Kaufberater: Saiten für E-Gitarre – Roundwound, Flatwound und mehr
Egal, wie sorgfältig du mit deinem Instrument umgehst, irgendwann benötigst du neue Saiten für deine E-Gitarre. Während Saiten früher nach langer Nutzungsdauer manchmal ausgekocht oder sogar nach dem Reißen repariert wurden (von Knoten bis Löten war alles dabei), kauft man sich heute einfach einen frischen Satz. Doch worauf kommt es bei Gitarrensaiten an und welche klingen am besten oder halten am längsten fürs Geld? Außerdem zeigen wir dir, welche Fehler du beim simplen Saitenaufziehen machen kannst.
Beantworte uns gleich mal die Frage in den Kommentaren ganz unten: Spielst du Rounds oder Flats? Und eher beschichtet oder nicht? Und schaust du auch mal links und rechts oder kaufst du immer wieder die gleichen Saiten?
Siffige Saiten
Falls du nicht mit Handschuhen spielst oder nach jedem Song deine Saiten mit einem Tuch reinigst, werden irgendwann alle Saiten siffig. Alles mögliche sammelt sich in den Zwischenräumen der Saiten, sie fangen an zu rosten oder sie reißen – Gründe für neue Saiten gibt es sicherlich genug. Es gibt Profis, die ziehen vor jedem Gig auf jede Gitarre neue Saiten (oftmals ist es der Gitarrentechniker), für Hobbyisten lohnt sich das oftmals nicht, denn es geht doch ziemlich ins Geld. Trotzdem müssen dann und wann neue Saiten her. Doch worauf kommt es an?
E-Gitarren Saiten: Darauf kommt es an
Falls du noch nie Saiten gekauft hast (oder es dich bisher nie interessiert hat), gibt es hier erst einmal eine kleine Saitenkunde.
Alles an einer Saite hat Einfluss auf den Sound oder das Spielgefühl. Erlaubt ist immer, was gefällt, allerdings haben sich je nach Musikrichtung verschiedene Standards etabliert. Alle Saiten sind in der Regel mit einem eckigen (Hexagon) Kern ausgestattet, der durch die Kanten den Wicklungen mehr Halt gibt. Es gibt auch traditionell runde Kerne, aber das ist eher selten. Die Wicklungen sind aus rostfreiem Stahl oder Nickel, selten auch aus Gold, was sich auf die Haltbarkeit und auch den Klang in den Höhen auswirken kann. Es gibt beschichtete Saiten, etwa von Elixir oder D’Addario, denen längere Haltbarkeit nachgesagt wird, sie klingen angeblich minimal dumpfer – aus eigener Erfahrung kann ich das aber nicht bestätigen.
Flatwounds sind abgeschliffene Roundwounds und klingen etwas dumpfer, spielen sich aber etwas weicher und es gibt weniger Greifgeräusche. Roundwound sind etwas brillianter und oftmals in rockigen Gefilden anzutreffen, aber auch sonst eher der Standard schlechthin, wenn du im Laden nach Saiten für E-Gitarre fragst. Halfwound sind irgendwo dazwischen. Auch die Dicke ist Geschmackssache, je dünner, umso weicher bespielen sie sich, aber umso weniger Bassanteil haben sie oftmals auch. Das reicht von .008-.038 bis zu .012-.056 – was sich immer auf den Durchmesser von der dünnsten bis zur dicksten Saite bezieht. Für Drop-Tunings solltest du eher dicke Saiten nutzen, da die mehr Zug besitzen. Durch das verminderte Schwingverhalten klingen sie aber auch nicht so höhenreich. Natürlich kannst du auch dünne Jazz-Saiten für Drop A verwenden, es könnte sich aber wie Gummibänder anfühlen und auch so klingen.
Fehler beim Saitenaufziehen: Tipps nicht nur für Anfänger
Gerade am Anfang ist es gar nicht so leicht, frische Saiten aufzuziehen. Was früher nur von anderen Gitarristen oder mit Learning by Doing gelernt wurde, kann heute leicht mit Blogs oder Videos entspannt gemacht werden.
Als Faustregel gilt:
- nicht zu viele Wicklungen oben am Tuner (Saite locker durchziehen und dann losdrehen ist für den Anfang ein guter Wegweiser)
- bei Flatwounds 2-3x drumwickeln bevor sie durchziehst und daran drehst
- in der Regel Saiten-Endbälle an der Bridge und nicht am Kopf einfädeln
- Bridge-Reiter ggf. mit feinem Sandpapier abschleifen (v. a. bei günstigen TOM-Sätteln und kantigen Bridges wichtig)
- eine Saite nach der anderen abschneiden und direkt wieder draufziehen
- während dessen auch mal das Griffbrett reinigen (Ahorn oder lackiert: feuchter Lappen, Palisander: Griffbrettöl)
- bei neuer Saitenstärke (=Dicke) ggf. Halsspannstab nachjustieren
Bei den nachfolgenden Empfehlungen gilt: Es ist ein Mix aus unseren eigenen Erfahrungen und den Bewertungen im Internet, hauptsächlich Thomann. Es kann daher nicht deinem Geschmack oder Bedarf entsprechen. Hier hilft wirklich nur: ausprobieren!
Die besten Roundwound-Saiten für E-Gitarre
Der Klassiker sind Roundwound-Saiten, oder kurz: Rounds. Sie sind günstig, klingen klar, sind aber auch anfälliger für Schmutz in den Wicklungsrillen.
Ernie Ball Regular Slinky
Wenn es einen Klassiker gibt, der seit etlichen Jahren im Hobby- und Profibereich eine bedeutende Rolle spielt, dann wohl die Ernie Ball Regular Slinky*. Unserer Meinung nach ist das Modell “2221” das meist gekaufte, denn der Satz von .010-.046 deckt ziemlich jede Musikrichtung ab und fühlt sich auch nicht zu hart an. Dabei kostet ein Satz auch nicht so viel.


