von Gastautor | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten | Unsere Wertung: 4,5 / 5,0
Sonicware LIVEN Loofi-12 Test

Angecheckt: Sonicware LIVEN Lofi-12  ·  Quelle: Sonicware, Gearnews

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Du denkst, du brauchst keinen Hardware-Sampler? Die Sonicware LIVEN Lofi-12 Sampling-Groovebox ist da anderer Meinung – und sie hat einige ziemlich überzeugende Argumente.

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Hinweis: Dieser Text von Adam Douglas erschien ursprünglich in englischer Sprache auf gearnews.com.

Sonicware LIVEN Lofi-12

„Ein Hardware-Sampler im Jahr 2023? Mein Computer kann doch alles, was ich für die digitale Audiobearbeitung brauche.“ Für viele wird dies zweifelsohne zutreffen. Wir schreiben nicht mehr das Jahr 1989 und Sampling ist heute so einfach wie das Ziehen einer .wav-Datei in eine DAW. Aber für manche geht das am Thema vorbei, denn der Spaß an der Sache liegt in der Arbeit mit Hardware – erst Recht mit ausgesprochener Lo-Fi-Hardware. Wenn man sich die Gebrauchtpreise für Sampler der alten Schule von Akai und E-mu anschaut, wird schnell klar, dass es viele Musiker gibt, für die die niedrige Bitrate und der Crunch klassischer Sampler nach wie vor das Maß der Dinge sind.

Der japanische Hersteller Sonicware scheint das ganz genau zu wissen. Der LIVEN Lofi-12 ist das jüngste Mitglied der LIVEN-Groovebox-Serie, die wie die Korg Volcas eine Klangerzeugung mit einem robusten Sequencer kombiniert und das Ganze für wenig Geld in eine Desktop-Box packt. Diesmal handelt es sich um einen Sampler – und im Gegensatz zu seinem nächsten Konkurrenten, dem Volca Sample, kann er tatsächlich sampeln. Halleluja! Auch wenn der Name darauf hindeutet, dass er die Lo-Fi-Hip-Hop-Gemeinde ansprechen soll (und viele der Presets bestätigen dies), gibt es keinen Grund, warum er nicht auch eine breitere Masse begeistern kann, wie wir sehen werden.

Sonicware LIVEN Lofi-12

Sonicware LIVEN Lofi-12

Design und Layout: Zurück zur alten Schule

Mit seiner beigen Farbgebung und den grauen und roten Akzenten ist der LIVEN unübersehbar eine Anspielung auf die klassische S-Serie von Akai – neben E-mu der Sampler-Hersteller schlechthin. Wenn du schon immer einen Sampler haben wolltest, aber den Preis nicht rechtfertigen konntest, dann wird dieser LIVEN mit Sicherheit das Bedürfnis stillen. Bei mir hat es funktioniert – und ich habe sogar einen S2000 in meinem Rack.

Das Layout entspricht dem der anderen LIVEN-Geräte, mit einer Reihe von Knöpfen auf der Oberseite, Funktionstasten in der Mitte und der für den Hersteller typischen Knopftastatur für den Sequencer und das chromatische Spiel. Von der Größe her hat der LIVEN Lofi 12 in etwa die gleichen Dimensionen wie ein iPad, obwohl er natürlich dicker ist. Das Gehäuse bietet auch Platz für sechs AA-Batterien (9-Volt-Netzteil nicht im Lieferumfang enthalten) und den integrierten Lautsprecher. Die Größe ist ein akzeptabler Kompromiss zwischen Tragbarkeit und genügend Platz für alle Bedienelemente, von denen es eine ganze Reihe gibt.

