von claudius | Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten
Gitarre Wartung Reinigung

 ·  Quelle: claudius

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Egal wie gut du auf deine Gitarre aufpasst: Irgendwann wird auch sie schmutzig oder Dinge gehen kaputt. In dem Workshop „E-Gitarre pflegen: reinigen und reparieren“ erfährst du, was du mit wenigen Handgriffen selbst erledigen kannst.

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Wer seine Gitarre liebt, der passt drauf auf

Jedes Instrument wird bei Nutzung früher oder später schmutzig, die Saiten schmandig, das Griffbrett bekommt Ranzberge, es sammelt sich „Staub“ zwischen den Tonabnehmern, der Input ist locker … all das lässt sich mit wenigen Handgriffen beheben. Egal ob du eine günstige Anfängergitarre bzw. Budget-Gitarre oder Einzelstücke aus dem Custom Shop oder vom Gitarrenbauer spielst: Alle können schick sein. Und auch alle können mit ein bisschen Liebe dich über Jahre oder gar Jahrzehnte zuverlässig begleiten. Abgesehen davon spielt es sich auf gut eingestellten und sauberen Gitarreneinfach angenehmer.

Das brauchst du dazu

Wenn du direkt mitmachen möchtest, brauchst du für die verschiedenen Schritte verschiedene Werkzeuge. Das kann ein Putzlappen sein oder ein Reinigungsmittel – oder tatsächlich Dinge wie Schraubendreher, Inbusschlüssel oder Zangen. In jedem Bereich bekommst du am Anfang einen Überblick. Manche Sachen musst du dir vielleicht erst bestellen.

Saiten Microfasertuch

Saiten nach dem Spielen einfach mit einem Tuch abwischen hilft Wunder

Saiten reinigen

Das brauchst du:

  • fusselfreien Lappen oder Handtuch (optional: Mikrofasertuch oder altes T-Shirt)
  • Saitenreiniger

Die Saitenpflege ist eigentlich einfach. Im Idealfall wischst du deine Saiten nach der Nutzung einfach mit einem Handtuch gut ab und du hast länger Freude dran. So setzen sich nicht so schnell Handschweiß und Hautpartikel ab und machen die Saiten „stumpf“. Wenn du das (wie die meisten Gitarristen) nicht machst, brauchst du irgendwann Saitenreiniger, der den Schmand wieder aus den Rillen zieht, wenn es nicht gleich ein neues Set Saiten sein soll. Achtung: Manche Reinigungsmittel vertragen sich nicht mit beschichteten Saiten.

Du träufelst einfach etwas auf das Tuch und reibst damit so lange über die Saiten, bis sie sauber sind. Manche Reiniger hinterlassen bewusst eine Schutzschicht, dass sich weniger Schmodder in den Rillen sammeln kann. Das steht in der Regel auf der Verpackung – ich mag es nicht gern.

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Manche Gitarristen empfehlen auch über Nacht einlegen in Spüli-Wasser, Essig, Gebissreiniger oder Spiritus: Das kann die Saiten angreifen. Ausprobieren könnte sich aber lohnen. „Früher“ wurden Saiten ausgekocht. Einige machen das heute noch. Dazu musst du die Saiten abziehen, 15-20 Minuten in Wasser kochen, gut abtrocken (Achtung: heiß). Das lohnt sich eher bei Basssaiten, weil da ein Satz richtig teuer ist, geht aber auch bei Gitarrensaiten. Achtung: Das gilt nur für unbehandelte Saiten ohne spezielle Ummantellung.

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Sind die Saiten einmal von der Gitarre runter, kannst du gleich mit einem Bleistift die Nuten des Sattels ausmalen. Das Graphit sorgt für weniger Reibung und die Saiten gleiten besser durch diesen Flaschenhals. Vor allem, wenn deine Gitarre ein Vibratosystem hat.

Lemon Oil Griffbrett

Das Griffbrett sollte ab und zu mal geölt werden. Die Flaschen werden fast nie leer.

Griffbrett reinigen

Du brauchst:

  • fusselfreien Lappen oder Handtuch (optional: Mikrofasertuch)
  • Optional: Zahnbürste
  • Reinigungsmittel (Lemon-Oil, Öl o. ä.)

Sind die Saiten einmal runter, kannst du auch gleich das Griffbrett reinigen. Bei einem lackierten Ahorngriffbrett reicht ein trocknes oder feuchtes Mikrofasertuch, hartnäckige Verschmutzungen kannst du mit einer (frischen und weichen) Zahnbürste wegputzen. Die kommt auch gut in die Rillen neben den Bundstäben.

