Roland TR-1000: Ein Hoch auf den Rhythm Terminator – Angecheckt!
Drummachine mit analogen Sounds, ACB, FM und Sampling
Roland hat es tatsächlich getan: Die beeindruckende TR-1000 Drummachine ist analog, zumindest in wesentlichen Teilen. Und das ist bei Weitem nicht die einzige Verbesserung gegenüber der TR-8S. Aber reicht das aus, um den Preis zu rechtfertigen?
Roland TR-1000: Angecheckt
Roland TR-1000: Das Wichtigste in Kürze
- Klangerzeugung: analog, ACB, FM und Samples
- 2048 User-Drumkits (128 × 16 Projekte)
- Instrument- und Master-Effekte, darunter Analogfilter und Drive
- Echtes Sampling und Loop-Slicing
- 64 GB interner Speicher, davon 46 GB für User-Daten
- Step- und Echtzeit-Aufnahmemodi im TR-Stil
- 2048 User-Patterns (128 × 16 Projekte)
- 8 Variationen und 4 Fills pro Pattern
- Song-Modus
- Einzelausgänge, Trigger CV/Gate, USB MIDI und Audio
Hinweis: Dieser Artikel von Adam Douglas erschien ursprünglich auf gearnews.com. Übersetzung: Lasse Eilers.
Roland TR-1000: Der Rhythm Terminator

Nach über sieben Jahren TR-8S bringt Roland endlich eine neue Drummachine der TR-Serie heraus. Das neueste Kapitel der langen und glorreichen TR-Geschichte steht unter dem Motto „Tomorrow Returns“, eine Verneigung vor der Vergangenheit der Serie sowie ein Hinweis auf Rolands Anspruch, die Zukunft zu gestalten. Als direkte Nachfolgerin der TR-8S, einer äußerst beliebten und live-tauglichen Rhythmusmaschine und der ersten TR mit Sample-Playback, führt die TR-1000 Rhythm Creator (so der vollständige Name) diese Entwicklung fort und erweitert die Sampling-Engine um Funktionen aus dem SP-404MKII. Die wichtigste Neuigkeit ist jedoch: Anders als die TR-8 und TR-8S verfügt die TR-1000 – ja, wirklich! – über analoge Schaltungen sowohl in der Klangerzeugung als auch in der Ausgangsstufe – sicherlich das größte Verkaufsargument für ein Instrument mit tiefen analogen Wurzeln.

Eine kulturelle Ikone
Roland ist inzwischen weit mehr als nur ein Hersteller von Musikinstrumenten. Vor allem dank der TR-808 und TR-909, die über die Musikszene hinaus bekannt sind, ist das Unternehmen mittlerweile so etwas wie eine kulturelle Ikone. Die Phrase-Sampler der SP-Serie sind fast ebenso legendär und trugen zur Entstehung neuer Hip-Hop-Genres wie Lo-Fi bei. Diese Meilensteine in einem Gerät zu vereinen, war keine leichte Aufgabe. Daher ist es nur logisch, dass Roland viel Zeit damit verbracht hat, sich mit Künstlern wie Carl Craig und Underground Resistance in Detroit, Overmono und Floating Points in London sowie Kuniyuki Takahashi und Satoshi Tomiie in Japan zu beraten, um eine Maschine zu bauen, die alle bisherigen TRs in den Schatten stellt.
Das Ergebnis ist eine äußerst vielseitige Drummachine, die absolut einen Nerv trifft und dank der neuen analogen Sound-Engine und anderer klanglicher Verbesserungen auch in Sachen Sound überzeugt. Mit ihrem robusten Metallgehäuse und ohne die bunten LEDs der TR-8S, die nicht bei allen gut ankamen, sieht sie außerdem verdammt edel aus. Allerdings ist sie auch deutlich teurer als die Vorgängerin. Ist sie den höheren Preis wert?
Klangerzeugung
Beginnen wir mit den Sounds selbst, denn hier unterscheidet sich die TR-1000 deutlich von ihrer Vorgängerin. Im Gegensatz zur TR-8S, bei der jeder Sound wie Kick oder Snare als Instrument bezeichnet wird, gibt es bei der TR-1000 eine tiefere Ebene, den Sound Generator. Man kann sich diesen wie einen Oszillator vorstellen und das Instrument selbst eher wie ein Preset. Beim Sound Generator hat man die Auswahl aus verschiedenen Typen: analog, ACB (Analog Circuit Behavior), VA, FM oder ein Sample. (Mehr dazu später.)

