von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Synth Finder

Synth Finder  ·  Quelle: Sequencer.de

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Dieser Artikel ist ein Experiment, aber er hat auch damit zu tun, zu sehen, wo die Details bestimmter Sounds herkommen. So etwas kann eine lange Zeit dauern, bis man das herausfindet. Dabei geht es nicht einmal darum, Bands zu kopieren, aber dennoch ist es hilfreich zu wissen, welcher Synthesizer bei Depeche Mode oder Nitzer Ebb diesen tollen Bass beisteuert und ob man das mit normalem Gear auch machen kann. Besonders die eher selteneren teuren Synthesizer auf bekannten Produktionen und das eigene Vermögen das herauszufinden, hat auch Bands kreativ gemacht. Oft werden dadurch mangels Kontakt auch einfach anders oder „falsch“ eingeschätzt.

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Wo kommt dieser fette Bass her? Oder: Roland System 100m vs. System 700

Nicht unbedingt jeder hatte Kontakt mit diesen Synthesizern. Besonders heute wird das auch durch unterschiedlich gute Emulationen nicht unbedingt einfacher. Musikalisch ist das vielleicht nicht so wichtig. Auch ich habe etliche Zufälle gebraucht, um diesen Sound zu identifizieren. So gab es bei Songs von Depeche Mode (Construction Time Again) oder auch bei Nitzer Ebb eine Reihe von Bässen, die mich sicher vermuten ließen, dass es sich um Roland Synthesizer handelt. Aber kein Roland, den ich kannte, konnte diesen Sound wirklich schaffen. Das dachten sich vielleicht auch beispielsweise And One, die sicher gern diesen Sounds verwenden wollten und haben es mit vielen Schichten von Synthesizern in ihrer Reichweite versucht. Ihr Ergebnis ist anders, aber gar nicht schlecht.

Wer, außer Einige in Nerdforen, kann einem so etwas sagen und wie relevant ist das für die Musik wirklich, ob man solch einen Synthesizer besitzt oder es davon eine Emulation gibt? Nun, ich kann es nur emotional beantworten: ich war froh, dass ich bemerkte, dass es ein irdisches Problem ist und nicht mit besonderen EQs oder Studioeffekten zu tun hatte. Es war nur eben kein System 100 oder 100m, sondern ein System 700, was diese besondere Fülle wirklich lieferte.

Als eher unwichtige Hintergrundinformation: „Ich“ habe nach Tausenden von Jahren dann selbst Zugang haben dürfen. Ein Synclavier habe ich auch berührt, aber nie besessen. Ein ähnliches Erlebnis hatte ein H3000 von Eventide auf mich. Und wieder war es Elektro-Musik, eben die von Skinny Puppy, die sich mir mit einem Kennenlernen dieses Gerätes erschloss. Manchmal ist es so einfach.

Der FM Sound von manchen Produktionen ist voluminöser

In dem Umfeld der Mute-Records-Welt habe ich mir so manche Gedanken machen können, warum die FM-Sounds bei frühen Depeche Mode Songs so viel breiter sein konnten, als das was aus meinem oder generell irgendwelchen DX-Synthesizern kam oder auch später dem (Yamaha) TG-77. Immerhin ist das ein Gerät was intern 4-fache Layer erzeugen und nach dem heutigen Reface doch recht breit klingen kann.

Wäre es nicht hilfreich, wenn man das sofort wüsste, sodass man sich gleich ein Roland System 700 oder einen Yamaha Reface DX oder ein Synclavier besorgen kann? Ja, super – das sind nun beide gerade die Geräte, die von uns vermutlich die Wenigsten überhaupt besessen haben. Und Emulationen dazu einzuschätzen, wäre dann nur nach dem Gehör möglich. Aber auch das kann ein Antreiber sein.

Depeche Mode Sounds und Synths?