Ernie Ball 2221
D’Addario EXL110
Der andere Klassiker in den Proberäumen dieser Welt ist sicherlich D’Addario mit seinem EXL-Set*, hier in der Ausführung von .010-.046 mit vernickeltem Wickeldraht und ohne umwickelte G-Saite. Das klingt etwas heller als Stahlsaiten, ist allerdings für Allergiker ein Problem. Dafür sind sie auch recht günstig und passen prima als Dazu-Kauf zu jeder E-Gitarre. ;)


Daddario EXL110
GHS Boomers
Mindestens genau so ein Klassiker wie D’Addario oder Ernie Ball Saiten, allerdings gibt es hier einen klassischen, runden Kern, der etwas besser schwingen soll. Ob es hör- oder fühlbar ist, musst du selbst herausfinden. Für den vergleichsweise kleinen Preis kannst du auf jeden Fall den Versuch wagen. Der etwas kernigere .010-.052 Satz* spielt seine Stärke bei bassigeren Sounds oder Drop-Tunings aus.


GHS GBTNT-Boomers
Harley Benton HQS EL
Nicht so viel Geld übrig? Dann schau dir mal die Harley Benton HQS EL Serie* an. Qualitativ stehen sie unserer Erfahrung den großen Namen in nichts nach, sind vernickelt und haben für die einfache Orientierung beim Besaiten bunte Kugelenden (Ball-Ends) an den Saiten – perfekt, wenn du noch nicht so viel Übung beim Saitenaufziehen hast und etwas Orientierung nicht schaden kann.


Harley Benton HQS EL 10-46
Die besten beschichteten Saiten für E-Gitarre
Beschichtete Saiten halten durch die Beschichtung länger, können aber im Zweifel nicht ausgekocht werden und irgendwann fransen viele Beschichtungen durch das normale Spiel aus. Bis dahin klingen sie aber länger frisch. Sie kosten aber auch mehr. Für viele sind sie dennoch die besten Saiten für E-Gitarre.
Elixir Nanoweb Light
Du suchst Standardsaiten, die etwas länger halten sollen? Dann ist einer unserer Favoriten klar die Nanoweb-Serie von Elixir*. Der klassische .010-.046 Satz ist mit einer Schutzschicht ummantelt, die Dreck in den Ritzen zwischen den Wicklungen gar nicht erst erlaubt. Klanglich ist es für uns unhörbar und fühlt sich an den Fingern etwas weicher an und vermindert sogar etwas die Greifgeräusche. Made in USA.


