von Marcus Schmahl | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten | Unsere Wertung: 5,0 / 5,0
Angecheckt: Behringer TD-3-MO - Bassline Machine 2.0

Angecheckt: Behringer TD-3-MO - Bassline Machine 2.0  ·  Quelle: Gearnews, Marcus

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Wie schon angeteasert, arbeitete Behringer schon seit etlichen Monaten an der Fertigstellung der TD-3-MO (steht für „Modded Out“). Das ist eine Weiterentwicklung, oder besser gesagt eine gemoddete Version, der hauseigenen TD-3. Und dieser Synthesizer mit integriertem Sequencer ist wiederum eine Emulation der legendären Roland TB-303. Der eigentliche Mod dagegen basiert auf einem interessanten „Devil Fish“-Umbau des „heiligen“ Originals. Also eine verzwickte Verkettung, die am Ende zu einer neuen Bassline-Maschine für die breite Masse führt. Und genau diesen neuen Synthesizer wollen wir euch heute hier im Angecheckt vorstellen.

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Behringer TD-3-MO

Dass Behringer gerne kopiert, emuliert, nachbaut und das in einer gewagten Grauzone, sollte mittlerweile bei jedem angekommen sein. Darüber hinaus sind die Produkte aus dem Behringer Headquarter sehr erschwinglich, so dass wirklich jeder Musiker und Musikproduzent eigentlich nicht „nein“ sagen kann. Im Falle des Roland TB-303 Klons TD-3 ist die Hardware sogar preislich auf Augenhöhe mit einigen 303 Software Plug-ins (zurzeit 97 Euro hier bei Thomann.de (Affiliate)).

Jetzt geht der Hersteller noch einen Schritt weiter und moddet die Emulation. Aber das nicht in Eigenentwicklung, sondern ebenfalls als Nachbau eines schon vorhandenen bekannten Mods. Die Rede ist vom Devil Fish Mod des Entwicklers Robin Whittle (Real World Interfaces). Einen öffentlichen Schlagabtausch via Internet-Posts und E-Mail gab es sogar vorab zwischen den beiden Parteien (wir berichteten hier). Da es kein Patent auf die Modifikation gab und der „Modder“ nicht kooperieren wollte, begab sich Behringer ins Labor.

Daraus ist jetzt die TD-3-MO (MO steht für „Modded Out“) entstanden, die der Devil Fish Variante nicht nur optisch sehr ähnelt. Aber weiter geht’s.

Angecheckt: Behringer TD-3-MO - Bassline Machine 2.0

Angecheckt: Behringer TD-3-MO – Bassline Machine 2.0

In der Praxis

Die TD-3-MO wurde uns vorab als Leihgabe von Behringer zur Verfügung gestellt, die ich in meinem Sound Lab einen halben Tag testen durfte. In dem Paket enthalten war der silberne Synthesizer mit Kunststoff-Case und das Netzteil. Auf den ersten Blick fallen im Vergleich zum Vorgänger (TD-3) die schwarzen anstatt silbernen Drehregler ins Auge. Darüber hinaus unterscheiden sich die beiden durch eine andere Positionierung der Regler, einer erweiterten Sektion mit neuen Funktionen und weiteren CV-Anschlussbuchsen. Und genau das macht den Mod mehr als interessant.

USB-MIDI, MIDI In/Out/Thru, Kopfhöreranschluss (Miniklinke), Netzteileingang und der Klinkenausgang für ein Audiosignal in Mono sind identisch mit dem Vorgänger. Hier hat sich natürlich nichts getan. Auf CV-Seite sieht es anders aus. Hier hat die (zuerst) „Murdered Out“ genannte Version nochmals richtig nachgelegt und beinhaltet acht weitere Buchsen. Hier findet ihr neben den bekannten Filter In, Sync In, CV Out und Gate Out Ein- und Ausgänge für neue Funktionen Filter FM In, Filter CV In, Accent In, Slide In, Gate In, Accent Out, Filter Out und CV In.

Und das führt uns zu den neuen Features. Hier könnt ihr live und mit euren Händen nicht nur die 303-typischen Regler Tempo, Tune, Cutoff, Resonanz, Envelope, Decay, Accent und Volume bearbeiten. Es stehen zusätzlich Soft Attack, Slide Time (mit drei Stufen an Sweep Speed und nochmals ein dreistufiges Accent Sweep), zwei Regler für ein erweitertes Decay (Normal und Accent), Filter FM und Filter Tracking zur Verfügung. Ein Suboszillator, den ihr in drei Lautstärkenstufen (Low, Mid, High) dazumischen könnt, sorgt nochmals mehr für „Druck“ im Sound. Dieser lässt sich über einen roten Button aktivieren beziehungsweise deaktivieren.

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Dazu wurde die Overdrive-Sektion nochmals komplett überarbeitet und bietet nun neben dem Regler drei Stufen an verschiedenen Overdrive-Effekten. Der „Muffler“ arbeitet am Ausgang des VCAs, der wiederum dann die Filter-FM beeinflusst. Somit erreicht ihr damit nochmals andere Klangeigenschaften der kleinen Kiste.

Jetzt möchte ich aber mal, neben der Theorie, die ihr in unzähligen Testberichten nachlesen könnt, den eigentlichen Sound hören, fühlen und ein wenig an der Kiste herumspielen. ACIIIIIIIIIID!

