von claudius | Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Mod Devices Insolvent

 ·  Quelle: Mod Devices

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MOD Devices heißt jetzt MOD Audio und es geht weiter. Im September wurde offiziell die Insolvenz der etwas anderen Firma verkündet, anscheinend haben sie einen Reboot geschafft.

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MOD Devices ist jetzt MOD Audio

Auch wenn ich selbst keine MOD Effektgeräte bzw. Modeler spiele, fande ich schon das MOD Duo klasse, das MOD Dwarf hatte mir noch mehr Freude bereitet. Anscheinend konnte die Berliner Firma mit dem Konzept der Open Source Soft- und Hardware nicht genug Menschen überzeugen – und ging letztendlich insolvent. Nur einen Monat später gibt es News: Die Firma gibt es jetzt wieder. Sie heißt nun MOD Audio – und ist statt GmbH nun eine UG, die umgangssprachliche 1€-GmbH.

Für Musiker ändert sich eigentlich Nichts. Der Fokus liegt auf dem neuen Dwarf. Die vorhergehenden Modelle Duo und Duo X werden noch supportet, allerdings nicht weiter entwickelt. Außerdem zieht die Firma innerhalb Berlins um. Am Ende für uns Musiker/-innen ähnlich spannend wie der Wechsel der Gesellschaftsform. Sonst scheint es keine Änderungen zu geben. Kudos an dieser Stelle an die beiden Hauptpersonen, die alle Schritte transparent nach außen tragen und auch im hauseigenen Forum Rede und Antwort stehen. Davon könnten sich alle Firmen mal eine Scheibe abschneiden.

Beitrag vom 07.09.2022

MOD Devices, eine kleine Firma aus Berlin, ist insolvent. Hier erfährst du die Gründe und wie es mit den Produkten (und dem Support) weiter geht.

Open Source Effektpedale

Die Firma aus Berlin hat bei mir ein Stein im Brett. Sie hat nicht nur interessante Effekte entwickelt, sondern die Hardware und Software mit Open Source Lizenz veröffentlicht. Ich hatte das erste Mod Duo und das Mod Dwarf unter dem Fuß – und ich fand beide klasse. Verarbeitung und gefühlte Wertigkeit der Bauteile: 1A. Klang: Wie überall von erste Sahne bis „Geschmackssache“. Würde ich mich nicht in den unendlichen Möglichkeiten verlieren, hätte ich vermutlich meine paar Effektpedale durch den Dwarf ersetzt.

Umso trauriger, dass die Firma nun Insolvenz angemeldet hat.

Mod Devices Dwarf Effekt Pedal Front

Mod Dwarf

MOD Devices Insolvenz

Gianfranco Ceccolini, CEO von MOD Devices, hat im hauseigenen Forum einen sehr langen und sehr transparenten Post veröffentlicht, warum es der Firma gerade so schlecht geht. Die Hauptgründe waren der Rattenschwanz durch die Corona-Zeiten und den Lieferschwierigkeiten von Bauteilen. Andererseits eine fehlgeschlagene Crowdfunding-Kampagne, in der ein Sponsor sein Geld in letzter Sekunde zurückzog und damit das erfolgreiche Ergebnis der Kampagne verhinderte.

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Nicht das Ende: Neue Investoren gesucht

Laut MOD CEO ist das aber noch nicht das Ende, sondern die Firma ist auf der Suche nach neuen Geldgebern und Investoren. Bislang gestaltet sich das aber schwierig, weil anscheinend Geldgeber wegen der Aussichten auf Gewinn durch den aktuell zurückhaltenden Markt selbst zurückhaltend sind. Und weil die Produkte von MOD Devices Open Source sind. Viele verstehen anscheinend nicht, dass es eben keine Non-Profit-Geschichte ist. Dass Firmen wie IBM/Red Hat (und viele andere) mit Open Source gut Geld machen, ist anscheinend gar nicht so bekannt.

Allerdings werden auch Summen gesucht, die nicht mal so schnell für Privatmenschen als Crowdfunding abrufbar sind oder Einzelpersonen spenden würden. Da müssen Firmen ran. Für die ist die Summe dann vermutlich nur „Portokasse“.

Allerdings wird es dann das Duo X nicht mehr geben – Bauteilknappheit (und ich vermute die gestiegenen Anschaffungskosten). Der Fokus liegt dann ausschließlich auf dem Dwarf. Ich kenne beide und kann es auf jeden Fall verstehen.

Mod Dwarf Editor Pedalboard

Ein Stock-Pedalboard beim MOD Dwarf

Keine Investoren: Wie geht es weiter?

Was aber passiert, wenn kein Mensch oder Firma bereit ist, Geld zu investieren?

Im Gegensatz zu den allermeisten Modeler-Pedalen haben Duo und Dwarf einen großen Vorteil: Es ist Open Source. Hard- und Software können von allen eingesehen, verändert und erweitert werden. Die Dokumentation ist anscheinend auch vorhanden.