Elixir Nanoweb Light
D’Addario XSE1015
Etwas teurer, aber unserer Erfahrung mindestens genau so guten Schwingeigenschaften wie die Elixir bringen die D’Addario XS Saiten* mit. Hier als .010-.052 Satz mit etwas mehr Bassanteil, Stahlkern und klanglich den NYXL unhörbar identisch – ich habe es selbst im A/B auf einer Messe ausprobiert. Halten länger als unbeschichtete, kosten aber auch merklich mehr. Made in USA.


Daddario XSE1052
Ernie Ball Paradigm Hybrid Slinky
Der Wickeldraht der Paradigm Hybrid Slinky wurde mit “Plasma” behandelt und soll so langsamer korrodieren (rosten) und die “Everlast Nano-Behandlung” (Beschichtung) weist Schmutz und Schweiß ab – laut Hersteller das Beste aus beiden Welten. Unserer Erfahrung nach auf jeden Fall genau so gut wie Elixir oder D’Addario. Hier als .009-.046 Allround-Satz*.


Ernie Ball Paradigm Hybrid Slinky 09-46
Dean Markley Blue Steel
Eigentlich sind die Blue Steel* nicht beschichtet, die Saiten sind aber kryogenisch behandelt. Hinter dem wohlklingenden Namen, der wie superduper Wissenschaft aus alten SciFi-Filmen klingt, verbirgt sich eine Kältebehandlung. Die Saiten werden bei -320°F (etwa -195°C) eingefrohren, was kleinste Risse minimieren soll und damit vermutlich langfristig weniger Angriffsfläche für Schmutzpartikel. Preislich etwas über einer unbeschichteten Saite, aber sonst merklich unter den beschichteten.


Dean Markley 2556 Blue Steel Electric REG
Die besten Flatwounds für E-Gitarre
Bei Flats scheiden sich wieder einmal die Geister. Man findet sie vor allem beim Jazz, aber auch etliche Blueser haben ihre große Liebe bei den abgeschliffenen Saiten gefunden. Der Vorteil: Sie spielen sich sehr einfach, Bendings sind kein Problem, Greifgeräusche gibt es nicht und sie sind kaum anfällig für Schmutz, klingen dafür aber etwas weniger klar. Fangemeinden richten online Wettbewerbe aus, welche Saiten am längsten nutzbar sind, mitunter (abgeblich) über 5 Jahre ohne Qualitäts- oder Klangverlust. Das kann keine Roundwound.
Thomastik JS111 Jazz
Wenn du irgendwo in den Tiefen des Internets nach Flatwounds suchst, wirst du mit Sicherheit die Firma Thomastik aus Wien empfohlen bekommen. Seit über 100 Jahren werden da Saiten gebaut und die Flats sind an Bass und Gitarre quasi ein Blindkauf wert. Auch preislich sind die Jazz-Saiten* im Mittelfeld.


Thomastik JS110
La Bella Jazz Flats
Besonders im Jazz, auf Hollowbody-Gitarren oder Archtops werden die La Bella Saiten* gerne genommen. Sie kosten zwar mehr als die anderen beiden, sind aber laut Berichten im Netz jeden Cent wert. Und wenn sie wirklich “ewig” halten, dann ist der Aufpreis auch sicher gut investiert.


La Bella 20-PCM Jazz Flats FWSS
Harley Benton HQS Flatwound
Wenn du noch gar keine Erfahrung mit Flats hast und nur einmal schnuppern möchtest, aber nicht gleich allzu viel Geld für die Gehversuche übrig hast, dann sind die Harley Benton Flatwounds* eine gute Adresse, auch wenn die Bewertungen nicht nur „sehr gut“ sind, wie fast überall. Vielleicht lässt du sie ja sogar drauf und bleibst dabei?


