von Jan Rotring | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Gitarren-Modding: Kleine Veränderung, große Wirkung

Gitarren-Modding: Kleine Veränderung, große Wirkung  ·  Quelle: Jose Renato Slompo / Alamy Stock Foto

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Die Gitarre ist frisch ausgepackt, klingt ordentlich, fühlt sich gut an – aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas? Vielleicht klingt sie etwas dumpf, verliert zu viele Höhen beim Zudrehen des Tonreglers oder die Mechaniken machen schon nach dem zweiten Saitenwechsel schlapp? Viele Gitarristen nehmen solche Macken jahrelang hin, anstatt sie gezielt zu verbessern. Dabei muss man kein Profi-Schrauber sein, um mit ein wenig Gitarren-Modding das Beste aus seinem Instrument herauszuholen.

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Ich erinnere mich gut an meine erste Modifikation an einer Gitarre: ein Satz Locking-Tuner an einer Strat-Kopie, die zwar günstig war, aber live einfach nie die Stimmung hielt. Der Umbau war in 20 Minuten erledigt – und der Unterschied gewaltig. Seitdem bin ich Fan kleiner, effektiver Modifikationen, die den Klang, die Funktion und manchmal sogar die Optik einer Gitarre spürbar verbessern. In diesem Artikel stelle ich sechs Umbauten vor, die sich auch für Einsteiger lohnen – und oft ohne Lötstation oder Spezialwerkzeug machbar sind.

1. Mechaniken aufrüsten

Tuner tauschen!
Tuner tauschen! · Quelle: Photo Central / Alamy Stock Foto

Es gibt kaum etwas Frustrierenderes beim Spielen, als eine Gitarre, die sich ständig verstimmt. Man stimmt sie vor dem Song, nach dem Song – und manchmal sogar währenddessen. Oft liegt das gar nicht an der Spielweise, am Sattel oder den Saiten, sondern schlicht an den Mechaniken. Gerade bei günstigen oder älteren Gitarren sind diese oft nicht besonders präzise – oder einfach durch.

Ein Upgrade auf hochwertige Stimmmechaniken kann wahre Wunder bewirken. Ich persönlich liebe Locking Tuner von Schaller und Hipshot und verwende sie bei all meinen Projekten beinahe ausschließlich. Diese Mechaniken fixieren die Saite beim Aufziehen durch einen Klemmmechanismus – das spart Zeit beim Saitenwechsel und erhöht die Stimmstabilität deutlich, vor allem bei Vibratoeinsatz oder aggressiven Bendings.

Der Austausch ist in vielen Fällen unkompliziert: Wichtig ist dabei, auf die richtige Achsdicke (Durchmesser) und Befestigung zu achten. Und wer sich ein bisschen mit Werkzeug auskennt, hat den Umbau in wenigen Minuten erledigt. Vorausgesetzt, die Achsen passen …

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2. Sattel tauschen

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Macht mehr aus, als her: Sattel
Macht mehr aus als her: Sattel · Quelle: Wachiwit / Alamy Stock Foto

Der Sattel ist vielleicht das unauffälligste Bauteil einer Gitarre – aber auch eines der wichtigsten. Er beeinflusst nicht nur, wie sauber das Instrument in den ersten Bünden klingt, sondern auch, wie komfortabel sich Bendings, Slides und Akkorde anfühlen. Gerade bei günstigeren Modellen ist hier oft ein Sparbauteil aus einfachem Kunststoff verbaut – und das merkt man.

Ein hochwertiger Sattel aus Knochen, Graphit oder einem modernen Werkstoff wie TUSQ kann den Klang spürbar verbessern: mehr Sustain, klarere Obertöne und ein direkteres Spielgefühl. Auch die Stimmstabilität profitiert davon – besonders bei Gitarristen, die viel mit dem Jammerhaken arbeiten. Die Saiten gleiten bei hochwertigen Materialien besser durch die Kerben und verhaken sich schlicht nicht so leicht.

