von stephan | Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

 ·  Quelle: Strymon, Walrus Audio

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Kemper, Helix, Quad Cortex, Pod GO und Co. sind alles feine Geräte. Doch wenn man keine Lust auf Displays und Menü-Tauchen hat, schrumpft die Auswahl an hochwertigen Ampsimulationen rasant zusammen. Seit Kurzem stehen zwei Produkte von Walrus Audio und Strymon in starker Konkurrenz: ACS1 vs. Iridium, wer macht das Rennen und wie schlagen sich die Beiden im Vergleich mit echten Verstärkern?

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Strymon Iridium

Ich hatte mich sehr gefreut, als ich im Oktober 2019 die News zum Iridium Amp & IR Cab tippen durfte. Endlich ein kompakter Amp-Modeler, der gänzlich ohne Display auskommt und trotz großem Funktionsumfang entspannt am Gerät selbst bedient werden kann. Ich bin mir sicher: Strymon hat damit der Branche neues Leben eingehaucht und es werden viele weitere Konkurrenzprodukte folgen.

Aber andere Geräte können viel mehr!

Weniger ist mehr. Strymon hat völlig richtig erkannt, dass es einen Markt für Minimalisten gibt. Wozu Hunderte Impulse-Responses, wenn man ohnehin immer nur die liebsten drei nutzt? Schnell wurden Kritiker laut. Denn im Vergleich zur Konkurrenz mit Display kann das Iridium deutlich weniger, der Preis ist dabei aber nur unwesentlich geringer. 3 Amps, jeweils drei passende Cabs, ein EQ, ein außergewöhnlich gut klingender Raumhall, ein Kopfhöreranschluss und die üblichen Ausgänge – that’s it (mehr oder weniger). Klar, dass dem einen oder anderen der aufgerufene Preis da als zu teuer erscheint.

Walrus Audio ACS1

„Das finden wir gut, das machen wir besser!“ So oder so ähnlich müssen es sich die Damen und Herren von Walrus Audio gedacht haben, denn die Ähnlichkeit zum Iridium ist bezüglich Bedienung, Funktionsumfang und sogar des Preises nicht zu leugnen.

Das macht aber nichts, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen, welch starkes G.A.S. ich nach der Vorstellung des ACS1 hatte, denn es beherrscht einen Trick, den das Iridium nicht kann!

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ACS1 vs. Iridium

Okay, worin liegen die Unterschiede? Beide Geräte decken die drei großen Klassiker ab: Fender, VOX und Marshall. Beim Iridium fiel die Wahl auf einen Deluxe Reverb, AC 30 und Plexi, beim ACS1 auf einen Deluxe Reverb, AC30 und Bluesbreaker. Aha, ein erster großer Unterschied, der bei manchem Spieler für Verwirrung sorgte. Warum Walrus Audio nicht einfach einen noch heißeren Marshall oder gar Mesa Boogie gewählt und sich stattdessen auf einen eher raren Combo mit weniger Gain-Reserven festgelegt hat, ist mir ein Rätsel.

Bei den IRs trennen sich die Kontrahenten weiter auf: Das Iridium verfügt über 9 IRs (je drei pro selektiertem Verstärker) mit einer Auflösung von 24 Bit/96 kHz und ganzen 500 ms! Das ACS1 bietet 6 IRs (alle frei mit jedem Verstärker kombinierbar) mit einer Sampelrate von 24 Bit/48 kHz. Ob der geringere Millisekundenwert wirklich eine große Rolle spielt, müsst ihr selbst entscheiden.

Dual Amping

Auf Grund der zur Verfügung stehenden Verstärker würde ich mich persönlich eher für das Iridium entscheiden. Für das ACS1 spricht dagegen die Möglichkeit des Dual Amping. So können für die linke und rechte Seite völlig unterschiedliche Verstärker mitsamt IR und EQ-Einstellungen in Stereo wiedergegeben werden. Das ist wirklich ein tolles Feature!

