Angecheckt: Moog Messenger – Top oder Flop?
Die neue Generation von Moog im Test
Der Moog Messenger soll eine neue Ära bei dem Traditionshersteller einläuten und echten Moog-Sound zu einem deutlich günstigeren Preis als bisher liefern. Ob das gelungen ist und wie sich der Moog Messenger in der Praxis schlägt, erfahrt ihr in unserem Angecheckt.
Angecheckt: Moog Messenger
Moog Messenger: Das Wichtigste in Kürze
- Monophoner Analogsynthesizer
- 32 Tasten mit Velocity und Aftertouch
- 2 Oszillatoren mit variabler Schwingungsform und Wavefolder
- Suboszillator
- Multimode-Ladder-Filter mit Resonanz-Bass-Kompensation
- 2 ADSR-Hüllkurvengeneratoren mit Loop-Funktion
- 2 LFOs
- Step-Sequencer und Arpeggiator
- 256 Preset-Speicherplätze
Moog Messenger: Die neue Generation
Ich gebe zu: Als Moog den Messenger auf der Superbooth 25 offiziell enthüllte, hatte ich gemischte Gefühle. Immerhin handelt es sich bei ihm um den ersten Synthesizer, der vollständig unter der Regie der neuen Eigentümer von inMusic (u.a. AKAI Professional, Alesis, M-Audio, Headrush) entstanden ist. Und die unschönen Berichte über massive Einschnitte und Entlassungen am Stammsitz von Moog in Asheville im Zuge der Produktionsverlagerung nach Asien haben wir wohl alle noch in Erinnerung. Einen kleinen Beigeschmack wird die Übernahme des einstigen Boutique-Herstellers durch inMusic wohl noch eine ganze Weile haben. Manche Stimmen meinten gar, der Messenger könne unmöglich ein echter Moog sein.
Trotzdem wäre es nicht fair, wenn ich mich dem Synthesizer für diesen Test nicht unvoreingenommen nähern würde. Denn den Lauf der Dinge wird man mit Nostalgie nicht aufhalten – ohne die heftigen Einschnitte gäbe es die Marke heute womöglich gar nicht mehr. Und wenn es dem „neuen“ Moog gelungen sein sollte, einen Synthesizer zu bauen, der echten Moog-Sound zu einem heute halbwegs konkurrenzfähigen Preis liefert und den Fortbestand der Marke sichert, wäre das in meinen Augen ausdrücklich zu begrüßen. Probieren wir also einmal aus, welche Botschaft uns der Messenger überbringt. Was kann der Moog der neuen Generation?

Moog Messenger: Erster Eindruck
Ganz so aufwendig und edel wie bei den „alten“ Moogs ist der Karton nicht mehr, aber auch nicht so lieblos wie bei manch anderem Massenmarkt-Hersteller. Zum Vorschein kommen neben dem Synthesizer ein Universal-Netzteil und eine Kurzanleitung. Die komplette (englische) Bedienungsanleitung ist auf der Website des Herstellers verfügbar.
Behauptungen, der Messenger fühle sich nach „Plastik“ an, kann ich zum Glück nicht bestätigen. Ja, das Design ist deutlich einfacher gehalten als zum Beispiel bei der Subsequent-Reihe. Gut möglich, dass auch bei der Wahl der Materialien auf die Kosten geachtet wurde. Aber billig fühlt sich der Synthesizer deshalb noch lange nicht an. Im Gegenteil: Im Vergleich mit Instrumenten einiger anderer großer Hersteller macht die Hardware einen recht soliden Eindruck, finde ich. Das Gehäuse besteht mit Ausnahme der Seitenteile aus Metall. Die Drehregler wackeln nicht und haben eine ähnliche Haptik wie bei meinem Sub 37. Und auch die Tastatur und die Buttons sind für einen Synthesizer dieser Preisklasse meiner Ansicht nach absolut in Ordnung.

