von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
Angecheckt Studio Electronics SE-3X

Angecheckt Studio Electronics SE-3X - Synthesizer  ·  Quelle: Studio Electronics

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Wartungsfrei? Dazu gleich mehr. Es geht bei dem Studio Electronics SE-3X um einen monophonen Luxus-Synthesizer mit drei Oszillatoren, dessen Filter sich im laufenden Betrieb analog und rein elektronisch wechseln lässt. Das ist rein technisch eine große und leider auch teure Herausforderung. Dieser stellt sich der Hersteller, der den SE-1X und den kleinen Minimoog-ähnlichen SE-02 in Zusammenarbeit mit Roland entwickelt hat.

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Studio Electronics SE-3X

Bekannt sind Studio Electronics durch ihre Rack-Modifikationen und Aufbauten an historischen Vorbildern orientierten analogen Synthesizern ohne „Simulations-Technik“. Günstig waren sie nie, eher beständig über eine sehr lange Zeit und damit der dicke Fels in der Brandung für Synthesizer. So auch der neue SE-3X. Er ist technisch dem SE-1X ähnlich, jedoch hat er eine Reihe verschiedener Filter in analoger Form an Bord.

So eine Technik ist bei anderen Herstellern sehr selten und daher auch eine Herausforderung. Selbst bei Dave Smith / Sequential gibt es bisher nur einen solchen Synthesizer, in dem 3 Filter alternativ umgeschaltet werden können – nämlich der Pro 3. Der Kern dabei ist, dass die Einstellungen kaum bis wenig korrigiert werden müssen, wenn die sechs Filter ausgetauscht werden.

Das Filterchamäleon

Ganz besonders ist auch der „Mechanismus“ der Filterumschaltung. Die Patches speichern nicht den Filtertyp, sondern nur die Umschaltung zwischen Tief- und Bandpass. Der bezieht sich auf den SEM-Modus mit 12 dB / Oktave. Das „Oberheim„-Filter ist aktiv, wenn keines der anderen 5 wirkt: ARP 2600, (Mini)-Moog und eines der drei Roland Varianten mit 6 oder 24 dB/ Oktave. Alternativ als dritte Filteroption kann auch eine Kombination aus diesen beiden arbeiten.

Studio Electronics SE3X Draufsicht

Studio Electronics SE3X Draufsicht

Oszillatoren

In das Filter hinein reichen 3 Oszillatoren und ein Rauschgenerator. Der lässt sich auch hinter das Filter setzen, um nicht mitgefiltert zu werden. Dadurch lassen sich kurze Rauschsignale aufbauen für „Klicks“. Natürlich liefern niedrigere Pegel einen weicheren Basis-Sound. Um nicht nur Schönklang und Klassisches herzustellen ist auch ein Ringmodulator verbaut. Entgegen den üblichen Fähigkeiten eines Minimoogs, bietet der SE-3X keine FM, aber gleich zwei Optionen für die Synchronisation zwischen jeweils 2 Paaren von Oszillatoren.

Übrigens sind die Rechtecke sehr kräftig. Zu allem Überfluss lassen sich die Schwingungsformen kombinieren. Wer genauer hinsieht, findet statt des Dreiecks im zweiten Oszillator einen Sinus. Das ist für Ringmodulation und Sync recht interessant. Aber der Ringmodulator nutzt nicht diese aktivierten Waves, sondern immer das Rechteck. Die Pulsbreiten sind direkt zugänglich.

Damit ist der SE-3X fast so etwas wie der Antimoog. Wer so einen möchte, sollte sich Minimidi oder SE-02 ansehen. Das Konzept ist simpel. Es gibt keine Matrix oder geheime Verbindungen, sondern jede Hüllkurve und jeder LFO ist genau einem Ziel zugeordnet. Für die Hüllkurven gibt es eine Dynamikzuordnung.

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Damit sind die rein technischen Sachen zwar „erklärt“, das Handling ist jedoch nicht so klar erkennbar. Es gibt nämlich einige Display-Seiten, wo das alles eingestellt wird, was nicht am Panel direkt passiert. Es gibt einige Shift-Funktionen, die die Potis „neu“ verwenden. Das ist ganz gut gelöst und sollte nicht in jedem Detail beschrieben werden. Es ist nur etwas unüblich die Lautstärken der Oszillatoren mit Shift einzustellen. Man kann sich aber daran gewöhnen. Die andere große „Bediensache“ ist die passende Page für die richtigen Dinge zu finden:

SE3X LFO Einstellungen

Es gibt Kurzbefehle und (für) das Menü. Die eigentliche Idee ist aber der Aufruf einer bestimmten Page über bestimmte Buttons. Beispiel gefällig? Die Hüllkurvenzuweisung für die Dynamik liegt auf dem Umschalttaster zwischen den Hüllkurven 1/2 und 3/4. Das ist durchaus eine gute Stelle dafür. Bei den LFOs ist das ähnlich. Die Liste ist ganz simpel und taucht einfach auf. Man muss eben auf die Idee kommen den Umschaltknopf zu drücken, wenn es um die Dynamikeinstellungen geht.

