von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 19 Minuten
Alesis Andromeda A6 Synthesizer Vintage?

Alesis Andromeda A6 Synthesizer Vintage?  ·  Quelle: Sequencer.de

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Der Alesis Andromeda war lange Zeit so etwas wie der ultimative Synthesizer mit analoger Klangerzeugung. Das liegt nicht nur an der Menge der sechzehn Stimmen und dem Aufwand hinter dem analogen Part, sondern auch an dem Multimode, den er hat. Etwas woran sich heutige Synthesizer Hersteller nur mit sehr viel Nachtreten erinnern. Sie machen es einfach nicht mehr. Vielleicht können sie es auch nicht mehr? Besonders bei analogen Synthesizern. Es folgt ein eher emotionaler Anekdotenbericht und Umgang im heutigen Alltag des leicht nerdigen Sounddesigns.

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Alesis Andromeda A6

Es passierte viel, die sechzehn Stimmen wurden von anderen auch erreicht. Die MIDI-Multimode-Situation wurde niemals besser, eher viel schlechter, aber dafür es gibt heute Synthesizer mit zwei Filtern unterschiedlicher und analoger Bauweise wie ein einziges beim Andromeda. Es gibt sogar mehrere Synths mit mehr als drei LFOs und dennoch ist der Andromeda an so vielen Stellen anders, spezieller und vielschichtiger, als so viele analoge Andere. Der spannendste Synthesizer von Sequential ist sicher der Prophet 12 mit 4 LFOs und vier Hüllkurven. Warum allerdings die Pitch-Kurve im A6 quantisiert und damit stufig ist, kann bisher nicht jeder gut erklären. Das ist für Sync-Sounds und ähnliches nicht super, weshalb man dann die Filter oder Amp-Hüllkurve nutzt, wo das alles besser läuft. Somit hat er auch Kanten, von denen ich im Verlauf auch noch weitere aufzeigen werde. Er war damals der einzige neben dem Jomox Sunsyn, der so new-schoolig war und anders. Man kann aber sagen, dass sie sehr unterschiedlich anders waren und sind.

Da ist allerdings auch viel DSP-Kraft im Spiel, denn alles auf der Oszillatorenseite ist eben nicht analog. Der A6 hat einen Coldfire Prozessor, denn auch er leistet seine Modulation digital, aber die analogen Elemente prägen seinen Sound. Man könnte also dann eher zum Moog One schauen, dem Trigon 6 und sich von Beiden ein Kind wünschen, so noch den SCI Pro 2 oder Pro 3 hinein werfen und hoffen, dass so etwas herauskommt wie der Andromeda, dessen A6 Bezeichnung von seinen Asics Chips herrührt. Damals war Alesis der Erste, der eigene neue analoge Chips nach den vergriffenen Curtis Chips herstellte. Heute gibt es „neue“ Hersteller die CEM und SSM herstellen, alles Entwicklungen der späten 1970er / frühen 1980er.

Besondere Technik und Steuerung im Andromeda A6

Er hat Schwächen, auch aus heutiger Sicht. Aber manches wurde bis heute auch nicht aufgegriffen, was als Hausaufgabe nötig wäre und nicht am Andromeda liegt. Seine Auflösung ist grandios, denn jeder Parameter hat 16384 Schritte und er hat MIDI-Daten-Ausdünnungsideen schon damals mitbekommen. Keine DAW kann das aufzeichnen und aufmalen, weil kein verdammter Hersteller einer DAW (nicht einer!) es fertig gebracht hat NRPN-Kaskaden von Controllern in so etwas wie einen Controller-Bewegungs-Malmodus zu bringen, so wie es das schon lange für die klassischen 7-Bit-MIDI-Controller-Werte gibt und die wenigen höherauflösenden wie Pitchbend und Co. Es gibt MPE, sodass man das alles tun könnte, es traut sich aber niemand MIDI 2.0 oder MPE wirksam einzusetzen. Bei MPE gibt es immerhin schon ein paar Hersteller wie ASM oder Waldorf, aber sogar Prophet-6 und OB-6 verstehen MPE und damit eine Art Multimode. Beim Andromeda gibt es aber große Vielfalt, wenn auch noch kein MPE existierte im Jahre 2000.