Harley Benton HQS EL 10-48 Flatwound
Deine Top Saiten?
Wir wollen es wissen: Was sind deine Lieblingssaiten? Sind sie unter unseren besten Saiten für E-Gitarre mit drin?
Spielst du lieber Rounds, Flats oder die unüblichen Halfwounds?
Und welche Marke bzw. welches Modell ist dein Favorit?
Und überhaupt: Beschichtet oder nicht?
- Die besten Saiten für E-gitarre verpackungen übersicht: thomann
10 Antworten zu “Kaufberater: Saiten für E-Gitarre – Roundwound, Flatwound und mehr”
Ich habe auch Jahrelang Rumprobiert bis ich die perfekten Saiten gefunden habe für:
* Standard Mensur
* Dropped B-Stimmung
….Daddario EXL148 mit 012 – 016 – 020 – 034 – 046 – 060
die 012er ist zwar selbst auf Dropped B recht straff aber die 60er reicht völlig aus und ist nicht zu lapprig
60 ist natürlich eine Hausnummer. Da wird manch Basser neidisch. :p
Genau zwischen flat und round finde ich die Fisoma Monotex (Firma Lenzner – made in Germany) noch erwähnenswert; für mich der perfekte Kompromiss für semi-hollow Gitarren…
Die kannte ich noch gar nicht. Die werden bei Gelegenheit mal bestellt. Danke für den Input! :)
Ich hab sone Ibanez Gio, 3/4 Rock Git für heranwachsende kleine Rocker gedacht. Aber wer hätte das gedacht, im Musikalienhandel in Walldorf im Session vor ca. 12 Jahren gekauft. Warum? Wenn die Saiten so kurz sind, dann mach mal ein Vibrato uiuiuih und das Bending ist der totale Irrsinn! Da gehen eine Menge halbtöne zu benden, sehr beeindruckend. Nun zu den Saiten, ich habe 8er Saiten drauf, sie erzeugen irre Obertöne bis zum abwinken, beim Bending passiert ein Wunder nach dem anderen. Einfach mal testen. Nun zur Stimmung. Ich nenne es drop E, weil die tiefe Saite bleibt original, alle anderen sind 2 halbtöne höher gestimmt als die normale eadghe Stimmung. Alleine dadurch kann man ganz normal spielen und alles klingt wie e-Gitarre on steroids.
Klingt spannend. Gibt’s davon was im Netz zu sehen/hören?
Mein erster nachgekaufter Satz war von Ernie Ball. Der war schnell im Eimer. Dann hatte ich lange GHS Boomers. Irgendwann mal ein Satz von Kaman (Haman?). Der hatte praktischerweise die h und e Seite doppelt.
Aber seit bestimmt 15-20 Jahren spiele ich Daddario, früher XL110, seit etwa 10Jahren XL120. Daddarios halten bei mir am längsten. Und ich finde die umweltfreundlichere Verpackung gut.
Mir ist auch aufgefallen, dass seit etwa 2010 meine Saiten nicht mehr so schnell rosten und sich weniger „Kruste“ an der Unterseite der Saite bildet. Entweder die Saiten sind jetzt anders, oder mein Handschweiß hat sich irgendwie verändert.
„Handschweiß“ Interessantes Thema! Ich tippe mal darauf, dass sich dein Handschweiß verändert hat.
Ich hatte in den letzten 30 Jahren noch nie verrostete Saiten. Ich höre regelmäßig davon – oder sehe es an Instrumenten in den Geschäften – kann es aber nicht nachvollziehen. In dieser Zeit spielte ich vor allem Dean Markley, Pyramid und Ernie Balls. Dabei lasse ich bei manchen Gitarren die Saiten recht lange drauf. Bei meiner aktuellen Lieblings-Jazzmaster gerne 3-4 Monate (dann klingt sie matter / ist dann nur blöd wenn sich eine Saite verabschiedet) und sonnst ziehe ich bei meiner Strat (Hauptinstrument) ca. alle 2-4 Wochen Ernie Balls Slinkys auf.
Ich habe immer wieder festgestellt das jede Gitarre unabhängig von ihrer Mensur in einem bestimmten Tuning und Saitenstärke am besten klingt, Gitarren sind wohl doch sehr eigene Lady’s.
Ich benutze überwiegend die GHS Thin Core’s als 11/50 Satz oder die D’Addarrio EXL 115 bzw. 115BT auf ner 25,5′ Mensur für Drop C oder B, je nach Gitarre.
Ist bei mir die tiefe E-Saite dicker wie 50′ passt für mich die Homogenität des ganzen Satzes nicht, je dicker sie ist desto stumpfer klingt sie und auch die Spannung bzw. das Schwingungsverhalten zur A – Saite passt dann überhaupt nicht zusammen, also für meinen Geschmack zumindest… 🤔
Stimmt wohl. Erinnert mich an mein .70er-irgendwas Experiment, bei dem ich nach einer Probe das Gefühl hatte, eine Treppe in der Greifhand zu haben. xD