Auch wenn das ACS1 schmaler aussieht, dürfte ihr nicht vergessen, dass die Ein- und Ausgänge hier seitlich verbaut sind. Da gefällt mir das Iridium mit den stirnseitig liegenden Anschlüssen besser. MIDI-Freunde werden sich freuen, dass das ACS1 über die guten alten dicken Buchsen verfügt, während man für das Iridium einen TRS-Adapter benötigt. Auch ist die Handhabung der Presets beim ACS1 besser gelöst. Weitere Unterschiede findet ihr im folgenden Video.

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Meine Meinung

Weil ich auf der Suche nach einer Lösung für mein Heimstudio war, habe ich mich recht intensiv mit beiden Geräten beschäftigt. Meine bescheidene Meinung fällt so aus: Einen klaren Gewinner gibt es für mich nicht. Leider. Ich bevorzuge die Amp-Auswahl des Iridium und mag, dass es mehr Gain-Reserven hat. Auch klingt dessen Room-Algorithmus (nicht zu verwechseln mit richtigem Reverb) in meinen Ohren deutlich besser und man kann den Kopfhöreranschluss getrennt vom Master regeln sowie die IRs auf Wunsch komplett abschalten.

Das ACS1 gefällt mir bezüglich des dualen Ampings und der Presets besser. Und ich finde, dass der Fender und Vox dem Hersteller wirklich sehr gelungen sind. Das Mittenbild ist ganz anders. Klanglich würde ich behaupten, dass das Iridium mehr nach fertiger Produktion klingt, das ACS1 dagegen direkter und weniger aufgearbeitet. Ich wünschte, beide hätten einen FX-Loop und ich wünschte noch mehr, dass Walrus Audio sich gegen den Bluesbreaker entschieden hätte. (Warum z. B. kein 5150?)

Im Vergleich mit echten Verstärkern

Und wie klingen sie nun im direkten Vergleich mit echten Verstärkern? Hört selbst! Thomas Dill hat ein hervorragendes Video erarbeitet, das ich euch nicht vorenthalten möchte. Ganz fair ist der Vergleich nicht, denn Thomas vermag seine Verstärker erstklassig zu mikrofonieren. Hut ab!

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Was ist mit euch?

Wie seht ihr das? Habt ihr beide miteinander verglichen und einen klaren Gewinner auserkoren? Schwört ihr auf die Kombination aus Amp-in-a-Box + IR Loader? Mögt ihr viel lieber Geräte mit Displays wegen des größeren Funktionsumfangs und der besseren Preset-Verwaltung?

 

Ich weiß, dass sich Gearnews-Leser Dave gerade intensiv mit beiden Geräten beschäftigt hat. Vielleicht möchte er seine Meinung mit euch teilen. ;o) Schreibt uns gern in den Kommentaren. Nun bleibt mir nichts weiteres übrig, als euch ein schönes Wochenende zu wünschen!

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Videos

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15 Antworten zu “ACS1 vs. Iridium vs. echte Verstärker: Wer macht das Rennen?”

    Stefan sagt:
    0

    Als erstes eine Frage: Wie kann man denn beim Iridium den Kopfhörerausgang unabhängig vom Output regeln? Das Feature habe ich mir total gewünscht, aber nie gefunden.

    Ansonsten bin ich total überzeugt von dem Gerät und habe es fest auf meinem Pedalboard installiert. Ich behalte zwar noch meinen schönen Fenderamp, aber alle anderen Amps suchen jetzt bei Ebay ein neues Zuhause. Tatsächlich haben auch Vergleiche aufgehört, mich zu interessieren. Der Iridium hat ein Klangniveau, dass mich total zufrieden stellt. Da bin ich jetzt GAS-frei :-)

    Henning sagt:
    0

    Hatte mir das Iridium direkt bei der Veröffentlichung geholt. Als dann das ACS1 veröffentlichte wurde, habe ich zugeschlagen und Beide lange verglichen. Das ACS1 ist geblieben.
    Fender und Vox gefallen mir persönlich bei dem Pedal von Walrus besser. Marshall spielt für mich keine große Rolle.
    Da beide Pedale nicht über einen FX-Loop verfügen, sind die Gainreserven für mich zu vernachlässigen.
    Wenn man aber eher so der Gain-Typ ist und eh auf Reverb und Co. verzichtet, kann ich nachvollziehen, dass man sich zum Iridium hingezogen fühlt.

