von peter | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Native Instruments Stems

Native Instruments Stems  ·  Quelle: Native Instruments

Native Instruments Traktor Stem Deck

Native Instruments Traktor Stem Deck  ·  Quelle: Native Instruments

ANZEIGE

Native Instruments führen in Kürze ein Open Source Multitrack-Audioformat namens Stems ein. Eine Stem basiert auf dem MP4-Container, fasst vier Einzelspuren innerhalb einer Datei zusammen und ermöglicht DJs und Live-Performern auf diese Weise, mit den verschiedenen Elementen dieses Tracks zu arbeiten. Je nach Produktion also zum Beispiel mit Drums und Percussions, Bass, Synthie, Gitarre sowie Gesang oder was das entsprechende File so hergibt.

ANZEIGE

Allerdings benötigt, wer mit diesen Dateien in irgendeiner Form kreativ performen, remixen oder einfach nur spielen will, eine Software und Hardware, die das Format unterstützt. Um es auf den Punkt zu bringen, also Stem-Decks und Controller, wobei Native Instruments hauseigene DJ-Software Traktor in diesem Sommer verständlicherweise das erste Programm sein wird, das diese Dateien unterstützt. Aber NI sperren die Tür hinter sich nicht zu, ganz im Gegenteil. Denn obwohl Native Instruments ja eher als „geschlossener Kosmos“ mit den drei Galaxien Traktor, Maschine und Komplete gelten, handelt sich bei den Stems um ein Open-Source-Format, das es jedermann ermöglichen soll, diese „Stämme“ zu erstellen und zu publizieren, ohne dass Native Instruments den Daumen drauf halten. Sie bringen das Stem Creator Tool sogar kostenlos unter die Leute und zwar laut eigenen Angaben bereits im Juni. Entwickler bekämen laut Pressemeldung „vollen Zugriff auf Formatspezifikationen und Codebeispiele, um Stem-Unterstützung in ihre künftigen Musik-Performance und Produktionswerkzeuge zu integrieren.“ Nachtigall, ick hör dir trapsen – vielleicht auch bis nach Neuseeland ins Serato Hauptquartier?

Dann fehlt eigentlich nur noch ein Controller, der in der Lage ist, die gewünschten Tweaks und Manipulationen an die Software zu übermitteln, wie der soeben angekündigte Traktor Kontrol D2 und natürlich auch der S8, der in den Decksektionen bereits über Fader und Knobs verfügt, mit denen sich die einzelnen Stem-Spuren DAW-mäßig einblenden lassen. Eine Revolution für den DJ? Wohl nicht für jeden, denn ehrlich gesagt dürfte die Relevanz im Arbeitsalltag eines Dienstleisters, Wedding und Working-DJs ziemlich gering sein.

ANZEIGE

Anders ist die Sachlage, wenn auf Seiten des DJs Interesse an der subtilen, mitunter auch brachialen on-the-fly Track-Reconstruction besteht. Einfach die eingängige Hook aus dem ersten Track mit dem bekannten Drum Groove des zweiten Titels unterlegen sowie das Acapella aus dem dritten Stem-Deck drübergewuchtet und obendrein noch mal mit der Traktor-Effektkiste bearbeitet – fertig ist der Mashup. Doch naturgemäß liegt hier auch ein Problem, denn DJs wissen natürlich, dass „was zusammen läuft, nicht zwangsläufig zusammen passt“. Ein gewisses harmonisches Grundverständnis kann also nicht schaden. Nicht auszuschließen ist aber für mich, dass Native Instruments hier selbst für den perfekten Rundlauf sorgen und ein kleines Key-Tool integrieren, das uns die Arbeit abnimmt und uns sagt, was harmoniert und was nicht.

Und zugegebenermaßen lässt sich ein Titel mit nur vier verfügbaren Spuren nicht komplett auseinander dividieren und so müssen wir davon ausgehen, dass die meisten Spuren wohl auch einen Mix repräsentieren. Aber immerhin liegen diese linear vor und das birgt tatsächlich das Potenzial, die Tür zum Mainstream aufzustoßen und zusätzlich auch diejenigen DJs zu erreichen, die eben keine granulierten Ministeck-Soundlayer durch verfrickelte Loop-Verschachtelungen aufbauen wollen, sondern eventuell einfach Voice über Beat über Lead legen wollen. Und Native Instruments und Traktor machen’s möglich. Hut ab.

Ihr seht, ich bin von der grundsätzlichen Idee durchaus angetan. Doch alles steht und fällt auch damit, wie die Labels mitziehen. Und damit meine ich nicht nur die aktuellen Techno-, Trance- und EDM-Produktionen, die man in den Beatport Top 50 findet. Vielmehr würde ich mir wünschen, dass Disco, Funk, Soul und R&B-Labels, ja Rock- und Popkataloge mit an Bord geholt werden und ich zukünftig Vocals und Sounds selbst aus älteren Club-Tracks zur Verfügung gestellt bekäme. Traxsource und Juno, die beispielsweise Unterstützung angekündigt haben, lassen hoffen. Die Stem Produktion ist wohl bereits angeschoben und die Website mit den erforderlichen technischen Daten, Quellcodes, Tutorials und Downloads ist auf kommenden Juni datiert. Ich bin gespannt.

ANZEIGE

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert