecaster.

Was spricht für die Stratocaster?

Okay, was spricht für eine Strat? Da wäre einerseits ganz subjektiv mein Musikgeschmack: Ich liebe die Musik der folgenden Gitarristen, bzw. ihrer Bands: Nile Rodgers, John Mayer, Mark Knopfler, John Frusciante, Cory Wong, Stevie Ray Vaughan, Richie Sambora, Eric Clapton, Jeff Beck, David Gilmour, John Lennon, George Harrison und viele weitere Strat-Spieler. Die Liste ist so lang, dass man sich fragen kann, wer eigentlich nicht Strat spielt?! Die Stratocaster ist DIE ikonische E-Gitarre der populären Musik schlechthin!

Und objektiv betrachtet? Da wäre beispielsweise das Handling. Im Vergleich mit einer Telecaster ist der Korpus viel ergonomischer. Kein Wunder, schließlich hatte der Nicht-Musiker Leo Fender in den frühen 1950er Jahren auf das Feedback der Tele-Spieler gehört und es ins Design des neuen Nachfolgemodells einfließen lassen. Dank dieser Anregungen verfügt die Strat über komfortable Unterarm- und Bauchkonturen, gleich 3 Tonabnehmer für eine größere Klangvielfalt und leichter zugängliche Regler. Und natürlich das Tremolo.

Nicht umsonst blieb die Kombination all dieser Spezifikationen über die vergangenen 50 Jahre nahezu unverändert. Die Stratocaster ist also ganz klar die überlegene Gitarre. Oder etwa doch nicht?

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Ein Lobgesang auf die Telecaster

Bei der Telecaster fällt mir das Aufzählen berühmter Spieler schon bedeutend Schwerer. Okay, mein All-Time-Favorite natürlich: PRINCE! Und sonst? Moment, ich google das mal eben. Tom Morello, Keith Richards, Bruce Springsteen, Steve Cropper, Andy Summers, George Harrison, Jimmy Page. Und natürlich Avril Lavigne… :oP (Nur Spaß!)

Na gut, doch noch eine Reihe toller Künstler gefunden. Allerdings muss ich zugeben, dass meine Idole eher zur Strat tendieren. Und doch hat auch die Telecaster einige Vorzüge gegenüber der Konkurrenz.

Weniger ist mehr

Ihr erinnert euch an die 3 Tonabnehmer, das Tremolo und das Mehr an Reglern? All das hat eine Telecaster nicht. Und das ist auch sehr gut so! Die bodenständige Hardtail-Konstruktion, also die festsitzende Brücke, sorgt für einen ungemeinen Punch, ein tolles Attack, langes Sustain und eine großartige Stimmstabilität. Sollte euch mal eine Saite reißen ist das ganz egal, denn die verbleibenden Saiten halten euch treu die Stimmung.

Eine Telecaster hat genau drei Sounds. Und die sitzen! (Manche T-Player behaupten sogar, eine Telecaster habe nur einen einzigen Sound, nämlich den vom Bridge-Tonabnehmer.) Mein Lieblings-YouTuber JayLeonardJ behauptet sogar, es stecken drei verschiedene Gitarren in einer. Fakt ist: Die verfügbaren Klänge schneiden sich bei Bedarf ganz hervorragend durch einen dichten Mix. Weniger Pickups bedeutet auch weniger Regler. Überhaupt ist das Bedienfeld herrlich aufgeräumt und liegt nicht im Weg, beispielsweise wenn man Palm Mutes nutzt.

Die Tele ist der Panzer unter den Gitarren und ganz nebenbei ein richtig geiles Rockbrett. Wahrscheinlich wurde sie deshalb auch gern in Punk-Bands genutzt, beispielsweise von Joe Strummer. Das folgende Zitat unterstreicht diesen Punkt:

In a post-apocalyptic world, there will be cockroaches and Telecasters. And the Teles will be in tune.Greg Koch

Argumente gegen die Stratocaster

Strat-Liebhaber, ihr müsst jetzt stark sein. Ja, es gibt Nachteile an eurem Lieblings-Modell. Das Tremolo mag eine schöne Spielerei sein, doch es sorgt in vielen Fällen für ein verstimmtes Instrument. Auch nimmt es der Gitarre Attack und Punch. Aus diesem Grund behauptet Gitarrengott und Vintage-Instrumenten-Sammler Joe Bonamassa, dass seine beste Strat seine 1955er Hardtail sei.

Wer es ganz genau betrachtet, der kalkuliert die höhere magnetische Wirkung der drei Tonabnehmer mit ein und attestiert dem beliebten Modell (in Kombination mit dem schwebenden Tremolo) weniger Sustain. Hier ist die Tele klar überlegen.

