von claudius | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Big Muff Liebeserklaerung Teaser

 ·  Quelle: Claudius / EHX

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Was haben Bands wie The Smashing Pumpkins, Bush, Depeche Mode, Dinosaur Jr, Mudhoney, Metallica, Pink Floyd, Santana, Sonic Youth, U2, The White Stripes, Patti Smith, KoRn, Muse und vermutlich Tausende andere Musiker und Musikerinnen gemeinsam? Den Electro-Harmonix Big Muff Pi. Auch das einzige Effektpedal auf meinem Board, das seit der ersten Band kontinuierlich vorhanden ist. Zeit für eine Liebeserklärung.

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Big Muff – ein Effektpedal mit Geschichte

Während andere Effekte meist einfach nur da sind, hat es der Electro-Harmonix Big Muff Pi zu einer kleinen Berühmtheit geschafft. So berühmt, dass Bilder in Booklets oder auf Covern abgedruckt werden oder sogar ein Album danach benannt wird oder Menschen Sammlungen verschiedener Versionen anlegen. Und ohne Frage ist der Distortion-Fuzz-Effekt auch auf Tausenden Aufnahmen zu hören – und auf allen Alben und Demos unterschiedlichster Musikrichtungen, die ich bisher mit aufgenommen habe.

Doch wie kann ein Effektpedal das schaffen?

Irgendwann in den 1960ern hatte Mike Matthews, Chef von Electro-Harmonix, sich den Schaltkreis ausgedacht. Mike und Jimi Hendrix – damals noch als Jimi James bekannt – waren Freunde und angeblich wurde das legendäre Electric Ladyland mit dem ersten Big Muff aufgenommen. Leider entpuppt sich das aber als Mythos, denn Ladyland wurde 1968 veröffentlicht, der erste Muff aber erst 1969. Aber: Ein Gerücht meint, es handelte sich bei den Aufnahmen um einen Prototypen. Das wurde von anderer Seite aber auch wieder abgewunken, weil es nur ein sehr ähnliches Pedal wie das Foxey Lady (Fuzz-rite) war oder ein anderes Fuzz (vermutlich ein Fuzz Face, für das Jimi bekannt war) in einem ähnlichem Gehäuse.

Am Ende ist es aber eigentlich auch egal. Denn ob Jimi es nun gespielt hat oder nicht: Nach ihm haben unzählige Gitarristen auf den wohlklingenden Sound gesetzt und es gibt Dutzende Variationen.

Aktuelle Muffs

Der Sound

Die Urversion, der Triangle, hat ein ausgeprägtes Mittenloch und komprimiert den Sound recht stark und wurde deswegen auch als „Sustainer“ betitelt. Er zog den Sound laaaaaang. Die Besonderheit war einerseits der hohe Zerrgrad, der eher geringe Preis (weil: einfache Schaltung) und die unauffälligen Höhen. Andere Fuzz-Geräte aus der Zeit waren alles andere als nett zu den Ohren und in der Regel recht kratzig-schneidend. Heute würde man derlei Ur-Fuzz-Schaltkreise maximal an echte Liebhaber verkaufen können, wenn sie als Boutique oder Reissue gelabelt werden. Wobei, schlecht klangen sie nicht, ich finde heutige Alternativen aber um Welten besser.

Über die Jahre gab es verschiedene Ausführungen des Schaltkreises und damit auch andere Ausprägungen beim Sound. Der Ram’s Head war etwas mehr „flat“ in der Frequenzkurve, der schwarze Sovtek ging sogar etwas mehr in die Overdrive-Richtung. Der OP Amp (hier als Reissue) war lauter und rauer. Mein Favorit ist übrigens der grüne Big Muff – allerdings nicht die neue Version, sondern als ursprüngliche russische Variante von Sovtek. Auch als V7 oder Bubble Front bekannt. Damals hatte ich mir einen gekauft, weil ein Musikerkollege meinte, die seien aus russischen Panzern und Granatsplittern gebaut. Fand ich anscheinend überzeugend – und bin mitnichten der Einzige, der das geglaubt hat, das Gerücht hält sich auch heute noch hartnäckig unter Musikern. Warum sollte man altes Metall nicht anderweitig nutzen? Mittlerweile wissen wir, dass es nicht stimmt. Schade. Metall für Musik statt Militär fände ich besser. Dieser eine Big-Muff-Schaltkreis klingt für mich besser und passender als alle anderen. Auch wenn ich bei den Originalen aus Russland drei Modelle durchprobieren musste, bis ich den „Besten“ hatte. Der bekam dann eine Tone- und True-Bypass-Mod durch Orion FX. Übrigens eine Wertanlage: Ich hätte alle teurer verkaufen können, als ich sie gekauft hatte. Mittlerweile gehen die grünen Originale für 500 Euto und mehr über den Tisch. Damals waren es noch moderate 200-250 Euro.

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EHX BIG Muff Sammlung 2

Vintage-Modelle, ein aktueller und zwei DIY Muffs

Variationen

Über die Jahre hatte ich bestimmt 35-40 unterschiedliche Big Muffs aus verschiedenen Zeiten, verschiedene Varianten mit verschiedenen Bauteilen, Modifikationen und auch DIY-Varianten. Und natürlich alle Originale im aktuellen Handel. Mal mit Feenstaub, mal ohne. Es gab eine kurze Zeit, da wollte ich J Mascis die große Big Muff Sammlung streitig machen, von der er mir nach einem Gig erzählt hatte. 16 Stück hatte ich zu der Zeit gesammelt … und dann gemerkt, dass es nicht mein Fall ist, Dinge zu sammeln. Überhaupt sammelt er eigentlich nur die alte Triangle- und Rams Head Version, die erstere ist eh nicht mein Fall. Zu viele Höhen und zu wenige Mitten für meinen Geschmack.