      Dave sagt:
      0

      Kurz Nachgefragt: D. h. du spielst wirklich nur clean/crunch eingestellt über den ACS1? Und benutzt keine Zerrer vor dem ACS1?

      Damit habe ich unglaubliche Probleme gehabt. Von Fuzz Pedalen oder gar gain stacking reden wir mal gar nicht. Da matscht alles komplett zu.
      Damit Zerrer (zum Akkord-Spiel und nicht nur Tubescreamer angeblasenes Sologedudel) vor dem ACS1 einigermaßen funktionieren musste ich den Vol weit unter 12:00 Uhr drehen. Dann ist der Cleansound aber wiederum Müll.
      Mit dem Iridium war es überhaupt kein Problem. Also für mich die eindeutig bessere Aufnahme-Pedal-Plattform (die ich suche!).

        Henning sagt:
        0

        Ich nutze lediglich einen Pre-Amp, der aber tatsächlich nur dann zerrt, wenn ich entsprechend anschlage bzw. das Volumen-Poti hochdrehe.

        Aber was du beschreibst, ist mir auch aufgefallen. Lässt sich dadurch etwas bändigen, indem man an der Zerre oder was auch immer man nutzt, mit dem Ausgangspegel achtsam umgeht. Alles über Unity ist da nicht so ratsam.

        Was die Pedalplattform betrifft, kommt es meiner Meinung nach darauf an, was man plattformen möchte. Ich nutze „nur“ Modulation, Delay und Reverb und da bin ich mit dem ACS1 klanglich glücklicher.

        In deinem Fall, verstehe ich die Wahl bezüglich des Iridiums aber total.

        Ich finde es gut, dass es beide Geräte gibt, da sich meiner Meinung nach zwei unterschiedliche Anwender finden.

    Philipp sagt:
    0

    Also ich habe mir das Iridium gekauft nachdem das ACS1 auf den Markt kam. Entscheidend für den Kauf waren die Störgeräusche, die laut Test beim ACS1 auftreten.

    Rob sagt:
    0

    Da lese ich gern mit. Ich komme vom Kemper, bin in der Vorbestellerliste vom Quad Cortex, aber jetzt schon recht sicher, dass der für mich zu viel (und an manchen Stellen zu wenig kann). Ich brauche Vox und Fender Cleans und würde alles Weitere gern über einzelne Pedale regeln. Lese ich richtig? Beide haben keinen FX-Weg? Welche Erfahrungen habt ihr da mit Reverbs? Klappt das gut?

      Henning sagt:
      0

      Wenn du wie du sagst, deinen Amp clean spielst, klappt das.
      Du kannst natürlich deinen Amp auch entsprechend in die Zerre bringen, aber das klingt dann halt, wie ein Reverb, der verzerrt wird. Es gibt Genre, bei denen ist das Voraussetzung, aber nicht jeder mag Shoegazer.

      Der Weg, den du beschreibst, war ja vor der Erfindung des FX-Loops auch die einzige Möglichkeit, um Effekte einzubinden. Von der Arbeit im Studio mal abgesehen. Und die haben damit damals ganz passable Musik gemacht😜

    Tobias sagt:
    0

    Es ist sehr verwunderlich, dass das ACS1 nicht für das Vorschalten von overdrive, distortion, fuzz pedals optimiert wurde. Das ist doch die naheliegendste Anwendung für den geneigten Pedal-Board-Nerd jeglicher Couleur (Indie, Shoegaze, Blues, Rock, mit passender IR und distortion pedal sogar Metal).
    Hier hat offensichtlich das Strymon Iridium (dank analogen JFET „front end“?) die Nase vorn und Walrus Audio geschlafen oder keine bessere Lösung gefunden.
    Als reine Pedal-Platform sticht das Iridium in diesem Zusammenhang in Sachen authentischer Ansprache und Klang sogar den Kemper aus. Keine andere digitale Lösung reagiert meiner Erfahrung nach so gut auf drive pedals.
    Vielleicht liefert Strymon ja noch einen besseren Editor nach. Und führt das Konzept mit anderen Amp Modellen fort.