Moog Messenger: Struktur und Klangerzeugung
Zwei Oszillatoren, Filter, VCA, zwei Hüllkurven: Das ist schon seit dem Prodigy das Grundrezept für kompakte Synthesizer (nicht nur) von Moog. Auch die Phatty-Reihe, die im Subsequent 37 ihre Krönung fand, ist im Wesentlichen so aufgebaut. Doch der Messenger ist nicht einfach ein neuer Aufguss alter Ideen, sondern hat einige Tricks im Ärmel, die man so von Moog bisher nicht kannte. Das verspricht eine willkommene Erweiterung des klassischen Moog-Klangspektrums.
Los geht es mit den beiden Oszillatoren. Wie bei Moog üblich, ermöglichen sie das stufenlose Variieren der Schwingungsform von Dreieck über Sägezahn bis Rechteck. Dreht man den Waveshape-Regler noch weiter nach rechts, wird die Pulsbreite verändert. Neu ist, dass man den Regler auch über das Dreieck hinaus weiter nach links drehen kann. In diesem Fall wird ein Wavefolder aktiviert, der die Dreieckschwingung mit zunehmender Intensität faltet. So entstehen interessante Timbres, die man von Moog bisher nicht gewohnt war. Modulieren lässt sich das natürlich auch – bei VCO1 vom LFO und bei VCO2 von der Filterhüllkurve.
Darüber hinaus bietet der Messenger Oscillator Sync, FM (OSC 1→2) und einen Suboszillator, der ebenfalls über eine variable Schwingungsform verfügt und eine Oktave unter Oszillator 1 klingt. Im Mixer lässt sich zudem Rauschen hinzufügen und ein externes Audiosignal einschleifen. Das ist jede Menge Ausgangsmaterial für charakterstarke Sounds.

Auch in der Filtersektion hat Moog behutsam mit Traditionen gebrochen. Natürlich enthält der Messenger eine Variante des berühmten Ladder-Filters – sonst könnte man ihn wohl kaum als echten Moog bezeichnen. Anders als bei den Vorgängern arbeitet das Filter jedoch nicht nur als Tiefpass mit 24 dB Flankensteilheit. Alternativ stehen die Modi 12 dB Tiefpass, Bandpass und Hochpass zur Auswahl, was die klanglichen Möglichkeiten erfreulich erweitert.
Besonders interessant ist auch der Button RES BASS. Dahinter verbirgt sich eine Basskompensation, die eine typische, aber oft als störend empfundene Eigenschaft des klassischen Moog-Filters beseitigt. Normalerweise verschwinden bei einem Moog-Filter die Bässe, wenn man die Resonanz weit aufdreht. Mit dieser Funktion wird das kompensiert, sodass auch bei Sounds mit viel Resonanz die tiefen Frequenzen voll durchkommen. Eine, wie ich finde, sehr gute Idee, die besonders Fans fetter Bässe zu schätzen wissen werden.
Der Rest der Klangerzeugung ist ziemlich „normal“ und steht in der Tradition der Phatty-Serie. Der Messenger bietet zwei ADSR-Hüllkurvengeneratoren, die auf Velocity reagieren können und mit einer Loop-Funktion ausgestattet sind. Eine davon ist fest mit dem VCA verbunden, die andere mit dem Filter. Die Filterhüllkurve kann zusätzlich auf verschiedene Parameter von Oszillator 2 wirken und lässt sich darüber hinaus einem beliebigen weiteren Parameter zuweisen.
Des Weiteren gibt es zwei LFOs. Einer davon ist voll ausgestattet und verfügt über die Schwingungsformen Dreieck, Sägezahn steigend und fallend sowie Rechteck. Auch Sync und Keyboard Reset stehen zur Verfügung. LFO 1 wirkt wahlweise auf den Filter Cutoff, die Frequenz von Oszillator 2, die Schwingungsform von Oszillator 1 oder die Sub Wave. Zusätzlich lässt er sich, wie auch die Filterhüllkurve, einem beliebigen weiteren Parameter zuweisen.
LFO 2 ist deutlich einfacher gehalten und fest mit dem Modulationsrad verknüpft. Der LFO mit Dreieckschwingung wirkt auf Pitch, Cutoff und/oder Amp, wenn man das Rad aufdreht.
So klingt der Moog Messenger
Genug der Theorie – wie klingt der Moog Messenger? Ein erster Rundgang durch die 256 Presets bringt eine Vielzahl vertrauter Moog-Timbres zu Tage – und erfrischend viel Neues. Der Messenger kann absolut die satten Bässe liefern, für die die Synthesizer der Marke seit jeher besonders geschätzt werden, wobei sich auch die neue Funktion zur Basskompensation bei viel Resonanz bezahlt macht. Auch schneidende Sync-Leads und perlende Arpeggios sind kein Problem für ihn; das klassische Repertoire monophoner Moog-Sounds deckt er überzeugend ab. Besonders interessant, weil für Moog ungewöhnlich, sind aber die Sounds, die sich die neuen Wavefolder-Möglichkeiten zunutze machen. Das ist wirklich eine tolle Erweiterung des Moog-Klangspektrums, die ich in meinem Sub 37 auch gern hätte! In diese Richtung darf Moog gern weiter experimentieren.
Apropos Sub 37: Ein bisschen habe ich schon das Gefühl, dass der Messenger einen Hauch weniger „teuer“ klingt als der „Alte“ aus der Phatty-Serie. Genau definieren oder an einer bestimmten Beobachtung festmachen kann ich diesen Eindruck aber nicht. Gut möglich also, dass er rein subjektiv ist – das Auge hört bekanntlich mit. Vielleicht liegt es auch daran, dass die mitgelieferten Presets in meinen Augen etwas uninspiriert daherkommen. Löst man sich von Vergleichen und lässt den Messenger für sich sprechen, wird man feststellen: Er ist ein sehr gut klingender und moderner Analogsynthesizer, der eine erfreulich große klangliche Bandbreite liefern kann, vom Sound her gut in die heutige Ästhetik passt und absolut den Namen Moog verdient.