Und auch wenn die 5 Positionen eine beeindruckende Klangpalette bieten mögen, so haben sie doch den Nachteil, dass man mehr Entscheidungen treffen muss und der 5-Wege-Schalter irgendwie mehr nervt (und beim Strumming im Weg ist) als der gute alte minimalistische 3-Wege-Schalter einer Tele. Von der Position des Volume-Reglers lasst uns lieber gar nicht erst sprechen…

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Und was spricht gegen die Telecaster?

Die oben genannten positiven Punkte können selbstverständlich auch alle negativ gewertet werden: Mit nur drei Grundsounds ist sie weniger flexibel, die Tonabnehmer klingen z.T. zu vordergründig, sie hat kein Tremolo. Der Korpus ist nicht konturiert, sodass man sich bei unkontrolliertem beherzten Spiel den Unterarm aufreibt, der Hals ist zu fett und sie fühlt sich insgesamt unbequem an.

Einer der größten Nachteile der klassischen Telecaster ist wohl die Konstruktion der Brücke mit zwei Saiten pro Sattel, die eine präzise Einstellung der Intonation erschwert. Das kann doll nerven. Für manche ist die Wirkung ihres Erscheinungsbildes von Nachteil. Das einfache Ding wird oft von Leuten abgelehnt, die mit dessen Anblick nur Country assoziieren. Manche sagen auch, man könnte darauf kein Metal spielen, was natürlich totaler Humbug ist.

Klangliche Unterschiede

Egal ob günstig oder teuer, die Stratocaster kommt ab Werk immer mit einem absolut charakteristischen Klang, den man sofort wiedererkennt. Kein Wunder, schließlich ist er auf unzähligen unsterblichen Welthits vertreten.

Meiner bescheidenen Meinung nach ist das Fluch und Segen zugleich. Es sorgt dafür, dass man schon als Anfänger recht schnell passabel klingt, während man auf einer Tele mehr Arbeit investieren muss. Andererseits birgt es auch das Risiko, dass man immer wie ein beliebiger Strat-Spieler klingt, oder mit ihm verglichen wird, während man auf einer Telecaster besser eine wirklich eigenständige Klangfarbe entwickeln kann.

Oder andersrum: Der Sound der Strat erinnert so sehr an die eingangs genannten Gitarren-Ikonen, dass es schwieriger ist, die eigene Stimme rüberzubringen.

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Feingeistig vs. bodenständig

Wo die Strat feingeistig und nuanciert daherkommt, ist die Stimme einer Telecaster direkter, erdiger und definitiv weniger mit Klischees besetzt. Der Halstonabnehmer hat mehr Fleisch, während der der Strat eher mittig tönt. Aus diesem Grund kann man mit einer Tele auch noch sehr gut bei einem Jazz-Gig durchkommen.

Dagegen verfügt die Stratocaster über diesen wunderbar perligen Sound, der mit einer Tele absolut nicht möglich ist. Und den mittleren Tonabnehmer, der völlig eigenständige Klänge ermöglicht. (Es sei denn, man spielt eine Nashville Telecaster, die für eine Tele sehr strattig klingen kann). Wobei, genau genommen ist die Mittelposition der Telecaster auf einer gewöhnlichen Strat auch nicht möglich. (Es sei denn, man spielt beispielsweise eine Fender Player Plus.)

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Heutzutage gibt es natürlich für beide Modelle etliche modifizierte Varianten. So bietet beispielsweise Fender mit der American Ultra Telecaster eine sehr bequem zu spielende Tele mit herrlich angenehmen Konturen. Hardtail-Fans könnten sich die Robert Cray Signature Stratocaster ansehen.

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Eigentlich muss man beide haben

Machen wir uns nichts vor, jeder richtige Gitarrist benötigt sowohl eine Stratocaster als auch eine Telecaster. Falls es euch, im Gegensatz zu mir, möglich sein sollte, so plädiere ich unbedingt für beide Gitarren! Denn Strat und Tele ergänzen sich ganz hervorragend und decken zusammen so ziemlich alle Klänge ab, die man als Gitarrist jemals anbieten werden muss. Das ist quasi wie Preci und Jazz Bass.

Und ich? Ihr wollt wissen, wie ich mich entschieden habe? Nun, ich bin mir noch nicht zu 100% sicher. Aber ich denke, es wird eine Telecaster werden. Mich reizt das bodenständige, minimalistische Design. Und ich habe eine Vorliebe für dicke Hälse, die ich bei einer Tele wohl eher finden werde.

Auch wenn ich damit nicht wie Nile Rodgers klingen kann (wer kann das schon), so komme ich meinem Idol PRINCE näher, kann zu alten Stax-Aufnahmen zocken und mich nebenbei durch einen Jazz Gig schummeln, sollte ich die 335 eines Tages zurückgeben müssen.

