Warum gleiche Synthesizer nicht immer gleich sind
Wie entscheide ich, dass ein Synthesizer gleich ist und für mich mehr bringt?
Gleiche Synthesizer – gerade gekauft! Du hast dir gerade etwa aktuell, weil der Melbourne Delia so günstig ist, diesen statt Nina auf dem Plan? Du willst ein schlankes effizientes Studio und dennoch nicht zu altes Synthesizer-Arsenal, damit du einfach nur Musik machen willst?
Gleiche Synthesizer = gleicher Klang
Gleiche Synthesizer – Minimal Ansatz
Keine Lust auf Reparatur und Stress? Ideal ist ein Studio mit so wenig Geräten wie möglich, weil die Infrastruktur mit jedem Gerät steigt und der Anspruch an Rechner und Hardware höher wird, wenn du alles zusammen nutzen willst. OS-Updates des Rechners bedeuten auch bei Software und Plugins fast immer eine kleine Bedrohung, ob danach noch alles funktioniert.
Es gibt beim Austausch von Geräten (neu/alt) oder beim Finden von würdigen und guten Ersatz-Instrumenten immer ein paar Probleme, die sogar die erfahrenen Kenner übersehen. Auch. Beispielsweise der kleine Unterschied zwischen Rolands Drei-Buchstaben-Kürzel für „authentisch“ und „ganz nette Simulation“, aber ohne diverse Details wie ACB und ABM. Das reicht von „Vintage gegen Neu“ zu tauschen bis hin zu alternativen aktuellen Herstellern.
Generell hat das mehrere Gründe, nicht nur rein musikalische oder technische. Auch ein 1:1 Clone (von der gleichen Firma) kann anders klingen oder auf dich wirken. Ein Re-Issue (Moog Minimoog oder Prophet 5) kann anders klingen, obwohl er im Formfaktor gleich ist. Auch der Formfaktor kann dich beeinflussen. Das wird gern klein geredet, aber wir sind nun einmal Menschen.
Es kann sein, dass etwa der kleine Sequential Fourm besser für dein Set ist, weil du damit live kompakter unterwegs bist. Die Sounds sind sehr ähnlich und die Funktion „mitnehmen und klein“ sind erfüllt. Aber es gibt immer Unterschiede, egal was Hersteller sagen, hier etwas schnodderig in den Raum gestellt: Ich mochte den Prophet-5 als Re-Issue tatsächlich lieber als mehrere Original Prophet 5 Revision 3, weil mir der Rev 1/2 Sound deutlich mehr zusagt. Ich drücke immer die Rev 1/2-Taste.

Klingt wie das „Original“, ist nicht wichtig!
Ein microKorg 2 klingt tatsächlich anders als ein alter microKorg. Besonders mit interner „Verzerrung“. Ich habe es nicht geschafft, auf allen Nachfolgern (Radias, R3, Microkorg XL etc) exakt das gleiche Verhalten herzustellen, dennoch habe ich den microKorg nicht gekauft, weil er klingt wie etwas, was es bisher gab, auch nicht den MS-2000. Den mochte ich nicht einmal besonders, als er neu war. Ich habe ihn wegen der Größe und Kompaktheit gekauft. Total naiv.
Nicht als Experte. Damals war er der Einzige und billig und daher aus praktischen Gründen des Mitnehmens. Er wurde zu meinem Hauptinstrument.
So ist es für mich damals gar nicht so entscheidend gewesen, ob er wie „ein Klassiker“ klingt. Wenn man es so sieht, ist auch ein microKorg 2 mit seinen besseren Methoden ein heute besserer heutiger Begleiter! Er hat mehr „Samples“, mehr freie Effekte und *Logue-Modelle, ist damit flexibler und offener. Mit etwas Einsatz ist er künstlerisch besser – er verzerrt anders. Aber man kann neue Sounds erstellen, die funktional sind. So flexibel sind Analoge generell nicht. Über das SDK kann ich sogar ganze FM-Synthesizer einladen.

Genau das ist die Message dieses Artikels. Es ist nicht bequem, aber: Es kann sich lohnen ein Set von 20-30 neuen Sounds zu bauen. Ich wollte einen flexiblen günstigen Synth für Ideen und damit für JEDEN Sound für die Bühne und das ist er! Für mich. Ggf. wird das für dich ein anderer sein. Das gilt für jeden anderen Kauf und Synthesizer im übertragenen Sinne! Das, was ich am microKorg immer mochte, war, dass er im Zweifel immer alles abdecken kann (schnelle LFOs, viele Waves, Pads, Bässe, FM-Intros und vieles mehr).
