Die richtige Pickup-Höhe einstellen – So klingt’s endlich richtig gut!
Ja wirklich, es macht einen Unterschied!
Hand aufs Herz: Wann habt ihr zuletzt die Pickup-Höhe eurer Gitarre überprüft? Noch nie? Willkommen im Club. Ich selbst habe jahrelang gedacht, meine Gitarre klingt halt so. Ein bisschen Dumpf, irgendwie matschig in den Bässen und die Höhen schon fast garstig. Schuld war – na klar – immer der Amp, die Saiten, das Wetter oder, vielleicht, ich persönlich. Bis ich aus purer Langeweile an der Pickup-Schraube drehte. Und plötzlich war da ein Ton, der atmete. Sustain. Klarheit. Punch. Alles da.
Was viele Gitarristen nicht wissen: Die Pickup-Höhe entscheidet entscheidend darüber, wie die eigene Gitarre klingt. Und das Beste daran? Die Einstellung kostet keinen Cent – nur ein bisschen Geduld, Gehör und, falls nicht bereits vorhanden, einen Schraubendreher. In diesem Artikel erkläre ich, warum die Pickup-Höhe so entscheidend ist, wie sie richtig gemessen und eingestellt wird – und worauf man achten sollte, damit der Sound nicht absäuft oder nervt.
Pickuphöhe Einstellen – Inhalt
Was macht die Pickup-Höhe überhaupt?
Ein Tonabnehmer (Pickup) ist im Prinzip nichts anderes als ein Magnet mit Draht drumherum. Sobald eine Saite angeschlagen wird, schwingt sie durch das Magnetfeld – und genau diese Bewegung wird in ein elektrisches Signal umgewandelt. Je näher die Saite am Magneten ist, desto stärker ist das Signal. So weit, so simpel.
Aber: Mehr ist nicht immer besser. Wenn der Pickup zu nah an der Saite sitzt, die Pickup-Höhe also zu niedrig ist, wird das Magnetfeld so stark, dass es die Saite in ihrer Schwingung behindert. Ergebnis: weniger Sustain, unsaubere Obertöne und im schlimmsten Fall sogar leichte Oktav-Schwebungen, die den Ton „instabil“ wirken lassen.
Auf der anderen Seite kann ein zu weit abgesenkter Pickup (Pickup-Höhe zu niedrig) zwar ein sehr dynamisches Spiel ermöglichen, aber der Output leidet, und der Sound wirkt möglicherweise zu dünn. Es geht also – wie so oft – um die richtige Balance.
Unterschiede je nach Pickup-Typ:
- Singlecoils sind empfindlicher gegenüber der Höhe, weil sie weniger Output haben und oft auch brummanfälliger sind. Siehe auch Noiseless-Pickups
- Humbucker liefern generell mehr Pegel und sind in der Regel etwas unproblematischer, was extreme Höhen angeht.
- P90s und andere Exoten liegen irgendwo dazwischen – mehr dazu später.
Die Werkseinstellung ist nur ein Vorschlag
Viele Gitarren kommen mit einer standardisierten Werkseinstellung für die Pickup-Höhe. Klingt vertrauenerweckend, ist aber oft eher ein Kompromiss – zwischen sicherer Funktion, möglichst universellem Sound und schnellen Produktionsprozessen.
Fender zum Beispiel gibt recht konkrete Werte vor (z. B. 2 mm auf der Bassseite und 1,6 mm auf der Treble-Seite), Gibson hält sich da oft bedeckter. PRS wiederum liefert gerne Pickups mit recht hoher Grundeinstellung aus, was im Bandkontext manchmal zu viel des Guten ist.
Meine persönliche Erfahrung? Meine erste Strat hatte eine derart aggressive Mittensäge am Steg, dass ich dachte, das gehört so. Erst ein paar Runden Setup später – und nach Absenken des Pickups – habe ich gemerkt: Die Gitarre kann auch elegant. Und eine schlecht eingestellte Les Paul klingt mitunter wie ein nasser Schwamm – bis die Humbucker näher an die Saiten gebracht werden. Plötzlich ist da Leben!