Der Austausch eines Sattels erfordert etwas Geduld und Präzision – vor allem, wenn der neue Sattel eingepasst und gekerbt werden muss. Wer sich nicht sicher ist, sollte hier lieber den Fachmann ranlassen. In vielen Fällen (z.  B. bei Standardmaßen) gibt es aber auch vorgekerbte Austauschmodelle, die ohne Nacharbeit passen. Und der Unterschied ist sofort hör- und fühlbar. Übrigens bietet Thomann mit dem PLEK-Service auch die Option, einen neuen Sattel anzufertigen. Ich habe von meinen Erfahrungen damit bereits geschrieben: Meine Erfahrung mit der PLEK-Maschine.

3. Pickups tauschen

Wie entscheidend Tonabnehmer für Klang, Dynamik und Stilistik sind, habe ich gerade erst in meinem Kaufberater zum Thema Tonabnehmer für deinen Style geschrieben. Serienpickups – gerade bei Einsteiger- oder Mittelklassemodellen – sind oft solide, aber selten wirklich außergewöhnlich. Wer klanglich mehr aus seinem Instrument herausholen will, kann beim Gitarren-Modding hier ansetzen.

Und nein, ein Pickup-Tausch muss nicht gleich ein Komplettumbau sein. Schon ein neuer Steg-Humbucker kann das gesamte Klangbild verändern – mehr Punch, mehr Definition, mehr Ausdruck. Oder ein klarerer Hals-Singlecoil für brillantere Cleans. Wer gerne experimentiert, kann sogar verschiedene Hersteller und Bauformen mischen – Stichwort „Hybrid-Mod“.

Der Einbau erfordert meist ein wenig Lötarbeit, aber das ist mit etwas Vorbereitung gut machbar. Wer keine Lust auf den Lötkolben hat, findet gerade bei aktiven Pickups auch Stecksysteme oder lötfreie Kits. Wichtig ist vor dem Kauf: Pickup-Maße und -Widerstand prüfen, damit alles zusammenpasst – besonders bei ungewöhnlichen Fräsungen oder Vintage-Gitarren. Ich spreche da natürlich nicht aus Erfahrung, hier passt immer alles. Alles.

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4. Potis und Kondensatoren tauschen

Gitarren-Modding: An die Elektronik!
Gitarren-Modding: An die Elektronik! · Quelle: John Crowe / Alamy Stock Foto

Einer der am meisten unterschätzten Klangfaktoren bei E-Gitarren steckt direkt unter den Fingern: die Potis und Tonkondensatoren. Viele Seriengitarren, selbst in der Mittelklasse, werden mit günstigen Bauteilen ausgestattet, die nicht unbedingt das volle Potenzial der Pickups unterstützen. Wer seinen Klang präziser formen möchte, kann hier mit gezieltem Gitarren-Modding viel erreichen.

Gitarren-Modding: Potis

Zunächst zu den Potentiometern – also den Drehreglern für Volume und Tone. Der entscheidende Unterschied liegt meist im Widerstand der Regler: 250 k gelten als Richtwert für Singlecoils, 500 k für Humbucker. Doch nichts ist fest vorgeschrieben und ein Tausch von 250 k auf 500 k kann beispielsweise mehr Höhen und Transparenz bringen – besonders bei etwas dumpfen Tonabnehmern. Auch der Kurvenverlauf des Potis (linear oder logarithmisch) beeinflusst, wie feinfühlig der Regler arbeitet und an welchem Punkt der harte Cut einsetzt.

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Kondensatoren

Dann wären da noch die Tonkondensatoren, englisch auch „Caps“ genannt. Diese kleinen Bauteile bestimmen zum Beispiel, wie stark der Höhenanteil beim Zudrehen des Tone-Potis abgesenkt wird. Günstige Gitarren sind gern mit Standardwerten ausgestattet, die den Ton zu stark „abschneiden“. Ein Austausch gegen hochwertige (und trotzdem günstige) Modelle wie Orange Drops oder ein gezielter Treble Bleed Mod sorgt dafür, dass beim Runterregeln nicht sofort alles dumpf wird.

