von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
MIDI-CI - Wird der MIDI-Standard erweitert?

MIDI-CI - Wird der MIDI-Standard erweitert?  ·  Quelle: MIDI.org

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Wir hatten bereits zu MIDI CI und MIDI HD Information geliefert. Auch zu MIDI 2.0, nur war das meist theoretisch, weil das Go von der MIDI Association hochoffiziell nicht bestätigt war.

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Inzwischen befinden sich die Informationen auf der Page von MIDI.Org. Dabei kann man grobe und grundsätzliche Dinge frei anschauen. Nähere Information bekommt man aktuell nur als Mitglied, was man allerdings kostenlos werden kann. Dann bekommt man einen Account und kann alle Daten herunterladen.

Langsam ans Ziel

Neu ist, dass die einzelnen Spezifikationen und konkreten Umsetzung und reale Standards dieser Tage nicht nur beschlossen wurden, sondern konkret definiert werden. Die Mühlen mahlen langsam und aktuell sind es offenbar 8 von 13 echte Durchbrüche, die jetzt auch echte und belastbare Folgen haben können in konkreten echten Geräten, die sich nicht widersprechen. dabei geht es um die Überführung von MIDI auf USB, rückwärtskompatible Protokolle und die Tatsache, dass MIDI 2.0 erkennt, wenn ein anderes Gerät MIDI 2.0 versteht.

Unfassbar wichtig ist dabei, dass es keine halbe MIDI 2.0-Implementationen gibt, in denen einige Hersteller erste Geräte anbieten, die in Teilen abweichen oder unsauber sind. So etwas gab es bei MIDI 1.0 auch, beispielsweise wie man eine Bank von Sounds umschaltet. Diese Dinge werden in 2.0 endgültig festgeklopft. die Wahrscheinlichkeit auf MIDI 3.0 umzusteigen haben wir vermutlich wenn ich in Rente gehe, denn bis MIDI 2.0 vollständig und vollumfängich in allen neuen Geräten ausgerollt ist und Synthese, Sequencer und Computer das entsprechend nutzen wird Jahre dauern.

Was ist MIDI 2.0?

Das ist ein neues Protokoll, das Auflösungen und Adressen vervielfacht, jedoch diese primär auf dem USB-Wege laufen lassen wird. Man „bekennt“ sich zu USB sehr deutlich und wendet sich daher vom bisherigen DIN-Buchsen-Anschluss ab. Das hat unter anderem den Grund, dass USB allgemein bereits genutzt wird. Auch bieten immer mehr Synths Host und normales USB an und so wird es wohl bald auch als MIDI beschriftet, wenn es der reinen Kommunikation für die Steuerung dient.

MIDI 2.0 ist aufwärtskompatibel und in der Lage zu prüfen, was „auf der anderen Seite“ an Möglichkeiten zur Verfügung steht. Für uns User verbessert sich eigentlich alles: das Timing, die Auflösungen von Controllern, die Menge der Controller und in sehr großem Maße die Möglichkeiten bei Sound-Aus-/Anwahl und Veränderung innerhalb eines Tones, also dem sogenannten MPE-Betrieb. Hier kann eine neue Generation von Controllern, Steuerkeyboards und Klangerzeugern viel besser zusammenarbeiten und macht Hilfslösungen wie „OSC“ weitgehend überflüssiger. Denn MIDI funktioniert zwischen Hardware und Computer-intern. Bending und einzelne Soundparameter können pro Note als Paket mitgegeben werden, wie bisher nur polyphoner Aftertouch ihn teilen.

Folgen und Vorteile

Klangerzeuger können eine Liste von Sounds an eine DAW oder ein Programm übergeben. Und sie können sogar erklären, wie sie funktionieren oder was und welche Art von Klangerzeuger sie sind. Damit wird es zum Beispiel möglich, dass, wenn ein 6-OP-FM-Synth am einen Ende steht, ein Webeditor oder ein Programmer alle Parameter korrekt erhält, sofern sie alle MIDI 2.0 sprechen und eine PE (Property Exchange) als JSON-Message verschickt haben.

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Das sind recht einfache und sehr gängige Schnittstellen in der IT. Diese Informationen sind alle Dialoge, während das bei MIDI 1.0 immer ein Monolog war und nur selten „Handshaking“ inbegriffen war. Auf diese Weise wird zwischen Plugins, Editoren, Web, Hardware, DAWs und neuen Geräten und Controllern in Zukunft sehr viel mehr möglich sein als bisher.

Es wird auch Geräte geben, die bisher nicht machbar waren und das mit Auflösungen, die angemessen sind. Die alberne 7-Bit Begrenzung bzw. die NRPN-Verschachtelung ist im alten Sinne nicht mehr nötig, MIDI 2.0 stellt deutlich höhere Auflösungen bereit.

USB ist das neue MIDI

Es gibt keinen neuen oder eigenen Anschluss, es bleibt „USB“. Allerdings wird sich USB-C im Format USB 4.0 als physischer Standard ergeben, früher oder später. Damit sind flache Bauweisen kein Problem und es gibt nicht mehr das Problem, die dicken DIN-Buchsen unterzubringen.

Wann geht’s los aus Musikersicht?

Die ersten Geräte sind angekündigt, dennoch wird es etwa so lange dauern wie die Entwicklung eines neuen Synths, bis MIDI 2.0 auch Teil aller neuen Synths sein wird. Zudem wird es auch Hersteller geben, denen MIDI 1.0 ausreicht oder solche, die MIDI 1.0 durch USB tunneln, was bereits jetzt schon oft gemacht wird. Übrigens zum Leidwesen derer, die MIDI-Tastaturen brauchen und deshalb sehr oft auf den Keystep von Arturia auswichen, weil kleine Tasten mit Dynamik und MIDI, das gab es sonst kaum noch irgendwo.

