von Jan Rotring | Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten
Pedalboard bauen - Schluss mit dem Chaos!

Pedalboard bauen - Schluss mit dem Chaos!  ·  Quelle: Mick Buston / Alamy Stock Foto

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In Zeiten von Multieffektgeräten und mächtigen Softwarelösungen mutet ein analoges Pedalboard beinahe altertümlich an. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt im Leben eines jeden Gitarristen, in dem die bunten Bodentreter ihre zauberhafte Anziehungskraft ausüben. Egal, ob du dein erstes Pedalboard bauen möchtest oder als Veteran über diesen Text stolperst — wir wollen dir einen Weg zeigen, ein sehr gutes Pedalboard zu bauen, ohne die Kosten explodieren zu lassen.

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Die Vorgeschichte

Während in grauer Vorzeit nur Kataloge und der stetige Gang ins örtliche Musikgeschäft dabei half, den Markt zu sondieren, haben wir heute beinahe unbegrenzte Möglichkeiten. Doch nicht immer ist das in der Sache hilfreich: Wer die Auswahl zwischen genau zwei Verzerrern hat, ist schnell durch mit dem Thema. Sind es aber 200, kann man sich ohne Schwierigkeiten für Monate im Thema verlieren, ohne auch nur einmal zur Gitarre gegriffen zu haben.

Bei der Auswahl deiner Pedalboard-Komponenten sollten jedoch zunächst nicht die Effekte selbst, sondern die Grundkonstruktion im Zentrum deiner Überlegungen stehen: Das Board als Fundament, gewissermaßen. Schauen wir also auf die notwendigen Komponenten, die du brauchst, um dein Pedalboard zu bauen — lange bevor du dein Cash für Pedale ausgeben darfst.

Grundlagen: Was brauchst du, um ein Pedalboard zu bauen?

Es geht natürlich auch ohne, aber ein Pedalboard ist kein Pedalboard ohne das entsprechende Brett unter den Effekten. Klar soweit. Wer sich im Netz oder auf den Bühnen dieser Welt umschaut, findet vom ausgeschnittenen Teppich, geklebt auf ein Holzbrett bis zum High-End-Weltraum-Alu-Super-Board alles. Doch was gehört eigentlich alles dazu?

Das Board

Die Aufgabe des Boards ist es, deine Effekte an Ort und Stelle zu halten, mit Strom zu versorgen, sie in einer Effektkette zu organisieren und möglichst einfach zu transportieren. Am Ende musst du für deinen Sound nur drei Kabel am Board anschließen und kannst dann (nachdem du die Drums mit zum Gig geschleppt und aufgebaut hast) loslegen: StromGitarrenkabelAmp-Kabel. Fertig.

Um diese Aufgabe zu bewältigen, werden zahlreiche Lösungen angeboten. Allen gemein ist aber der grundlegende Aufbau: Die Auflagefläche für die einzelnen Effekte ist meist in Streben organisiert und die Oberfläche mit Klett-Klebeband bedeckt. Das Klettband hält die Pedale (mit dem notwendigen Gegenstück beklebt) an Ort und Stelle. 

Durch einen leichten Winkel in der Konstruktion liegt das Board nicht plan auf dem Boden, sondern ist etwas in deine Richtung geneigt. So findet sich auf der Unterseite meist genügend Platz, um eine Stromversorgung sowie eine ganze Reihe von Kabeln unterzubringen. Aber dazu später mehr.

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Und mehr ist garnicht dran, am Pedalboard. So kann man sich natürlich die Frage stellen, ob so etwas nicht auch schnell selbst zusammengezimmert werden kann.

DIY Pedalboards vs. gekauftes Equipment

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Grundsätzlich ist das DIY-Experiment Pedalboard ohne Weiteres schnell zu realisieren. Etwas Holz, ein paar Schrauben und das Grundgerüst steht bereits nach kurzer Zeit. Um aus „Grobschlossers Meisterstück“ jedoch ein echtes Pedalboard zu bauen, benötigst du einige spezielle Zutaten.

Klettband 
Alle Effekte, die einmal auf deinem Board landen sollen, musst du fixieren. Natürlich lassen sich Pedale auch mit anderen Mitteln anbringen, doch die Klett-Variante hat sich seit Jahren durchgesetzt und gerade auf dem Gebrauchtmarkt findest du kaum Pedale, die nicht zumindest Klebereste auf dem Boden aufweisen. 

