von Nikolai Kaeßmann | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Gibson Geldsorgen Teaser

Das Geld ist alle  ·  Quelle: Gibson / Shutterstock, MRAORAOR

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Nun ist es soweit: Die Gibson Insolvenz ist da. Genauer hat Gibson Brands Inc. Insolvenz angemeldet und einen Plan vorgestellt, der einigen der Schuldner die Aktienmehrheit der Firma überträgt. Gitarrenliebhaber wird es freuen: Man will sich vom Business mit Consumer-Elektronik verabschieden.

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Im amerikanischen Insolvenzrecht gibt es zwei unterschiedliche Varianten: Chapter 7 (Liquidation) und Chapter 11, eine vom Gericht überwachte Reorganisierung der Firmenfinanzen. Gibson Brands Inc. geht – zumindest für Liebhaber der Gibson-Gitarren – glücklicherweise den zweiten Weg und will die Firma neu aufstellen.

Gibson Insolvenz – weg mit der Consumer-Elektronik!

Unterstützung gibt es hierbei laut einem Bericht des Branchendienstes Bloomberg von sogenannten „senior secured noteholders“, in etwa Inhabern von erstrangigen Schuldnerpapieren. Diese wollen Gibson helfen, Bankkredite zurückzuzahlen. Gleichzeitig werde die Firma  eine „change of control transaction“ vornehmen. Damit sollen die Geldgeber Inhaber einer neuen Firma werden und Aktionäre wie etwa Chief Executive Officer Henry Juszkiewicz ersetzen.

Nach Gerichtsunterlagen gehören zu den derzeitigen „noteholders“ Firmen wie  Silver Point Capital, Melody Capital Partners und an KKR Credit Advisors angeschlossene Fonds. Die Umstrukturierung soll außerdem dazu dienen, das Instrumentengeschäft von dem mit Consumer-Elektronik zu trennen, das Gibson für die finanziellen Probleme verantwortlich macht.

Gibson Insolvenz – neue Kredite

Die Insolvenzunterlagen wurden am Dienstag, den 1. Mai 2018 bei einem Gericht in Delaware eingereicht. Danach belaufen sich die Verbindlichkeiten von Gibson derzeit auf 500 Millionen US-Dollar. Damit es weitergehen kann, wollen die Geldgeber bis zu 135 Millionen US-Dollar an neuen Krediten bereitstellen.

Laut einer Vereinbarung wird CEO Juskiewicz, der sich mit den vergangenen Monaten im Widerspruch mit den Geldgebern befand, weiterhin für Gibson tätig sein. So soll eine reibungslose Umwandlung der Firma ermöglicht werden. Laut Gerichtspapieren erhält er einen auf ein Jahr befristeten Beratervertrag und ein sogenanntes „compensation package“.

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Laut Bloomberg hat bisher noch kein Gibson-Vertreter Auskunft darüber gegeben, ob Juszkiewicz weiterhin CEO bleibt oder in einer anderen Rolle für die Firma tätig sein wird.

Gibson Insolvenz – und jetzt?

Mal abgesehen davon, dass die Gibson Insolvenz wahrscheinlich der rettende Schritt für die Gitarrenmarke sein kann, stellen sich mir doch ein paar Fragen. Allen voran: Was wird mit den weiteren Marken, die unter dem Dach der Gibson Brands Inc. vereint waren? Cakewalk hat ja bereits zum Glück eine neue Heimat gefunden.

Aber was passiert mit Teac/Tascam, deren Mehrheitseigner Gibson Brands Inc bisher ist? An Onkyo, zu denen inzwischen ja auch der Consumer-Bereich von Pioneer gehört, hält Gibson Brands auch noch 16,5 % der Anteile. Und mit Baldwin besitzt man ja auch noch eine, wenn auch nur in den USA recht bekannte, Klaviermarke.

Wenn sich Gibson tatsächlich von den ganzen Firmen wieder trennen wird, um Geld zur Schuldentilgung zu bekommen, bleibt nur zu hoffen, dass diese Firmen neue (Anteils-)Eigner finden werden, die wissen, wie man mit den entsprechenden Produkten umgeht.

Ganz nebenbei: Mit wem wird sich eigentlich Tronical gerichtlich auseinandersetzen, wenn die alte Gibson-Firma dicht ist? Kennt sich da jemand im amerikanischen Insolvenzrecht aus?

Laut Bloomberg verkauft Gibson pro Jahr über 170.000 Gitarren weltweit. Wird ne Weile dauern, bis damit die Schulden getilgt sind und die Firma wieder Gewinne macht. Es bleibt für Gibson zu hoffen, dass die neuen Besitzer den kulturellen Wert, den Les Paul, ES-335 oder Flying V haben, zu schätzen wissen und auch einen langen Atem haben. Denn sonst droht irgendwann die nächste Insolvenz – und wer weiß, ob es dann bei Chapter 11 bleibt!

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2 Antworten zu “Gibson meldet Insolvenz an und will sich erneuern”

    MBa sagt:
    0

    Ohhhhh. War aber absehbar. Mal sehen, ob Slash oder Bonamassa den Zuschlag erhält. xD

    Roland Schmidt sagt:
    0

    Also ich drücke Euch alle Daumen die ich finden kann!!! Haltet durch! Gruß Roland

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