Der Trick von Depeche Mode und Anderen in den Mittachtzigern ist in diesem Falle übrigens wirklich gewesen, dass sie ein Synclavier verwendeten in dem es 12 Timbres gibt. Das sind Layer mit jeweils einfachen FM-Synthese-Strukturen einfacher Art. Sie sind bei Weitem nicht so komplex wie die eines Yamaha DX-7 (den man bei Depeche Mode 1984 auch auf der Bühne sehen konnte – etwa bei dem berühmten Hamburg-Konzert, was es auch als Video gab).

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Die gleichzeitigen Mini-FM-„Stränge“ sind mit etwas Verstimmung gegeneinander in den Yamaha-FM-Synthesizern nicht ganz einfach identisch nachzustellen, da ein DX-7 keinen Multimode hatte. Der TG-77 oder SY-99 könnte das durch geschickte Verwendung von jeweils einem Algorithmus, der die Layer nachstellt und verbreitert. Da das Synclavier simple 2-OP Kopplungen enthält, ist mit einem Algorithmus mit 3 Strängen und diese in 4 Instanzen (bei Yamaha „Element“ genannt) sogar denkbar, so einen Sound zu erzeugen – es macht nur kaum jemand, dürfte dem Sound von „Construction Time Again“ und „Some Great Reward“ deutlich entgegenkommen.

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Damit ist das „Synclavier“-Gefühl auch mit Normal-Equipment machbar. Arturias Synclavier V hat das für jeden leichter verfügbar gemacht, ebenso die App für iOs gleichen Namens. Man muss nur wissen, wie sich 2 Operatoren verhalten und kommt dann relativ schnell weiter. Ein doch sehr offener luftiger alternativer Bläser-Sound, wie in Depeche Modes Klassiker „Love in Itself“, kann also durchaus aus dieser Quelle stammen. Für einen klassischen DX-7 klingt die Struktur zu „warm“. Und am Ende muss man dann noch immer gut hinhören, um zu bemerken, ob das nicht doch einfach analoge Sounds waren. Man findet aber auf den oben genannten Alben einige Synclavier-Klänge.

Wissen oder Besitz?

Ist das ein Trick? Nein, es ist eher Wissen, was man sich teilweise erhören und erarbeiten muss. Dasselbe gilt für Drum Machines oder andere Sounds. Deshalb sind wir hier, auch um manches von den Mythen zu befreien. Und das kann eine ganze Jugend lang dauern. Die Bands, die diese Sounds nutzten, wurden durchaus um „diesen Sound“ beneidet. Manche machte es auch kreativ, wie die erwähnten And One. So kommt es oft zu neuen Lösungen und neuen Ästhetiken. Nach meinen Informationen arbeiten sie auch heute so und erklären, dass man in Klangschichten denken würde, um Sounds zu erstellen.

Kennst du solche Geschichten, die dich Jahre deines Lebens und Zuhörens kostete, um zu finden mit was oder wie man einen Sound eines bekannten Acts nachbaut? Das ist normal, ich habe damals meine Sounds auch „Emu-Streicher“ genannt, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllten und sie waren ähnlich, wie der Versuch von And One diesen breiten Bass zu erzeugen. Es ist also ein Antrieb und Vorteil, wenn man das einige Zeit macht und darin sehr gut wird.

Die Beispiele stammen beide aus der Jugend und werden je nach Alter bei dir, dem Leser, anders sein. Deshalb bin ich sehr gespannt, ob und was du herausgefunden hast. Auch hat man vielleicht irgendetwas verwechselt und das später erst bemerkt.

In der heutigen Allwissenswelt kann das fast bedeuten, dass man von erfahreneren Musikern in die Meditation geschickt wird und diese Information auch einfach bekommt. Und wer den Basissound eines älteren Synthesizers oder Samplers als Emulation kennenlernt, lernt meist auch nicht dasselbe kennen. Die Welt muss nicht immer emulieren und nicht immer ist das das Beste.

Ganz nebenbei noch: Dennoch gibt es keinen Versuch Rolands das System 700 etwa im Klang allen anzubieten. Das wäre denkbar in Form eines System 100 Synthesizers im Stile des System-1m und -8 und dann sogar polyphon. Wie cool wäre das? Ich fänd es großartig.