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Bei unlackierten Palisandergriffbrettern gibt es spezielles Reinigungsöl – eine Flasche hält ewig. Das reinigt, konserviert und riecht nicht so streng wie Holzpolitur. Dafür aber nach „Chemie-Zitrone“.  Und es neigt nicht dazu, unter bestimmten Umständen ranzig zu werden wie die Walnuss-Methode. Einige Gitarristen schwören auch auf naturbelassene Pflanzenöle wie Lein, Walnuss oder sogar Raps. Das kann schiefgehen – oder auch nicht. Also nachahmen nur auf eigene Gefahr. Nutze aber nur Öle, die man auch gefahrlos anfassen kann. Maschinenöl wäre da vermutlich eher nicht das Richtige, auch nicht, weil es meißt schwarz bzw. dunkel ist.

Microfasertuch Body

Achtung bei Kratzern im Body mit Reinigungsmitteln

Korpus reinigen

Du brauchst:

  • fusselfreien Lappen oder Handtuch (optional: Mikrofasertuch)

Da die allermeisten Bodys lackiert oder lasiert sind, kannst du hier gefahrlos mit einem feuchten Lappen oder Handtuch drübergehen, bis er wieder schick ist. Grobe Verschmutungen nicht breit schmieren, sondern vorher entfernen, damit du nicht weiter Kratzer reinreibst. Das Pulver zwischen den Tonabnehmern sind übrigens Krümel vom Plektrum. Es gibt aber auch spezielle Reinigungsmittel. Für mein Empfinden sind die beim Body überflüssig.

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Achtung mit aggressiven Reinigungsmitteln und bestimmten Lackierungen: Nitrolack könnte damit reagieren.

Die Metallteile solltest du auch nicht einweichen, sondern maximal feucht abwischen und dann direkt abtrocknen, gerade wenn der Handschweiß sich über die Jahre schon verewigt hat. Wer es daheim hat: Maschinen- oder Waffenöl geht hier auch. Gitarre pflegen heißt auch, das Metall in Schuss zu halten, dass es nicht rostet.

Staub unter den Saiten

Staub unter den Saiten ist meist Plektrenabrieb: Sieht nicht schön aus, stört aber nur optisch.

Hardware und Elektronik überprüfen

Du brauchst:

  • Schraubendreher
  • Zange (Multitool), Ootional: Maulschlüssel
  • Optional: Öl

Sind die Saiten ab, nutze die Gelegenheit und wirf einen Blick ins Elektronikfach. Alle Schrauben vom Schlagbrett entfernen und vorsichtig hochheben. Auf eventuell verbundene Kabel achten – je nach Gitarrentyp sind die Pickps daran montiert.

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Du kannst nun Muttern festziehen, etwa an der Unterseite der Potis oder am Output. Halte das Gegenstück immer fest, damit du nicht aus Versehen etwas kaputtschraubst. Hier tut es eigentlich jede Zange. Schau außerdem, ob im Elektronikfach alles gut aussieht oder sich irgendwo vielleicht ein Kabel zu lösen scheint oder etwas verkohlt aussieht. Das schafft man auch als Laie. Schwarz und „ab“ ist schlecht. Das kannst du mit etwas Geschick einfach direkt wieder festlöten. Oder lass dir von einer fachkundigen Person helfen. Achtung, wenn du aktive Elektronik nutzt. In dem Fall erst Batterie rausnehmen. Und wenn du nicht weiter weißt, frag doch mit Bildern in einem Forum nach.

Die Tuner bzw. Stimmwirbel kannst du bei Bedarf ölen und mit der Zange die Muttern vorsichtig festziehen. Wenn du einen passenden Maulschlüssel besitzt, nutze den, um Kratzer im Lack zu vermeiden. In der Regel macht man das einmal alle 10 Jahre. Wenn überhaupt …

Bridge Schrauben

An dieser Mustang-Bridge kann man nur die Oktavreinheit einzeln einstellen. Die Höhe nur gemeinsam. Andere Bridges können mehr.

Halskrümmung einstellen / Saitenlage

Du brauchst:

  • Innensechskant / Trussrod Key / Allen Key

Bei den meisten Gitarren liegt ein Trussrod Key bzw. passender Innensechskantschlüssel bzw. Inbus bei. Damit kannst du die Halskrümmung anpassen. Das ist in der Regel nur bei neuen Instrumenten oder anderen Saitenstärken notwendig. Der Halsspannstab aka Trussrod wird entweder an der Kopfplatte bedient oder unten am Hals-Korpus-Übergang – mal ist das leicht zugänglich (Music Man macht das gut), mal muss der Hals abgeschraubt werden. Wie bei meiner Gitarre. Das ist Mist bzw. aufwändig.

Achtung beim Nachkaufen des Schlüssels: Manche Gitarren haben US-Maße, andere die den sonst weltweiten metrischen Standard.

