von claudius | Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
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Alles haben ist doof  ·  Quelle: Gearnews

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Der Vortrag hat mich zum Nachdenken gebracht. Zweck erfüllt. Robert Henke ist musikalisch als Monolake unterwegs und Professor für Sounddesign an der UDK Berlin. Außerdem haben wir ihm als Ableton-Mitgründer die DAW Live zu verdanken. Sein Vortrag „Give me Limits“ trifft den Nagel auf den Kopf der aktuellen Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten.

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Limits!

Für alle, die nicht so gut Englisch sprechen: „Give me Limits“ heißt soviel wie „Gib mir Einschränkungen“.

Während der 50 Minuten bekommt man einen Spiegel vorgehalten, die einen die aktuelle Zeit überdenken lässt. Im 21. Jahrhundert haben wir quasi unbegrenzte Möglichkeiten. Wir haben unterschiedlichste DAWs, mal mit mehr, mal mit weniger Funktionen. Klanglich sind alle mittlerweile quasi identisch.

All die unbegrenzten Möglichkeiten bringen uns nix, wenn wir nicht kreativ sind. Heißt: Mit weniger entsteht oft mehr. Oder habt ihr das Gefühl, dass ihr mit all den virtuellen Klangerzeugern und Effekten bessere Songs schreibt? Man sammelt vor allem bei der Software soooo viel Krams an und nutzt am Ende doch nur 10 Plug-ins immer wieder. Und die restlichen 100 setzen Staub an. Das Gleiche gilt für Spuren in der DAW.

Whenever I add too many tracks, I’m getting skeptical. If I can’t express myself with 15 tracks, then I probably can’t express myself with 30 tracks.

„Früher“ und „Damals“ ging es ja auch mit weniger. Ich will die Möglichkeiten von Heute gar nicht wegdenken. Aber man muss sich wirklich mal überlegen, ob man die 15te Gitarre oder den 10ten monophonen Synthesizer überhaupt braucht. Vielleicht kurbelt es kurz die Kreativität an, aber ist es nicht sinnvoller, das Vorhandene komplett auszureizen? Mehr als 5 sehr gute Effektpedale nutzt doch eh kaum einer sinnvoll beim Songwriting. Allein schon die mitgebrachten Effekt-Plug-ins von Apples Logic wären vor 15 Jahren noch undenkbar gewesen. Und trotzdem haben wir all die schönen (und weniger schönen) Technosongs der 90er bekommen. Und den Rock der 1960er und 1970er hat auch keiner mit so vielen Spielzeugen und Möglichkeiten aufgenommen, die es heute gibt.

Also: Vielleicht mal den nächsten GAS-Anfall lieber mal stecken lassen und die Energie in einen neuen Song stecken.

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Schaut euch mal das Video von Robert Henke an und verratet uns, was ihr davon haltet! Dazu verlinkte ich darunter eine Art Vlog vom eigentlich deutschen YouTuber Henning Pauly aka. EytschPi42. (Kommentare darf man bei uns auch ohne Registrierung schreiben.)

Video

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11 Antworten zu “Ich will Einschränkungen. Du solltest sie auch wollen!”

    Donald sagt:
    0

    Wenn die Entwicklung so schlecht ist, müsste sich die Musik doch auch verschlechtert haben.
    Ist das so ?
    Ich finde, dass die unbegrenzten Möglichkeiten auch unbegrenztes möglich machen,
    wenn man sie sinnvoll zu nutzen weiss.
    Nicht alles ist gut, aber es ist auch nicht alles schlecht :)

      WOK sagt:
      0

      „Wenn die Entwicklung so schlecht ist, müsste sich die Musik doch auch verschlechtert haben.Ist das so ?“

      Ja.
      Man höre sich doch nur mal ein paar Platten aus den 60ern und 70ern an. Die genialen Ideen der frühen TD oder Kraftwerk, Progressive Rock, oder was bei Sergeant Pepper auf vier Spuren verwirklicht wurde.
      Und dann im Vergleich die immer gleiche Massenware heute……

        Donald sagt:
        0

        Naja, jeder kann heute auch wie vor 30/40 Jahren produzieren,
        wenn man das will.
        Ein 4-Spur-Recorder kostet nicht mehr so viel, wie damals.
        Die Möglichkeiten sind einfach vielfältiger geworden.
        Es gibt heutzutage nicht NUR Massenware.
        Ich bleibe dabei: Man muss nur wissen was man will.

        bender sagt:
        0

        Gestern Abend lief auf Arte eine schöne Reportage „Sgt. Pepper’s Musical Revolution“ (Nächste Ausstrahlung am Samstag, 26. Mai um 08:05) dort war unter anderem schön zu sehen, mit welchem Aufwand der Schlussakkord von „A Day in the Life“ aufgenommen wurde (min. 45). So begrenzt war man also auch früher nicht. Oder?

