von stephan | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Gibson vs Kiesel Guitars

Gibson vs Kiesel Guitars  ·  Quelle: Kiesel Guitars

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Neuer Brennstoff im Streit um eingetragene Markenzeichen.

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Gibson vs. Kiesel Guitars

Gibson sucht mal wieder Streit. Eigentlich sah es zuletzt so aus, als würde der Hersteller einen versöhnlicheren Kurs einschlagen. Sogar CMO Cesar Gueikan sah ein, dass die Play Authentic-Aktion sein größter Fehler war. Wer geglaubt hat, dass sich die Gitarrenschmiede juristische Angriffe auf Firmen wie Dean Guitars nach der Niederlage vor dem Europäischen Gerichtshof im vergangenen Oktober zukünftig verkneifen würde, lag anscheinend falsch. Denn nun soll es dem jungen Hersteller Kiesel Guitars an den Kragen gehen.

Kiesel Guitars

Die Herstellerfirma wurde 2015 gegründet, übernahm den E-Gitarren- und -Bassbereich von Carvin und entwickelte darüber hinaus eigene Produkte. Nun muss sich die vergleichsweise kleine Firma gegen den Gitarrengiganten behaupten.

Streit um ein Design von 1986

Wie schon zuvor bei Dean, geht es im Streit nicht etwa um eine unverfrorene Kopie, die vom Original nicht zu unterscheiden wäre. Nein, es betrifft das Modell Ultra V, das bereits 1986 von Carvin veröffentlicht wurde. Gibsons Flying V-Trademark wurde erst 1995 anerkannt.

In einem Instagram-Video auf dem Kanal von Kiesel Guitars teilt Jeff Kiesel mit, dass sie von Gibson ein Unterlassungsschreiben erhalten haben. Also gute 34 Jahre, nachdem das Modell auf den Markt kam.

 

Berechtigte Klage?

Mal ehrlich: Klar, die ursprüngliche Form mag von einer Flying V inspiriert sein. Aber die Kanten sind spitz, nicht abgerundet, die Seitenflügel unterschiedlich lang und die Kopfplatte ist auch völlig anders ausgeführt. Für die relativ begrenzten Möglichkeiten, einen Gitarrenkorpus zu gestalten, sollten diese Unterschiede deutlich genug sein. Meint ihr das nicht auch?

Jeff Kiesel ist jedenfalls nicht sehr amüsiert und zeigt sich aufgebracht:

„Ich habe der Ultra V ihren Namen gegeben, als ich sieben Jahre alt war, deshalb ist sie etwas ganz Besonderes für mich. Dass diese Trottel versuchen uns zu sagen, dass wir sie nicht mehr herstellen dürfen, wenn sie buchstäblich nicht (wie eine Flying V) so aussieht… Ich meine, kommt schon Leute, schaut euch den spitzen Korpus an, schaut euch die Abschrägung an: Sieht das irgendwie wie eine V aus?“

Kiesel CS6 California Single

Neben der Ultra V ist auch das Modell CS6 California Single wegen seiner Ähnlichkeit zur Les Paul betroffen. Die Gitarre wurde 2006 veröffentlicht. Ein Jahr nachdem legendären Gerichtsurteil das im Streit Gibson vs PRS zugunsten des Single Cut-Designs von Paul Reed Smith entschied.

WE’RE NOT GONNA BACK DOWN!

Trotz des drohenden Rechtsstreits bleibt man bei Kiesel Guitars zuversichtlich und versprüht Kampfgeist. Im unten verlinkten YouTube-Video erklärt Jeff:

„Wir müssen ihnen einen Brief zurücksenden, aber wir lassen sie wissen, dass es in Ordnung ist, wenn sie denken uns verklagen zu müssen. Es ist keine Schlacht, die sie gewinnen werden, und wir werden nicht nachgeben. Denn am Ende des Tages haben wir Logik und Fakten hinter uns; sie haben nichts. Sie haben nur reine Emotionen.“

Wir sind gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird. Was sagt ihr zum Design der Ultra V und CS6? Sind die Gitarren den Vorbildern so nahe, dass man sie verbieten sollte?

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Video

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Bildquellen:
  • Kiesel Ultra V: Kiesel Guitars
  • Gibson Flying V: Gibson
  • CS6 California Single: Kiesel Guitars
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3 Antworten zu “Gibson vs Kiesel Guitars: Neuer Beef in der Gitarrenszene”

    Kazumi sagt:
    0

    Gibson spinnt ja wohl völlig! Hab mir tatsächlich auf Grund ihres Verhaltens keine Gibson mehr geholt und bin auf einen anderen Hersteller ausgewichen. Meine SG spiel ich zwar immer noch gern, aber immer mit einem „G’schmäckle“.
    In dem Fall mit Kiesel kann man wirklich nur noch den Kopf schütteln…

    Asparagus sagt:
    0

    Jetzt hat ja Gibson speziell Dean und Kiesel ins Visier genommen (und früher PRS, gegen die sie verloren hatten). Warum klagen sie eigentlich nur gegen diese beiden Firmen ? Es gibt doch tausende von Herstellern, die Les Paul-ähnliche Formen oder Flying Vs im Repertoire haben, und da ist komischerweise nichts passiert. Werden die jetzt alle nach und nach verklagt ? Hat Gibson trotz Insolvenz solch ein hohes Budget, oder ist das ein neues Geschäftsmodell, über Klagen an Geld zu kommen und die Bilanz zu sanieren?
    Wäre die Firma in ihrem Qualitätsanspruch beständiger und nicht so schwankend, bräuchte sie diese Auseinandersetzung nicht. Eine geile Qualität wäre das beste Zeichen von Selbstbewusstsein. So besonders sind die heutigen Gibsons in Herstellung und Sound dann aber auch nicht im Vergleich zu vielen anderen tollen Firmen. Zu viel Mythos, sehr viel Ärger! Gibson setzt trotz Wahrung aller Rechte in der Außenwirkung ein verheerendes Signal.

      Klaus Klaus sagt:
      0

      da klagt man halt gegen amerikanische Firmen vor amerikanischen Gerichten … Die Anwälte machen das da u.U. auch gegen reines Erfolgshonorar. Das kostet erst mal nicht viel und die Erfolgsaussichten sind bei der Merkwürdigkeit US-amerikanischer Rechtsprechung gar nicht so klein.
      Eigentlich würde es eher Sinn machen, z.B. einen Eastman zu verklagen, die sind tatsächlich im gleichen Marktsegment („Klassiker“, „Aging“, usw.) unterwegs und tun den Gibsons mit der Qualität und Performance die sie liefern sicher mehr weh. Aber das dürfte in China eher schwierig sein.
      Und dass das im Zeitalter sozialer Medien insgesamt eine blöde Idee ist, kommt dem Gibson Team von „erfahrenen“ (älteren …) Markenartikelspezialisten halt nicht …

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