von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Angecheckt Waldorf M

Angecheckt Waldorf M  ·  Quelle: Sequencer.de

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Der Waldorf M ist eine Antwort auf den klassischen Microwave von Waldorf aus dem Jahre 1988 und führt ihn in die Gegenwart. Welchen Sinn hat es, sich heute einen Synthesizer ohne Effekte zu kaufen, aber mit dieser Synthese und diesem Sound? Das wollen wir euch hier im Angecheckt beantworten!

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Waldorf M

Richtig, der Sound des M basiert auf Wavetables. Nicht nur auf diese, die es damals gab. Es gibt mehr, als je in einem Waldorf verbaut wurden und neue Sets mit Preset-Namen aus der Gegend, in der Waldorf angesiedelt ist. Hier arbeiten Wavetables mit 60 Waves und Grundwellenformen.

Der Sound ist knackig, klingt besonders und hat seinen Reiz durch eine Eigenheit beim Mischen der Oszillatoren. Außerdem sind auch neue Funktionen möglich, die der Klassiker nicht konnte. Darunter ist auch die Nutzung jedes beliebigen Wavetables. Außerdem kann der zweite Oszillator sogar Samples abspielen.
Und weil der Microwave zwischen Oszillatoren nicht viel anstellen konnte, um schön schräge Sounds zu erzeugen, ist auch noch ein Ringmodulator mit an Bord. Der kann aber nur in einem speziellen „Modern Mode“ genutzt werden.

Gleich blieb aber die Stimmenanzahl von 8 und es gibt sogar einen vierfachen Multimode. Außerdem wird es bald eine Stimmerweiterung geben. Die Struktur der Modulation ist ebenfalls so, wie das heute nicht mehr ganz en vogue ist – nämlich ohne eine Modulationsmatrix, aber mit einem bis zu drei Modulationseinträgen am Ziel jedes Parameters. Dazu ist sogar noch ein Slot zusätzlich frei, um die Modulation selbst zu steuern.
Das ist in der Praxis eigentlich nichts anderes als die Tatsache, dass alles direkt modulierbar ist und sich sehr flexibel anfühlt.

Waldorf M

Waldorf M

Damals war das nicht üblich und eine gute Idee, die der Microwave XT und der fast baugleichen Microwave 2 (nur ohne die Knöpfe) wieder aufhob und in eine Matrix wandelte. Der M ist jedoch kein Microwave 2, kann aber einiges was der „Vorgänger“ auch kann. Neben dem analogen Filter mit 24 dB pro Oktave Tiefpass, gibt es fast alle Filter des digitalen Hauptfilters des Nachfolgers.

Das ist super, da es einige sehr spezielle Optionen gab, wie das bewegliche Bandpass-Tiefpass-Filter mit verschiedenen Typen und einige mehr. Es sollen sogar alle jemals eingeführte Typen folgen (aktuell ist Version 1.07). Dort sind Filter-FM und Sample & Hold möglich, denn diese beiden fehlen noch. Aber generell bedeutet das jetzt schon, dass zwei aufwendige Filter pro Sound im M nutzbar sind. Die Vielfalt ist auch heute noch bei anderen Angeboten eher niedriger. Das analoge Filter ist allerdings ein Klassiker ohne viel Variation.

M wie Modulation

Für die grundlegenden Dinge stehen 2 LFOs und 4 Hüllkurven bereit zur Modulation. Davon sind zwei komplexe und die anderen beiden einfachere ADSR-Typen. Die LFOs arbeiten in drei Geschwindigkeitsbereichen für sehr langsame und auch nahe der Audioschwelle gute 60 Hz-schnelle Tempozonen. Ein LFO ist mit einer Hüllkurve ausgestattet, um aufwendige Ein- und Ausblendungen zu erstellen. Außerdem können sie bewusst „ungenau und wackelig“ gemacht werden.

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Was ich mir für jeden Synthesizer wünsche, ist die Symmetrieeinstellung mit Rechteck und Co., die mit „Pulsbreiteneinstellungen“ versehen werden können. Das klappt übrigens auch bei den anderen Schwingungsformen. So kann gerade ein LFO beim Thema Rhythmik viel mehr leisten und wird allgemein unterschätzt. Das gilt auch bei der Modulation der LFOs untereinander.

Die beiden komplexen Hüllkurven sind Level-Rate-Typen und damit ganz frei einstellbar. Bei der Wave-Hüllkurve sind 8 Stufen mit eigenem Loop für Wavetables super, aber das wären sie auch für Granular oder FM. Die Free-Hüllkurve ist eine kleinere Version davon. Durch die aufwendige Modulation der Zeiten, Pegel und Loops lassen sich damit eine Ladung Träume verwirklichen.

Die interne Micro-SD-Karte speichert eine wirklich unfassbare Menge an Sounds, Wavetables und Samples, die vermutlich sehr lange reichen wird. Etwas fummelig sind nur die Samples, die ein eigenes spezielles Format haben. Sie sind mit 22 kHz Sample Rate, aber mit 16 Bit eher „LoFi“ im Sound und ergänzen Wavetables wunderbar. Immerhin können Samples, was Wavetables nicht können und umgekehrt. Das ist für geräuschhafte Sounds eine gute Erweiterung.

Die Idee kam dem Entwickler durch das PPG Waveterm Original. Dort waren sie Hi-Tech. Sie sind Loop-fähig, müssen aber bei jedem Einschalten wirklich neu geladen werden. Da muss man ein wenig genauer nachdenken, welche Samples zu welchem Patch gehören und das Set mit einem Nummerierungsprinzip benennen. Dann klappt es, aber benötigt etwas mehr Gedankenschmalz als sonst.

