von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Roland System 100m Vintage Modular Synthesizer im Studio heute

Roland System 100m Vintage Modular Synthesizer im Studio heute  ·  Quelle: Sequencer.de

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Aktuell gibt es das System 100m indirekt in Form von Modulen im Eurorackformat und das von mehreren Herstellern. Spätestens durch Behringers Eintritt in die Modulwelt mit Moog, ARP und eben diesen Roland-Modulen ist das System 100m und dessen Sound wieder erreichbar für nahezu jeden. Es gibt aber auch Gründe, wieso es diese sind und nicht andere, sie sind auch die bekanntesten und kommen in wirklich vielen Stücken in verschiedensten Musikgenres vor.

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Roland System 100m

Das System 100m war quasi ein Vorläufer des Prinzips Eurorack in Form von zwei genormten Cabinets mit 5 oder 3 Modulschächten und unten liegenden Verteilern (Multiples) und den dort angelegten CV-Gate-Trigger-Anschlüssen. Die Module sind immer gleich aufgebaut, aber auch nicht so zahlreich an der Zahl. Es gab im wesentlichen zwei heute bekannte Komplettzusammenstellungen. Das berühmte „D-Set“ und „das Andere“. Weitere gab es, sind aber selten.

  • D 112, 121, 130, 140, 150 – Doppelmodule VCO, VCF und VCA jeweils sowie Hüllkurve/LFO sowie S&H/Noise/LFO
  • E 110, 110, 110, 140, 150 – 3 Stimmen in einem Modul mit VCO/VCF/VCA, Rest wie oben
  • Es gab weitere 4 Kombinationen und selbst zusammengestellte System 100m Sets

Die Module im System 100m sind:

  • 110 VCO + VCF + VCA Kombimodul (Tiefpass)
  • 112 2x Oszillator
  • 121 2x Filter, 24dB/Okt, Tiefpass
  • 130 2x VCA (Verstärker)
  • 131 4x Mischeinheit/Test-Oszillator
  • 132 4x Audiomixer + Invertierer & 2 Voltage-Prozessor
  • 140 2x ADSR Hüllkurve + CV-steuerbarer LFO
  • 150 Sample and Hold, CV-LFO, Weißer/Rosa Rauschgenerator, Ringmodulator
  • 165 2x Portamento (Slew-Limiter)
  • 172 Delay, Phaser, LFO, Gate-Delay,
  • 173 4x Signal-Gate „elektronische Schalter“ + Multiple-Patchbay
  • 174 Parametric-EQ
  • 182 Sequencer, 8 Steps

Die Struktur der System 100m Module ist folgendermaßen: Oben befinden sich i.d.R. Audiosignale, unten befinden sich die Steuersignale zur Modulation. In der Mitte sind die dazu passenden Bedienelemente. Es gibt von einigen Modulen Doppelversionen und alternativ dazu „Kombimodule“, die gleich drei Baugruppen in einem Modul beherbergen.

Was ist dran am System 100m?

Die Doppelmodule haben meist noch eine kleine Zugabe, wie etwa ein kleines statisches Hochpassfilter im Filter und einen Umschalter für linear oder exponentiell im VCA. Man konnte aber in einem kleinen 3-er Cabinet eine komplette Synthesizerstimme unterbringen. Die Kombimodule haben ein sinnvolles Routing, was Kabel spart. Generell leitet das System die wichtigsten Verbindungen bereits an die richtigen Stellen, die bei Bedarf durch einstecken eines Patchkabels geändert werden können.

Dadurch war man für die damalige Zeit enorm schnell mit einem Standard-Patch, wie etwa „1-3 Oszillatoren in ein Filter leiten und Hüllkurven und LFOs sinnvoll routen“. Das war praktisch und sinnvoll und zeitsparend zugleich. Es ist auch aus einem Kombimodul heraus möglich eine Stimme mit 3 VCOs zu bauen, weshalb die Kombimodule nicht zwingend schlechter sein müssen.

Details

Sicher ist das alles aus heutiger Sicht ein „konservatives“ System, denn die Filter sind nur Tiefpass und 24dB/Oktave, die Oszillatoren sind „normal“ und mit Oktavschalter. Die LFOs reichen nicht ganz in den Audiobereich, weshalb man einen VCO nutzen, um FM und besondere Sounds erreichen möchte, sieht man vom Ringmodulator (150) ab. Auch Behringer, G-Storm und Frequency Central Module sind nicht total anders, jedoch liefern sie auch exotischere Baugruppen (G-Storm z.B. mit dem SH-5) und damit auch andere als Tiefpass-Varianten. Sie passen zum System 100m recht gut.