Mittlerweile besitze ich nur noch einen einzigen Big Muff. Ausgerechnet eine DIY-Version, da diese mich im Blindtest über ein A/B/Y-Pedal am meisten überzeugt hatte und ich das Original lieber verkauft hatte, da es nicht 300 Euro besser klang und sich jemand anders sicher mehr darüber freut. Dafür ist der fest auf meinem Pedalboard und kommt auch nicht mehr weg. Egal, welcher Hype-Train mich mitnimmt. Aber irgendwann kommt noch ein Black Russian (nicht das Getränk) dazu. Ich warte ja immer noch auf das Nano-Reissue, liebes EHX-Team!

Zum Verständnis hier noch einmal die wohl berühmtesten Big Muff Pi Versionen:

  • V1 Triangle
  • V2 Ram’s Head
  • V3 Red and Black
  • V4 / V5 OP Amp
  • V6 Black russian
  • V7 Green Russian
  • V7a Civil War
  • V7D Black Russian (groß)
  • V8 Black Russian
  • V9 NYC Reissue
  • V10 Little Big Muff
  • V11 Bass Big Muff, A Deluxe, B Nano

Und da sind bis auf der V9 noch keine der aktuellen Nano-Reissues dabei. Und die etlichen Klone von Drittherstellern und etliche Deluxe- oder Untervarianten durch leichte Veränderung der Bauteile. Der Big Muff hatte eine lebhafte Geschichte. Und ist noch lange nicht tot. Der Muffuletta von JHS* ist eine bekannte und flexible Version mit 7 umschaltbaren Dioden. Und der Boutique-Markt bekommt auch nicht genug von dem Schaltkreis. Mein Lieblings-Klon ist der Blackout Effectors Musket Fuzz V2 – wohl einer der flexibelsten Muffs da draußen. Und auch EHX war nicht untätig und hat selbst einige Neuinterpretationen gebaut, auch als Deluxe mit zusätzlichen Fußschaltern und Klangmöglichkeiten wie High- und Lowpass-Filtern. Und es gibt auch Kopien/Modifikationen im Hochpreisbereich, von Pete Cornish beispielsweise. Toll klingende Effekte, aber 1000-Euro-gut-klingend? Mich hatte er damals nicht überzeugt. Ein toller Clone, aber nicht den Aufpreis (für mich) wert.

EHX Big Muff J Mascis Kit Rae

Sammlerstücke, oben von J Mascis

Big Muff für immer und ewig?

So richtig kann ich es nicht sagen, warum der Effekt einen so krassen Hype um sich geschürt hat. Und ich weiß auch nicht, warum sich „mein Muff“ immer wieder gegen alle anderen Fuzz-Effekte durchgesetzt hat. Und ich hatte von extrem billig bis extrem Boutique-Hype gefühlt Hunderte unter meinem Fuß. Es ist ein vielseitiger Effekt, der aber klanglich irgendwie immer seinen Wiedererkennungswert hat. Außer vielleicht der Metal Muff*, aber selbst der hat seine Nische gefunden. Okay, den Germanium-Muff fand ich richtig scheiße, aber kenne mindestens drei Bands, die den wohlklingend einsetzen. Erlaubt ist, was gefällt.

Es ist auf jeden Fall bemerkenswert, dass Electro-Harmonix die Preise bisher nur ein wenig angezogen hat und nahezu alle Nano Big Muffs und das „Original“ unter 100 Euro kosten – von den Deluxe-Versionen mal abgesehen. Dafür Kudos. Sagt man das noch, hier in diesem Neuland?

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich von meinen Reisen zu Fuzz wieder ins gemachte Bettchen steigen und mich in den weichen Muff-Sound reinkuscheln kann und mich zwischen Rock, Doom dahintreiben lassen kann. Und es klingt immer gut.

Die ultimative Big-Muff-Empfehlung

Bock auf einen Muff? Leih dir einen von einem Gitarristen aus deiner Umgebung und zieh ihn direkt mal an. Vielleicht passt er dir. Und wenn du direkt selbst einen haben möchtest, kannst du hier* einen Passenden aussuchen. Die folgenden erhalten meine persönliche Kaufempfehlung (alle getestet und für gut befunden) – von den Nano Reissues mag ich den Rams Head am liebsten, ausgerechnet den Green Russian am wenigsten, aber beide haben ihre Berechtigung, je nach Setup.

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Ich freue mich auf deine Meinung. Was hältst du vom EHX Big Muff? Überbewertet? Oder unterschätzt? Oder Butter und Brot und das war’s?

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Bildquellen:
  • EHX BIG Muff Sammlung: Musiker Board / .s
  • EHX BIG Muff Sammlung 2: Musiker Board / .s
  • Sammlerstücke, oben von J Mascis: Kit Rae
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Eine Antwort zu “Und alles begann mit Jimi Hendrix (angeblich): Der Big Muff Pi”

    Erich Schmerich sagt:
    0

    Es gibt genug Gründe einen Big Muff zu besitzen. Der Hype ist keiner davon. ;)
    Ich besitze einen schwarzen Sovtek mit Tone und Strom-Mod und einen OP Amp in Originalzustand. Ich liebe beide, wobei der OP schön kratzig bleibt und sich gegen alles behaupten kann, der Sovtek ist eher für Rythm passagen.

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