Sequencer
Als großen Fortschritt gegenüber dem Sub 37 habe ich den integrierten Sequencer des Messenger empfunden. Hier wurden die Möglichkeiten drastisch erweitert. Der Sequencer bietet bis zu 64 Steps; pro Patch lässt sich ein Pattern speichern.
Die Gate-Länge ist einstellbar und auch eine Swing-Funktion steht selbstverständlich zur Verfügung. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen der Phatty-Serie bietet der Sequencer des Messenger außerdem die Möglichkeit, Klangparameter pro Step aufzuzeichnen. Das ermöglicht deutlich variantenreichere Patterns. Was hingegen nicht geht, ist das kontinuierliche Aufzeichnen von Reglerbewegungen; die Funktion arbeitet immer pro Step nach Art von Parameter Locks.

Hinzu kommen einige interessante Zufallsfunktionen. Neben Gate Prob, womit sich die Trigger-Wahrscheinlichkeit pro Step einstellen lässt, gibt es die Funktion Note Prob. Auch sie ist pro Step aktivierbar und sorgt auf Wunsch dafür, dass auf diesem Step zufällig Noten aus einem zuvor definierten Note Pool abgespielt werden. So entstehen mitunter Patterns, mit denen man überhaupt nicht gerechnet hatte, was ich als sehr inspirierend empfunden habe.
Sehr gut gefallen hat mir auch der Arpeggiator. Er bietet nicht nur eine deutlich größere Pattern-Auswahl als das übliche Up/Down/Up+Down, sondern auch interessante Oktavierungsoptionen. Toll ist auch die Möglichkeit, bei laufendem Arpeggiator über die Step-Taster spontan einen Rhythmus zu programmieren. So werden aus simplen 16tel-Arpeggios schnell rhythmisch interessante Patterns – eine inspirierende Mischform aus Arpeggiator und Sequencer.
Fazit: Moog Messenger
Als erster unter der Regie von inMusic entwickelter Moog-Synthesizer soll der Messenger die Marke Moog in die Zukunft tragen – mit sattem Moog-Sound zu einem günstigeren Preis. Und obwohl ich dem Messenger zunächst etwas skeptisch gegenüberstand, muss ich doch zugeben: Er ist unter dem Strich gelungen. Der Messenger liefert nicht nur die gesamte Palette klassischer Moog-Sounds in überzeugender Qualität, sondern erweitert das Klangspektrum durch Wavefolder und zusätzliche Filteroptionen drastisch. So kann er viele interessante und inspirierende Klänge hervorbringen, die man bisher von Moog nicht gewohnt war.
Gut gefallen hat mir auch der integrierte Sequencer und Arpeggiator, der einen großen Fortschritt gegenüber der Phatty-Reihe darstellt und den Messenger auch für Loop-basierte Musik prädestiniert. Das Gesamtpaket ist rundum stimmig, erst Recht zu diesem Preis. Da verzeiht man es dem Messenger gern, dass er nicht mehr ganz so schick und edel daherkommt wie die älteren Moogs.
Preis und Verfügbarkeit
Ihr bekommt den Moog Messenger bei Thomann* für 829,- € (Stand: 18. Juni 2025).

Moog Messenger: Pro und Contra
Pro
- Klassischer Moog-Sound zum günstigeren Preis
- Zwei Oszillatoren mit Wavefolder
- Suboszillator
- Multimode-Ladder-Filter mit Basskompensation
- Vielseitiger Sequencer und Arpeggiator
- Übersichtliche Bedienung
Contra
- Presets etwas uninspiriert

*Hinweis: Dieser Artikel enthält Werbelinks, die uns bei der Finanzierung unserer Seite helfen. Keine Sorge: Der Preis für euch bleibt immer gleich! Wenn ihr etwas über diese Links kauft, erhalten wir eine kleine Provision. Danke für eure Unterstützung!