von Julian Schmauch | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten | Unsere Wertung: 4,5 / 5,0
Angecheckt: Bitwig Studio 5 in der Beta 3 - mit MSEGs und mehr!

Angecheckt: Bitwig Studio 5 in der Beta 3 - mit MSEGs und mehr!  ·  Quelle: Bitwig / Gearnews

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Die Beta 3 von Bitwig Studio 5 im Angecheckt! Der Berliner Hersteller hat so einige Wünsche der Community berücksichtigt. Denn diese wünscht sich seit Jahren sehnlichst komplexere Hüllkurven, MSEG genannt. Auch hat Bitwig neue Modulationsmöglichkeiten dazugepackt. Auch den Browser zum Laden von Sounds, Plugins und Presets hat der DAW-Hersteller runderneuert. Wie macht sich das Update zu Version 5?

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Bitwig Studio 5: Das Wichtigste in Kürze

  • Fünf Multi-Segment Envelope Generators (MSEGs): Segments, Curves, Scrawl, Slopes und Transfer
  • MSEG-Kurven selbst zeichnen, abspeichern und in jedem MSEG-Modul wieder laden
  • Browser stellt nun kontextabhängig (je nach Ort) andere Treffer dar
  • Fernsteuerung (Remote) und Modulation über ganze Spur und ganzes Projekt hinweg möglich
  • ALT Actions und Release Actions machen Clips für Live Performance noch besser

Was sind MSEGs und was verbessern sie in Bitwig Studio 5?

Meistens spricht man von „Multi-Stage Envelope Generators“ in der Welt der Modulation in Synthesizern und DAWs. Ganz einfach gesagt handelt es sich hier um Hüllkurven, die weit mehr als nur Attack, Decay, Sustain und Release als Phasen haben. Je nach Synth oder DAW kann einzelne Punkte selbst setzen (das war bereits in Native Instruments FM8 oder Absynth 5 möglich) oder die Kurve ganz selbst malen, wie in Phase Plant von Kilohearts. Auch gibt es vereinzelt Oszillatoren in Soft Synths wie Serum oder Operator (Ableton Live), in denen man die Wellenformen selbst zeichnen kann.

Der MSEG Segments mit Pop-Out Fenster in Bitwig Studio 5

Der MSEG Segments mit Pop-Out Fenster in Bitwig Studio 5

Die Fangemeinde von Bitwig wünschte sich diese komplexen Hüllkurven seit langem. Auf Wunschlisten für nächste Bitwig Updates waren MSEGs oft ganz oben. Und in Bitwig Studio 5 gibt es ganze 5 (!) MSEG-Module. Der Modulator „Segments“ bietet hier den Einstieg. Die selbst gezeichnete Hüllkurve kann hier als „One Shot“ einmal durchlaufen, im „Hold“-Modus an einem gewünschten Punkt stehenbleiben, vorwärts (Loop) oder im Ping Pong Modus auch noch rückwärts modulieren. Wer nicht zeichnen möchte, der kann aus einer Vielzahl an mitgelieferten Kurven auswählen.

Einige der neuen Wellenformen für die MSEGs

Einige der neuen Wellenformen für die MSEGs

Und moduliere ich beispielsweise mit „Segments“ und einer selbstgezeichneten, sehr zackigen, kammförmigen Kurve den Filter Cutoff von mehreren Pad-Sounds, komme ich erstaunlich schnell die pulsierenden Stabs, wie man sie von Afterlife kennt, nahe. Das hat vorher einige Modulationskopfzerbrechen in Bitwig bereitet.

Die anderen MSEGs im Update bringen komplexe Kurven in Bitwig

Dazu gibt es die vier MSEGs „Curves“, „Slopes“, „Scrawl“ und „Transfer“. So ist „Curves“ auch ein Modulator, agiert aber als LFO. Auch hier malt man eigene Kurven, diese werden anders als bei „Segments“ aber nicht von MIDI-Noten getriggert. Denn sie laufen entweder frei, zufällig neugestartet oder synchron zum Songtempo. „Slopes“ wiederum erinnert mich stark an die Performer in Native Instruments Massive X. Das Modul für The Grid bringt ewig komplexe Modulationskurven, die jedes Instrument in Polygrid in akustisches Chaos verwandeln.

Die fünf neuen MSEGs in Bitwig Studio 5

Die fünf neuen MSEGs in Bitwig Studio 5

Im selben Instrument, Polygrid, gibt es mit „Scrawl“ einen „Mal-deine-Wellenform-„Oszillator. Wer’s braucht… Ähnlich geht es mir bei „Transfer“, ein Waveshaping-Effect aus Polygrid. Ich bin zwar ein Nerd vor dem Herrn, aber eine Waveshaping-Kurve oder Wellenform im Detail selbst zeichnen wollen, das ist mir bisher nicht eingefallen. Andererseits ist Bitwig Studio 5 hier einfach konsequent, wie so oft: wenn schon komplexe Kurven, dann ÜBERALL.

