von Marcus Schmahl | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
MacBook Pro 16

MacBook Pro 16" oder Surface Laptop 3 15" als Audiorechner?  ·  Quelle: Shutterstock / Von: d1sk / Gearnews

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Apple und Microsoft haben in den letzten beiden Monaten ihre Flaggschiff-Laptops auf den Markt gebracht. Es zeigt sich: Apple bietet viel Leistung für eine „angemessene“ Summe, könnte aber in wenigen Punkten nachbessern. Seit Kurzem sind die ersten Testberichte des MacBook Pro 16″ in der Mache. Auch ich durfte es schon begutachten. Und deswegen kann ich jetzt über einen „Vergleich“ mit dem Surface Laptop aus dem Hause Microsoft berichten.

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Um möglichst fair zu bleiben, vergleichen wir die Basiskonfiguration des MacBooks mit 6-Core Intel CPU, 16GB RAM, 512GB SSD und Radeon Pro 5300M mit dem Topmodell des Surface Laptops mit 4-Core AMD Ryzen Architektur inklusive integrierter Radeon RX Vega 11 Graphikeinheit, 16 GB RAM und 512GB SSD.

Der Preis ist heiß – oder etwa doch nicht?

Apple ruft offiziell einen Preis von 2699 Euro für die Basiskonfiguration ab. Microsoft dagegen für seinen voll ausgestatteten Surface Laptop 2299 Euro. Wer sich ein wenig schlau macht, findet die Geräte schon heute bei diversen Online-Shops zu günstigeren Konditionen. Oder es gibt in diesen Tagen das eine oder andere Black Friday Schnäppchen?!

Verarbeitung

Apple ist bereits seit Längerem nicht mehr der einzige Hersteller mit einem minimalistischen Design aus Metall. Die in Cupertino ansässige Firma setzt auf einen Unibody aus Aluminium. Microsoft verwendet indes eine hochwertige Beschichtung aus Magnesium. Das Ergebnis sind zwei Handschmeichler, die einen nachhaltig guten Eindruck hinterlassen.

Das MacBook Pro ist mit einem Gewicht von rund 2 kg zirka 460 g schwerer als sein Kontrahent. Durch den 0,6 Zoll größeren Bildschirm hat es aber leicht größere Abmessungen. Die schmaleren Display-Ränder lassen es nichtsdestotrotz moderner wirken.

Anschlüsse

Microsoft spendiert dem Surface Laptop einen USB-A und einen USB-C Anschluss sowie eine 3,5 mm Kopfhörerbuchse. Zum Schnelladen gibt es einen speziellen Surface Connect-Anschluss. Damit sollen in unter einer Stunde 80 % geladen werden. Nicht schlecht!

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Seit 2016 werden bei dem großen MacBook Pro vier USB-C/Thunderbolt 3 Anschlüsse und ein 3,5 mm Audioausgang verbaut. Über USB-C Power Delivery kann jeder dieser Ports als Ladeanschluss verwendet werden. Für einen Laptop dieser Klasse ist das ein Alleinstellungsmerkmal. Notfalls könnte man das Netzteil seines iPhone 11 Pro oder iPad Pro (3. Gen) nutzen. Aber hier fehlt natürlich der „normale“ USB-Anschluss für MIDI-Interfaces, Controller oder Audiointerfaces. Und das heißt: Ohne Hub läuft es beim MacBook Pro nicht.

Der Verzicht von Thunderbolt 3 beim Surface Laptop schmerzt. Alle Geräte mit einem hohen Bedarf an Bandbreite können nicht eingesetzt werden. Darunter fallen natürlich auch externe Audiointerfaces, Grafikkarten, schnellere SSDs oder anderes diverses Audiozubehör.

Leistung

Zum ersten Mal seit Langem fokussiert Apple bei diesem MacBook die hohe Performance. Durch ein dickeres Gehäusedesign und einem stärkeren Lüftungsmechanismus ist dieselbe CPU durchschnittlich etwa 10 % schneller als im Vorgänger. Einen großen Sprung macht Apple bei der dedizierten Grafikkarte. Diese ist schon im Basismodell in vielen Bereichen schneller als die Beste im Vorgängermodell (Vega 20).

Microsoft wirbt auf seiner Website für einen hochperformanten all-in-one Chip, der zusammen mit AMD entwickelt wurde.

Der Reddit-User itscrazouthere hat unter diesem Post eine ausführliche Gegenüberstellung beider Geräte zusammengetragen. Durch einen Abgleich mit mehreren Quellen kann ich bestätigen, dass es sich um echte Daten handelt.

Die CPU im MacBook Pro ist um einiges schneller. In Geekbench 5 übertrifft es das Surface Laptop im Single-Core (1103 vs 871) als auch im Multi-Core Test (5667 vs 3164) deutlich. Im Cinebench 20 setzt sich dieser Trend fort (2649 vs 1987). Doch erst bei der GPU zeigt sich das wahre Ausmaß. In 3 verschieden Benchmarks ist die Radeon Pro 5300M zirka doppelt so schnell wie Vega 11. Im Spiele-Benchmark Unigine Heaven sind es 48FPS vs 25 FPS.