Sonicware LIVEN Lofi-12

Der Look ist von alten AKAI-Samplern inspiriert

Sequencer

Der LIVEN Lofi-12 ist im Grunde eine Groovebox. Wie bei den anderen LIVEN-Geräten gibt es vier Spuren und das Sequencing kann entweder live oder per Step-Recording erfolgen. Es gibt auch eine direkte Aufnahmefunktion, mit der du Performances während der Wiedergabe aufnehmen kannst. Pro Pattern kann jede Spur bis zu 64 Steps beinhalten; insgesamt lassen sich 64 speichern. Die Step-Länge kann ebenfalls eingestellt werden, von 1/32 bis zu einem ganzen Takt.

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Der Sequencer des Lofi-12 kann ziemlich viel, vor allem in Anbetracht des geringen Preises. Unter anderem sind Parameter-Locks Teil des Pakets. Wie bei der Noteneingabe gibt es drei Methoden zur Erfassung von Performance-Daten. Die erste ist die Direkteingabe von Einstellungen pro Step durch Drehen der Regler bei gedrückt gehaltener Step-Taste. Zweitens gibt es die Echtzeit-Eingabe, die sich wie das Motion-Sequencing bei Korg-Geräten verhält. Schließlich bietet der LIVEN Lofi-12 noch die Sound-Locking-Eingabe, bei der Noten und Performance-Daten gleichzeitig erfasst werden.

Zu den weiteren Möglichkeiten des Sequencers gehören ein einstellbarer Swing sowie „Laid back“, um das Timing von Samples in Tracks zu verschieben. Dies simuliert das stolpernde (manchmal als „betrunkene“ bezeichnete) Timing, das von Künstlern wie Flying Lotus verwendet wird.

Wahrscheinlichkeits- und Zufallsphrasen sowie ein Stutter-Performance-Effekt runden den Sequencer ab.

Sonicware LIVEN Lofi-12

LIVEN Lofi-12

Sampling mit dem LIVEN Lofi-12

Der LIVEN Lofi-12 wird mit fünf Bänken zu je 16 Samples ausgeliefert, aber es macht natürlich viel mehr Spaß, eigene Sounds aufzunehmen. Für User-Samples stehen drei Bänke zur Verfügung und die Samples können über SysEx exportiert werden.

Die Aufnahme von Samples ist sehr einfach. Man muss lediglich ein externes Gerät an die Line-In-Buchse anschließen und auf Aufnahme drücken. Mit einem Gain-Trigger wird die Aufnahme automatisch gestartet. Das Sampling kann mit „sauberen“ 16 Bit / 24 kHz oder „schmutzigen“ 16 Bit / 12 kHz erfolgen. Die Sampling-Zeit ist bei 24 kHz auf zwei Sekunden festgelegt und verdoppelt sich entsprechend bei einer Sampling-Rate von 12 kHz. Wer es besonders rau mag, kann das gesamte Gerät per Tastendruck in den 12-Bit-Modus versetzen.

Zur Bearbeitung von Samples bietet der LIVEN Lofi-12 die Einstellung von Start-, End- und Loop-Punkten, Reverse und grundlegende Hüllkurveneinstellungen (Attack und Release). Allerdings gibt es weder Time-Stretching (schade) noch eine Funktion zum automatischen Slicen von Loops. Ganz im Lo-fi-Stil lässt sich das nur auf die altmodische Art und Weise erreichen, indem man denselben Loop auf mehrere Sample-Slots kopiert und diese einzeln bearbeitet. Insgesamt ist die Sample-Bearbeitung ein Kinderspiel und Sonicware legt praktischerweise ein Papier-Overlay bei, das man im Sample-Bearbeitungsmodus verwenden kann. (Verlieren sollte man es nicht, da diese Informationen nicht auf dem Gerät selbst aufgedruckt sind.)

LIVEN Sampler

Overlay zur Sample-Bearbeitung

Synthese und Effekte

Wenn ein Sample fertig bearbeitet ist, lässt es sich mit den Reglern der Synthese-Abteilung weiter formen. Dazu gehören ein digitales Multimode-Resonanzfilter mit einer Vielzahl von Tief-, Hoch- und Bandpass-Modi und dezidierter Hüllkurve, ein LFO zur Modulation von Tonhöhe und Cutoff-Frequenz sowie eine Sweep-Funktion für automatische Tonhöhenanhebungen oder -absenkungen.