Das ist erst der Anfang. Jeder verdammte Pegel im Andromeda verändert den Sound, die Sättigung und das klangliche Verhalten. Das ist gut! Es gibt nämlich Synthesizer, die analog arbeiten und wo sich Lautstärkeänderungen der Oszillatoren, des Rauschens und ähnliches gar nicht auf den Klang des Filters auswirken – auch nicht wie stark sie in das VCA gelassen werden. Nicht so beim Andromeda. Das ist Teil des Sounddesigns, denn wenn man ihn lieb und freundlich hören will, sollte man die Pegel der VCOs bei etwa einem Drittel belassen. 

Alesis Andromeda Frontsicht

Alesis Andromeda A6 Frontsicht

Andromeda A6 Technik LFOs und Modulation

Wer nicht weiss, was der Andromeda kann? Er hat 2 VCOs mit mischbaren und gleichzeitig nutzbaren Waves. Es gibt für PWM und FM Engine Optimizer für die Hüllkurven, sodass sie sich sehr perkussiven oder auch sehr weichen langsamen Verläufen anpassen lässt und mit dem Sound gespeichert werden. Arpeggiator und 16-Step Sequencer gehörten dazu wie ein Alesis „Wedge“ Effektprozessor, der sich ebenfalls modulieren lässt. Als zentrale Steuerung gibt es an den meisten Stellen bis zu drei Modulationseinträge, die über Taster zugänglich sind. Dazu erlauben sie einen Versatz einzustellen, je nachdem, ob der Modulationstaster aktiv ist oder nicht, sodass die Veränderung durch die Modulation musikalisch vorhersehbar ist.

Ein Ribbon kann absolut oder relativ arbeiten und es gibt drei recht langsame LFOs, die leider nur bis 25 Hz schaffen. Durch deren Symmetrie-Shaping und Offsets sind sie aber vielfach mehr Wert, da sie komplexe Veränderungen und Texturen damit schaffen können, wie ich mir das oft wünsche. Allein eine Pulsbreiteneinstellung ist heute noch nicht überall Standard. Mit dem Offset kann man sie „verformen“. Bei 3 LFOs kann man diese gegenseitig modulieren lassen, was rhythmische Verschiebungen gibt. Versprochen hatte man damals übrigens 85 Hz, jedoch entglitten sie der internen Modulationsabteilung offenbar.

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Planung des Andromeda

Das Entwicklerteam erzählte mir, dass durch Halbieren der Stimmenzahl jeweils das doppelte herauszuholen sei an Tempo oder durch „dümmere“ LFOs, die nur Sinus erlauben, aber nicht mit ihrer Symmetriesteuerung und allem was es gibt aufwarten könnten. Aber das ist nie passiert. Damit haben wir also bereits etwas, wo einige moderne Synthesizer besser sind, aber einige nur unwesentlich besser. Den Vogel schießt heute der Moog One mit 4 LFOs bis 1000 Hertz und in anderen Bereichen ab.

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Moog One - 16
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Damit lässt sich Sample & Hold wirklich wie Regen anfühlen. Das schaffen also heute noch eine Menge Synthesizer nicht, denn irgendein nicht weit blickender Designer ignoriert die Kraft von hochschnellen und key-trackbaren LFOs, die eigentlich auch einfach Oszillatoren genannt werden sollten. Das „L“ wie „Low“ braucht man, weil man eben auch langsame Modulationen über einige Minuten hinweg auch gut findet. Was aber nie versagt, sind die Menge der Modulationsverbindungen. Das ist faktisch nicht so begrenzt wie bei einer 16er-Matrix.

Analoge Spezialitäten-Filter im Andromeda

Es ist unfassbar, wie viel man in die analoge Engine gesteckt hat. 

Sie klingt freundlich sanft mit dem SEM-Filter mit 12dB/Oktave und offener gleichzeitig zuweisbarer Filterart mittels Potis. Etwas, was wir heute beim OB-6 finden. Dazu gibt es ein klassisches Moog-Kaskaden-Filter, was auch als „Ladder-Filter“ bekannt ist. Sowas haben heute viele Synths an Bord. Hier geht es aber meist um das Detail, wieviel und was einem gefällt. Manche sind etwas steriler geraten und andere reagieren etwas anders. Aber der Andromeda kann eigentlich alles, was man von einem Moog erwartet, durchaus liefern. Damit das nicht zu fett klingt, sind die Stimmen durchaus etwas „dünner“, aber sie lassen sich beliebig vermehrfachen im Unisono-Modus. 