Eure Meinung ist gefragt

Wie würdet ihr euch entscheiden, wenn es wirklich nur eine sein darf? Oder wenn klar ist, dass man für die nächsten Jahre erstmal mit nur einer Gitarre auskommen muss? Welcher Hersteller baut eurer Meinung nach die beste Stratocaster oder Telecaster? Wo sollte ich mich umsehen, wenn ich mal etwas anderes als immer nur Fender suche? Schreibt mir gern in den Kommentaren!

Ich selbst habe ein Auge auf die Teleman-Modelle von Maybach geworfen. Der Leihgeber der 335 besitzt ein solches Modell, mit einem wunderbar fetten Hals und sagenhaft guten Tonabnehmern.

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Bildquellen:
  • Eric Johnson "Virginia" Stratocaster: Fender
  • Fender Road Worn Jason Isbell Signature Custom Telecaster: Fender
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11 Antworten zu “Stringtheorie: Strat vs. Tele – kann es nur eine geben?!”

    Gast sagt:
    1

    Würde mir nie eine Gitarre mit Vibrato kaufen. Benden kann man mit den Fingern auch. Aber eine Hardtail-Strat hätte ich wahnsinnig gern. Verstehe nicht, warum es sie so selten gibt. Glaube kaum, dass ich der einzige bin, der sich eine wünscht. Das 2015er Sondermodell habe ich leider verpasst. (Habe mir in dem Jahr eine Paula gegönnt und danach war leider kein Geld mehr da.) Auch Eric Clapton hatte – soweit ich weiß – das Vibrato an seiner Strat blockiert. Warum gibts die Hardtail -Strat dann nicht als Standard-Variante?

    THORSTEN sagt:
    0

    Natürlich ist das alles auch eine Geschmacksfrage, ich habe mehrere Strats und auch Tele, aber summa summarum würde ich letztendlich eine Strat bevorzugen, aber dann geht das wieder los, welche PickUp Konfiguration, welche Farbe, Hardtail oder nicht und und und…..schwierig.
    Allen Verrückten ein frohes neues Jahr.

    Holle sagt:
    1

    Wenn es nur eine sein darf: Fender American Professional II Telecaster in Sienna Sunburst. Viiiieeel günstigere Alternative und verdammt gut: Godin Stadium HT.
    … und nur mal so angemerkt, Gitarren sind Rudelinstrumente, wo eine ist kommen bald mehrere dazu…

    Marco sagt:
    0

    Für mich gilt, nicht zu teuere Tele dann gescheites Setup machen und neue Pickups rein, vor allem einen Humbucker und fertig ist die perfekte Heavy Metal Gitarre. Max. Drop D, reicht mir völlig aus.

    stephan sagt:
    0

    Aus Interesse: Wer sind eure liebsten Tele- oder Strat-Player? Welche Songs und Bands sollte man gehört haben? Meine Playlist kann neuen Input vertragen.

      Marco sagt:
      0

      Hallo Stefan, da wäre mein Bruder, meine Cousine und Tante Waltraud. Aber die ganzen Prominenten Klampfendudler haben sicher alle noch eine oder zwei Teles und Strats im Ständer. Ich übrigens auch. 2 jeweils.

    claudius sagt:
    0

    Eindeutig Lager Telecaster. Allerdings unter der Prämisse, dass der Body am Arm wie bei einer Strat abgeflacht ist, wenn bequem bespielbar und Telecaster würde ich in der normalen Ausführung nicht in einem Satz bringen.
    Ich mag es eben knallig. Und twängen kann meine Jazzmaster besser. :p

    Blue Souldiver sagt:
    0

    Grins … ;)
    Ich glaube, die Eingangsfrage des Artikels geht komplett an der Realität vorbei.
    Jetzt mal abgesehen von den absoluten Anfängern; es gibt wohl keinen Gitarristen, der nur einen einzigen Ast hat, oder?
    Cheers :)

    Lui sagt:
    0

    Für mich klar Tele deluxe thinline
    Oder einfach ne Tele

    Und sorry lieber Autor
    Jazzmaster body mit 3 ss pickups und hardtail Brücke Saiten durch den body und sustain ohne ende
    Das ist mein Ding

    Ich habe mit der strato nur ein
    Problem Und das ist eben der Punkt
    Ich finde sie dermassen hässlich
    Gewöhnlich und langweilig
    Da kann der beste und schönste Ton rauskommen.
    Sie bleibt mir fremd trotz allgegenwärtig.

    Dave sagt:
    0

    Moin Stephan,
    darf ich vorstellen: Deine neue Tele ;) Gerade erschienen:
    https://www.fender.com/de-DE/electric-guitars/telecaster/jv-modified-60s-custom-telecaster/0251900353.html

    Alle Neuerscheinungen:
    https://www.fender.com/de-DE/new-releases/

    Laut US Medien wird es noch „Classic Vibe Baritone Custom Telecaster“, verschiedene “Jaguar 60th Anniversary models„ und eine „affordable new Hammertone effects pedal line“ geben!
    Aber ihr seid bestimmt schon informiert ;)

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