Neben Sampling und Sequencing verfügt der LIVEN Lofi-12 auch über eine Reihe von Effekten von Delay und Chorus bis hin zu Distortion und Kompression. Jeder Spur kann einer von insgesamt 11 Effekten zugewiesen werden. Für den Ausgangsbus gibt es eine separate Bank, die verwirrenderweise Reverb genannt wird, obwohl sie auch eine Bandemulation und einen Vinylsimulator enthält. Vielleicht wäre eine Bezeichnung wie „Global FX“ hier sinnvoller gewesen.

Die Effekte sind durchweg solide und tragen viel dazu bei, den Samples einen echten Vibe zu verleihen. Dreckige Effekte wie Bit Crush und Tape Emulation können in Kombination mit dem 12-Bit-Modus und einer geringen Sampling-Rate das Lo-Fi-Erlebnis wirklich auf die Spitze treiben. Schön schmutzig!

Lofi-Sampler

Sampeln eines Korg NTS-1

Wer braucht den LIVEN Lofi-12?

Um auf unsere ursprüngliche Frage zurückzukommen: Braucht man im Jahr 2023 einen Hardware-Sampler? Die kurze Antwort ist: Wenn du auf Lo-fi-Sounds stehst, ist der LIVEN Lofi-12 ein absolutes Muss – erst Recht, wenn du Hip Hop produzierst. Die Möglichkeit, „sauber“ zu sampeln und die Qualität erst bei Bedarf herabzusetzen, wird aber auch Produzenten anderer Sample-lastiger Genres wie UK Garage und Jungle ansprechen. Sogar in Synthwave- Tracks und anderen 80er-Genres macht er sich gut. Wenn du noch nie ein 12-Bit-Sample eines analogen Synthesizers gehört hast, hast du etwas verpasst! Ich verwende den Lofi-12 hauptsächlich im 12-Bit-Modus – eigentlich habe ich schon ewig auf einen 12-Bit-Sampler in diesem Preissegment gewartet.

Sonicware LIVEN Lofi-12

Das Sampeln analoger Synthesizer geht schnell und einfach

Fazit

Sonicware hat den Markt genau verstanden. Der LIVEN Lofi-12 ist perfekt für alle Lo-Fi-Produzenten und andere Retro-Fans. Er bietet einen großartigen Sound, eine Menge Funktionen, viele Anschlussmöglichkeiten (MIDI In/Out plus Synchronisation im Volca-Stil) und ein unglaubliches Preis-Leistungs-Verhältnis.

Es gibt aber nicht nur Positives zu berichten. Bei so vielen Funktionen kann es schwierig sein, den Überblick über alle Tasten und Funktionen zu behalten. Anfangs ist die Bedienung auch nicht besonders intuitiv und in der ersten Woche musste ich immer wieder in der Anleitung nachschlagen. Wenn man sich aber erst einmal mit dem Gerät vertraut gemacht hat, ist das kein Problem mehr.

Wenn du mehr brauchst als das, was ein Volca Sample kann (wie wäre es z. B. mit chromatischem Spiel?!), aber nicht gleich in einen Roland SP-404 investieren möchtest, ist der LIVEN Lofi-12 wahrscheinlich genau der richtige Sampler für dich.

Preis

Den Sonicware LIVEN Lofi-12 von Sonicware gibt es für 319 Euro bei Thomann*.

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(9)

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Bildquellen:
  • Sonicware LIVEN Lofi-12: Sonicware
  • Der Look ist von alten AKAI-Samplern inspiriert: Adam Douglas
  • LIVEN Lofi-12: Sonicware
  • Overlay zur Sample-Bearbeitung: Adam Douglas
  • Sampeln eines Korg NTS-1: Adam Douglas
  • Das Sampeln analoger Synthesizer geht schnell und einfach: Adam Douglas
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