von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Synthesizer-Markt im Wandel: Warum neue Modelle plötzlich aus den Regalen verschwinden

Synthesizer-Markt im Wandel: Warum neue Modelle plötzlich aus den Regalen verschwinden  ·  Quelle: Moogulator

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Was ist eigentlich los am Synthesizer-Markt? Kürzlich wurden einige quasi-neue Synthesizer wieder abgekündigt. Darunter die KORG-Synthesizer KingKORG NEO, die großen Varianten von opsix und Co., bis hin zum Ableben per Zuruf des Waldorf Quantum Mk2. Warum? Und was bedeutet das? Was genau kann dahinter stecken oder wo kann man das „ablesen“? Die berühmte „End-of-Life“-Phase (EOL), wie es im Markt-Bereich gern genannt wird.

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So funktioniert der Synthesizer-Markt: Herstellung & Lieferketten

Synthesizer werden grundsätzlich in einer klar definierten Menge gebaut und dann in den Handel gebracht. Diese Menge wird vorher festgelegt. Bei Erfolg, wird später eine neue Auflage für den Synthesizer-Markt ersonnen. So hat man die ersten Roland Boutique Synthesizer verkauft. Absolut ohne Risiko für die Firma, denn es waren eindeutlich viel zu wenige. Deshalb gab es damals auch eine Neuauflage.

Man konnte sich nicht sicher sein, ob die kleinen Geräte Anklang finden würden. Viele Pionierkäufer wissen sicher auch, dass die „erste Lieferung“ oft recht klein ist und die größere Hauptmenge an Produkten folgt etwas später.

Das ist nicht unüblich und hat mit den Lieferketten und der Logistik der Firmen zu tun. Sehr viel kommt aus den Herstellungsländern, die meist in Asien liegen. Es gibt dennoch Hersteller, die in Europa „löten“ lassen. Waldorf gehört in Teilen zu diesen Herstellern, die nicht für alles in China produzieren lassen. Das bedeutet, dass man EU-Logik befolgt.

Zu teuer, zu speziell? Das steckt hinter der Entwicklung im Synthesizer-Markt

Im Falle der KORGSynthesizer ist es schlicht das Interesse der Käufer, was einige „neuere“ Synths am Synthesizer-Markt bald ans Ende des Lebenszyklus gebracht hat. Also dein Interesse! Der KingKORG NEO ist offenbar nicht sehr gut verkauft worden. Es wird in den Foren und üblichen Plätzen wenig über ihn gesprochen. Solche Dinge müssen nicht immer stimmen, sind aber oft ein guter Indikator für eine nicht optimale Verbreitung eines neuen Synthesizers und Verkauf – und das über eine längere Zeit.

Eigentlich ist der KingKORG NEO ein sehr einsteigerfreundlicher Synthesizer. Er erlaubt einen sehr direkten Zugang und man muss nicht sehr viel über Synthese wissen, um Sync-Sounds oder Samples auszuwählen, da er zwar drei Oszillatoren besitzt, die aber nicht untereinander arbeiten können. Allerdings ist auch sein Vorgänger kein extremer Verkaufsschlager geworden. Er war sehr ausladend und groß für einen „digital simulierten Synthesizer“.

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Der Original-Ur-KingKORG gegenüber dem neuen…

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Wenn ein Feature nicht reicht: Die Wahrheit über den Synthesizer-Markt

Eine FM, Ringmodulation oder Sync braucht normalerweise immer zwei Partner-Oszillatoren. Etwas, was auch den Aruria MicroFreak oder dem Nord Lead A1 auszeichnet. Oft gibt es dann nur eine Verknüpfung – zusammen genutzt werden kann das nicht – dafür muss dann ein zweiter Oszillator eingesetzt werden. Bekannt wurde das Prinzip bei den ElectribeGrooveboxen.

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Arturia MicroFreak
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Einige weitere Synthesizer sind mit 1-Oszillatoren-Sync-Optionen ausgestattet, wie die meisten Novation-VAs (Nova- und Peak/Summit-Serien) aber auch die Waldorf-Serien mit starker Synthese wie der Iridium und Quantum haben keinerlei Synthese-Engines zwischen den drei Oszillator-Slots. Allein diese Tatsache ist es nicht, die diese Geräte schneller verschwinden lassen. Es ist die allgemeine Community der Musiker, die ein Gerät willkommen heißen.

