von claudius | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

 ·  Quelle: Messe Frankfurt

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Alle in der Musikbranche haben gerade an den Richtlinien und Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus zu knabbern. Nicht nur Clubs und Konzerthallen sind dicht und Musiker_innen inklusive allen Beteiligten bei Veranstaltungen haben aktuell keine Jobs mehr, sondern auch die Messen haben zu knabbern. Die Summer NAMM und Superbooth sind ersatzlos abgesagt oder finden online statt, die Loop wurde verschoben und auch die Musikmesse ist für 2020 gestrichen. Jetzt hat die Frankfurter Messe allerdings für das kommende Jahr angekündigt, dass die Musikmesse 2021 parallel zur Buchmesse 2021 stattfindet. Mein erster Gedanke: DAFUQ?

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Nebeneinander, nicht zusammen!

Die Veranstalter der Frankfurter Messe betonen, dass beide Messen nicht zusammen stattfinden sollen, sondern (natürlich) örtlich und thematisch getrennt – es soll keine Verschmelzung werden. Im Vorfeld hatten auch wir schon in der Gerüchteküche bereits vernommen, dass die Messen irgendwie gemeinsam stattfinden sollen.

Ich muss gestehen: Ich verstehe es nicht so richtig. Zumindest nicht im Sinne einer Messe für Musiker. Ich kann mir aber denken, welche Gründe es hat, mal ganz abgesehen von den wohl wirtschaftlichen Einsparungen, wenn große Messen parallel laufen.

SXSW Skyline

Konzept 2012: Vorbild SXSW

Kennt jemand die South By Southwest (SXSW) Messe in Texas, USA? Die Messe vereint Musik, Film und „interaktive bzw. neue Medien“, also Videospiele, Web, Social Media, Multimedia und auch einen Teil mit Bildungsangeboten. Das Konzept soll wohl als Vorbild für die kommende Messe in Frankfurt sein.

Mit Buchmesse und Musikmesse 2021 sind damit schon große Teile abgedeckt. Dazu sollen weitere, bisher ungeplante, Veranstaltungen parallel stattfinden und auch eine Koop mit „THE ARTS+“ als Austausch-Plattform für Kreative soll bereits beschlossen sein. Es soll also ein Kreativfestival werden.

Kopfschütteln in der Branche

Wir haben aus einigen Ecken vernommen, dass die Verantwortlichen in FF a.M. wohl die Entscheidungen getroffen haben, ohne die Musikindustrie zu fragen, ob sie das für klug hält. Ich denke, der Fokus auf die Musikinstrumente wird aufgeweicht werden und die Musikmesse als solches weiter an Bedeutung verlieren. Über die Jahre konnten Besucher nicht nur einen Ausstellerschwund feststellen, sondern auch leerere Hallen und, wie ich finde, nicht klug umgesetzte Zusammenlegung der Messebereiche – etwa Drums und Gitarre in einer Halle. Hätte man sich vorher denken können, dass das nichts wird. Oder die Aussteller fragen, wie sie das finden.

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Musikmesse Messe Fraktfurt

Auf der anderen Seite ist das vielleicht gar nicht so verkehrt, kreative Messen zusammenzulegen und einfach eine große, gemeinsame Kreativmesse zu veranstalten. Ob da die 3 Tage vom 22. – 24. Oktober 2021 ausreichen werden, alle gleichzeitig stattfindenden und vermutlich separat zu bezahlenden Messen zu besuchen, halte ich mindestens für fraglich. Auch ist die Schnittmenge der Besucher von Buchmesse und Musikmesse sicher eher gering, auch wenn sie alle irgendwie als Konsumenten und Kreative gelten. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Idee beim eher fachfremden Publikum, was nicht aus MI-Mitarbeitenden besteht, sondern aus Kreativen und Musikern, Anklang finden könnte.

An den Privatbesuchertagen am Wochenende überschneiden sich die Musikmesse und die Buchmesse auf dem Frankfurter Messegelände. Dazu erwarten euch weitere Events, z. B. aus den Bereichen Film, Games, E-Sports und vieles mehr.

Die Prolight + Sound findet übrigens dann komplett Abseits vom 13. – 16. April 2021 statt und nicht mehr vor, nach oder während der Musikmesse.

Deine Meinung

Ich bin noch unsicher, ob das eine wirklich gute Idee ist oder ein unüberlegter Schnellschuss. Sicher ist für mich, dass die Musikmesse 2021 weiter an Bedeutung verlieren wird, wenn sie so weitermachen würde wie bisher, also Zahlen schönreden und halbgare Verbesserungen präsentieren.

Dieser geplante Schritt ist ziemlich mächtig und könnte die Musikmesse ganz verschwinden lassen … oder ihr neue Kraft und andere Möglichkeiten geben, auch wenn sie eben nicht mehr weltweit so bedeutend ist.