Jedes Instrument der TR-1000 verfügt außerdem über eine eigene digitale Filtersektion, einen Verstärker mit Kompressor und Effekten sowie einen LFO mit drei Zielen. Darüber hinaus lassen sich bei vier der insgesamt zehn Spuren zwei Instrumente (A und B) mit gemeinsamem Kompressor, Effekten und Modulation übereinanderlegen. Diese können dann gemeinsam oder einzeln über ihre gemeinsame Sequencer-Spur getriggert werden.
Eine Ebene darüber sind die Instrumente in Kits organisiert. Diese Ebene umfasst Mixer-Parameter wie Panning, Delay- und Reverb-Sends, Sidechaining, FX (einschließlich einer analogen Stufe) und das Output-Routing. Im Vergleich zur manchmal verwirrenden Struktur einiger älterer Roland-Instrumente, ist die Organisation der Sounds bei der TR-1000 relativ intuitiv.
Analog ist zurück – jetzt auch bei Roland!
Nachdem Roland noch bei der TR-8S ausschließlich auf die digitale ACB-Engine gesetzt hatte (und dafür viel Kritik einstecken musste), hat der Hersteller es nun wirklich getan: Nach mehr als 40 Jahren kehren analoge Schaltungen in die TR-Serie zurück. Hat sich das Warten gelohnt? Auf jeden Fall!
Auch wegen dieser Kehrtwende nahm die Entwicklung der TR-1000 vier Jahre in Anspruch, länger als bei den meisten neuen Instrumenten. Ein Großteil dieser Zeit wurde darauf verwendet, die analogen Soundgeneratoren genau richtig abzustimmen. Dafür hat Roland Gespräche mit namhaften Künstlern geführt, ihre TR-808 und TR-909 präzise analysiert und die zu reproduzierenden Klangvariationen ausgewählt. Also klingt die TR-1000 vielleicht nicht exakt wie dein ganz spezielles Vintage-Exemplar – schließlich können sich analoge Geräte sowohl produktionsbedingt als auch aufgrund der Alterung der Komponenten im Klang unterscheiden –, aber sie hat den unverkennbaren analogen TR-Klang.

Zwar wurde nicht jeder Sound der Originalgeräte analog nachgebildet, aber die TR-1000 enthält die analogen Kick-, Snare-, Tom-, Rimshot- und Handclap-Schaltungen sowohl der 808 als auch der 909. Hinzu kommen die geschlossenen und offenen Hi-Hats, Becken und Cowbells der 808. Einige wenige 808-Sounds wie Claves und Congas wurden hingegen nicht analog realisiert. Dennoch stellen diese 16 Sounds einen ziemlich guten Kompromiss für Analog-Fans dar.
Zusätzlich gibt es einen extrem leistungsstarken Analog-FX-Bereich auf dem Master-Bus. Neben einem analogen Multimode-Filter im Jupiter-6-Stil mit Tiefpass, Hochpass und Bandpass findet man hier einen analogen Overdrive. Wichtiges Detail: Auch wenn man den Overdrive etwas weiter aufdreht, bleibt der Druck im Bassbereich erhalten. Sowohl das Filter als auch der Overdrive klingen unglaublich gut und sind ein wichtiger Bestandteil des Gesamtsounds. Sie tragen auch dazu bei, dass die verschiedenen Soundgenerator-Typen im Ausgangsmix wie aus einem Guss wirken.
Erweitertes ACB und FM
Die ACB-Engine, die bei den Vorgängern TR-8 und 8S die Hauptrolle spielte, kommt auch in der TR-1000 zum Einsatz, jedoch in einer neuen, erweiterten Form, die Roland als „Circuit-Bent ACB“ bezeichnet. Dazu gehören neue Sets von 808- und 909-Sounds, die mit einem „X“ gekennzeichnet sind. Im Vergleich zum „normalen“ ACB bietet die neue Engine zusätzliche Regelmöglichkeiten und ermöglicht extremere Veränderungen der Grundklänge. Auch wenn die analogen Sounds für die meisten sicherlich der spannendste Teil sind, sollte die überarbeitete ACB-Klangerzeugung nicht unterschätzt werden, insbesondere wenn es um kreatives Sounddesign geht.