Firmen mit Gewinnorientierung (über die Kostendeckung hinaus) übersehen diesen immensen Vorteil: Wenn Menschen selbst Hand anlegen können, ist ein Produkt oft sehr viel länger interessant. Wenn man den Finger auf die Entwicklungsschnittstellen hält, etwa durch komische Software-Formate oder Bauweise von Hardware, verlieren Menschen irgendwann nach „EOL“ das Interesse. Open Source ermöglicht es, dass es weitergehen kann. Das kann auch der Firma zugutekommen. Ich kaufe lieber bei Firmen, die für langlebige Dinge bekannt sind, als bei Firmen, die bewusst billige Schrammelware auf den Markt werfen und nach einem Jahr den Support stoppen und das nächste Ding raushauen.

Und nun?

Ich hoffe sehr, dass es mit der Firma weitergeht. Einerseits, weil sie eine lokale Firma sind, durch hochwertige Bauweise potenziell weniger Ressourcen beanspruchen, Open Source bei Soft- und Hardware einsetzen und weil die Kommunikation so transparent ist. Es wird alles auf den Tisch gelegt. Wenn das alle Firmen machen würden, wäre die Welt vermutlich ein Stückchen besser … man wird ja noch träumen dürfen.

Mehr Infos

Bildquellen:
  • Mod Dwarf: Mod Devices
  • Ein Stock-Pedalboard beim MOD Dwarf: Claudius
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6 Antworten zu “MOD Devices war insolvent – und heißt jetzt MOD Audio”

    Benny Lava sagt:
    1

    IBM und Redhat verdienen keine Geld mit Open-Source-Software, sondern mit Service.
    Wie sollte das im Musiksektor funktionieren?

    Kein Wunder, dass sich kein Investor findet, wenn man seine Kronjuwelen verschenkt.
    Open Souce ist in unserem Musikbereich ein Trugschluss und funktioniert nicht wirtschaftlich sinnvoll außerhalb des Hobbies.

      claudius sagt:
      0

      Stimmt, IBM/RH verkaufen vor allem den Service und „LTS“. Allerdings wird hier nicht nur die Software „verkauft“, sondern eben auch die Hardware. Wenn ich mich richtig erinnere, werden auch Effekte verkauft. Das kann schon funktionieren.

    Erich sagt:
    0

    Irgendwo hatte ich mal eine version heruntergeladen, die direkt auf dem Raspi lief, – also ohne die teure Hardware, die aus meiber Sicht eher einen Dongle darstellt. Die hätten auch einfach ne gute Version compilieren können, die man mittels USB-Controller bedienen kann und dann als fertige SD-Card verkaufen. Das wäre weniger Dongle und mehr Gewinn… vermute ich mal. Mich hatte die Kiste weniger als Gitarrist interessiert, sondern mehr als Elektroniker. Bei lief es eh als Tonerzeugung auf dem RaspberryPi mit einem Novation USB-Keyboard. Gitarristen seh ich da nicht als Zielgruppe/Markt.

      claudius sagt:
      0

      Spannend. Ich vermute, dahin könnte die Richtung auch gehen – je nach dem, wie es weiter geht.

      Die Hardware ist allerdings wirklich toll gewesen. Ich hatte selten Gerätschaften in der Hand, die sich wertiger anfühlten. Dickes Gehäuse, haltbare Lackierung, Taster und Potis gut gewählt – und auch die Anbindung an Computer im Browser. So hatte ich mir das immer vorgestellt.

    André sagt:
    0

    Das Vertrauen in Produkte ohne open source ist deutlich geringer weil man der Willkür von Firmen ausgesetzt ist. Roland hat mich diesbezüglich besonders verärgert. Nachdem der Support des Produktes von Torcido und Demora etc. nach bereits 3 Jahren eingestellt wurde…. Danke Roland.

    The Rob sagt:
    0

    Unter den derzeitigen Bedingungen werden da noch einige folgen.
    Viele Bauteile, Komponenten, Material usw. sind oft über Monate nicht lieferbar, die Shippingkosten explodieren, die Preissteigerungen finden kein Ende.
    Ich will das jetzt nicht unbedingt Glück nennen, aber wäre die Pandemie nur 4 Monate später ausgebrochen hätte ich einen 5-stelligen Betrag investiert und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch komplett verbraten.
    Traurig, es gehen so viele Ideen und neue Impulse gerade verloren, viele Ein-Mann Customer die z.b. Pickup’s wickeln oder Pedale löten, keine Chance überhaupt nur seine Fixkosten reinzuholen.
    Sind auch nur wenige Bauteile nicht oder nur sporadisch lieferbar, kannst du überhaupt nichts fertigstellen oder auch nur mit Produzieren anfangen, ist endlich etwas lieferbar sind oft die Kosten um 10%-15% gestiegen und das jedes mal!

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