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Kabelmanagement 
Gerade die Unterseite von DIY-Lösungen sind meist unansehnliche Chaos-Haufen. Um dem Gewirr von Patch- und Stromkabeln Herr zu werden, solltest du in ein vernünftiges Kabelmanagement investieren. Ob Klemmen oder Kabelbinder ist jedem selbst überlassen. 

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Pedalboard — Größen und Funktionen

Passt aufs Pedalboard.
Passt aufs Pedalboard

Wem der Eigenbau nicht passt oder liegt, der kann sich natürlich auf eines der unzähligen, angebotenen Pedalboards auf dem Markt stürzen. Je nach Größe und Funktion lassen sich die Boards unterschiedlich gestalten. 

Klein und einfach 
Mit einem kleinen, mageren Pedalboard zu starten, ist garnicht verkehrt. Weniger Zeit mit dem Knöpfchen-Drehen und mehr mit der Gitarre zu verbringen, ist etwas, was ich auch meinem jüngeren Ich raten würde. Ein Pedaltrain Nano+ etwa ist seit einem halben Jahr bei mir im Einsatz – mehr muss es für zuhause garnicht sein.

Mehr Platz 
Wenn es gerne etwas fetter sein darf, würde ich mich zunächst auf die Abmessungen festlegen. Ein Karton, auf dem die Pedale zunächst angeordnet werden, ist ein gutes Hilfsmittel. Für größere Boards mit Expression-Pedalen und Co. empfehle ich gerne das Harley Benton Spaceship 60XL– neuerdings auch in der „Power“-Variante zu haben, mit inkludierter Stromversorgung

Professioneller Einsatz 
Wer als Berufsmusiker unterwegs ist und seine Pedale stets und ständig in anspruchsvollen Bühnen-Umgebungen nutzen möchte, kann jetzt anfangen, weiter zu eskalieren: MIDI-Schaltungen, integrierte Übertragung, Effekt-Loops, Beleuchtung, Fernsteuerungen, Cases, Rollen — die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Generell wird gerade den Produkten des Herstellers Pedaltrain großes Vertrauen entgegengebracht. Wobei allerdings bei den fetten Boards auch schnell über 400,- € fällig werden können. 

Du siehst, es geht quasi umsonst oder eben für richtig viel Kohle. Du entscheidest, was du brauchst. Ich empfehle dir, klein anzufangen. 

Patch-Kabel

Bei den Patch-Kabeln streiten sich die Gelehrten ja seit Jahren darüber, ob es so etwas wie „Kabelklang“ tatsächlich gibt (geben kann), während gleichzeitig Hersteller immmer neue Super-Kabel auf den Markt bringen: 500 Dollar Festplattenkabel

Machen wir es an dieser Stelle kurz: Um dein Pedalboard zu bauen, sollten die Patch-Kabel etwa 10-15 cm lang sein, möglichst schmale Stecker haben und hochwertig verarbeitet sein. Ebenfalls angebotene Kabel mit 5 cm Länge sind meiner Erfahrung nach etwas knapp, um spätere Anpassungen umzusetzen. 

Ein paar Empfehlungen aus persönlicher Erfahrung: Für alltägliche Anwendungen ohne viel umzustecken und Belastung für die Kabelverbindungen nutze ich die Harley Benton FPC28 und habe gute Erfahrungen gemacht. Die Qualität ist sehr gut und Harley Benton hat hier mal wieder einen Preis-Leistungs-Verhältnis-Champ rausgebracht. Alternativ sind die Flat -Patch-Kabel von Rockboard als hochwertige Variante eine sichere Bank. Der schmale Querschnitt, in Verbindung mit einem sehr flexiblen Mantel, schafft vor allem auf engen Boards genügend Freiraum.

Ein Tipp zum Ende: Finger weg von den ganz billigen Kabeln, die im 10er-Pack angeboten werden. Die sind zum schnellen Testen vielleicht noch ok, auf lange Sicht aber sind die verbauten Teile nicht zuverlässig genug und können sogar Höhen rauben und Störgeräusche einstreuen.

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Strom

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Ein ernstzunehmendes Pedalboard zu bauen, bedeutet auch, endlich die 12 V Batterien zu entsorgen und sich um eine zuverlässige, netzgebundene Stromversorgung zu kümmern. 