Was passiert dann?

Die Hüllkurven können beschleunigt werden. Der Turbo bekommt dem Synthesizer gut, die LFOs reichen allerdings nicht in so eine Verlegenheit. Das ist der einzige Punkt, der mich stört – wieso nicht Audiotempo? Drei LFOs können schon etwas ausrichten – aber da ist der SE-3X irgendwie konservativ. Sie können Key Sync und Hüllkurven triggern. Prima sind die EnvelopeAmountPoti – die müssen sein. Die Hüllkurven können invertiert werden (bis zu 2 Hüllkurven). Es gibt auch einige speziellere Features, wie etwa das leicht versetzte Toneinsetzen in einer minimalen Weise. Außerdem gibt es noch zwei verschiedene Verzerrungsarten. Das ist an Leistung schon nicht wenig.

Er ist nicht so „Hands-on“ wie ein Jupiter 6 oder UDO Super 6, aber es geht Vieles – auch Ungewöhnlicheres damit. Dazu gehört das, wofür der neue Besitzer ein bisschen „üben“ muss: paraphon spielen. Mit drei „Stimmen“! Das ist nicht so wie duophon, sondern bedeutet durchaus eine gezielte Spielweise. Sync und Ringmodulation passen hier gut zu dem simplen „Akkord spielen können“, es ist aber auch etwas komplexer als Underworlds „Rez“ zu spielen.

Na? klingt das interessant? Es ist interessant. Der Sound ist kräftig und kann auch in eigener Form schnappen. Sehr kräftige Rechteckbässe können ganz gut anschieben und die Filterwahl ist im fliegenden Wechsel nach Geschmack möglich. Bisher musste man in vielen Synthesizern nachregeln. Das ist hier eher minimal, um Resonanzverhalten und Sound anzupassen.

Fazit

Gemacht ist der Synthesizer für solide Bässe, Leads und Kräftiges wie Feines. Man hat sich eher für Sync als für FM entschieden. Das erhöht die Zahl der interessanten Texturen durch die beiden Sync-Abteilungen. Damit sind auch gegenläufige Obertonveränderungen möglich. Der Trend, immer mehr monophone Synthesizer um eine Paraphonie und damit getrennte Spielbarkeit von Intervallen oder sogar ganzen Akkorden erreichbar zu machen, ist eine gute Entwicklung, denn hier haben die monophonen Synthesizer die Chance mit Klang und Sound-Variation zu antworten.

Ich selbst bevorzuge zwar die FM vor der Ringmodulation, die etwas weniger „krass“ klingt für experimentelle Sounds – noch besser, wenn beides zur Verfügung steht. Aber für die Synthesemenschen unter uns ist der zweite Sync ein interessanter Ansatz. Er ist nicht der Erste seiner Art, vielleicht sogar fast ein wenig konservativ. Aber er ist wertig und die Ergebnisse sind alle solide. Wer engagierter zwischen verschiedenen, sonst firmentypischen Filtern umschalten möchte, ist hier gut aufgehoben.

Der SE-3X ist eher ein Synthesizer für „immer“. Es gibt sicher einige sehr viel günstigere Synthesizer, jedoch gibt es hier liebevolle Details. Und deshalb kostet er auch eine Kleinigkeit. Ein Model D kauft sich sicher schneller oder auch der „kleinere“ SE-1X mit einem Filter. Das Aufwendige hier ist nun einmal die Umschaltbarkeit.

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Bildquellen:
  • Studio Electronics SE3X Draufsicht: Moogulator
  • SE3X LFO Einstellungen: Moogulator
  • SE3X 4x ADSR-Hüllkurven: Moogulator
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21 Antworten zu “Angecheckt – Studio Electronics SE-3X: Analoger Synthesizer mit Wechselfiltern”

    Brüno sagt:
    0

    Brüno mag das, vor-allem mit mehreren Bananen.

    hotpants sagt:
    0

    Der preis ist heiß, so heiß das ich lieber auf einen Gebrauchten warte. Habe ich beim Se-1x schon so gemacht.

    Sparheiner sagt:
    0

    Wechselfilter? Dann würde ich lieber für so viel Geld einen ganzen Sack voller Behringer Synthies einkaufen und dann lieber mit den ganzen Kisten ein ordentliches Gespann aufstellen um damit richtig coole Mucke zu machen. Da muss man nicht wechseln, das geht dann alles parallel und gleichzeitig. So muß Musik. Sorry aber der SE3x ist mir einfach viel zu teuer, und da fehlt mir einfach das Verständnis dafür.

      slipwürggrunz sagt:
      0

      nimm doch bitte rücksicht auf bammslapphone, er mag keine i-phones, im übrigen für das geld gibt es ca. 10 vernünftige monophone von uli, ein echter mehrwert.