Preisgrenzen und Erwartungshaltungen – was Hersteller im Synthesizer-Markt beachten müssen

Ein anderer wichtiger Grund kann ein gefühlt oder offensichtlich zu hoher Preis sein. So sehr ich KORG mag, so unverständlicher ist, dass die Platinum und SE-Versionen der wunderbaren Synthese-Serien aus dem US-Labor von KORG (modwave, opsix, wavestate – allerdings nicht als „multi/poly„) wesentlich teurer angeboten werden.

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Die meisten entscheiden sich wegen der mittelmäßigen Tasten ohne Aftertouch der kleinen Versionen eher für eine Desktop-Version, da man für ursprünglich bis gut 2k Euro sicherlich auch MPE und Poly Pressure erwarten würde. Die SE und Platinum-Versionen werden daher wohl recht bald aus den Shops verschwinden.

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Korg opsix SE
Korg opsix SE Bisher keine Kundenbewertung verfügbar
Korg Wavestate SE
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Inzwischen sind sie allerdings bei knapp über 1000 Euro „gelandet“. Es ist gut möglich, dass man mit solchen Preisen eher die Lager räumen möchte. Gelegentlich werden ganze Serien von Synthesizern zu einem Zeitpunkt deutlich billiger angeboten. Manchmal gibt es nach dem Ausverkauf in den Läden aktualisierte oder verbesserte Versionen, manchmal schlicht gar nichts oder etwas komplett anderes, weil das Gerät keinen Erfolg hatte oder unter den Erwartungen lag. Früher hatten Keyboards gegenüber kleinen Desktops noch weitere nützliche Features. Das ist heute seltener der Fall.

Abverkauf, Auslauf, Ende: Der Synthesizer-Markt sortiert sich neu

Beim Waldorf Quantum gibt es durchaus eine Nachfrage, dennoch sind die Kosten gestiegen und viele können auf die analogen Filter verzichten, da sie doch recht hart klingen und nicht zu viele atmende Eigenschaften wie etwa rotzige MS-20 Filter oder wunderschön dreckige Moog– oder Oberheim-Filter mit schönen Verzerrungen oder anderen Artefakten liefern. Genau das macht den Quantum teurer als die Iridium Serien, die ohne analoge Wandlung zwischen den analogen Komponenten und dem digitalen Bereich auskommen. Das Routing ohne analoge Elemente ist deutlich günstiger herzustellen. Andere vermissten eine Stereo-Nutzung der analogen Filter, was nur durch ein Redesign umzusetzen wäre.

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Waldorf Quantum MK2
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Der Iridium hatte sogar vor dem Quantum bereits eine polyphone Pressure-Tastatur. Deshalb hat man den „Mark 2“ entsprechend aufgewertet. Dadurch wurde er aber auch in eine sensible Preisregion (über 4k€) bewegt, die Waldorf wohl eher nicht riskieren möchte.

Der Quantum ist ein toller und interessanter Synthesizer. Der KingKORG NEO ist eher unterschätzt. Dennoch trauen sich Firmen auch kleinere Serien nicht immer zu, da dadurch auch die gesamten Kosten im Vergleich zu größeren Chargen steigen. Dazu sind insgesamt die allgemeinen Kosten deutlich gestiegen. Die Musikindustrie ist nicht so stark wie andere Branchen. Deshalb ist es verständlich, wenn Firmen die Bremse ziehen.

So wirkt sich Diversifikation auf den Synthesizer-Markt aus

Besonders wenn Geräte in einer extremen Vielfalt angeboten werden, wie etwa bei Modal, doch inhaltlich dasselbe bieten, wird es „für BWL-Menschen“ schwierig. Es gibt bei Modal von einem Modell vier Varianten. Das bedeutet, dass die Zielgruppen sinken und sich die Geräte gegenseitig „kannibalisieren“. Deshalb bieten viele Firmen nur eine oder maximal zwei Varianten an.