A6 ENVs

A6 ENVs mit Kurven-Charakteristik-Einstellungen (Shape)

Die drei Hüllkurven sind weit mehr als ADSR-Typen mit 8 Potis und mehreren Tastern und sie lassen sich loopen zwischen wählbaren Segmenten. Hier sind sehr schnelle Modulationen möglich. Sogar die Kurvenform ist einstellbar von linear über exponentiell bis logarithmisch. Auch haben sie ihre eigenen Pegel und Anschlagdynamik-Einstellungen und sind wie die LFOs mit eigenem Pegel mit Vorteilen beim Routing gesegnet. Vollständiger geht es nur noch bei Software-Angeboten, während man sich bei Hardware bisher noch nicht über 8-Segment-Hüllkurven weit hinaus getraut hatte. 

Andromeda Hüllkurven

Andromeda Hüllkurven

Details, FM, Tracking, Resonanz, Rauschgeneratoren

Die Details würden einen Bericht wie diesen platzen lassen. Daher sei noch gesagt, dass es ein 16-Punkt Tracking System gibt und mehrfarbiges Rauschen mit Feedback-Kopplung, was für die Modulation sehr wirksam ist, da „rotes“ Rauschen andere Ergebnisse bringt, wenn man sie mit Modulation oder als Audiosignal mischt. Rauschfarbtyp oder Oszillator 2 sind jeweils Modulationsquellen für die FM, die linear, exponentiell auf Oszillatorfrequenz oder Pulsbreite gesetzt werden kann.

Rauschgenerator mit Feedback

Rauschgenerator mit Feedback

Kurzum, es ist eine Rausch-FM auf vielschichtige Weise möglich, die auf die Filter separat gelegt werden kann. Beispielsweise rotes Rauschen zu einem Anteil X ins Ladder Filter und Oszillator-Signal als Filter FM in das SEM-Filter und mit Resonanz führen zu interessanten Ergebnissen. Allerdings reicht die Resonanz beim SEM nicht in die Selbstresonanz hinein, weshalb die OSC-FM auf dem „Moog“-Filter besser aufgehoben ist. Hier sind es die Details, die Zählen. Ein Sync mit farbigem Rauschen und tonalem Anteil ist unfassbar spannend, weshalb ich den Jupiter-6 immer dem 8er vorzug.

FM und Noise

FM und Noise – Reichhaltig im Andromeda vorhanden

Es sind die Mischungen, die sich auch am schwersten auf andere Synthesizer übertragen lassen. Dort sind es meist einfache FM mit exponentieller Ansteuerung und oft auch Filter-FM, seltener ist jedoch die Mischung des Rauschens in die Filtermodulation bzw. in die Oszillatoren-FM. Allein mit fein eingestellten Mischungen lassen sich schon mit einem Filter sehr besondere Sounds bauen, die auch tonal spielbar bleiben und damit interessant sind. Der Sample-Hold-Block erlaubt 100 Hz und ist damit die wichtigste Möglichkeit schnelle Modulation zu „simulieren“. 

Filter 1 Mod FM

Filter 1 Mod FM

Mehr Andromeda Details und die Anderen

Andromeda hat viele Details parat, die hier gar nicht alle aufzählbar sind. Aber sie sind bestenfalls mit dem Xpander und anderen aufwendigen Synthesizern wie dem Moog One zu vergleichen. Man hat sich sehr viele sehr musikalische Gedanken gemacht, dennoch aber nicht alles perfekt gelöst. Ein Attribut was vollkommen anders auch auf einen Moog One zusagbar wäre.

Etwas aufgeräumter aber auch auf den SCI Trigon 6 oder einen Exoten wie den Baloran „the Pool“, der jedoch nur wegen des Besonderen erwähnt werden soll, klanglich aber nicht viel mit dem A6 zu tun hat. Übrigens kann man zwar SEM und Oberheim Sounds machen, es ist aber nie wie der Ersatz eines Xpanders zu sehen, eher des OB-6. Für die Weichheit braucht man viel Extraliebe und niedrigste Pegel. Das bedeutet natürlich auch mehr Verstärkung am Ende, da 16 Stimmen wirklich viel Reserve bedeuten. Aber so etwas polyphon zu haben, ist hingegen wieder eine Menge Wert, wenn man quasi auch einen Moog indirekt mitschleppt, denn einen typischen Moog-Bass kann man auf jeden Fall gut hinbekommen.