      Henning sagt:
      0

      Wieso geschlafen?
      Ich sehe das so… Walrus bringt ein ähnliches Produkt auf den Markt, wie Strymon, zielt dabei aber auf eine andere Zielgruppe ab. Nämlich auf Leute, die mit Clean oder Edge of Breakup auskommen.
      Womit dann womöglich auch die Frage aus dem Artikel beantwortet wäre, warum man sich nicht für einen „heisseren Marshall“ entscheiden hat.

      Jetzt könnte man fragen, warum man sich für das ACS1 entscheiden sollte, wenn das Iridium Clean, Edge of Breakup und volles Brett kann?
      Ich war halt mit dem Sound des Fender beim Iridium nie wirklich glücklich und bevorzuge darüber hinaus den etwas roheren Klang vom Walrus.

      Das sind zwei recht identische Produkte, die sich aber bei genauer Belauschung dann doch unterscheiden. Ist doch toll, da so jeder das passende für sich wählen kann. Das als Unfähigkeit abzutun ist mir zu negativ.

        Tobias sagt:
        0

        Natürlich ist alles Geschmackssache und alternative Produkte eine tolle Sache! Wenn Walrus Audio aber ein Verstärkermodell mit Zitat „loads of headroom“ wie das Original nachbilden will und das im echten Leben als Pedal Platform eine sehr gute Form abgibt, dies sich dann aber im fertigen Produkt sich anders darstellt? Ist das dann meine „negative“ Sicht oder ist das wirklich unrealistisches Verhalten des ACS1 hinsichtlich des front ends / der Input Stage nicht doch eher ein Problem, dass benannt werden sollte? Und ja, Walrus Audio war wohl nicht fähig dies realistisch abzubilden! Mit der Folge, dass das ACS1 mit overdrive pedals keine wirklich gute Figur abgibt. Und dies ist mittlerweile eigentlich breiter Konsens und zeigt sich bereits auch in den Bewertungen zum Produkt. Wer clean damit trotzdem zufrieden ist – wunderbar. Aber mal ehrlich, wer hätte sich von Walrus Audio hier nicht mehr erwartet?
        Es gibt weitere Alternativen. So nutze ich gerne auch das Super Black von Mad Professor – direkt mit IR Loader oder dem Iridium vorgeschaltet (mit round amp), was auch sehr gut funktioniert (aber wiederum nicht mit dem ACS1).

          Henning sagt:
          0

          Dieser eigentlich breite Konsens herrscht wo?
          Ich nehme da nämlich ein recht ausgewogenes Verhältnis zwischen den Leuten, die das Verhalten im Kontext mit Gain monieren und denen, die sagen, es nimmt dies gut auf, wahr. Selbst bei TGP.

          Will damit nicht sagen, dass die eine Partei damit nicht unzufrieden sein kann bzw. darf. Da die Reviews der gängigen Verdächtigen jedoch im allgemein sehr positiv sind (Amazona, Bonedo, Gearnews, Guitar.com, Rabea Massad, Kingman, Westbrook etc.) scheint es mir halt eine Frage der Anwendung, des Setups bzw. der musikalischen Ausrichtung zu sein und kein genereller Fail von Walrus aufgrund von Unfähigkeit.

          Schau dir mal bitte das Video von Rabea Massad an. Er nutzt ziemlich erfolgreich ein Revival Drive.

    GOP sagt:
    0

    Wein einer Band spielt, spielt ganz klar den Modeller egal welchen, aber im Studio klingt jeder Distortion über echte cabs und echtes mics besser. Das mikrofonieren ist übrigens gar nicht so schwer. Mein Tipp, mit dem Ohr selbst vor die Membran treten und hören, dann weiß man was man geliefert bekommt. Ich persönlich benutze ausschließlich Röhren, Transistoren oder Modeller mit Cabs und Mikrofon Abnahme. Am besten klingt der alt herkömmliche Röhren Amp. Für die Bühne ist der Modeller direkt ins Pult das beste.

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