Merke: Die Werkseinstellung ist ein Anfang. Nicht mehr, nicht weniger.
Wie du die Höhe richtig misst – und was du brauchst
Zum Glück brauchst du keine High-Tech-Ausrüstung, um die Pickup-Höhe korrekt einzustellen. Diese einfachen Hilfsmittel genügen:
- Ein kleines Lineal mit Millimeter-Skala oder besser noch:
- Eine Fühlerlehre (gibt’s für ein paar Euro online)
- Einen passenden Schraubenzieher (je nach Schraubentyp deiner Pickups)
- Ein gutes Gehör – oder besser: aufnehmen und vergleichen!
So misst du richtig:
- Drücke die Saite am letzten spielbaren Bund herunter. Nur so bekommst du den realen Abstand zwischen Saite und Pickup unter Spielbedingungen.
- Miss von der Unterseite der Saite bis zur Oberseite des Polepieces. Also nur den leeren Raum.
- Beachte beide Seiten separat: Bassseite (tiefe E-Saite) und Treble-Seite (hohe e-Saite) können – und sollten – unterschiedlich eingestellt sein.
- Arbeite in kleinen Schritten. Eine Viertelumdrehung kann schon hörbare Auswirkungen haben!
Wer den Ton direkt beurteilen will, nimmt am besten einen sauberen Clean-Sound, idealerweise über Kopfhörer. So hört man besser, ob der Ton „atmet“ oder „klirrt“. Wer es besonders genau nimmt, kann ein Audiofile vor und nach der Einstellung aufnehmen – das zeigt dann ganz objektiv, was sich wirklich verändert hat. Subjektives Gehör und so…
Die magischen Richtwerte – und warum sie nur ein Ausgangspunkt sind

Natürlich gibt es Richtwerte, die als Orientierung dienen können. Sie sind nicht in Stein gemeißelt, aber ein guter Startpunkt für alle, die komplett neu ins Thema einsteigen:
Pickup-Typ | Bassseite (tiefe E) | Trebleseite (hohe e) |
---|---|---|
Fender Singlecoil | ca. 2,0 mm | ca. 1,6 mm |
Humbucker | ca. 2,4 mm | ca. 2,0 mm |
P90 | ca. 2,0–2,5 mm | ca. 1,8–2,2 mm |
Aktive Pickups (z. B. EMG) | ca. 3,0 mm | ca. 2,5 mm |
Diese Werte gelten bei gedrücktem letzten Bund, wie im vorherigen Abschnitt beschrieben.
Aber Achtung: Diese Zahlen sind kein Gesetz. Sie sind ein Ausgangspunkt für dein persönliches Finetuning. Je nach Gitarrenmodell, Saitenstärke, Spielweise und Musikstil kann es sinnvoll sein, deutlich davon abzuweichen. Wer zum Beispiel aggressiv mit viel Anschlag spielt, wird vielleicht einen etwas größeren Abstand bevorzugen – für mehr Headroom und weniger matschige Transienten.
Kurz gesagt: Try & Listen schlägt Copy & Paste jedes Mal.
So testest du deinen Sound richtig
Die Pickup-Höhe einzustellen ist gut – aber wie merkt man überhaupt, ob’s besser geworden ist? Hier sind ein paar typische Anzeichen und Tipps zur Beurteilung:
Zu nah am Pickup:
- Ton wird quäkig oder spitz
- Saiten beginnen leicht zu „schweben“ (Intonation leidet)
- Sustain geht verloren
- Überbetonte Bässe oder unangenehme Mitten
Zu weit weg vom Pickup:
- Ton wirkt dünn, kraftlos
- Wenig Output, der Amp muss stärker aufgedreht werden
- Kein Biss, besonders bei Leadsounds
Der Goldstandard:
- Klarer, ausgewogener Ton
- Gute Dynamik: leisere und lautere Anschläge werden sauber umgesetzt
- Harmonisches Verhältnis von Bass, Mitten und Höhen
- Kein störendes Brummen oder Matschen
Pro-Tipp:
Aufnahmen mittels DAW sind der einzig wahre Weg. Spiele die gleichen Akkorde und Riffs vor und nach der Änderung. Achte auf Nuancen. Unser Gehör ist oft tagesformabhängig und extrem subjektiv – Aufnahmen helfen beim objektiven Vergleich.