Das Beste daran: Dies Art des Gitarren-Modding lässt sich mit einem einfachen Schraubendreher und etwas Lötgeschick selbst umsetzen – und wer sich das nicht zutraut, bekommt in der Werkstatt meist schon für kleines Geld Abhilfe.

5. Schaltung optimieren

Manche Gitarren wirken auf den ersten Blick simpel – zwei Pickups, zwei Potis, fertig. Aber da lässt sich oft viel mehr herausholen, als man denkt – und das ganz ohne externes Effektgerät.

Ein Klassiker ist der Coil-Split bei Humbuckern: Per Push/Pull-Poti oder Mini-Schalter wird eine der beiden Spulen deaktiviert, sodass der Humbucker wie ein Singlecoil klingt – dünner, knackiger, glockiger. Das bringt gerade bei Les Paul und Co. mehr Flexibilität ins Spiel. Auch Schaltungen in Serie oder parallel, sogenannte „Out-of-Phase“-Sounds oder die Möglichkeit, Pickups gemeinsam statt alternativ zu betreiben, eröffnen neue Klangwelten.

Der große Vorteil: Viele dieser Modifikationen lassen sich mit wenigen Bauteilen und minimaler Eingriffstiefe umsetzen – bei sorgfältiger Arbeit sogar reversibel. Wer ein bisschen löten kann (oder sich traut, es per Löt-Workshop zu lernen), bekommt mit geringem Aufwand eine deutlich vielseitigere Gitarre. Und gerade für Live-Spieler oder Studio-Musiker ist es Gold wert, mehrere Sounds aus einem einzigen Instrument abrufen zu können.

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6. Pickguard und Hardware tauschen

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Mehr Informationen

Zugegeben: Nicht jede Modifikation muss den Klang revolutionieren. Manchmal geht’s auch einfach nur ums gute Gefühl und den richtigen Look – und das ist völlig legitim. Ein neues Pickguard, andere Potiknöpfe, eine stylische Bridge oder alternative Pickup-Kappen können deine Gitarre komplett verändern. Und manchmal wirkt sich das sogar subtil auf das Spielgefühl aus.

Beispiel: Eine Roller-Bridge kann beim Vibratoeinsatz die Reibung reduzieren und für bessere Stimmstabilität sorgen. Andere Saitenreiter-Formen beeinflussen den Attack oder Sustain. Neue Potiknöpfe können griffiger sein oder einfach besser in der Hand liegen. Und bei Pickguards geht es nicht nur um Optik – je nach Material (z.  B. Aluminium oder Holz) ändert sich sogar die Abschirmung oder das Gewicht leicht.

Wer Lust auf Individualisierung hat, ist hier richtig – denn diese Änderungen sind meist völlig risikofrei und schnell rückgängig zu machen. Und manchmal reicht schon eine neue Optik, um die Inspiration neu zu entfachen. Denn eine Gitarre, die nach deiner Gitarre aussieht, spielt sich einfach besser. Ist so.

Fazit: Gitarren-Modding

Gitarren-Modding ist kein Hexenwerk. Im Gegenteil: Es ist der vielleicht direkteste Weg, deiner Gitarre mehr Persönlichkeit, bessere Spielbarkeit und besseren Klang zu entlocken, ohne dass du gleich ein neues Instrument kaufen musst. Die hier vorgestellten Umbauten sind mit ein wenig handwerklichem Geschick und ein paar Euro Einsatz machbar, bringen aber einen echten Mehrwert im Alltag. Aber sie sind nur der Anfang.

Ob du nun mit einem neuen Satz Tuner startest oder dich direkt an die Pickup-Schaltung wagst: Hauptsache, du legst los. Deine Gitarre wird es dir danken. Und wer weiß – vielleicht findest du dabei nicht nur den besseren Sound, sondern auch Spaß am Basteln.

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