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Sequential Trigon-6
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Er scheint mir im Vergleich sogar authentischer zu sein als die Oberheim-Filter-1-Abteilung. Der OB-6 ist dahingehend weich und regelbar, aber mit viel weniger komplexem Modulationsgefüge und viel weniger Stimmen. Dennoch kann er vielleicht in Teilen eine Alternative sein. Ein Ladder-Filter allein wie im Polybrute würde ich jedoch nicht annähernd als Alternative zum A6 empfehlen, der klingt doch in zu vielen Aspekten anders und reagiert auch einfach weniger Moog-like.

Soundfragen

Bei der Entwicklung des A6 war auch der Roland SH-5 eine Alternative, die aber erst auf Platz 3 lag und damit hatte man sich für diese Kombination entschieden. Wer auch immer es nicht weiss, der Andromeda kann sehr EBM-hart klingen, passt damit auch für alles zwischen Techno und Electro bis Ambient. Er ist ein Gerät mit dem sich viele erst länger beschäftigen müssen, um ihn voll zu nutzen. Ich bin selbst in einer Phase, in der ich fast alle meine alten Sounds wieder löschen will und ganz neue machen möchte, die viel schöner und besser sind. Er wird und kann ein Lieblingsinstrument werden und das für besondere Sounds aller Art.

Für wen ist Andromeda?

Er kann eigentlich alles und wird immer speziell klingen. Der A6 ist kein Sweet-Spot-Synth aber dennoch ist er dahin durchaus zu bringen – mit ausreichendem KnowHow. Er ist etwas für Leute, die Synthese gut kennen und weniger für Einsteiger ideal. Und all das bringt mich dazu zu sagen – der müsste heute eigentlich sehr gefragt sein und verdammt selten und teuer. Der einzige Grund, wieso er es nicht ist, ist die schlechte Reparierbarkeit. Er wird lange durch seine Bauweise halten, man muss sicher irgendwann die Tasten wieder viel betätigen und reinigen oder vielleicht das Display wechseln.

Dennoch ist bei mir nichts erblindet, aber die Taster reagieren manchmal erst auf das 2-3te mal tippen. So ein organischer Sound bringt sonst nur noch EMS zustande und einige andere Ausnahmemaschinen. Selbst mit Modulen wird es schwer sein diese Stimmenmenge mit diesem Sound ausdrucksvoll spielen zu können, weshalb ich heute „froh“ bin diesen extremen Preis damals gezahlt zu haben. Er bleibt ein Ausnahmesynthesizer und deshalb gibt es eigentlich keinen Ersatz dafür. Man kann nur grob sagen – naja, die Genannten sind ein „okayer“ Ersatz, aber sie werden einfach manche Dinge nicht können, sondern sind nur „in der Nähe“. Also schauen wir mal weiter…

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Erica Synths SYNTRX II
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Andromeda A6 Details II

Zwei Oszillatoren mit Säge, Puls, Sinus und Dreieck gleichzeitig aktivierbar, haben jeweils einen Suboszillator. Somit ist der Andromeda sicher nicht ganz ein „Minimoog“ – aber die Mischung vor den Filtern erlaubt den Rauschgenerator mit Färbung und Feedback und Verteilung der vier Klangquellen jeweils mit großer Wirkung auf den Klang. Die Filter können durch das Poti-Routing und Schaltern parallel oder seriell gesetzt werden und mehrere Filtertypen ausgeben, während das Moogfilter ein Tiefpass bleibt.

Andromeda Filter

Andromeda Filter

Beide haben eine eigene und typische Resonanz. Sie ist beim MoogFilter recht typisch und beim SEM vielleicht ein weniger härter als das Original, weshalb es zwar weich klingen kann, aber nicht ganz so sahnig wie ein echtes Oberheim SEM Modul. Beide können per Filter FM auch vom Oszillator beliefert werden und, wie schon erwähnt, gibt es sowohl lineare als auch exponentielle FM zwischen den Oszillatoren und deren Pulsbreiten. Dennoch ist deren Ergebnis schwer tonal treu anzulegen. Das kann ein alter Oberheim Matrix 12 oder Xpander viel sauberer, wenn auch nur mit einfachster linearer FM über eine ganze Tastatur hinweg, beim Andromeda ist das Tracking einfach nicht besonders exakt. 