Faustregel: Gegen den Uhrzeigersinn lockert den Stab und der Hals krümmt sich wie eine Banane an den Enden. Im Uhrzeigersinn spannt den Stab und der Hals wird gerader bzw. „biegst“ du ihn in der Mitte in Richtung der Saiten. Mach nur Vierteldrehungen und warte ein paar Minuten, um keinen Bruch zu riskieren. Schau einfach mit gesundem Verstand, was deine Gitarre macht und handle nicht übermütig.

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Am Ende sollte der Saitenabstand zwischen 7. und 10. Bund je nach Lieblingsspielgefühl 0,2 bis 0,5 mm zum Bundstab betragen, WENN du die Saite im ersten und letzten Bund runterdrückst. Schaust du von oben von der Kopfplatte Richtung Pickups, sollte der Hals in der Regel eine ganz leichte Wölbung nach unten haben.

Die Saitenlage stellst du an der Brücke ein. Dazu gibt es bei den Gitarren meist einen passenden, kleinen Inbus dazu – viele Werkzeugkoffer enthalten die aber auch. Oder solche Multi-Tools*. Mit den aufgespannten Saiten schaubst du so lange an den Saitenreitern herum, bis es so niedrig wie möglich ist und bei gedrückten Bünden maximal gaaaanz leicht schnarrt. Im Idealfall gar nicht. Das dauert vielleicht 10 Minuten und ist ein wichtiger Schritt, wenn du deine Gitarre pflegen möchtest.

Trussrod Jazzmaster

Vintage Reissue Unsinn: Die Trussrod-Schraube ist nur erreichbar, wenn der Hals abgeschraubt wird. Neue Modelle können das besser.

Oktravreinheit einstellen

Du brauchst:

  • Innensechskant / Inbus / Allen Key
  • Schraubendreher
  • Stimmgerät

Auch hierfür musst du an die Bridge mit einem Innsensechskantschlüssel oder Schraubedreher – je nach Modell. Dabei stellst du die Saiten aber nicht immer an den Reitern von oben ein, sondern auch mal von hinten. Je nach Bauart. Du verschiebst die Saitenreiter nach vorn oder hinten. Wichtig ist dabei der Vergleich mit dem Stimmgerät: Saite leer angeschlagen und Saite im 12. Bund anschlagen – ist der Ton identisch (nur oktaviert), ist der Saitenreiter perfekt. Ist der Ton im 12. Bund daneben, musst du den Reiter entsprechend verschieben und wieder testen.

Tipp: Die G-Saite kannst du mit dem Flageeolett-Ton stimmen, also nur Finger auflegen, ohne runterzudrücken im 12. Bund. Es wird vermutlich nie perfekt gestimmt sein, dazu brauchst du spezielle Gitarren, aber man kommt sehr nah mit der Standardbauweise an „perfekt“ ran. Eben gut genug.

Slash Buehne

Gitarre fit? Dann Hut auf und ab auf die Bühne und loskniedeln.

Nur Mut!

Viele Gitarristen trauen sich nicht an ihr Instrument heran. Dabei ist das alles kein Hexenwerk und du kannst eigentlich auch nichts kaputt machen. Einfach nicht übertreiben und wie wild rumdrehen, sondern mit Bedacht rangehen und immer schön langsam. Einfach mal ausprobieren. Das spart nicht nur den Gang zum Gitarrentechniker und damit Geld, sondern zeigt auch, dass du viel selbst machen kannst. Manche Dinge auch noch schnell vor der Probe oder dem Gig. Gitarre pflegen ist einfach.

Einfach machen

Und sei gut zu deinem Instrument. Lagere es möglichst trocken, aber nicht in der Wüste. Stelle es nicht in die Sonne oder unters Fenster. Schwankungen in Temperatur oder Feuchtigkeit sind für Holz oder Metall nie gut.

Und übertreibe es nicht mit reinigen. Saiten abwischen nach jedem Einsatz = ok. Komplette Schönheitskur alle Nase lang = übertrieben. Wann war deine letzte Gitarrenkur? Hast du eigentlich alle wichtigen Tools beisammen?

Bildquellen:
  • Saiten nach dem Spielen einfach mit einem Tuch abwischen hilft Wunder: claudius
  • Das Griffbrett sollte ab und zu mal geölt werden. Die Flaschen werden fast nie alle.: claudius
  • Achtung bei Kratzern im Body mit Reinigungsmitteln: claudius
  • Staub unter den Saiten ist meist Plektrenabrieb: claudius
  • An der Bridge kann man nur die Oktavreinheit einzeln einstellen. Die Höhe nur gemeinsam.: claudius
  • Vintage Reissue Unsinn: Trussrod-Schraube ist nur erreichbar, wenn der Hals abgeschraubt wird: claudius
  • Gitarre fit? Dann Hut auf und ab auf die Bühne und loskniedeln.: Epiphone Youtube
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