Zwischen EOL und Relaunch: Der Synthesizer-Markt im Realitätscheck

Bei neuen oder noch nicht sehr gefestigten Firmen kann es sein, dass wir Musiker nicht erkennen, dass es sie gibt oder wofür sie stehen. Nach Jahren ist es daher wichtig, dass jeder weiß, wofür ein Name oder eine Marke steht. Auch das brachte einigen Geräten oder ganzen Firmen ein zu frühes Verschwinden. Ein Beispiel dafür könnten Future Retro sein, die heute eine andere Hersteller-Modalität besitzen und das konnte sie retten. Sie hatten den wundervollen Vectra gerade erst entwickelt und schon bald darauf wurde das Ende signalisiert. Später hat ein neuer Anteilhaber und aktiver Mitmacher die Herstellung selbst sicherstellen können.

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Future Retro Vectra
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Fazit: Zwischen Anspruch, Strategie und Realität

Das plötzliche Verschwinden von Synthesizern am Markt lässt sich selten auf eine einzelne Ursache zurückführen, sondern ist meist das Ergebnis eines Zusammenspiels mehrerer Faktoren. Steigende Produktionskosten, verschärfter Wettbewerb, nachlassendes Kaufinteresse oder schlicht strategische Entscheidungen einzelner Hersteller führen dazu, dass auch beliebte oder technisch hochwertige Modelle vorzeitig vom Markt verschwinden.

Wer diese Entwicklungen aufmerksam verfolgt, erkennt, wie stark Marktmechanismen, Nutzerverhalten und wirtschaftliche Rahmenbedingungen die Lebensdauer elektronischer Geräte beeinflussen. Beobachtet bei Interesse an einem Gerät Foren und Communities, die euch auf jeden Fall bei allen Bedenken weiterhelfen werden.

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2 Antworten zu “Synthesizer-Markt im Wandel: Warum neue Modelle plötzlich aus den Regalen verschwinden”

    Michael Rauer sagt:
    4

    Die Leute haben kein Geld mehr, Miete und Lebensmittel fressen fast alles auf. Ein Synth für die Bühne und manche Producer haben noch mehr im Studio, aber eher zur Show. Den Rest übernimmt heute Software. Für die Haptik und Spaß, gehen auch alte analoge Synthesizer und die neuen von Behringer.
    Dann ein Beispiel in Sachen Qualität der renommierten Hersteller..Moog Sub-37:
    nach 3 Jahren vom Markt und ersetzt durch den Subsequent 37, Cutoff-Poti kratzte und wabbelte und wurde durch Stahlachse ersetzt, Tastatur mangelhaft verarbeitet mit zu hohen Spaltmaß, Tasten werden gelb (nicht schlimm, aber genau eine bleibt strahlend weiß), MIDI Buchse unerreichbar, weil Board schief drin, kaum CV-Anschlüsse und davon 0 CV-IN.
    Für das gleiche Geld habe ich hier 7! Behringer stehen und kann mich nicht beschweren…vielleicht liegt es daran!?

    Moogulator sagt:
    2

    Hallo Michael – Liebe Grüße und Danke für die Antwort.
    Ich würde hinzufügen – einfach gesagt, kann man auch eine gewisse Sättigung feststellen. Peak Synthesizer vs Peak Eurorack scheinen erreicht. Es gibt mehr als einen fantastischen Synthesizer, viele tolle Hersteller und Angebote und dazu zu guten Preisen bis hoch zu den teureren Angeboten. Es ist schwierig einen weiteren besseren hinzuzufügen, wenn er ähnlich ist wie die anderen. Nicht nur dort, sondern auch bei Eurorack / Modular.

    Und du hast recht, denn die Möglichkeiten des Marktes werden genutzt und die Preise für Synths sind zumindest sehr verschieden für ähnliche Synths oder Features. Einige Dinge sind so verschieden für so unterschiedliches Geld. 2025 ist bei Herstellung und Aufwand sowie Bauteil-Wertigkeit vollkommen anders als in den frühen Achtzigern.

    „Musiker sind auch nicht reicher geworden“.

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