Es geht nicht um den microKorg 2 als besten Synth der Welt, ich will dir nichts verkaufen. Ich mache diese Erfahrung gerade als Musiker und ändere mein Set nur dann, wenn es musikalisch besser ist und bin faul. Deshalb – lohnt sich so ein Wechsel, wenn dein Musikprojekt es verlangt! Entscheide so, wenn du einen Synthesizer mit dieser Intention suchst. Ein Sampler könnte so ein Problem auch lösen. Eine Workstation ist mir zu fett und hat meist keine schnellen LFOs, was mir wichtig ist.
Hinweis: Es gibt also viele Dinge, die individuell sind. Aber der „Freie Synth“ im Set soll alles können. Das wird man auch nicht in jedem Konzept benötigen, daher prüfe diese Aussage für deine Musik.
Gleich gegen Gleich – Ein Gleichnis
Natürlich kann man heute einen ARP 2600 von einer Hand voll Firmen bekommen, mal kompakt, mal größer, billig, mal formell korrekt und mal von Boutique-Einzelherstellern oder Idealisten, die nicht günstig sind und die diversen Originale. Die meisten Musiker lassen das Geld entscheiden und nehmen „den Billigen“. Das ist nicht verwerflich. „Ich bin Musiker, ich setze mein Ziel höher als die Mittel!“

Für manche reicht der Arturia, der aber auch nicht wirklich wie ein 2600 klingt, andere brauchen „den Analogen“, da hat selbst Monsieur Jarre letztens den Behringer auf der Bühne gehabt. Was bei ihm passt, passt auch für mich. Bist du ein Nerd™? Dann nerven dich Details. Ich verstehe dich! Ich finde die Details leider wichtig.
Für mich ist ein kleinster Mini-ARP das bessere Studio/Live-Gerät. Ich habe einen tollen TTSH-Clone, aber der hat keinen Sync und seine VCOs sind nicht so optimiert wie die des Behringer (Sinus-Wellenform-Ausgänge für FM- und Ringmodulation). Da haben die Behringer-Leute gut nachgedacht. Sorry, Korg – aber es passt einfach!

Was ist mit den Details?
Ich habe mir vor einiger Zeit einen Roland S-1 gekauft, der für den engen Koffer noch kompakter ist als ein SH-101, ein schöner Clone von DIN-Sync oder ähnlichem, dem Behringer mit irgendeinem Namen und „nichts“ kostet oder den zuverlässigen gut klingenden SH-01A, den es heute nicht mehr zu kaufen gibt? Wen sollte ich nehmen?
Ich stellte später trotz hohen Wissensgrades erst „jetzt“ fest – Der S-1 schnappt anders, hat nicht dieses wundervolle Verhalten des SH-01A und kann dafür mehr bei den Wellenformen und Shaping und sogar das Noise lässt sich sehr spannend variieren. Anders als beim microKorg 2 finde ich das zwar super, aber was ich suche ist nicht drin. Also wurde und blieb es beim SH-01A. Weil dieses Definierte ist wichtig (für meine Musik).
Er ist kleiner und dennoch hat meine Musikerseele, die ohnehin einfachsten 1-Oszillator-Konzepte normalerweise keine Chance. Es gibt zugunsten von Alleskönnern und beim lebend-Shootout gesagt – sorry, der so schön klingende Sound ist so schneidend besser, dass ich den haben will. Der rote SH-01A ist klein genug. Rational wäre das nicht klug, aber musikalisch-emotional ist es richtig.
Weitere Gleichheit
Ebenso gibt es etliche Instrumente, ob es nun ein MS-20 oder ein Sequential oder Oberheim ist, die durchaus „ersetzt“ werden können und zu großen Teilen ähnlich sind. Ein Check und echter Vergleich bei dir zeigt, dass es schon beim Spielen und wie man auf die Idee kommt einen Unterschied gibt. Selbst wenn man „dasselbe“ vor der Nase hätte und der Sound aus dem Computer käme.
Es spielt für viele menschliche Musikarbeiter eine Rolle, wie sich alles anfühlt. Entscheide nach dem Bauch und wage auch, dass einige Sounds neu gebaut werden müssen, empfehle mehr nach Klang zu entscheiden und wenn es das teure Instrument ist, dann ist es das. Dann wird länger gespart. Für mich ist allerdings ein Xpander durch nichts Aktuelles ersetzbar, aber das ist mein Problem.
Das Verhalten kann sogar sehr ähnlich sein, es ist okay, wenn man am Ende nicht aus Gewohnheit ,aber weil es inspirierend ist, eine Entscheidung trifft. Bei mir die mit dem „SH-Problem“ oben, bei anderen ist es ein echter MS-20, der sowieso nicht klingt wie ein fast gleicher aus der gleichen Zeit.