Der Sound

Was denkt ihr, wie ein TB-303-Klon klingt? Eben nach 303! Und das ist natürlich auch bei der MO-Version so. Typische Filterfahrten mit Resonanzgewitter, Hüllkurvenspielereien und Glide-Verläufe der „kompliziert“ programmierten oder eben zufällig generierten Sequenzen sind hier an der Tagesordnung. Durch die neuen Funktionen und Modifikationen der MO wurde der Klang aber nochmals so richtig aufgebohrt. Und endlich klingt das Overdrive so, wie ich es mir auch bei der (ersten) TD-3 gewünscht hätte. Der neue Suboszillator bringt dem allgemeinen 303-Klang mehr Tiefe, wobei ich das nicht unbedingt für meine Songs benötige. In der Testphase in meinem Studio hatte ich den Suboszillator meist nur auf „Low“ geregelt oder komplett deaktiviert, um den 303-typischen Klang nicht zu sehr zu beeinflussen. Aber für Sounddesigner, die mehr wollen als nur „303“, ist diese Funktion sicherlich eine Bereicherung.

Durch Filter-FM und Filter-Tracking lassen sich dem Kistchen ganz neue Klänge entlocken. Die getriggerten Noten reagieren bei verschiedensten Werten dieser Parameter nochmals anders und lassen den Sound teilweise fetter, runder oder komplett ungewohnt klingen. Und genau das ist ja das, was wir von einem solchen Mod erwarten: neue kreative Ideen für neue Tracks! Darüber hinaus könnt ihr über die erweiterten CV-Eingänge nochmals mehr in den Sound eingreifen. Und das mit den verschiedensten Modulen eures Modular Systems, CV-Controller oder analogen Synthesizers. Sehr cool!

Behringer TD-3-MO

Behringer TD-3-MO im Studio

Vergleiche

Meiner Meinung nach klingt ein resonanter Sound der originalen TD-3 „perliger“ und sanfter im Vergleich zur „Modded Out“. Die Mod-Version fängt früher an zu „schreien“ und wirkt deswegen oftmals in einem Song unangenehm in den Ohren. Aber das ist natürlich ein subjektives Empfinden, was andere eher vorteilhaft sehen können, die genau einen solchen Effekt suchen. Wenn das Filter-Tracking dazugeregelt wird, reagiert Cutoff und Resonance im unteren Bereich für mich zu schnell. Das heißt, die Bassline verschwindet schon fast bei einer Reglerstellung von zirka „9 Uhr“. Das liegt am eigentlichen Effekt – das ist eben so.

Das bedeutet für mich im Umkehrschluss, dass beide silbernen (oder farbigen) Kunstoffkisten nebeneinander absolut eine Daseinsberechtigung haben. Die MO ist für mich keine Weiterentwicklung, kein Update, sondern eher ein neues Instrument. Der Klang der Oszillatoren, ohne Filter und weitere Effekte, ist natürlich so gut wie identisch. Im Verbund mit einem Modular-System oder Synthesizer, Sequencer, die CV Ins/Outs besitzen, hat die Neue einen großen Verteil. Hier könnt ihr steuertechnisch wesentlich mehr von außen eingreifen und CV-Signale zu einer anderen Hardware senden. Und: MIDI-CC steuert nun auch das Filter. Sehr cool!

Das Overdrive der MO klingt für mich interessanter und vielseitiger einsetzbar. Und das sogar, ohne weitere Effekte hinter der Kiste einsetzen zu müssen. Die TD-3 nutze ich dagegen ausschließlich mit externen Overdrive-Effektpedalen, die ihr oftmals auch zu attraktiven Deal-Preisen sehr günstig bestellen könnt. In der (ersten) TD-3 ist die interne BOSS-Emulation nicht so attraktiv für meine Songs, da im aktiven Modus der „Druck“ der Bassline verschwindet und der Sound eher „dünn“ wird.

Die Devil Fish Variante der TB-303 durfte ich vor ein paar Jahren einmal einsetzen. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber ich glaube mich erinnern zu können, dass der Klang dieses ursprünglichen Mods einige Unterschiede zu der Behringer-Version aufweist. Leider konnte ich zu diesem kurzen Studiotest kein Original Devil Fish auftreiben. Das bedeutet, dass beide Synthesizer eigenständig am Markt eine Daseinsberechtigung haben. Nur der Preis ist hier definitiv sehr unterschiedlich.

Fazit

Aber was bedeutet das nun für mich? Ich denke, dass hier mein G.A.S. (Gear Acquisition Syndrom) zuschlagen wird. Besonders bei dem typischen Behringer Angebot. Eine TD-3 und eine TD-3-MO nebeneinander oder sogar als Partner in einem Song? Das könnte sehr spannend klingen. Und es bringt uns ACID 2.0! Aber mit der MO ist natürlich noch weit mehr möglich als das typische und bekannte 303-Geblubber. Checkt mal die Videobeispiele hier unten, um einen Eindruck zu bekommen. Sounddesigner und Klangbastler werden sich sicherlich freuen – Techno-, Elektro- und House-Produzenten natürlich auch!

Preise und Zubehör

Behringer TD-3-MO könnt ihr hier bei Thomann.de (Affiliate) in „yellow“ und „silver“ inklusive „Acid-Smiley-Aufdruck“ zum Preis von 198 Euro bestellen. In dem Paket enthalten ist ein Netzteil und eine Kurzanleitung.

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Video

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Bildquellen:
  • Behringer TD-3-MO: Anschlüsse: Gearnews, Marcus
  • Behringer TD-3-MO: CV: Gearnews, Marcus
  • Behringer TD-3-MO im Studio: Gearnews, Marcus
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