Es gab damals also sehr durchdachte Module, aber konservativ sind sie schon. Westküsten-Gedanken sind hier nicht zu finden, dafür aber der tolle Sound der 70er-Serien (SH1 bis SH7, SH101 und SH1000/2000).

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Was aber geht, sind die Module frei zu verschalten und damit auch VCAs etwa zur Steuerung von FM-Stärken oder Hüllkurveneinfluss auf das Filter zu schalten. Die FM klingt recht „gut“, ist jedoch analog und wird kein DX-7 werden, da es noch kein Thru-Zero-Modul gab. Das Umdrehen und Verändern der Reihenfolgen von Modulen ist jedoch kein Problem.

Geht es neu? Ja, mehrfach

Interessant ist, dass ausgerechnet das Rauschen in Behringer Modulen vollkommen anders klingt als das Original, aber die Doppelmodule sind sehr gut gelungen und können als günstiger Einstieg in diesen Sound gesehen werden. Ihre Fader sind entgegen des ebenfalls erhältlichen Roland System 500 nicht geschrumpft. Das macht die Einstellungen einfacher, denn Eurorack ist fast halb so hoch im Vergleich zum System 100m bisher. Das „m“ hat Behringer übrigens weggelassen und sie meinen damit dennoch nicht das System-100 von Roland, was auch etwas anders und noch einen Tick runder klingt. Es ist jedoch nicht wirklich richtig modular, sondern eher ein zweigeteilter 2-Oszillatoren-Synthesizer.

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Hier kannst du nachhören, wie Einstellungen für Nerds in unserem 3-Stunden-Ultra-Battle klingen können – wir versuchen das durch laufende Sequenzen gegeneinander zu stellen.

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Baugruppen des System 100m

Wie und was die einzelnen Baugruppen können und ein Rundgang um alles, kannst du dir hier unten im Video ansehen. Der Vorteil des Klassikers ist, dass es mit Eurorack kombiniert werden kann. Bedenke nur, dass formell die Steuerspannung damals eher in Richtung 9V lief als 5V, dennoch reicht sie oftmals auch aus. Außerdem gab es damals ebenso Trigger und Gate und beides muss versorgt werden. Der Trigger löst das Signal aus und ist ein kleiner kurzer Puls, während das Gate das klasssische Tastatursignal ist, der so lange angehalten wird, wie diese gedrückt wird. Ansonsten findest du die wichtigsten Module im Video und das beschrieben in allen Details.

Hier im Vordergrund siehst du den Sequencer aus dem System 100, der nicht dazu gehört und mit dem Human League das legendäre Minimalismus-Album Reproduction erstellt haben, denn der Sequencer kann leicht Modulations-Sequencer pro „Tastendruck“ bieten. Es gab damals als alternatives Modul einen Doppel-8-Step-Sequencer. Das ist von Ryk später „neu erfunden“ worden und fand seinen Weg dann als Metropolis/Metropolix und als Update auch ins Eurorack zurück.

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Wieso sollte man sich ein System 100m heute „vintage“ kaufen?

Ich habe mit dem erfahrenen Modular-Musiker tronique zusammen ein Shootout im ersten Video produziert. Hatte das System 500 hier und mehrere System 100m Sets. Der Sound lässt sich mit Clones heute „günstiger“ erstellen. Die Bedienung ist einen Tick besser am Original, dennoch haben die alten Fader der Rolands natürlich auch Verschleiß.

Wenn man sie pflegt, kann man damit aber gut arbeiten. Dieser Roland wäre einer der Letzten der geht, weil er so klingt wie er klingt. Wer so ein 5er-Cabinet mit Modulen (beliebiger Zusammenstellung) kaufen will, ist schnell 2.5k € los. Das Basisset von Roland liegt etwa ebenso in diesem Bereich und ist dann neu – hat aber haptisch ein paar Nachteile. Das Behringer-Einsteiger-Set ist noch sehr deutlich unter 1k €.

Ich mag die Griffigkeit, die Größe und die sinnvollen Multiples, die man aber im Eurorack auch aufbauen kann. Der Platz dafür muss also eingeplant werden. Das Roland System ist nicht unsympathisch, aber es gibt bekanntlich Menschen, die mit kleinen Knöpfen nicht viel anfangen können und der Oktavschalter ist ein bisschen ungünstig.