Wichtig anzumerken ist, dass das MacBook im Batteriebetrieb nur 15 % einbüßt, während das Microsoft-Laptop um 40-65 Prozentpunkte einknickt.

Die im MacBook verlötete SSD grenzt sich von der im Surface Laptop klar ab. Im Lesen sind es 3000 mb/s vs 1000 mb/s und im Schreiben 2900 mb/s vs 1600 mb/s. Es war zu erwarten, dass hier das MacBook besser abschneidet, doch der Surface Laptop 3 bleibt weit hinter den Erwartungen zurück.

Display

Apple verwendet im MacBook Pro 16″ ein branchenführendes Display im Format 16:10. Neben der höheren Auflösung bringt es eine maßgeblich höhere Pixeldichte, Farbtreue und Helligkeit mit sich. Das 3:2 Panel des 15,4″ Surface Laptops dagegen ist in der höheren Mittelklasse angesiedelt und Touch-fähig (aber hierzu später mehr).

MacBook Pro 16" oder Surface Laptop 3 15" als Audiorechner?

Microsoft Surface Laptop 3

Audio und Klang

Das MacBook Pro 16″ hat die wohl besten jemals in einem Laptop integrieren Lautsprecher. Die Audio-Ingenieure aus Cupertino haben sich viel Mühe gegeben, dem neuen MacBook einen vollen und ausgeglichenen Klang zu verleihen. Erste Tester wie auch ich wurden regelrecht erschlagen. Die Bässe werden auf beiden Seiten ausgeglichen, damit keine Vibrationen entstehen und die Qualität selbst auf hoher Lautstärke ordentlich bleibt. Die Lautsprecher des Surface Laptops hingegen sind „ok“, aber können dem Sound des MacBooks nicht das Wasser reichen.

Die Tastatur funktioniert!

Aktuell kann man kaum einen Artikel über das neue MacBook schreiben, ohne die Tastatur erwähnt zu haben. Unzählige Problemfälle in diversen Foren haben das Apple MacBook in ein schlechtes Licht gerückt. Die Neue ist jetzt baugleich mit dem im iMac beigelegten Magic Keyboard. Hoffentlich ist diese deutlich robuster als bei den Vorgängermodellen. Das Tippen fühlt sich äußerst angenehm an. Ob die bekannten Keyboard-Probleme der letzten MacBook Generationen auch hier wieder auftreten – das hoffe ich nicht. Apple sollte eigentlich endlich aus den Fehlern gelernt haben.

Aber auch das Keyboard des Surface Laptops kann voll und ganz überzeugen. Die Tastatur hat einen exzellenten Hub und sehr gutes Feedback. Es sind keine Probleme mit ignorierten Tastenanschlägen à la MacBook Pro bekannt. Warum auch?

Akkulaufzeit

Beide Hersteller geben zirka 11 Stunden Akkulaufzeit an. Doch die etwa doppelt so große Batterie im MacBook Pro scheint näher an diesem Schätzwert zu liegen. Der besagte Reddit-User gibt für das MacBook bei Office-Nutzung 8,5 Stunden und für das Surface Laptop 6 Stunden an. Bei intensiverer Nutzung überdauerte das MacBook 7 Stunden und der Surface Laptop 4 Stunden.

Besonderheiten beider Geräte

Ein immenser Vorteil des Surface Laptops ist der Touch-Support im Display und die Unterstützung des Surface Pens. Das ist vor allem Live auf der Bühne für Musiker ein großer Vorteil. Und es scheint auch wirklich gut zu funktionieren. Im Vergleich zum Apple Pendant iPad (und auch iPad Pro) könnt ihr so alle Windows Programme (DAWs, standalone Software-Instrumente etc.) mit den Fingern oder dem Pen bedienen. Dem iPad fehlt immer noch die Möglichkeit, macOS Software auszuführen.

Das MacBook dagegen kann ausschließlich über Trackpad oder Maus gesteuert werden. Seit macOS Catalina ist es möglich, ein iPad im Zusammenspiel mit Apple Pencil als zweiten Bildschirm zum MacBook zu nutzen. Aber ob das bühnentauglich ist, bezweifle ich im Moment noch. Hier sollten Musiker vorerst das neue Setup ein wenig im stillen Kämmerlein testen.

Die Touch Bar des MacBooks ist dagegen eher ein schwacher Trost und für viele ein Gimmick. Einige Programme unterstützen diese immer noch nicht. Mit diversen für die Touch Bar entworfenen Tools kann man durch individuelle Anpassungen allerdings mehr herauskitzeln als von Apple vorgesehen. Auch DAWs nutzen diese Technologie schon recht gut, so dass viele Funktions-Shortcuts mit einem „Touch“ ausführbar sind.

Ein großer Kritikpunkt bei neueren Apple-Geräten sind die schlechten Reparaturmöglichkeiten – denn alles ist fest verlötet. Beim Surface Laptop lässt sich immerhin die SSD tauschen. Davon könnte sich Apple eine Scheibe abschneiden.