      IvA sagt:
      0

      Ja, die Musik hat sich im Allgemeinen verschlechtert, wenn man diesen subjektiven Begriff überhaupt verwenden darf. Meine Erachtens liegt es aber daran, dass die Zeit der Entstehungsgeschichte der Synthesizermusik vorbei ist und dass es trotz vieler Musik, die mit Synthesizern gemacht oder unterstützt ist, „einfach“ ausfällt. Außerdem unterliegt man heute mehr als früher den Zeitdruck, etwas abliefern zu müssen.
      Ganz ohne Auswahl ging es aber auch früher nicht. Wenn ich an die Pioniere Carlos und Tomita erinnern darf. Diese beiden zeigen aber auch, dass es nicht nur Technik braucht, sondern auch Gehirn und Gefühl.
      Aber vielleicht ist es ja gerade das, was man heutzutage unter „progressiv“ verbuchen und hinnehmen muss. Die Zeit der Digitalsynthesen ist auch eine „kältere Zeit“. Das haben wir aber bei der Einführung der CD auch erfahren müssen. Die Art der Aufnahme war damals auch eine andere.

    Tim sagt:
    0

    Ich stimme voll zu! Mir ist auch schon aufgefallen, dass der Computer einen mit Möglichkeiten erschlägt. Er hat ja auch schon mehrere Bands getötet (u.a. Kraftwerk). Ich denke, dass Kreativität nur durch Limitierung entsteht, da man alles besser durchdenken muss. (Genau so gilt das auch für mich in der Architektur, weshalb mich die kleinen „Tiny-Homes“ faszinieren.)

      Rocco sagt:
      0

      Über das Thema hab ich auch schon mit einem Kumpel gestritten. Der auf VA und viel viel DAW steht. Ich selbst besitze nur ein paar analoge. Ist halt etwas limitiert für seine Verhältnisse. Aber da 90 % dieser Geräte Speicher besitzen. Seh ich das eher nicht so limitiert. Eben dieser Speicher ist mir auch schon fast zu viel. Stellt man dem ein Modular System gegenüber, hängt man sich da auch schon fast nur am Sound auf. Anstatt einen Song zu schreiben.

        Donald sagt:
        0

        Gib einem Maler einen Pinsel und er malt ein Bild.
        Gibst Du dem Maler 20 verschiedene Pinsel, kann er sich feiner ausdrücken.
        Gibst Du dem Maler 100 verschiedene Pinsel wird er sich auch nicht beschweren.

        Ich denke das Problem ist, dass die Leute nicht genau wissen was sie wollen.
        Bzw. keine genaue Vorstellung vom „Endprodukt“ haben.

        Man/Frau nimmt sich was man braucht.

          ZeitIstGeld sagt:
          0

          Was nutzt das beste Werkzeug, wenn es sich der Idee nicht unterordnet.
          Will sagen: Es ist einfach den „Salonmaler“ zu bedienen, denn er entspricht dem Geschmack der Zeit. Darüber hinaus aber: setzt es vorraus, den Raum für Kreativität zu schaffen. Da bleiben dann bei allem Suchen, nicht mehr viel an Möglichkeiten. So schränkt schon allein die Vorstellung, den Rahmen der Verwendung des vorhandenen Materials ein. Deshalb erscheint es mir, immer noch einfacher, mit den Fingern zu malen und sich nicht auf das Werkzeug „Anderer“ zu verlassen. Denn weder der Pinsel noch die Farbe malt ein Bild, es ist immer noch der Mensch und nur ein Kopist verlässt sich auf die Vorlage.

          Sam sagt:
          0

          Da hast du auf der einen Seite bestimmt nicht Unrecht. Andererseits verstärken eingeschränkte Mittel aus meiner Erfahrung oft die Kreativität und das Suchen unkonventioneller Lösungen. Die Frage ist, was das Ergebnis sein soll… das Bild mit 20 Pinseln kann ein Ausdruck von Kreativität sein, das Bild mit 200 Pinseln zwar natürlich auch, es birgt aber die „Gefahr“ der Überproduktion/Perfektion mit dem Ergebnis eines Fotos. Wenn man das möchte braucht man eben auch das passende Werkzeug. Alles eine Frage des Ansatz‘

            ZeitIstGeld sagt:
            0

            Genau das war der Ansatz. Setz aber eine selbst auferlegte Askese vorraus. Wie heisst es so schön bei Wikipedia: „Festigung des Charakters durch Selbstkontrolle“. Daher: Meine Kritik gilt nicht den Mitteln, sie gilt dem Menschen. Wir alle wissen doch um die wahre Motivation „derer die Software horten“. Genau diese Hoffnung ist es aber, die das Geschäft am Leben erhält. Wie sollte man sich auch den allgegenwertigen Verlockungen entziehen. Aus diesem Grund sind auch nur wenige befähigt, den langen Weg der „Transzendenz“ zu beschreiten. Die wahre Kunst ist es sich der Gleichung zu entziehen. Ansonsten sind wir nur die Boyband eines Managers, mit Augen auf das Billboard irgendeiner Chartliste. Fazit: Minimalismus yep, voll mein Ding. Zwingt dich den Überblick zu behalten. Wer aber seht schon auf Zwang, wenn er sich Live 10, Push & Max8 leisten kann.
            (… and hardware has no limits |;P)

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