Wir beobachten genau, was wirklich passieren wird. Vermutlich wird USB noch deutlich präsenter werden im MIDI-Bereich und jeder anständige Hersteller größerer Synths sicher noch die klassischen MIDI-1.0-DIN-Buchsen bereitstellen. Günstigere Angebote werden darauf ggf. zunehmend verzichten. Wandlung von USB auf MIDI ist möglich, es wird jedoch sicher auch einige Konvertierer-Anbieter geben, die sicher erst bei ernsterer Lage auf den Markt kommen werden. Dieser Meinung ist auch der frühere Instrumenten-Journalist Craig Anderton. Heute ist er Präsident der MIDI-Association.

Aussicht und Kritik

Das Ergebnis wird dennoch sehr gut für alle sein und das Musizieren viel einfacher machen und die Bedienung der Geräte mehr automatisieren können. Das heißt, DAW-Hersteller könnten hier Implementierungen machen, die Soundverwaltungen, Soundstrukturen und ähnliches erkennen und endlich hochauflösende Parameterverläufe anständig darstellen, was sie bis heute nicht wollten oder können. Das lag übrigens nicht an MIDI, sondern an deren Desinteresse an MIDI generell. Sehr schade, vielleicht nutzen sie die Chance, ihre DAWs auch zu Soundeditoren zu machen und dem Nutzer das Leben leicht zu machen.

Die Folgen davon werden jedoch erst über Jahre wirklich deutlich wirksam sein, da alle Hersteller Anstrengungen diesbezüglich tun müssten und nicht nur an die eigene Produktpalette denken. Das fällt ihnen zuweilen hier und da schwer. Bankwechsel und Soundverwaltung werden einfacher, sogar mit Namen der Sounds und man könnte sie in der DAW direkt sehen und auswählen über NAMEN und nicht mehr über Nummern. Zumindest theoretisch.

Und vieles andere, das bisher ein Dauerärger war, verschwindet aufgrund der Anbauten und Auflösungserweiterung. Die Vorteile werden mittelfristig überwiegen. Ob klassische Synthesizer irgendwann MIDI 2.0 Kits bekommen, ist allerdings eine Frage an die kreativen Nerds.

Und? Zu theoretisch oder ist das etwas, worauf du dich freust? Oder bist du gar nicht bis hier gekommen und das ist doch alles eher langweilig?

Weitere Information

Wer genaueres lesen möchte, kann das unter anderem hier tun.

Videos

MIDI 2.0 steuert andere Synthesizer mit anderem Profil – weil gleiche Parameter! Großes Potential!! Und das noch mit MIDI mit DIN Buchse – denn die beiden Geräte haben natürlich keine USB MIDI 2 Implementierung – was heißt das? Jeder Synth kann einen anderen steuern und es gibt mehr Möglichkeiten, dass der jeweils andere weiss, was man gerade verändert. Wieso also nicht Cutoff immer auf dem gleichen Controller? Ja!!

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PE Erklärung

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Pro Note – Lautstärkesteuerung mit MIDI 2.0

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Pitch Bend pro Note

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4 Antworten zu “MIDI 2.0 ist öffentlich und wird konkreter”

    Thomas Körber sagt:
    0

    Das hat aber lange gedauert. Midi 2.0 ist wohl mehr als überfällig. Nur eines macht mich jetzt ein wenig nervös: Hab grade einen Waldorf Quantum gekauft und frage mich, ob es dann bald eine Quantum Midi 2.0 Version gibt ?
    Noch kann ich den Quantum zurückgeben…

      ikaruS sagt:
      0

      Mach einfach das wo du für richtig hältst. Es kann sein, dass sich die daws trotzdem von der Hardwaregebung nicht sonderlich verändern werden. Je nachdem was du hingeblecht hast kannst du aber davon ausgehen, dass ein Controller mit midi 2.0 viel teurer sein wird, was du letztendlich machen willst bleibt dir überlassen.

    RoDi sagt:
    0

    Midi 2.0 wurde im Januar 2020 auf der NAMM verabschiedet und war ab da (meines Wissens) auch bei midi.org abrufbar. In der Spezifikation steht keines wegs drin, dass USB nun *der* Standard für MIDI wird. Man hat für Midi 2.0 die Spezifikation des Datenprotokolls von der physikalischen Übertragung komplett getrennt, um flexibel auf neue Übertagungstechniken reagieren zu können. Es wird also in Zukunft Midi-über-USB, Midi-über-Ethernet, Midi-über-WiFi, Midi-über-xyz als Spezifikationen geben, jeweils auf das physikalische Übertragunsmedium und -protokoll abgestimmt.

    Eine News auf der Seite midi.org ist die Meldung, dass die USB-Gremien nun den Midi 2.0 Standard in ihre Definition der Midi-Device Class aufgenommen haben, was ein wichtiger Schritt zur Interoperabilität von Geräten mit Midi-über-USB ist.

    Obwohl USB fast überall an aktuellen Geräten vorhanden ist, halte ich es nicht für ultimative Lösung. Es gibt keine Potentialtrennung der Geräte, (Thema Brummschleife) und in der Baumtopologie von USB kann es nur genau einen Host als Leader (formerly known as ‚Master‘) geben. Ferner gibt es kein Mergen oder Splitten von Daten on-the-fly. Usb ist nett für 2 oder 3 Geräte mit klaren Rollen in der Datenhierarchie. Bei größeren Setups wird aber nichts einfacher.

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