Entscheidend ist vor der Wahl deines Netzteils zunächst die Kenntnis über Spannung und Stromverbrauch der einzelnen Pedale. Die meisten Effekte benötigen eine Spannung von 9 V, einige jedoch 12 V oder gar 18 V, mit einem Stromverbrauch von etwa 5-300 mA pro Pedal. Ein hochwertiges Netzteil sollte daher flexibel genug sein, um verschiedene Spannungen und Stromstärken zu liefern — es wird nicht immer bei diesen speziellen Pedalen bleiben. Glaub mir.

Für einen klaren und störungsfreien Sound sind Netzteile mit isolierten, galvanisch getrennten Ausgängen eine gute Wahl. Diese verhindern unerwünschte Nebengeräusche, insbesondere beim Einsatz von digitalen und analogen Pedalen im selben Setup. 

Während für kleinere Setups oder Anfänger ein einfaches Steckernetzteil mit einer Daisy-Chain ausreichend sein kann, ist für umfangreichere oder professionellere Pedalboards ein Netzteil mit galvanischer Trennung unerlässlich. Ich würde persönliche die Finger von der Daisy-Chain lassen und gehe daher nicht weiter darauf ein. Zu unordentlich das Ganze.

Stabilisierte Netzteile, die auch unter Last konstante Spannung liefern, verhindern, dass Effektpedale bei schwankender Spannungsversorgung unerwartete Verhaltensweisen zeigen.

Die Auslegung des Netzteils in Bezug auf die maximale Ausgangsleistung ist mitunter der springende Punkt bei der Auswahl. Es sollte die Summe des Strombedarfs aller Pedale nicht nur decken, sondern idealerweise um mindestens 25 % übertreffen, um eine Überlastung bzw. Unterversorgung zu vermeiden. 

Die folgenden Netzteile kann ich allesamt für den ersten Pedalboard-Bau empfehlen – sie bilden jedoch unterschiedliche Bedürfnisse (und Preisbereiche) ab.

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Pedalboard bauen — wohin mit dem Strom?

Schließlich spielt nicht nur die Auswahl, sondern auch die Anordnung des Netzteils eine Rolle: Netzteil und stromführende Kabel sollten so platziert werden, dass sie möglichst weit von signalführenden Kabeln entfernt sind, um Störungen zu minimieren. Die räumliche Trennung von Netzteilen und empfindlichen Komponenten wie WahWah-Pedalen ist ebenfalls ratsam. Viele Hersteller platzieren daher die Stromversorgung auf der Unterseite des Boards und bieten dadurch auf der Oberseite mehr Raum für Effekte. Die Kabel der Stromversorgung sollten sauber geführt werden und nicht unter (mechanischer) Spannung stehen.

Effekte – jetzt wird’s ernst

Die richtigen Effekte fürs Pedalboard planen
Die richtigen Effekte fürs Pedalboard planen

Nachdem dein Pedalboard als Grundgerüst gebaut wurde, kannst du nun an die Auswahl der richtigen Pedale für deinen Geschmack und Stil gehen. Wir haben dafür in der Vergangenheit schon einige Artikel veröffentlicht. Ich empfehle dir jedoch, zunächst mit einem wirklich guten Tuner zu beginnen – so hast du neben einem zuverlässig gestimmten Instrument auch die Möglichkeit, das Signal komplett stummzuschalten. Eine gute Übersicht zu den unterschiedlichen Tunern findest du in diesem Artikel: Das beste Stimmgerät für Gitarre und Bass.

Neben dem Stimmgerät sind meiner Meinung nach OverdriveReverb und Delay essentiell. Aber da können die Meinungen auseinandergehen. Für einen ersten Überblick empfehle ich dir einen Artikel, den ich letztes Jahr hier auf Gearnews zum Thema geschrieben habe: Welche Pedale brauchst du wirklich?

Pedalboard bauen – Fazit

Ein Board, ein bisschen Klettband, Kabel und fertig ist das erste Pedalboard. Insgesamt ist der Bau nicht wirklich kompliziert, doch mit der richtigen Planung geht ihr unangenehmen Fehlausgaben aus dem Weg. Achtet bei der Auswahl der Komponenten auf hochwertige Verarbeitung und fallt nicht zu tief in den Kaninchenbau. Zum Beginn reichen einige wenige Effekte. Es werden eh bald mehr …

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Bildquellen:
  • Passt aufs Pedalboard.: Walrus Audio
  • Die richtigen Effekte fürs Pedalboard planen: Wirestock, Inc. / Alamy Stock Foto
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