Rare Instrumente
Bei schwer zu beschaffenden Geräten wie dem Kobol, ist alles klar – ich nehm den Behringer, man findet kaum klassische RSF Kobols und der Behringer ist gut ausgestattet, hat MIDI und kostet nahezu „nichts“ für diesen tollen Sound. Übrigens ist mir egal, dass hier Empfehlungen stehen, solang du die Message dieses Artikels lesen und für dich nutzen kannst. Poste gern eigene Erfahrungen.
Übrigens geht es nicht um „Behringer oder nicht„, sondern darum, dass es heute mehr Alternativen gibt, die auch jenseits gleicher Architektur sind, wie etwa für Roland-Fans ein Atlantix oder der neue Michigan MSW 820 als „SH-Roland-Siebziger-Ersatz“, die nicht identisch sind, aber der „Roland-Klang“ und die Vielfalt sind wert – dann ist das dein Synthesizer!
„Scheiß auf die Meinung der Szene“! Mach, was zu deinem Sound passt! Wie du siehst, ist es jedes Mal eine andere Entscheidung. Mal Vintage für das eine, mal kompakt und mal eine iPad App. Es gibt keine Regel außer deine eigenen.
Zum Schluss ein rationales Beispiel:
Ich habe 3x im Leben einen SH-5 gehabt. Ich habe sie jeweils verkauft, weil ich kein Geld hatte. Ich habe irgendwann einen anderen gekauft und jeder klang für im Verhalten anders. Ich konnte den bisherigen „Schönsten“ nicht zurückbekommen, der gutmütiger war als der, den ich heute habe. Aber leben kann ich mit dem, den ich habe, ich muss – den anderen kriege ich nicht wieder. Heute würde ich vielleicht auch den Behringer nehmen, oder vielleicht nicht? Wenn das Angebot stimmt. Herz entscheidet.
Vintage vs. Rest
Bei Vintage zählt dieses Problem doppelt, denn wir haben begrenzt Geld und Lust auf Suche und den Kaufstress und man muss das Gerät finden zu einem halbwegs akzeptablen Preis. Ich bin allergisch auf „Verkaufen und Kaufen“ von irgendwelchen windigen Leuten. Ich will keine Probleme haben. Ein SH-5 ist jedenfalls sehr gut zu reparieren. Ein Behringer MS-5 würde man schneller „wegschmeißen“ und neu kaufen, weil es sich nicht lohnt. Leider.
Ich mag die Idee des Reparierens sehr, ich behalte auch deshalb den SH-5. Sicher kann ein Spezialist auch enge SMD-Platinen reparieren, es ist aber etwas schwerer die passenden Serivce-Leute zu finden.
Man hat heute oft die Wahl zwischen dem echten und dem viel günstigeren und kompakteren und oft noch einem liebevollen aber teuren Modell oder Abwandlung als Eurorack oder Sondermodell. Wenn das Original verkauft ist, ist meine Regel, war es das mit Vintage! Dann geht nur Neues oder gar nichts mehr. Ich habe keine Lust auf schwierige Dealer-Naturen. Ich würde heute einen EMS wohl von PIN Electronics kaufen. Der Syntrx ist praktisch mit seinem Matrix-Speicher, aber er ist nicht so schön morbid und dafür habe ich den EMS. Einen EMS kauft man, wenn man die Basics lange hat. Das ist somit massiver Luxus.
Zurück zu den Überlegungen: Der Behringer MS-5 reagiert etwas anders, etwas weniger gutmütig und empfindlicher, dennoch ist er mehr als brauchbar. Wer keine 2.5k€ übrig hat, kann nur diesen Weg gehen. Es fühlt sich anders an, weil das Klapp-Panel und die Form sogar praktischer sind, aber dieser große solide Original-Synthesizer ist nicht mehr da (oder war es nie), dann lernst du mit dem MS-5, wie toll der Klang ist und wirst dich vielleicht beim Original über ein paar Eigenschaften freuen.
Aber gleich sind sie nicht. Vergleichbar aber definitiv. Die SH-5 Module und ähnliches sind eher weiter weg und schwer zu bekommen. Was sich anders anfühlt ist anders. Leider ist diese Formfaktor-Haptik nicht nur ein Mythos, deshalb kann es sein, dass dich das mehr inspiriert. Finde es heraus! Das spart viel Geld und Platz, wenn du es überwinden kannst.
Gleiche Synthesizer – Fazit
Es gibt viel mehr zu erzählen, aber vielleicht verstehst du, was damit gesagt werden soll – suche, was das Beste ist, mache dir die Arbeit, wenn es sich lohnt und manchmal ist billig einfacher und manchmal MUSS es ein alter Synthesizer sein, weil dir der neue nicht gefällt oder man einfach vieles nicht mag, wie die langsameren Hüllkurven (leider sehr oft mein persönliches Ärgernis) oder weil die neue oder günstigere Form nicht zusagt oder nicht mit dir reden will. Wie siehst du das?