von claudius | Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Tannoy Made in China

Ist Tannoy bald nur noch China?  ·  Quelle: Thomann

ANZEIGE

Das Stammwerk von Tannoy in Coatbridge wird voraussichtlich komplett geschlossen. Das ließ Mutterfirma Music Group (u.a. Behringer) am Freitag offiziell per Pressemitteilung verlauten. Es wird aktuell wohl noch „überlegt“ und „geprüft“, aber so eine Meldung schickt man kaum öffentlich herum, wenn es nicht wirklich passieren soll. Tannoy wurde übrigens Mitte 2015 zusammen mit der TC Group von der Music Group aufgekauft – hier zum Nachlesen.

ANZEIGE

Die Herstellung soll dann vollständig in der zentralen Produktion der Music Group im chinesischen Zhongshan vonstatten gehen. Entwicklung und das „verkaufstechnische Drumherum“ wie Sales und Marketing sollen nach Manchester ins „Music (Group) Innovation Center“ verlegt werden. Es wurde nicht erwähnt, ob einzelne Mitarbeiter ihre Posten behalten werden, es hört sich für mich so an, als würde da ein kompletter Austausch stattfinden. Denn der letzte Absatz der PR klingt wie ein Nachruf. So vom Sinn sagt Music’s Senior Vice President Lifestyle & Home Peter Sommer dazu (aus dem Englischen): „Auch wenn dies eine schwierige Zeit ist, möchte ich allen Mitarbeitern für ihre jahrelange immense Hingabe und Loyalität danken, die durch die bevorstehende Phase kollektiver Konsultationen sicher nicht verringert wird.“ Aha.

ANZEIGE
Tannoy Cyril Ritchard 1948

Bild von 1948 – gehen 100 Jahre Geschichte verloren?

Tannoy hat aktuell für das Studiosegment drei Monitorboxen im Sortiment, die laut Produktfotos bei Thomann bereits in China zusammengebaut werden, Design und Engineering sind noch in UK. Somit wäre für die Studiosparte prinzipiell nichts anders als zuvor, nur dass ein Haufen Mitarbeiter weniger im Boot sitzen. Die HiFi-Fraktion hatte aber noch vereinzelte HighEnd-Serienmodelle mit fünfstelligen (!) Preisen im United Kingdom bauen lassen, eine ganz andere Dimension als eine 199 Euro Box mit Made in China Aufkleber. Wie es mit der Sparte weiter geht, lässt sich aktuell nur erahnen, die HiFi-Homepage tannoy.com ist auf jeden Fall gerade nicht erreichbar, tannoystudio.com ist es aber noch und zeigt die bekannten drei Monitorboxen.

Ich finde es immer wieder traurig, dass große Firmen kleine Traditionshersteller aufkaufen und deren Produktion für gefühlt ein paar Cent mehr Gewinn nach China verlagern. Dadurch werden sie zu oft zu gesichtslosen Scheinmarken mit austauschbaren Produkten. Klar wird es dadurch für den Kunden kurzfristig preiswerter in der Anschaffung, aber um welchen Preis? Ich drücke den Mitarbeitern auf jeden Fall die Daumen!

Bildquellen:
  • Bild von 1948 – gehen 100 Jahre Geschichte verloren?: https://en.wikipedia.org/wiki/Tannoy
ANZEIGE

Eine Antwort zu “Tannoy in Schottland droht die Schließung des Stammwerks: Ist die legendäre Marke bald Geschichte?”

    kaltenböck arno sagt:
    1

    Ja, es ist unglaublich, was da passiert!
    Ich verstehe nicht, dass hochspezialisierte Firmen so aufgekauft werden bzw.von Nichtspezialisten aufgekauft und im Grunde genommen zu Grunde gerichtet werden.
    Der Nutzen für den neuen Besitzer ist mir schleierhaft und es ist mir nun klar, warum es zur Gründung von Fyne Audio kam.
    Meine Hifi Leidenschaft fing mit Tannoy an und ein Freund von mir hat noch eine Super Tannoy mit aufgesetztem Super Hochtöner.
    Wer Qualität haben will, wird sicher nicht zu billigen China Produkten greifen auch wenn Tannoy draufsteht…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert