von claudius | Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Neben der Mute-Automation sind viele andere kleine Verbesserungen dazu gekommen.  ·  Quelle: screenshot gearnews

Vor jeder Session kann man nun die Soundtreiber einstellen  ·  Quelle: screenshot gearnews

Der Mixer ist (leider?) wie eh und je ...  ·  Quelle: screenshot gearnews

... auch die Meterbridge bleibt, wie sie ist.  ·  Quelle: screenshot gearnews

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Durch meine Linux-Kolumne habe ich recht viele Zuschriften von Ardour-Nutzern erhalten, die sich sehr über den Erfahrungsbericht gefreut haben. Keine zwei Wochen nach dem Abschluss der Kolumne kommt das Major-Update auf Ardour 4. Wichtigste Neuerung ist die Unterstützung von ALSA, CoreAudio und ASIO – ohne Umwege wie JACK.

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JACK wird für Linux-Nutzer allerdings weiter empfohlen. Ohnehin werden die meisten ihr Setup darauf aufgebaut haben. Dennoch, die Möglichkeit direkt mit ALSA zu arbeiten, wird sehr viele (inklusive mir) freuen. Für mich ist JACK zwar vom Funktionsumfang toll, ist aber mindestens ein Schritt und eine Fehlerquelle mehr, die mich vom Musizieren oder Mischen abgehalten hat. Der Verzicht auf JACK hat aber auch zur Folge, dass man es auch nicht mehr für andere Betriebssysteme braucht. Somit ist Ardour 4 die erste Version, die offiziell auch für OSX erscheint und auf CoreAudio aufbaut. Davor hatte es nur den Testing-Status, sprich eine nicht supportete Alpha- bzw. Beta-Version.

Für Windows gab es seit geraumer Zeit einen Nightly Build, eine experimentelle Version ohne Support. Das wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern, allerdings werden Supporter gesucht. Das heißt, dass zumindest die Idee einer kompletten Cross-Plattform DAW weiterhin besteht. Ich habe die Demo ausprobiert und kann seit dem Update nicht meckern. Davor waren Abstürze normal, jetzt lädt es ohne Probleme meine installierten VST und Mischen ist auch kein Problem mehr. Für ein Produktivsystem würde ich trotzdem einen Bogen darum machen.

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Neu ist auch die Oberfläche, heißt es zumindest in der Pressemeldung. Die ist optisch allerdings nur marginal anders, es ist grundlegend etwas dunkler und die Audio- und MIDI-Clips sind nun etwas plastischer. Das Neue ist der Unterbau: die 2D-Bibliothek Cairo. Aber das finde ich persönlich ziemlich unwichtig, was da im Untergrund arbeitet. Es muss funktionieren – und das tut es.

Außerdem gibt es viele wichtige Neuerungen. Zum Beispiel funktioniert das MIDI Bounce endlich, das Tempo darf man nun „tappen“ und es gibt endlich eine Mute-Automationsspur. Ein Split-Tool ist nun auch in der Werkzeugleiste, was es Umsteigern von Logic und Cubase vielleicht etwas leichter macht, damit klar zu kommen. Ich persönlich bin bei solchen essentiellen Funktionen ein Freund von Hotkeys. Auch das Ripple Editing wurde eingebaut, wenn man nun einen Teil eines Audio-Clips ausschneidet, rutschen die nachfolgenden einfach direkt ran. In vielen Fällen sehr nützlich.

Alles in allem ein gutes und sinnvolles Update der Open Source DAW. Wer allerdings auf OSX und Windows unterwegs ist, der wird mittlerweile für alle Funktionen zur Kasse gebeten. In der kostenlosen Windows-Version gehen die Entwickler sogar soweit, dass alle zehn Minuten ein Pop-Up erscheint und man die Audio-Engine erneut aktivieren muss – es sei denn, man wird Subscriber, sprich man überweist mindestens einen USD oder Euro pro Jahr. Für eine nicht offizielle Version eine ziemliche Sauerei.

Die kompletten Update-Notes gibt es auf ardour.org. Ein kurzer Bericht über die Neuerungen auf Englisch ist bei libregraphicsworld.org zu finden.

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9 Antworten zu “Ardour 4 wurde veröffentlicht – für Linux und Mac OS X (und Windows)”

    metabeat sagt:
    0

    Das mit dem Popup für die Windowsversion ist tatsächlich nicht gerade die feine Art. Das Problem ist hier der Hauptentwickler, der Jahrelang auf das Linux/Modular/Jack Pferd gesetzt hat, aber dabei trotz vieler Mühen nicht das rüberkam, was er erwartete: Erfolg und ein gutes Einkommen.

    So ist Ardour 4 nun ein Kompromiss, der dem ganz normalen Anwender entgegenkommen soll um mehr Einkommen zu generieren. Die Methode dabei ist nicht die freundliche, sondern kommt echt plump rüber.

