Synthese-Features unerwartet anders! Erkenne sie!
Viele Fragen und Lösungen
Es gibt viele Synthese-Features und Details, die zwar ähnlich benannt, aber in ihrer Ausführung unterschiedlich ausgelegt sind. Damit du Zeit sparen kannst, haben wir hier einige wichtige Tipps, wie man sie unterscheiden kann. Damit sind Daten oft pauschal auf Werbe-Websites zu finden, nicht aber wie weit sie wirklich reichen und wie sie genau arbeiten. Hier einige Tipps, auf was man achten sollte und wie man Unterschiede herausfinden kann.
Synthese-Features sind nicht gleich
Es gibt viele Beschreibungen wie Ringmodulation, FM, Thru-Zero, aber die meisten Synthesizer gehen damit unterschiedlich um. Als beispielsweise Frap Tools ihren Magnolia anpreisten, dachten viele, es handele sich um einen FM-Synthesizer mit mehreren Operatoren.
Die Wahrheit ist, dass er Thru-Zero-FM anbietet, die zudem über die gesamte Tastatur tonal spielbar ist. Das alles passiert in analoger Form. Interessant ist, dass die LFOs des neuen Synthesizers nicht in den Audiobereich reichen, denn die beiden Oszillatoren sollen wegen dieses Features ausreichen. Es gibt noch viel mehr schnelle Fehleinschätzungen dieser Art.
Das schmälert bei den Synthese-Features nicht den guten Sound des Magnolia, dennoch kann man schnell falsche Gedanken zu etwas bekommen. Dort war auch der Schwerpunkt, dass die Oszillatoren unterschiedlich konzipiert sind.
FM – Frequenzmodulation
Viele Synthesizer, die FM als Synthese-Feature anführen, liefern exponentielle FM, die eher für „dreckige“ und metallische Anteile sorgen und selten stabil über die Tastatur spielbar sind. Gut zu steuern ist lineare FM. Die findet man u.a. bei den Thru-Zero-Angeboten und in FM-Synthesizern mit mehreren Operatoren, da sie gezielt steuerbar ist.
Zudem ist die Mehrheit der FM-Synthesizer analoger Art nicht in der Lage eine weite Oktavspanne mit gleichbleibendem Klang tonal korrekt zu liefern. Danach muss man also speziell fragen oder es ausprobieren:
Deshalb ist genau die Spielbarkeit über mehr als 2 Oktaven ein rares Synthese-Feature, wie etwa im Oberheim Xpander oder Matrix 12 und genau deshalb ist der Magnolia interessant. Teure und sehr FM-taugliche Synthesizer, wie der reich bestückte Alesis Andromeda, kann nicht einmal wenige Töne mit FM tonal spielbar bereitstellen. Der schafft das leider nicht einmal über eine Oktave, obwohl er ein sehr leistungsfähiger Synthesizer war.
FM Ziele sind ein weiteres Thema. Der Andromeda konnte viel, Moog hat wirklich alles in einen speziellen Modulationsoszillator gepackt, andere erreichen nur den zweiten Oszillator, weitere auch Filter. Im Fall Andromeda und Moog sogar beide. Die Leistung der einzelnen Angebote ist extrem verschieden! Auch die LFO-Tempi und festen Modulationen! Achte darauf! Beim Andromeda sind einige davon im Menü, aber vielfältig, inkl Noise.

FM mit allen Wellenformen und Cross-Modulation?
FM oder Cross-Modulation wird bei vielen analogen Synthesizern aus dem Dreieck des modulierenden Oszillators gebildet. Ideal wäre der Sinus, umschaltbar zu verschiedenen Wellenformen. Das lässt sich leicht testen, denn stellt man eine FM her, so muss bei Wellenformwechsel des Modulationsoszillators der Klang variieren. Das ist etwas, was der genannte Oberheim nicht liefert. Er nutzt eine Dreieckwelle als FM–Master. Dabei kann man gleich prüfen, ob der Klang chromatisch spielbar ist. Wenn nicht, handelt es sich meist um exponentielle FM, wie zu 99% in analogen Synthesizern.
Einige Hersteller verwenden den Begriff Cross-Modulation, der selten wirklich eine Kreuzmodulation ist. Es ist gut möglich, dass es sogar einen Tonhöhendrift gibt.
Ringmodulation
Für einige günstige Synthesizer gibt es Ringmodulation nur zwischen den Rechteckwellenformen. Diese sehr günstige Methode nutzt eine digitale Standardschaltung, die extrem günstig ist, das sogenannte Exklusiv-Oder (XOR). Das verknüpft zwei Signale ohne oder mit Pegel (0 oder 1) und ergibt jeweils 1, wenn an mindestens einem der Eingänge eine 1 anliegt. Wer keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Wellenformen hört, ist an einen Synthesizer dieser Art geraten.
Diese Notlösung ist besser als nichts, dennoch ergibt gerade Ringmodulation gegenüber der FM sehr reizvolle puristische Mischungen, die mit unterschiedlichen Nicht-Rechteckwellenformen deutlich spannender sind. Ringmodulation ergibt im Gemisch stets die Summe und Differenz der beiden Eingangsfrequenzen inklusive der Obertöne dazu bei nicht–Sinuswellenformen.

Sync (zwischen Oszillatoren)
Einige Synthesizer liefern Sync innerhalb eines Oszillators. Darunter waren schon sehr früh die Novation Synthesizer, die von Chris Huggett enwickelt wurden. Auch hier sprechen wir faktisch ausschließlich über digitale Synthesizer. Der Vorteil ist, dass man keinen zweiten Oszillator benötigt, dafür hat der Sync-Effekt nicht seinen Ursprung in einer Zusammenarbeit zweier Oszillatoren. Bei einer Electribe ist das „ok“, bei einem Synthesizer kann das eine Einschränkung sein:
Zu erkennen ist das dadurch, dass die Wellenformen und deren Form keinerlei Rolle spielen. Böse gesagt, handelt es sich damit um Fake-Sync, der meist an einen Sync auf Sägezahnbasis erinnert. So etwas klänge mit Sinus oder Wavetables deutlich anders, falls der Sync „echt“ ist. Mit einer solchen 1-Oszillator-Sync-Funktion kann man zwar den schneidenden „Effekt“ genießen, jedoch nicht tiefere Klangforschung mit dem echten Effekt des Rücksetzens beider Wellenform zweier Oszillatoren arbeiten.

Einige fortgeschrittene Synthesizer bieten Softsync an, der sehr unterschiedlich wirken kann und klingt. Auch analog. Hier hilft nur anhören und nach Soft-Sync-Schalter suchen! Eher ältere haben diese Option, sie erfährt aber eine kleine Renaissance. Sie macht lebendige Bässe möglich.


Operationen zwischen Oszillator-Slots als Synthese-Feature
Böse wird es, wenn Synthesizer zwischen ihren Oszillatoren–Slots gar keine Synthese aufbauen können. Das betrifft sogar ausgesprochene Synthese-Superlabore wie den Waldorf Iridium. Er erlaubt weder FM, noch Sync noch Ringmodulation zwischen den drei Hauptoszillatoren, die sehr verschiedene Synthesemodelle enthalten können.

Im Gegenzug gibt es die oben beschriebene Sync-Option als Modell eines Oszillator-Slots. Für die FM bietet das Waldorf-Instrument eine vollständig und modular definierbare Mischung aus FM und anderen Modulationen von bis zu sechs Oszillatoren untereinander innerhalb eines Oszillators an. Aber zwischen zwei dieser identischen FM-Kernel-Engines gibt es keine weitere FM oder Sync.
Waldorf nennt das „Kernel“ und erinnert an den opsix oder einen stark erweiterten 6-Operatoren-FM-Synthesizer, den der Iridium in jedem seiner drei Oszillatoren beherbergen kann. Das sind lineare-FM-Angebote.

Andere Synthesizer dieser Art ist die Freak-Serie von Arturia und der King Korg Neo sowie sein Vorgänger, die Electribe-Serien oder auch der Nord Lead A1.
Fazit
Diese Synthesizer haben komplexe Synthese-Features, die über 3 Parameter erreichbar sind. Aber es gibt zumeist nur eine Syntheseform pro Oszillator, die sich nicht mischen lässt. Dazu werden zwischen den Oszillatoren wenig weitere Features angeboten. Schau genau hin, besonders bei neuartigen Syntheseangeboten. Oft oder manchmal gibt es für diesen Nachteil eine Art Vorteil. Im Falle des kleinen Nord Leads allerdings leider nicht. Bei den anderen ist es die Vielfalt der Syntheseformen.
Achte bei jede der Funktionen auf ihre besonderen Eigenschaften. Dadurch verschieben sich oft die Vorteile deutlich.

Beispielbild: Der Roland Jupiter 6 konnte Sync in zwei Richtungen und mehrere Wellenformen für die FM (Cross-Modulation) nutzen, dennoch ist dessen „FM“ exponentiell steuerbar aber nur in geringen Mengen oktavrein. FM mit Noise und Sinus gemischt, können sehr reizvoll sein. Mehr regelbar ist das bei neuen Synthesizern oder als eigene Noise-Einheit als Mischbatterie vorhanden. Die meisten Hersteller kümmern sich allerdings gar nicht darum.
Wer es möchte, sollte sich alle Menüs und Funktionen sehr genau anhören und anschauen, ein paar Videos ansehen und Infos lesen. Hier können sich viele Überraschungen ergeben, nicht immer positiv. Eine Nachfrage in Foren ist ebenfalls ratsam, um die korrekte Funktionalität zu erfassen.