Worte über Klassiker, die man heute schwer bekommen kann

Heute kann man aber das kleinere System von Roland und einen günstigen Klon von Behringer kaufen. Das 700er jedoch nicht. Es gibt auch keinen Klone oder eine Software, die überzeugt. Nicht einmal von den forschenden Roland-Leuten. Modularsysteme und bestimmte Modelle aus der Vergangenheit sind tatsächlich noch nicht für alle erreichbar gemacht worden. Es gibt einen Bausatz für System 700 Module, jedoch werden die unter Nerds mit Lötfertigkeit bleiben. Frequency Central ist hier also einer der wenigen, die das anbieten. Doppelte Message ist deshalb – es kommt nicht immer auf Synthesizer und Geräte an – aber manches ist leider sehr typisch für eben einen bestimmten Synthesizer.

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Übrigens stelle ich fest, dass das Interesse an heute schwer zu beziehbaren und dann meist teuren Synthesizern in der Klickgunst gar nicht so hoch steht, da man vielleicht persönlich aufgibt und es nicht in Erwägung zieht. Dennoch kann man damit auch hören, was möglich war und wo etwas herkommt. Ich zeige dir hier einen Rundlauf um diesen Klassiker, vielleicht musst du dann nicht so lange suchen.

Vergleiche dies…

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mit allen Details hier…

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Wenn du magst, kannst du noch den Abgleich des 100m gegen das günstige Behringer anschauen und dessen Abgleich für den heutigen Einsatz prüfen. Es ist technisch nicht so weit entfernt, klingt etwas kühler als das System 100, was es als Plugout für das System gibt.

Diese Details sind die, nach denen man oft sehr lange sucht. Wenn du eine eigene Geschichte hast, schreib sie gern hier in die Kommentare. Wenn dir das zu schräg ist auch mir persönlich,

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14 Antworten zu “Depeche Mode vs. Nitzer Ebb vs. Folgende auf der Suche nach dem Sound”

    Mick sagt:
    0

    Ich habe mal mit dem NI FM7, den gleichen Bass, wie in oft And One benutzen, hinbekommen. Das ist definitiv verstimmte FM, was And One dafür benutzen. Ich würde zu gerne mal ein Interview mit den Machern, die auf und/oder hinter der Bühne stehen, sehen. z.B. Gareth Jones, Flood, Dave Bascombe, Alan Wilder, Steve Naghavi,

    Jiya sagt:
    0

    Wir hatten in dem Workshop wo wir ‚enjoy the silence‘ genau das Problem mit dem Bass Sound. Wir hatten verschiedene Roland Filter ausprobiert aber es klang einfach nicht genau so wie der original Bass. Dann entdeckte ich den State 700 Mk.2 von Frequency Central und plötzlich klang es genauso wie es sollte.

    https://m.youtube.com/watch?v=LEfDNCMvQts

    Mick sagt:
    0

    Ich tippe immer noch auf MiniMoog
    https://www.youtube.com/watch?v=3nk5v2Vap9s

    Klaus sagt:
    0

    Was ich gerne wissen würde wäre, wie die Krupps ihre hammerharten Basslinien machen.
    Dagegen können alle oben genannten einpacken.

    Moogulator sagt:
    -6

    Frage von mir hat sich erübrigt durch neue Sachlage ;)
    Für SynthesizerMagazin hatten wir die Krupps 2x im Interview – wir haben also da auch eine Gearliste und Studiofotos. Da ist auch ein Sub-Moog dabei. Aber keine „außergewöhnlichen“ Geräte – dh – ein normaler Mensch kann das erreichen. Das kann man aber ggf. auch mal abchecken.

    Live ist das nicht erkennbar, da zB da Ralf Dörper nur ein paar kleine Sachen mit nem D50 macht und so ist es mehr Live-Performance und Lust – das kann ich sagen – die haben da echt einen Spaß.
    Amboss! Klingt echt fett – auch live. Denke aber, dass da einiges auch schlicht nicht live erzeugt wird.

    (Updated.)

      Thomas Martin sagt:
      0

      Ein DM-Fan der ersten Stunde mit zwei Bauchansätzen und schlechten Atem fühlt sich persönlich auf den Schlips getreten, weil er vergessen hatte, dass heute Karfreitag ist, weswegen er sein Lieblingsbier vom LIDL nicht kaufen konnte, Mama gestern die Band-Shirts zu heiss gewaschen hatte, und macht sich deswegen die Mühe, ein paar Fake-Accounts einzurichten, um dir so richtig einen reinzuwürgen. 🤷🏻‍♂️

      Mick sagt:
      0

      Das mit dem negativen Feedback ist einfach, weil viele sich sicher fühlen hinter ihrer Tastatur, aber da Draußen keinen Schneid haben.
      Wie gesagt, ein paar Produzenten oder Musiker, die aus dem Nähkästchen plaudern, wäre fein. Es gibt auf den Re-Master DVD-Audios oder war es SACD?, von Depeche Mode, ein paar Einblicke. Ich meine, da war auch erwähnt worden, welche Schwierigkeiten sie bei der Hook-Sequenz von Waiting for the Night hatten, den ARP2600 auf Kurs zu bringen.

    Marco sagt:
    0

    Ich experimentiere gerne mit analogen gear, und es reicht aus um einen 2 Fach multiband röhren kompressor zu benutzen um einen eher dünn klingenden Korg Minilogue in einen fetten zu verwandeln. Ebenso helfen EQs und andere Dynamik Tricks um kleine olle analog Synthesizer einen neuen Klang zu verpassen. Und am Ende wird im Mix nochmal alles zurecht gebogen. Deshalb sehe ich es als nicht so eindeutig welcher Synthesizer hinter welchem Sound steckt.

      Moogulator sagt:
      -6

      Die Frage ist, macht es auch aus einem System 100m ein System 700 im Sound?

      Ich fände es durchaus befriedigend, wenn das „irgendwie mit EQs“ geht. Wer das schafft – bitte melden.

      Die ganze Idee hier war ja auch der Vergleich mit Nachschichtungen aus digitalen Synths um das nachzustellen (hat nicht geklappt, klingt halt anders) – aber wäre auch spannend.

    Mick sagt:
    -1

    P.S. ich persönlich, würde Dir auch ins Gesicht sagen, wenn ich was nicht ok finde. Das ist dann ein Disput, eine Kontroverse, aber wir würden im Dialog bleiben und eventuell Kompromisse machen.
    Ich würde dich zum Beispiel fragen, warum Du dich Moogulator nennst, obwohl Du eigentlich Roland-Fanboy bist ;-)

    Ted sagt:
    3

    Ich frage mich, was solche Artikel sollen. Klar, wem es an Kreativität mangelt, der muss eben die Musik Anderer abklatschen. Im angeblich größten deutschsprachigen Forum für Musiker, kommen ja regelmäßig Fragen wie „Wie baue ich den Sound von [beliebiges Top-40-Gedudel einsetzen] nach?“, aber dort tummeln sich ja ohnehin hauptsächlich Bierzelt-Abklatsch-Bands. Bei
    einer Musikrichtung wie EBM, die man mit einigem guten Willen der sehr kreativen Schwarzen Szene zuordnen kann, halte ich das für fehl am Platz.

    Ich jedenfalls, habe mich beim Komponieren nie dafür interessiert, wie Andere klingen, und diese schon gar nicht nachgeäfft.

    Sascha T. sagt:
    0

    Also ich versuche schon seit über 30 Jahren den unvergleichlichen und zutiefst originellen Sound der unglaublich düsteren Band Ghosting zu kopieren. Würde auch gerne wissen mit welchen Equipment die „Neuen Deutschen Todeskünstler“ wie Umbra et Imago, Relatives Menschsein und Goethes Erben ihre melancholischen Klangwelten erschaffen haben.

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