    Die Ironie an der Sache ist: Wer die Werkzeuge für das „bauen“ einer Lauffähigen Version aus den Quelltexten beherrscht, könnte theoretisch Ardour 4 ganz legal gratis verteilen, die Linuxdistributoren machen das, KXstudio bietet jetzt schon Ardour 4 (Vollversion) für Ubuntu an -für Lau.

    Allerdings ist das kompilieren unter OSX eigentlich unmöglich für den „Laien“ (Wegen der abhängigen Bibliotheken) – ich denke das wird für eine Windowsversion genauso gelten.

      lidlladlludl sagt:
      0

      Ich bezahle ja gern für gute Software. Aber ein „unstable“ Release ohne Support als Abo anzubieten ist einfach nur dreist. Ich begrüße den Schritt auf die Nutzer und weg von der JACK Pflicht. Es ist ja nicht weg, für die, die gern andere Programme neben der DAW laufen haben und nicht alles in-a-box nutzen wollen.

        metabeat sagt:
        0

        Tja, da steht dem Entwickler wohl das Wasser bis zum Hals, für eine frühe Beta abkassieren zu wollen, und wenn es nur die symbolischen „1$“ sind.
        Das es „plattformübergreifend“ auch anders geht, zeigt die Berliner Softwareschmiede U-He – zB lässt sich die Neuentwicklung Hive mittels einer vom U-He Team im KVRaudio Forum geposteten Seriennummer -ganz Legal – als temporäre Vollversion freischalten.

        Wünschen wir also dem Ardour Kopf Paul Davis viel Erfolg bei seinem amerikanischen „Gangster“ Geschäftsmodell, dass es soviel Einkommen generiert, um irgendwann wieder selbstbewusst und großzügig zu sein.

          peter sagt:
          0

          Ja, klassisches „Gangster“ Geschäftsmodell: Bezahle einen Dollar und bekomme alle Updates bis (exkl.) 5.0 für Linux, OS X und Windows (nicht jeweils einen Dollar sondern insgesamt) auf beliebig vielen PCs ohne dass die Lizenz gecheckt wird, also ohne DRM. Das ist schon harte Abzocke… nicht.

          Außerdem ist die Windows Version keine Beta, sondern nur kein offizielles Release, weil die Supportinfrastruktur dafür nunmal (noch) nicht vorhanden ist. Auf IRC bekommt man trotzdem schon Support dafür — nur eben nicht so guten wie für Linux und OS X.

            gearnews sagt:
            0

            Naja, Gangster würd ich nicht gleich sagen. Aber fair sieht für sowas anders aus. Für OSX und Linux habe ich meinen Betrag gezahlt, auch wenn ich es (noch?) nicht aktiv nutze sondern mehr rumprobiere. Da ist es mir (erstmal) egal, dass die Repos die Vollversion anbieten, der Programmierer will sich ja auch sein Brot kaufen. Außerdem hat rgareus mit hervorragenden Support bei einem xjadeo Problem in der Vergangenehit geleistet. Das würde so nur von sehr wenigen Firmen geben und war auch der Anstoß für mich, mich näher mit Ardour zu beschäftigen.

            Der IRC Support ist sicherlich auch nicht vom Herstellerteam, sondern eher von Usern, oder?

            peter sagt:
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            Der IRC Support kommt von den Entwicklern und Usern. Wobei ich fast sagen würde, dass die Entwickler sogar mehr Support geben als die User. Gerade Paul Davis (las) und Robin Gareus (rgareus) sind mit die aktivsten und helfen auch all den Anfängern weiter bei sehr simplen Fragen.

            Im Forum sind es aber möglicherweise eher die User die weiter helfen; das weiß ich nicht genau.

            Du nannest ja gerade auch den „hervorragenden Support“ von rgareus und ich denke gerade sowas wollen sie bei offiziellen Releases haben und die Infrastruktur steht leider eben noch nicht für Windows… Ich hoffe, dass sich das ändert in den nächsten Monaten. Dann erübrigt sich auch diese Diskussion. ;)

            metabeat sagt:
            0

            Abzocke nicht direkt, aber „Gangster“ irgendwie schon. Wegen dem Popup alle 10 Minuten mit Abschalten der Audioengine. Pistole auf die Brust setzen nenne ich sowas. Wie will man den die Software testen auf dauerhafte Stabilität etc…

            Da ist mir eine 30 Tage Evaluation oder ähnliches schon lieber.

    GearY sagt:
    0

    Ist das wirklich schon eine ernsthafte Konkurrenz für Pro Tools?

      gearnews sagt:
      0

      Für den Heimanwender ohne intensive Hardwareanbindung zumindest einen Blick wert. Ausprobieren kostet ja nix. :)

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