Es gibt auch harten und weichen Sync zwischen den Oszillatoren und wo wir dabei sind, ist die Pitch-Hüllkurve für eine oder beide Tonhöhen der Oszillatoren oder freie Zwecke bipolar, während sie für die Lautstärke nur positiv sein kann. Das Filter ist ebenfalls bipolar angelegt seitens der 8-Parameter-Hüllkurve mit Loop und vielfältiger Kurveneinstellung. 

Die Potis, das Display und die anderen

Das Display ist Luxus für einen Synth in dieser Art, denn vieles ist direkt ablesbar. Dennoch sind einige Dinge dort wichtig wie die Modulationsquellen (die immer am Ziel angeliegt werden) und weitere Optionen und Parameter. So findet man bei den LFOs nur das Wichtigste, Symmetrie und alle Details sind jedoch nur nach Tippen auf das Menü des jeweiligen LFOs zu finden. Dasselbe gilt für die anderen Baugruppen. Sowas gibt es bei Quantum, Mayer MD-900 bis hin zu Moog One. Wer Synthese kennt, weiß wo man es suchen muss. Menüs in dem Sinne gibt es gar nicht mal so viele – aber man muss eben die Details im jeweiligen Bereich vermuten und dort einstellen. Dazu dienen die Potis am Display. Auch die Effekte nutzen diese 8 Knöpfe und regeln dort Routing und Vorzerrung in analoger Form. 

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Mono?

Es gibt kaum einen Synth, der so viele liebevolle Details besitzt, sowohl in der Menge und Fülle, als auch in dem was man damit machen kann. Dennoch ist er erstaunlicherweise nicht perfekt. Er hat Einzelausgänge für alle 16 Stimmen, Stereoausgänge und -eingänge, die faktisch die Weitergabe an andere Stimmen ermöglicht. Auch eine Art Feedback für das Filter kann man sich bauen und hinter dem Filter können jeweils die Oszillatoren als Sinusvarianten zum Andicken wie beim ollen CS-80 eingemischt werden. Ringmodulation kann ebenfalls hier wirken. Von dort geht es in die VCAs und einem Panning.

Der Synth bleibt so gesehen „mono“, denn in den VCOs oder sonst wo lassen sich keine Stereosignale erzeugen – wohl aber im Effektbereich. Dort gibt es ein paar Kombinationen und das Übliche und die Qualität ist „mittelgut“. Für die Bühne ist das okay. Er ist sogar live nutzbar, da er eine gute Tuning Engine hat. Es soll einige Geräte geben, die nicht ganz so sicher sind. Etwas Drift haben die Stimmen jedenfalls auch ohne Random schon, weshalb die coolsten Brutalsten Sounds Unisono-4-Stimmler Sounds sind – die klingen brachial, wie ein Jupiter-4, aber viel komplexer.

Wer will einen Andromeda?

Das ist sicher kein Top-40-Synth, sondern etwas für Nerds, Spezialisten, Studiocracks und alle, die so etwas wie eine Geheimmaschine suchen – für ungehobeltere Klänge, die wunderschön sein können, aber auch wild. Das liegt ihm. Beides! Er kann auch „digital“ anmutende Klänge erzeugen, wenn man komplexe Modulationen erstellt. Aber so etwas mit Dynamik und Drift zu spielen ist und bleibt das, weshalb man sich eben einen analogen organischen Synthesizer kauft. Wenn man das irgendwo spürt, dann mit dem Andromeda. Er kann schon auch präzise sein, aber seine Stärke ist das dennoch nicht.

Da ist man mit heutigen SCI/Dave Smith Synthesizern viel besser unterwegs. 20 Minuten Aufwärmzeit sollte man ihm geben und dann tunen wenn man die Räume wechselt. Das klappt auch über Jahrzehnte zuverlässig als wäre es das erste Mal. Dem entnehme ich, dass man ihn durchaus lange nutzten kann. Er ist nun schon gut 22 Jahre im Einsatz und wirkt eher wie ein Neuer als ein „Vintage“ Instrument. Und man kann noch immer viel forschen und finden. Er deckt zudem auch sehr viele Soundtypen der analogen Welt wirklich ab. Eigentlich brauche ich keinen SE02 wenn ich den habe. 

Welche Synthesizer kann man nun stattdessen nehmen?

Als Minimoog-Ersatz gibt es ja genug (SE-02 und Co.) Angebote, aber polyphon wird wohl niemand viele solcher Geräte kaskadieren. 