Der neue Browser in Bitwig Studio 5 vereinfacht die Ansicht (sehr)

Bitwig Studio 5 bringt einen runderneuerten Browser mit. Dieser zeigt nun kontextabhängig andere Suchtreffer an. Das bedeutet, dass ich Audioeffekte und ihre Presets angezeigt bekomme, wenn ich den Browser in einer Spur an der Stelle öffne, wo man Effekte lädt. Und Instrumente oder eben Audio-Clips oder Noten-Effekte (wie Arpeggiatoren) an den entsprechenden Stellen. Auch kann man jetzt in einzelne Soundpackages von Bitwig Studio navigieren und alle Sounds und Clips direkt im Browser vorhören.

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Einige der neuen Wellenformen für die MSEGs

Einige der neuen Wellenformen für die MSEGs

Die Idee ist grundsätzlich sehr gut umgesetzt. Aber der Schritt weg vom alten, verschachtelten Browser ist sehr, sehr groß. Als so essenzieller Teil der Workflows wäre es toll, wenn es wenigstens die Option gäbe zur alten Ansicht wechseln zu können. Sonst wird es einigen womöglich beim Update ein wenig Stolpern bereiten, wenn ein so zentraler Workflow ohne Umweg so umgestellt wird.

Spur- und Projektmodulation erlaubt abgefahrenes Sounddesign

Bitwig Studio war schon immer weit voraus, was die Menge an Modulation durch LFOs, Step Sequencer und jetzt MSEGs betrifft. Aber eine Einschränkung gab es: Ein LFO konnte immer nur Parameter in einem Device oder einer Device-Kette modulieren. Ich konnte mit ihm also nicht den Pitch eines Soft Synths modulieren UND den Effektanteil vom Reverb dahinter. Auch konnte ich mit den Remotes, der Fernsteuerungsfunktion in Bitwig auch immer nur Parameter aus jeweils einem Device in der Spur fernsteuern.

Der Beat LFO links unten moduliert hier die Lautstärke-Fader aller Spuren.

Der Beat LFO links unten moduliert hier die Lautstärke-Fader aller Spuren.

Mit den Track Remotes und ensprechenden Modulationsslots kann ich jetzt alle Parameter aller Instrumente und Effekte in einer Spur gleichzeitig fernsteuern und modulieren. Und Project Remotes geht sogar noch einen Schritt weiter. Hier kann ich sogar über mein ganzes Projekt hinweg beispielsweise die Lautstärken aller Spuren oder sogar mein Projekttempo modulieren. Das bietet ungeahnte Möglichkeiten für Sounddesign und Live Performance

Fazit über Bitwig Studio 5

Bitwig Studio 5 macht fast alles richtig. Die fünf MSEGs sind mächtige Modulatoren, eine Hüllkurve selbst zu malen macht einfach Spaß. Dazu ist die Erweiterung auf der Modulationsmöglichkeiten auf Spur- und sogar Projektebene ein genialer Spielplatz für Sounddesign. Und eben auch Live Performance. Zusammen mit den bisher nicht erwähnten neuen Clip Actions (Alt und Release) entwickelt sich Bitwig Studio 5 zu einer echten Alternative zu Ableton Live für Modular-Synths-Afficionados.

Eine so essenzielle Schnittstelle wie den Browser so radikal zu verändern, ohne Möglichkeit zum alten zurückzukehren, ist vielleicht ein zu großer Schritt. Das muss sich auf lange Sicht noch zeigen.

Pro und Contra Bitwig Studio 5

Pro

  • Die MSEGs sind leicht bedienbar und erlauben komplexe Modulationen
  • Projektweite Modulation ist ein mächtiges Sounddesign-Werkzeug
  • Kontextabhängige Anzeige des neuen Browsers beschleunigt die Suche
  • Neue Clip Actions machen Bitwig Studio 5 besser für die Live Performance

Contra

  • Keine Möglichkeit beim Browser auf den alten Workflow umzustellen

Was kostet Bitwig Studio 5?

Btiwig Studio 5 gibt es momentan noch als Beta-Version zum Test für alle Abonnenten. Die endgültige Version soll im Frühsommer 2023 erscheinen. Schon jetzt bekommt ihr Bitwig Studio 4 bei Thomann*. Dort gibt es auch die kleine Version Bitwig 16-Track. Ebenso bekommt ihr bei Thomann* den 12-monatigen Upgrade Plan.

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Videos zur neuen Version von Bitwig

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  • Der MSEG Segments mit Pop-Out Fenster in Bitwig Studio 5: Julian Schmauch
  • Einige der neuen Wellenformen für die MSEGs: Julian Schmauch
  • Die fünf neuen MSEGs in Bitwig Studio 5: Julian Schmauch
  • Der Beat LFO links unten moduliert hier die Lautstärke-Fader aller Spuren.: Julian Schmauch
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Eine Antwort zu “Angecheckt: Bitwig Studio 5 (Beta) – mit MSEGs und mehr!”

    Peter sagt:
    0

    Bitwig rules! Ich bin zwar immer noch etwas enttäuscht von dem Update, weil ich mir mehr DAW-typische Erweiterungen gewünscht hätte, z.B. ARA2. Aber trotzdem ist und bleibt Bitwig für mich eine fantastische DAW mit innovativem Ansatz und einer sehr übersichtlichen GUI.

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