Was meinst du?

Mehr Infos

Bildquellen:
  • SXSW Skyline: Jordan Hefler / SXSW.com
  • Musikmesse Messe Fraktfurt: Messefrankfurt.com
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7 Antworten zu “Musikmesse 2021 und Buchmesse 2021 finden parallel statt”

    Peter sagt:
    0

    Die Musikmesse in FFM war mal eine der wichtigsten Weltweit. Mir ist ein Rätsel, wie man ein gut gehendes Produkt derart verkacken kann. Die letzten Jahre war die Messe zumindest für den Synthesizerbereich keinen Besuch mehr wert. Diese Entscheidung jetzt wird sicher nicht helfen, dass zu verbessern.

    Markus sagt:
    0

    Alle traditionellen Messen kacken gerade ab und werden auch keinen Erfolg mehr haben. Mit Corona haben viele Firmen erkannt, dass man das auch anders machen und gleichzeitig viel Geld sparen kann. Ich arbeite im Marketing bei einem großen Hersteller für Messtechnik und plötzlich zeigt sich, dass wir mit „virtuellen Messen“ viel mehr Menschen erreichen und die Kosten pro Lead um Größenordnungen geringer sind. Vorher hatte man aber immer Angst, dass es seltsam aussehen würde, wenn man einer Messe fernbleibt.

    Kleine spezialisierte Events wie der Superbooth etc. werden sich hier aber sehr wohl behaupten können.

    Für die Messe Frankfurt ist es halt doof, dass jetzt Geschäftsmodell wegfällt, das vor allem von überzogenen Preisen gelebt hat. Alles hat ein Ende … ach nee: heute nennt man es Disruption.

    Klaus Klaus sagt:
    0

    Keiner der Verantwortlichen scheint die richtigen Fragen stellen zu wollen …? Füher hatte diese Messe ganz klar die Aufgabe das Angebot der Hersteller (und großen Vertriebe) dem Handel zu präsentieren und (oft noch vor Ort) zu verkaufen. Wie bei den meisten Konsumgüter-Messen ist dieser Zweck durch die strukturellen Veränderungen im Einzelhandel und den Informationswegen insgesamt abhanden gekommen.

    Die erste Frage muss also lauten: für welche Besucher machen wir das überhaupt? Die zweite: Wer sind dann die richtigen Aussteller und weiter: Wie sieht für diese Kombination das optimale Umfeld (Ort, Zeit, Rahmenprogramm, …) aus. Dass man erfolgreiche „Musikmessen“ machen kann, wenn diese Fragen gestellt und richtig beantwortet werden kann man z.B. am Guitar Summit sehen.

    Dass zwei „Kranke“ (auch die Buchmesse leidet) zusammen einfach einen „gesunden“ ergeben können wohl nur größte Optimisten glauben …

    Liesl sagt:
    0

    FMM is dead, ich war 2018 dort, das Trauerspiel wollte ich nicht mehr erleben. Gitarren Messen wie Mannheim können keine online Messe ersetzen, da man ja die Klampf in die Hand nehmen muss. Aber keys, naja….

      Achim Leber sagt:
      0

      Die Prolight-Leute sind nicht ganz schuldlos. Sie habens geschafft ! Die hat die Anwesenheit der eigentlichen Endverbraucher nur bei ihren Messegesprächen gestört. Das muss man sich mal vorstellen. Daher die jährlichen blödsinningen Änderungen von Messezeiten und die viel zu weit auseinanderliegenden Ausstellungsarealen(im Gegensatz zur NAMM) Eine praxisnahe Verschmelzung mit maximaler Produktpräsentation unter Live Bedingungen überall -Amateur neben Profi und Promi-wäre der richtige Ansatz gewesen. Die Beschaller vergessen nur, dass sie aus der früheren Musikmesse erwachsen sind und eigentlich für uns Musiker da sein müssten. Zu meiner Person: bin ununterbrochen- Messegänger – als die Musikmesse noch ein Anhängsel der Frühjahrsmesse war.

    Roland sagt:
    0

    Schade – nur noch schade! Einst war der mehrtägige Besuch der Musikmesse + Prolight ein Fixtermin in meinem Kalender. Vorbei – garantiert. Denn die Messe geht nicht mehr auf ihre Zielgruppe ein. Die Ausrichtung erfolgte immer mehr in Richtung „professinelle Musikbusiness“ und nicht mehr als „Appetizer“ für Endverbraucher – dieser ist es doch, der vor Ort Produkte vergleichen und ausprobieren möchte….- er ist der Käufer der Zukunft (ggf. auch nur im Rahmen seines Hobbys) – er bringt doch schlussendlich das Geld in die Kassen der Aussteller. Wenn Ausrichtung und Anbieter nicht mehr zur Zielgruppe passen….- irgendwie war es die letzten Jahre abzusehen. Schade!

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