von claudius | Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Gitarre Bias FX Amp Modelling Simulation Positive Grid iPad

Der Gitarrist der Zukunft: Ohne Amp?  ·  Quelle: Youtube / Positive Grid

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Man steht versunken im Supermarkt und überlegt gerade, ob man für diesen Abend Reis oder Nudeln als Beilage einkauft. Zwei Jugendliche (grob geschätzt im Alter zwischen 16 und 20) ziehen ins Gespräch vertieft an einem vorbei. Man erhascht einen Fetzen: „Alter, ich bring‘ nächste Probe mein iPad mit. Die Mesa-Simulation klingt geiler als mein Bandit.“ Unweigerlich steigt in mir die Frage auf, ob Amp-Simulationen neben Amps mittlerweile von Musikern akzeptiert sind. Die Welt ist im Wandel – und der Dank gebührt einem tragbaren Computer mit Touchdisplay, kurz iPad.

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Unbegrenzte Möglichkeiten scheinen einem die Simulationen inzwischen zu geben. Vor allem klingen sie besser als jemals zuvor. Amps in allen Geschmacksrichtungen werden nahezu latenzfrei und mit hoher Qualität virtuell emuliert. So gut, dass selbst gestandene Musiker in den einschlägigen Portalen von Twitter über Facebook bis Youtube dazu stehen und der Welt mitteilen, dass sie fortan im Studio und bei Proben auf Simulation X von Hersteller Y setzen werden.

Aber nicht nur Gitarristen erleben die neue „iTechnik“: Auch Sänger, Trommler und Synthesizer-Fanatiker kommen mittlerweile auf ihre (nicht immer niedrig gesteckten) Kosten. Synthies erleben gerade ohnehin in allen Formen ihre zweite Renaissance – so auch auf dem iPad. Das mitgelieferte Schlagzeugkit in Apples iPad-Version von GarageBand ist per Touch oder MIDI-Controller bedienbar. Sänger brauchen zwar  nicht sehr oft Effekte, aber wenn doch, dann gibt es Apps, die das ermöglichen. Und die Apps sind im Gegensatz zu echten Amps oder Drums schon fast lachhaft preiswert.

Die App allein macht natürlich noch nicht glücklich: Wer sein Instrument ans iPad anschließen möchte, muss dies entweder über das CameraConnectionKit und sein Class Compliant USB-Interface versuchen, oder er entscheidet sich für eine spezialisierte Lösung wie iRig von IK Multimedia. Egal ob man einen Klinke- oder XLR-Anschluss benötigt oder gleich ein USB-to-Lightning-Mikro anschließen möchte – mir fällt auf Anhieb nichts ein, was es nicht schon als Zubehör gibt.

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Ich habe in den letzen Monaten einen Selbstversuch gemacht und mir auch so ein Teil zugelegt, inklusive iRig 2 für Gitarre und Bass. Im alltäglichen Leben, das bei mir aus surfen und schreiben besteht, konnte ich gegenüber einem Laptop oder Desktop-PC keinen Vorteil feststellen. Auch Bücher lese ich immer noch lieber analog. Aber was ist mit den virtuellen Amps wie BIAS, Amplitube und wie sie alle heißen? Ich möchte es gar nicht zugeben, doch die Teile klingen echt klasse. So gut, dass ich vermutlich im A/B-Blind-Test keinen Unterschied mehr hören würde. Schon gar nicht in einem fertigen Mix. Vielleicht habe ich schon das eine oder andere Album mit iPad-Amp gehört und es nicht einmal mitbekommen. Wenn man sich einmal in die Bedienung der Apps eingefuchst hat, macht es echt Spaß. Auch wenn ich mit Maus am PC immer noch schneller bin.

Das iPad hat durchaus Nachteile: Es lassen sich nur relativ wenig Adapter gleichzeitig nutzen, in der Regel kann man nur einen anschließen. Außerdem ist es leistungstechnisch nicht einfach, mehrere Apps gleichzeitig ohne Audioruckler zu nutzen. Somit braucht im Gegensatz zu einem PC, der alles gleichzeitig leisten kann, jeder in der Band sein eigens iPad mit entsprechender App. Allerdings vorteilhaft, wenn man schnell am Sound schrauben will. Außerdem müssten alle iPad-Outputs mit einer PA verbunden werden, schließlich will man zusammen musizieren. Das lässt sich mit vorausschauendem Adapter-Einkauf aber möglich machen. Vor allem in einer Studiosituation sollte man nicht über den eingebauten popeligen Headphone-Out aufnehmen. Das ist klanglich für ohnehin bescheiden klingende Ohrstöpsel sicherlich okay, für mehr aber nicht.

Im Ernst: Ich denke, dass man als Band mittlerweile rein von Klangqualität und Möglichkeiten auf Simulationen setzen kann. AXE FX und Kemper haben es als Hardware vorgemacht und sind zurecht in der Mitte der Musiker angekommen. Ob das gleiche Feeling aufkommt… ich weiß nicht. Bei mir springt der Funke nicht so recht über. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Immerhin bekomme ich durch Apps die Möglichkeit, auf die (fast) gesamte Soundwelt der Geschichte – und nur einen Bruchteil dafür zu zahlen. Klar, diese Idee kann nur „von der Jugend“ großflächig umgesetzt werden. Die eingesessenen Musiker werden nie und nimmer akzeptieren, dass ihr Equipment Y für viele Euros einfach so im Sound ersetzbar ist.

Was denkt ihr? Kann man eine Band mit iPad-Amps auf die Bühne schicken? Hat es  schon mal jemand probiert?

:)

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2 Antworten zu “[Kolumne] Band der Zukunft: Nur noch mit iPad?”

    noone sagt:
    0

    Ich habs auch probiert. War nicht das Gleiche…

    helpik1 sagt:
    0

    ich habe Silvester 2015 gespielt sehe https://www.youtube.com/watch?v=jxUmFiznfAA

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