Die Behringer Module haben nur beim Rauschen sehr starke Unterschiede, dass man sich da vielleicht das „Echte“ holen könnte. Also ich meine das aus dem System 500. Wir haben im praktischen Nutzen nur gefunden, dass man einfach ein wenig „schieben“ muss, um exakt den gleichen Sound bei den Hüllkurven oder Details zu finden, der Klang ist aber einfach gut und wem das egal ist, sollte und kann dann das nehmen, was der Geldbeutel und die Optik sagt. Vintage nimmt man, wenn man kann. Wenn man es sogar liebt.

Die Geräte von 1978 können gut gepflegt werden, aber auch noch immer relativ lange überleben. Die Reaktion der Hüllkurven ist in diesem System legendär und beim System 500 hatte ich einige Mühen diese Werte schnell einzustellen.

Wenn ich das Original nicht im Kopf habe oder daneben stelle, klingt es trotzdem gut – aber die Ergebnisse sind ein bisschen anders, die Reaktion selbst ist aber nicht weniger „echt“. Ob und wie wichtig das jeweils ist, spielt nur bei Vergleich eine Rolle. Der Sound ist aber so passend in jedem Mix, so schön „rolandig“-holzig, so organisch mit diesem tollen Saugnapf-Schnapp, dass ich aber wirklich nie empfehlen würde an den Hüllkurven zu sparen. Das ist wichtig.

Poly-System 100m

Heute kannst du von verschiedenen Herstellern Module kaufen und selbst das Passende zusammenstellen. Wenn du eher einfache Stimmen für 2-4stimmige Sinfonien bauen möchtest, ist das System mit den Kombimodulen und einem Hüllkurvenmodul deine Wahl. Es gibt diverse. MIDI/CV-Interfaces und sowieso genug modulare Sequencer, mit denen man auch entsprechend arbeiten kann. Komplexere Stimmen mit 2 VCOs oder Modulation wird aber das Ziel recht schnell teurer und umfangreicher machen. Solltest du wirklich All-In-One-Popsongs machen, ist das durchaus auf diesem Weg reizvoll.

Doepfer bietet solche optimierten Module für 4-stimmige Arbeit an (z.B.A111-4, A135-2, A105-4). Sie sind nur eben nicht Roland und neutraler. Das Ziel dabei könnte eine puristische Komposition sein – ob das unbedingt modular sein muss? Naja – es gibt DAWs – aber „the real thing“ ist für Akkordarbeit mit einem Filter und mehreren Oszillatoren bereits schneller herzustellen. Hier sollte man für die Optimierung unbedingt die Sounds und Akkorde anschauen oder aber 4 verschiedene Sounds betrachten, wie komplex sie sein müssen. Das aber nur nebenbei, da das System 100m damals auch mit dem MC4 und MC8 Sequencer polyphon bis zu 8 Stimmen machbar waren. Das geht neute natürlich auch. Übrigens gibt es von dem Juno Module von Soundforce, die auch eine interessante Ergänzung sein kann. Ebenso die Hüllkurven.

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2 Antworten zu “Roland System 100m im Studio: Wie sieht es heute aus?”

    Marco sagt:
    2

    Eine Inflation macht auch vor Behringer kein Halt, aber trotzdem sind die Preise deutlich erschwinglich. Denn Roland wurde noch erheblich teurer dank der Inflation. Behringer ist so gut, dass ihre Synthesizer auf dem Gebrauchtmarkt kaum zu finden sind und wenn dann zu Preisen, da kann ich es auch gleich neu kaufen. Auf jeden Fall bin ich ein Behringer Fanboy und bin sehr dankbar dafür, dass es Behringer gibt. Für viele Produkte gibt es nämlich gar keine Alternative. Als analog Fan sind die digitalen simulanten von Rolands Portfolio sind für mich keine Alternative. Was nicht heißt dass digitale Synthesizer nicht interessant sind, nur eben nicht die virtuellen analogen. Als privatmukker hat man ja noch andere Sorgen.

    Moogulator sagt:
    2

    Aktuell gibt es Roland UND Behringer als aktuelle Angebote – ich würde (wenn ich nicht schon ein „altes“ hätte eines der beiden nehmen – und nicht mehr nach alten suchen – aber ich finde die alte Form sehr praktisch wegen der Multiples, der Regelwege und so weiter. Aber bei Behringer bekommst du natürlich am meisten für’s Geld – der Vergleich zeigt auch, wie gut sich deren Version „schlägt“. Zumeist durch Links/Rechts- Audiokanal im Video. Sehr sehr exzessiv – auch als Roland-Fanboy fand ich das Ergebnis beachtlich.

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