Kein Synth kann wirklich alles. Für mich war er mein privater Memorymoog. So etwas könnte man heute im SCI Trigon 6 sehen. Der hat sicher „nur“ sechs Stimmen, aber liefert 3 VCOs mit einem LFO, der immerhin Audio schafft und FM zwischen den VCOs. Ein Moog One kommt dem Konzept des Andromeda jedoch näher, da dort zwei Filter arbeiten, man sie ebenfalls gut routen kann und weil es dort drei Oszillatoren und 4 LFOs gibt, die dem Andromeda schon gewachsen sind. Klanglich fand ich den Moog nicht ganz so lebendig wie die sehr sensiblen Pegel-Einstellungen. Wenn etwas wirklich lebt, dann sicher der A6.

Die internen Tuning-Routinen können manuell aufgerufen werden – sowas kann der Moog One nicht. Die Hüllkurven jedoch kann kein aktueller Analog-Synths abfangen, sie sind meist nur ADSR-Typen und man reduziert heute gern wieder. Auch bei den LFOs sind viele Hersteller auf sehr sparsame Konzepte zurückgegangen, die oft nicht sehr glücklich machen – ein LFO ist eigentlich immer zu wenig. 

Andromeda, Digital-Alternativen und Gewicht?

Der Blick auf hybride oder digitale Konzepte sind zu verschieden von dem, was Andromeda tut. Deshalb hat er durchaus seine Berechtigung. Er ist selten geworden und wird bei einem echten Hardware-Schaden aber auch nicht mehr viel helfen, denn die Chips sind Sonderanfertigungen. Die wird niemand ersetzen können. Man muss also hoffen, dass es nur Potis oder Äußerlichkeiten sind, wenn etwas „passiert“. Allerdings ist mir seit 2001 – auch noch nichts passiert. Er läuft und wird nicht mehr live eingesetzt. So verrückt war ich, weil ich den Sound sehr mochte. Er wiegt aber auch mit dem leichtesten Case der Welt seine 21 Kilo.

Wer bestimmte Aspekte des Andromeda, den Alesis nur sehr unperfekt mit dem „Ion“ versucht hat digital zu machen, ins JETZT tragen will, muss Kompromisse machen und bestimmte Aspekte betonen. Damals gab es noch eine Menge Artefakte, also „Schwurbel™“ innerhalb der Sound Engine, was man in heutigen Engines im Griff zu haben scheint, da die Rechenkraft heute wesentlich höher ist, als zu Ions Zeiten. Die Genannten sind aber die, die dem „Spirit“ noch am meisten folgen.

Der Moog ist dabei sicher etwas braver, aber mit den LFOs technisch besser dran. Beim Moog muss man sich für einen der Filtermodi entscheiden und dennoch ist er noch am meisten „auch ein bisschen Memorymoog“. Er hat 3 statt nur 2 Oszillatoren, aber kann nicht so vielseitige Hüllkurven liefern. Dafür sind die ADS-Minimoog-Hüllkurven extrem charakeristisch. Das ist also auch ein bisschen anders als im Andromeda. Trotzdem ist seine Art wohl doch noch am nächsten einzuschätzen. Der Preis ist allerdings auch das Einzige, was an den damaligen A6 Neupreis von 4444€ denken lässt. Zum Ende wurden aber auch Geräte für 2333 Euro rausgeballert und jemand hat die Reste aufgekauft. Deshalb hat er heute einen sehr geteilten Ruf. Danach zerschellten Alesis, Akai und Numark sowie M-Audio in 1000 Teile und wurden als inMusic und einigen anderen temporären Gruppen neu verteilt. Danach gab es von allen Firmen fast ähnliche Geräte, somit hat der Andromeda auch viel Nebel erzeugt. 

Mehr über alles

Es gibt 250 rote Versionen und der Rest sind blaue Andromedas die technisch gleich sind. Interessant ist, dass man nie alles komplett ohne Bugs geschafft hat, die auch viel mit dem Multimode zu tun haben. Wer den Grundsound und dieses schwitzende – arbeitende mag, der wird das mit dem Moog nicht bekommen und beim Trigon würde ich mich auch wundern, wenn der das komplett so erfüllen könnte. Er wäre aber zumindest die zweite Option, also wenn Stimmenmenge nicht ganz das Thema ist und LFOs auch nicht, denn er spart damit ja ziemlich. Seine FM dürfte etwas reiner sein. 