Eine spätere Ergänzung zum Repertoire der TR-8S in Form eines Firmware-Updates war FM. Auch diese Funktion ist bei der TR-1000 vorhanden und bietet eine zusätzliche Option zur Erstellung einzigartiger Drum-Sounds, die besonders gut in elektronischen Genres wie IDM und Electro funktionieren.
Sampling im SP-Stil
Die größte Überraschung für mich war, wie leistungsstark die Sampling-Engine der TR-1000 ist. Da Takeo Shirato, Projektleiter des SP-404MKII und selbst Hip-Hop-Produzent, an der Entwicklung beteiligt war, liegt es nahe, dass die Sample-Abteilung deutlich umfangreicher als bei der TR-8S ausfällt.
Anders als die Vorgängerin bietet die TR-1000 echtes Sampling mit einem Audioeingang. Alternativ können Samples über einen USB-Stick importiert werden, aber das ist recht umständlich. Viel besser ist der Drag-and-Drop-Import über die Computer-App, die auch als Editor und Patch-Bibliothek dient.
Das Sampling mit der TR-1000 ist schnell und einfach und macht wirklich Spaß. Selbst aufgenommene Samples lassen sich im Handumdrehen in Beats einbauen. Wie der SP-404MKII unterstützt auch die TR-1000 Slicing mit einem Auto-Modus, der Loops in 16 gleich große Stücke unterteilt. Zusätzlich würde ich mir jedoch die Automark-Funktion des SP wünschen, die Slices auf Transienten platziert. Das Anpassen von Markern auf dem OLED-Bildschirm ist etwas fummelig. Hier kommt erneut die App ins Spiel, die eine deutlich komfortablere Bearbeitung ermöglicht. Glücklicherweise ist das Slicing nicht-destruktiv, ein weiterer Wunsch, den die an der Entwicklung beteiligten Künstler geäußert hatten.
Die Resampling-Funktion ist ebenfalls recht einfach zu handhaben und bietet mehrere Optionen, darunter Instrumente und Patterns.

Workflow der Roland TR-1000
Jeder, der bereits Erfahrung mit einer Drummachine der TR-Serie hat, wird sich auf der TR-1000 sofort wie zu Hause fühlen. Besonders leicht fällt der Umstieg von der TR-8S, denn die TR-1000 hat die gleiche Pattern-Struktur mit 128 Patterns und 16 Projekten, wobei jedes Pattern acht Variationen (A bis H), eine Verkettungsfunktion sowie vier Fill-Ins bietet.
Die Programmierung erfolgt entweder im TR-Stil, d.h. durch Setzen von Steps über die 16 horizontal angeordneten Tasten, oder über Instrument Play zum Triggern von Sounds in Echtzeit. Und ja, die Quantisierung lässt sich auf Wunsch deaktivieren – die TR-1000 beherrscht also auch Dilla-Time.
Darüber hinaus hat Roland der TR-1000 so ziemlich alles spendiert, was ein moderner Produzent in Sachen Sequencing benötigen könnte. Die Abspielrichtung und die Pattern-Länge lassen sich pro Spur einstellen; Polyrhythmen sind also kein Problem. Außerdem gibt es Sub-Steps für Ratcheting, Step-Wahrscheinlichkeit und die Möglichkeit, einzelne Steps nach vorne oder hinten zu verschieben (Mikrotiming). Mit der neuen Cycle-Funktion kann man einstellen, bei welchen Pattern-Durchläufen ein Sound spielt, also zum Beispiel, dass eine Snare jeweils beim zweiten von fünf Durchläufen erklingt. Hinzu kommen Effekt-Locks pro Step, Motion Recording pro Step und global und vieles mehr.
Insgesamt ist die TR-1000 vielleicht nicht ganz so live-orientiert wie die 8S, schon allein deshalb, weil sie so viel größer und schwerer ist. Sie wurde in erster Linie für den Studioeinsatz entwickelt. Wer jedoch kein Problem damit hat, ein so teures Gerät mit auf Tour zu nehmen, profitiert von einer coolen neuen Performance-Funktion: dem Morph-Crossfader. Dieser fungiert wie ein Makro und ermöglicht es zum Beispiel, Drops und andere Übergänge kreativ zu gestalten.
So viele Ausgänge
Die Vintage-TR-Maschinen sind aus vielen Gründen beliebt; Einzelausgänge sind einer davon. Eine Drummachine mit nur einem Stereoausgang ist frustrierend, vor allem im Studio. Glücklicherweise ist die TR-1000 in Sachen Ausgänge sehr gut ausgestattet und verfügt nicht nur über einen Stereo-Mix-Ausgang und zehn Einzelausgänge, sondern auch über einen weiteren Stereoausgang, der das Signal des Analog-FX-Bus ausgibt. Trotzdem kann die Maschine natürlich auch digital und ermöglicht die direkte Einbindung in eine DAW über USB-Audio und MIDI. Außerdem gibt es Trigger- und CV-Ausgänge, einen Click-Ausgang und einen Trigger-Input, was Besitzer von Modularsystemen und anderer analoger Hardware freuen wird.
Hinzu kommen drei DIN-Buchsen für MIDI In/Out/Thru, wobei die Out- und Thru-Anschlüsse auch als DIN-Sync-Ausgänge arbeiten können. So versteht sich die TR-1000 auch mit ihren Urahnen aus den frühen 1980ern.
Roland TR-1000: Fazit
Daichi Tawara, der leitende Ingenieur der TR-1000, sagte mir, dass er glaubt, dass ein durchschnittlicher Nutzer zwei Jahre brauchen wird, um alle Funktionen zu beherrschen. Das klingt für mich plausibel. Die Drummachine ist unglaublich vielseitig und bietet ein enormes Sounddesign- und Sequencing-Potenzial. Und da Roland weitere Updates plant, wird der Funktionsumfang in Zukunft noch wachsen. Glücklicherweise ist die TR-1000 trotzdem ziemlich intuitiv und einfach zu bedienen und macht jede Menge Spaß. Dieser Test hat viel länger gedauert als erwartet, weil ich mich immer wieder vom Testen der Funktionen ablenken ließ und stattdessen lieber Beats gebaut habe.
Wenn ich etwas zu bemängeln habe (und das ist schließlich mein Job), dann sind es die Preset-Patterns. Für ein so genreorientiertes Instrument, das tief im Techno, House, Jungle und anderen Underground-Stilen verwurzelt ist, treffen sie nicht immer den richtigen Ton. Hoffentlich werden in Zukunft von Künstlern erstellte Beats hinzukommen. Aber natürlich dient eine Drummachine in erster Linie dazu, eigene Beats zu kreieren und nicht nur Presets abzuspielen, weshalb das für mich nicht wirklich ins Gewicht fällt.
Und nun zum großen Knackpunkt: dem Preis. Ja, die TR-1000 ist ziemlich teuer. Im Vergleich zu den Preisen, die für gebrauchte 808 und 909 aufgerufen werden, ist sie jedoch geradezu ein Schnäppchen. Tatsächlich ist sie sogar günstiger als die ursprünglichen Preise dieser beiden Maschinen in den 1980ern, wenn man die Inflation berücksichtigt. Unter dem Strich handelt es sich einfach um ein Premium-Instrument mit ausgezeichneter Verarbeitungsqualität, hochwertigen Komponenten und analogen Schaltkreisen. Ja, sie ist teuer, aber man kann auch sehen, fühlen und hören, wohin das Geld geflossen ist.
Willkommen im Pantheon, TR-1000. Du hast dir deinen Platz neben der 808 und der 909 in der Halle der Legenden redlich verdient. Mögest du lange regieren.
Roland TR-1000: Pro und Contra
Pro
- Analoge Klangerzeugung und Master-Effekte
- Erweitertes ACB
- Umfangreiche Sampling-Engine
- Intuitiv und einfach zu bedienen
- Fantastischer Sound
- Enormer Spielspaß
Contra
- Teuer
- Fummeliges Loop-Slicing
- Preset-Rhythmen sind nicht besonders spannend
Preis und Verfügbarkeit
Die Roland TR-1000 ist bei Thomann* für 2.699,- € erhältlich.

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