Waldorf M Anschluss

Waldorf M Anschluss

Was die besondere Magie auslöst

Ich hatte nach dem Verkauf des Alten vor, alles mit dem Nachfolger zu erledigen. Man kann langsam vergessen, wie interessant dieser Sound klingt. Dieser pure Sound aus dem M hat einfach eine andere Ästhetik. Vieles davon konnte damals über die vielen Einstellungen im Microwave 2 und XT gemacht werden. Die Beiden sind heute allerdings auch schon alt zu nennen.

Ein Grund ist, dass nicht nur die Pegel der Waves und des Rauschgenerators den Klang ändern, sondern auch schon die Pegel selbst. Sie erzeugen einen leicht psychedelischen Störeffekt, der sehr reizvoll ist und eine Alternative zu FM, Ringmodulation oder ähnlichem darstellt.

Ab einer gewissen Summe bzw. über einem Pegel, verzerrt der Sound und bekommt eine deutlich interessantere Art von Veränderung, als nur „verzerrt“ zu werden. Das lässt sich sogar regulieren. Wieso muss es dann dieser Synthesizer sein?

Umsteiger und das große Warum?

Die Features sind zwar groß und nicht knapp, aber es ist am Ende einfach dieser Sound und man nimmt die Samples und Features einfach gerne mit. Mit kritischem Gedanken könnte man das Fehlen von FM bemängeln. Das hat man bei vielen anderen Synths heute und auch beim Microwave 2 / XT ist das so. Der alte Microwave konnte es nicht und der M ist in der Leistung „dazwischen“.

Er kann sehr viel vom Nachfolger, jedoch nicht alles. Dafür hat er Sampling und mehr. Es ist also ein neuer Kandidat. Wer einen großen Ersatz für Wave oder Microwave 1 sucht, könnte hier fündig werden, so die Stimmenzahl nicht die größte Rolle spielt. Irgendwo zwischen Microwave 1 und 2 liegt die Wahrheit. Und die ist asymmetrisch verteilt. FM, Modulationsmatrix und Modifier sowie das zweite kleine 6 dB / Oktave Filter sind, was der M nicht liefert. Die Bedienung ist viel besser als beim Microwave. Soweit die Information für willige Umsteiger.

Wer allerdings den Klassiker nicht kennt, lernt den Neuen einfach als eigenen Klangerzeuger kennen. Ein Synthesizer sollte überzeugen und für viele auch inspirieren. Das schafft er. Mir fallen einfach eine Menge garstige, wunderschöne und andere Sounds ein. Mal leicht kaputte aber coole Flächen oder auch Sounds mit Charakter, Bässe und unfassbar viele Effekte, die nicht unbedingt nach etwas klingen, was überall zu hören ist. Interessant, dass gerade das funktioniert. Der Grundsound lässt das zu.

Viele Synthesizer haben ein gutes Filter, dieser hat zwei. Sicher muss man sich entscheiden, wann der „Modern Mode“ sinnvoll ist oder nicht, da der Sound davon auch mehr Synthese oder Charakter bekommt oder sich die Möglichkeiten einfach verändern. Als ich ihn auspackte und ausprobierte, dachte ich einfach nur – woah, das muss ich speichern.

Das ist gut, das passt zu dem Song, dies auch. Mein Sound ist sicher eher syntheselastig und dennoch scheint mir jede elektronische Musikrichtung davon profitieren zu können. Der M ist nicht nur eine Krawallschachtel. Er kann das sein. Wer möchte, kann ihn auch in „voll lieb“ kommen. PPG-Sounds schafft er locker. Er hat diese Ästhetik, die eben so vielen anderen Wavetablern am Ende nur in „poliert“ gelingen will.

Waldorf M Display

Waldorf M Display

Geburt eines Klanges

Wie kann ein irgendwie röchelnder bratzelnder Sound begeistern? Ja, er kann mit diesem Teil in EBM, Electro, Techno und so weiter ziemlich überzeugen. Er kann es in IDM, in EDM und was mir sonst spontan einfällt. Er kann „dark“ sein oder auch „technisch“ bis hin zu „besonders“ und mit den Samples sogar irgendwie ungewohnt echt.

Und er bratzelt eben nicht, wenn man ihn entsprechend einstellt. Ich finde das gut, wenn ein Gerät sich anstrengt und dennoch mit wenigen Handgriffen auch angestrengt klingt. Ein guter Arbeiter. Einige Sounds klingen so, als hätte er Effekte, er hat aber keine. Mit ihnen ist er noch cooler und passt in ein total modernes Set, auch in das, was keine Vintage Sounds braucht und will, denn der Synthesizer selbst kann genug, um auch das abzudecken.

Vintage ist heute fast alles. Bei dem Preis muss man sicher etwas länger überlegen. Er ist aber keineswegs ein „kleiner Iridium“ sondern ein sehr eigener besonderer Charakterkopf.

Mir fällt zumindest kein Konkurrent ein, der so klingt wie der M, wohl aber eine Menge Wavetable Synths. Sie sind aber gerade beim Grundosund und den vielen Einstellungen total anders – genau deshalb ist er interessant. Heute.

  • Mehr über und von Waldorf findest du hier
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Video über den Synthesizer von Waldorf

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Bildquellen:
  • Waldorf M: Sequencer.de
  • Waldorf M Anschluss: Sequencer.de
  • Waldorf M Display: Sequencer.de
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Eine Antwort zu “Angecheckt: Waldorf M Synthesizer”

    Notstrom sagt:
    0

    Ah, was für ein wundervoller Angecheckt, der dem Synth wirklich auch gerecht wird. Es steckt viel Liebe im M. Danke das ihr das würdigt.

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