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll nur zeigen, wo der Andromeda heute steht und welche anderen Synthesizer man als Freund solcher Instrumente anschauen könnte, die dann mit genug Beschäftigung etwas ähnlich Dauerhaftes bilden. Daher habe ich mich für eine anekdotische Version entschieden. Ich kenne Leute, die nur damit Musik produzieren. Dazu ist er auf jeden Fall geeignet, schon weil er auch Multimode anbietet, kann er unterschiedliche Klänge gleichzeitig hervorbringen und für externe Signale zur Filterung dienen. Ich bin einfach dankbar, dass ich ihn nutzen kann.

Fazit Andromeda Vintage?

Ich habe das Thema jetzt fast nur grob umrissen. Für Details wäre ein zweiter komplexer Bericht für nahezu alle Baugruppen nötig. Wäre ich heute am Klang des Andromeda interessiert, würde ich es sehr schwer finden dafür einen Ersatz zu finden, für die Idee hingegen sind die genannten dann doch noch am nächsten dran.

MIDI versteht er als Ausdünnungsmodus, mit 7-Bit MIDI für dumme und langsame Sequencer kann er mit einer Hand voll Standardumsetzern sogar dienen. Es gibt so viele sehr unterschiedliche Details, die es zu beachten gibt oder noch zu beleuchten, deshalb soll dieser einfache Schlusspart sagen – du kannst auch heute einen tollen Synthesizer haben, aber 16 Stimmen mit dieser Klangform gibt es nur ein Teilen woanders auch. Manche können auch noch rotziger klingen – aber der Andromeda hat eine sehr charmante Art, 

so zu klingen wie als würde er sich extrem anstrengen und will damit aber jede Musik meistern. Analog!

Andromeda Video

Hier ein Video, was wir (als dAdA-iNN) viel mit Andromeda-Einsatz gemacht haben.

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Ein paar Sounds und kleiner Rundgang

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Bildquellen:
  • Alesis Andromeda A6 Frontsicht: sequencer.de
  • A6 ENVs: Sequencer.de
  • Andromeda Hüllkurven: Sequencer.de
  • Rauschgenerator mit Feedback: Sequencer.de
  • FM und Noise: Sequencer.de
  • Filter 1 Mod FM: Sequencer.de
  • Andromeda Filter: Sequencer.de
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4 Antworten zu “Ist Alesis Andromeda A6 Synthesizer vintage? Gibt es heute Ersatz?”

    Sanperro sagt:
    0

    Interessanter Beitrag. Ich komme mal ganz grobschlächtig mit meinem Deepmind 12, der packt grad mal 12 Stimmen und die stimmen mich sehr glücklich. Denn er tut sein Werk sehr gut. Demnächst kommt noch der Pro800 dazu und dann ist erstmal Ende im Gelände. Das ist schon ein Ding. Für zusammen 1000 Euro 2x analoge Hammer Teile. Ich mag lieber einfachere Kisten, sie sind leichter beherrschbar und machen mich kreativer. Denn ich bin kein echter Soundschrauber sondern Musiker der dudelt und dabei den Zugriff auf das Wichtigste braucht. Ein Andromeda ist mir schlichtweg zu teuer und inzwischen auch bissl alt. Wer soll bitte sowas reparieren wenn er schlapp macht? Da sind mir kleine Synthesizer lieber, wenn einer stirbt, dann kaufe ich ihn einfach nochmal oder was ähnliches und mein Herz blutet nicht zu sehr…… Musik soll ja auch Spaß machen.

    John holmes sagt:
    0

    zusammengefasst #dünn klingenden synth mit treppenartiger modulation# für Freunde der ewigen sweetspotsuche. Wurde am Schluss von numark für 2500 rausgehen.

    MC Bert Bricht sagt:
    -1

    Nur Axel Hartmann würde sich über eine geliftete Wiederauflage freuen. Der Markt hat sich verändert … Aber vielleicht lässt Uli das Ding irgendwann „in billig“ vom Stapel. Vorher wären aber jede Menge andere Schätzchen dran. 🥱

    WOK sagt:
    3

    Sowohl vom Design als auch von den Möglichkeiten her der genialste Analogsynth, der je gebaut wurde. Ich könnte mir die heute die Haare raufen, dass ich, als Musicstore die letzten Lagerexemplare für 2200,- verramschte, völlig blank war….      :-(