    SlapBummPop sagt:
    0

    Hallo zusammen.

    Das man im Livebetrieb ggf. daran denken muss den Filtertyp zu wechseln,
    macht das Ganze zwar etwas aufwändiger, ist aber jetzt auch kein totaler Showstopper für mich.
    Aber sonst, klingt der wirklich sehr interessant und richtig edel bei Bedarf.

    Gruß
    SlapBummPop

    Ober Schlau sagt:
    0

    „Angecheckt – Studio Electronics SE-3X: Analoger Synthesizer mit Wechselfilter“
    „Wechselfilter“ ist hier die falsche Beschreibung, denn die Filter sind fest verbaut und können nicht gewechselt werden.

    SlapBummPop sagt:
    0

    Guten Morgen zusammen.
    Auffallend bei Studio Electronics finde ich immer wieder den obertonreichen Charakter der Oszillatoren.
    Das ist schon ein wenig besonders, es klingt nicht aggressiv sondern eher strahlend.
    Macht ja eigentlich auch Sinn bei Subtraktiver Synthese und filtern ist leichter als nachträglich wieder Obertöne zu erzeugen.
    Also mir gefällt der Synthesizer.

    Gruß
    SlapBummPop

    tilterfilter sagt:
    0

    Guten morgen zusammen

    gut das i-phone joe nur ein i-phone mit ein paar äps hat und keine echten synths. SE ist lustig , nur leider sind ihre Produkte bald 20 Jahre alt, echte Neuentwicklungen gibt es nicht, dann so Katastrophen wie Rolands-Sparprogramm. schade um die Firma.

    Gruß
    tilterfilter

    SlapBummPop sagt:
    0

    Mahlzeit.

    Studio Electronics baut schon seit Anfang der 80er Jahre Synthesizer, zu Beginn überwiegend für andere Hersteller.
    Das Unternehmen wurde 1981 (lt. Wikipedia) gegründet und hat seinen Sitz in den USA
    Ist vielleicht auch mal ganz interessant.

    Gruß
    SlapBummPop

      tilterfilter sagt:
      0

      Mahlzeit.
      und trotzdem besitzt du keinen einzigen synth, bleib doch bei deinem huawai,ist besser für dich.
      SE war ein kloner übelster sorte, hatte lange zeit angst gegenüber dem patent vom mini zu verstoßen. darum auch das im negativen sinne abgeändert ui.

      Gruß
      würgboingmief

    SlapBummPop sagt:
    0

    Den „MidiMini V30“ haben sie auch ganz hübsch hinbekommen, wie ich finde.

    Gruß
    SlapBummPop

    tilterfilter sagt:
    0

    Abendessen

    Scheint wiedermal der Theorietag zu sein, theoretisch wenn ich den Synth XY hätte würde ich dieses und jenes erkennen. Aber die Realität ist anders, da geht der Akku am Huawaii während das Äpp läuft zu neige :P

    Gruß
    würgboingmief

      Peter sagt:
      0

      Was trollst du hier eigentlich für einen Schwachsinn zusammen? Was sollen die Telefone?

      … ich sehe solche komischen Kommentare hier immer öfter. Wirkt, als würden hier mit Bots Konversationen atutomatisiert.

    SlapBummPop sagt:
    0

    Guten Morgen.
    Hier ein kleines Video von „VCO USA“
    https://www.youtube.com/watch?v=VdJ6P0IoLE0

    Gruß
    SlapBummPop

    tilterfilter sagt:
    0

    Guten Morgen

    Läuft auf meinem I-phone nicht, liegt wohl an meiner Einstellung. Wie auch immer entweder man hat einen SE oder nicht, schätze mal das zweite trifft beim Theoretiker eher zu.
    Krass ist dass das Model-D immer noch am besten kling, aber das mag er ja nicht.

    Gruß
    würgboingmief

    ringmodulator sagt:
    0

    MidiMini, dafür bekomme ich über 10 Model-D und spiele die fettesten Akkorde, irgendwas wurde bei SE nicht ganz verstanden, keine Ahnung was :D

    SlapBummPop sagt:
    0

    Mahlzeit.

    Hier ein Video das m.M.n. noch etwas mehr vom Klangpotenzial des „SE-3X“ zeigt.
    Das Video ist von „Limbic Bits“

    https://www.youtube.com/watch?v=bTn9C-x9WdE

    Gruß
    SlapBummPop

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