Sonderfälle und Problemzonen

Natürlich wäre es zu einfach, wenn alle Gitarren gleich wären. Und auch irgendwie langweilig, oder? Hier ein paar Spezialfälle, auf die man achten sollte:
Gekippte Pickups
Wenn der Pickup schräg in der Fassung hängt, kann das massive Auswirkungen auf den Sound haben – nicht nur auf die Lautstärke einzelner Saiten, sondern auch auf die Klangbalance insgesamt. Prüfe die Mechanik des Tonabnehmers, manchmal hilft eine kleine Unterlage (z. B. Schaumstoff) unter dem Pickup.
Keine sichtbaren Polepieces
Einige Pickups haben eine komplett geschlossene Abdeckung. Trotzdem lässt sich die Höhe einstellen – aber eben mehr „nach Gefühl“. Hier helfen besonders gut Hörtests und Aufnahmen.
P90s mit Vintage- oder Soapbar-Mount
Diese Pickups sind mechanisch anders verbaut – teilweise muss man hier mit Distanzstücken arbeiten, da es keine typische Höhenverstellung per Schraube gibt. Auch hier gilt: lieber vorsichtig rantasten.
Aktive Pickups
Ja, auch aktive Pickups profitieren von korrekter Höheneinstellung – auch wenn sie weniger anfällig für magnetische Störungen sind. Viele EMGs oder Fishman-Modelle klingen besser, wenn sie nicht ganz nah an der Saite sitzen.
Flatwound-Saiten, Drop-Tunings etc.
Ungewöhnliche Saitensätze oder Tunings können das Magnetverhalten verändern und eine andere Pickup-Höhe erfordern. Wer z. B. in Drop-C spielt oder 012er Flatwounds nutzt, sollte eventuell ein bisschen mehr Abstand lassen – für klarere Ansprache und sauberen Attack.
Lieber aufhören zu schrauben!
Es ist verlockend, stundenlang an jeder Schraube zu drehen – aber irgendwann ist Schluss. Zu viele kleine Veränderungen führen schnell zu Verwirrung, und ehe du dich versiehst, klingt die Gitarre schlechter als zuvor.
Ein paar Faustregeln:
- Maximal ¼ Umdrehung pro Testphase
- Immer eine Seite (Bass oder Treble) nach der anderen
- Lieber eine Nacht drüber schlafen und am nächsten Tag neu bewerten
- Wenn’s gut klingt: Tausche Schraubendreher gegen Plektrum.
Die Pickup-Höhe einstellen ist ein bisschen wie Kochen: Wenn’s schmeckt, braucht man auch nicht mehr nachzuwürzen. Sogar dann nicht, wenn man das geile Kräutersalz unbedingt mal probieren will.
Fazit: Eine Gitarre kann mehr, wenn man sie richtig einstellt

Die Pickup-Höhe ist einer dieser kleinen, unterschätzten Faktoren, der den Sound massiv verbessern kann – und das ganz ohne neues Pedal, teuren Amp oder Boutique-Kabel.
Wer sich einmal mit einem Lineal, einem Schraubenzieher und offenen Ohren an die Sache wagt, wird oft erstaunt sein, wie viel Potenzial in der eigenen Gitarre steckt. Ob mehr Sustain, mehr Klarheit oder einfach ein besserer Mix im Bandgefüge – die richtige Pickup-Höhe bringt’s.
Also: Trau dich. Schraub. Hör hin. Und wenn du’s einmal draufhast, willst du nie wieder ohne.
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