Apple MacBook Pro 16″?

Apple MacBook Pro 16 Zoll

Fazit

Meiner Meinung nach lässt das neue MacBook Pro 16″ den relativ neuen Surface Laptop 3 15″ im Regen stehen. Bis auf wenige Ausnahmen (wie zum Beispiel die Touch-Eingabe) überflügelt das Apple-Notebook den Konkurrenten. Apple hat an den richtigen Stellen nachgebessert und die Funktionalität vor das Design gestellt. Während die Äußerlichkeiten bei beiden Geräten noch relativ ähnlich erscheinen, sind die inneren Werte umso unterschiedlicher.

Für welchen der Beiden würdet ihr euch für euer Studio oder auf der Bühne entscheiden? Schreibt uns eure Ideen in die Kommentare.

Bildquellen:
  • MacBook Pro 16" oder Surface Laptop 3 15" als Audiorechner?: Microsoft
  • Apple MacBook Pro 16 Zoll: Mac Generation
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8 Antworten zu “MacBook Pro 16″ oder Surface Laptop 3 15″ als Audiorechner?”

    whitetear sagt:
    0

    Benutze seit Anfang des Jahres einen Razer Blate 15 (2018) Laptop und bin mehr als zufrieden. Es müssen nicht immer die gängigen Marken sein. Es lohnt sich oft auch mal nach rechts und links zu schauen

    matschmango sagt:
    0

    „Es zeigt sich: Apple bietet viel Leistung für eine „angemessene“ Summe“.

    Bei so einem Verständnis für Geld kommt mir nur eine Frage:
    Wo muss ich mich bewerben damit ich endlich auch so denken kann? :D

    Trotzdem ein guter Artikel. Danke dafür!

      Nikolas sagt:
      0

      Vielen Dank! Wir sprechen hier natürlich von sehr hochpreisigen und leistungsfähigen Geräten. Deswegen ist hier das Wort „angemessen“ natürlich relativ.

    spk sagt:
    0

    Für 2700 € kann ich mir ein Win-Laptop zusammenstellen, der weit aus besser ist als der Surface. Ich glaube auch nicht, dass der Apple und der Surface komplett die gleiche Zielgruppe hat. Der Surface versteht sich auch nicht als Musik-PC.

    Natürlich hat Apple nachwievor ein kleinen Vorsprung, was den Einbau in einer Musikproduktion angeht. Für viele ist dieser kleine Vorteil aber vernachlässigbar.

    Ich finde beide System gut. Bin selbst aber bei Win, weil ich es gewohnt bin.

    Krypton sagt:
    0

    Egal was Apple macht oder kann, ich finde ihre OS Politik mühsam nicht ihre Hardware. Denn Apple nutzt unumstösslich qualitative Ware.
    Der Vergleich mag sicherlich richtig sein, aber ein Surface für Musik würde mir niemals in den Sinn kommen. Zu teuer, zu schwach, zu unnütz.
    Ein Laptop mit Win10 von anderen Hersteller sind was Musik angeht weitaus reifer als MS, wir haben ASUS, HP, Acer etc. etc.
    Was mir an Windows gefällt ist, das ich die PC-Hardware benutzen kann die ich möchte und Laptops nutzen kann die ich sogar selber erweitern kann. Das was ich am Mac total geil finde ist Thunderbolt und was Soundtechnisch angeht viel weiter als MS, schon alleine das Apple das Logic hat und MS in dieser Richtung gar nichts.
    Aber ja, jedem das seine, es gibt ja schliesslich auch nicht nur eine Automarke.

    Jumpman23 sagt:
    0

    Interessant wäre mal ein LatencyMon Check von dem Surface. Leider habe ich schon was über „bad“ VGA Treiber gelesen… Dieser soll Plug-ins auf QT -Basis zum crashen bringen…

    Name* sagt:
    0

    Super Artikel! Bin mit meinem Mac vollkommen zufrieden

    KallePeng sagt:
    0

    TCO war mal ein Kriterium. Total Cost of Ownership. Ich habe mir damals (Mid2012)das Flaggschiff von Apple gekauft. 17″ MacBookPro mit 1920X1200px mattem Display… Das Gerät habe ich maximal Aufgerüstet. 8GB-Ram, 3TB SSD. Der Accu hielt gut 5 Jahre durch, läuft jetzt am Netzteil. Aber Hey selbst im Zug gibt es inzwischen Schuko.
    Meine damals 3500.-€ arbeiten jetzt immer noch für mich. Es läuft Ableton Live, eine Focusrite hängt über USB2 dran. Ich habe wLan, LAN, ExpressCard für Sata oder sonstwas, 3XUSB, Displayport.
    Und ich habe z.Zt. HighSierra und Windows 7 wahlweise auf einem Gerät. Mit Windows 10 werde ich mich bis Januar auseinander zu setzen haben, aber diese Apple Hardware hat sich in jedem Fall bezahlt gemacht.
    Sollte dieses Gerät irgendwann tatsächlich die Grätsche machen, so werde in mir bei dem Assembler ‚Schenker‘ ein gutes Notebook bauen lassen.

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