von Lasse Eilers | Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten
Native Instruments Kontrol S MK3 Test

Native Instruments Kontrol S MK3: Angecheckt!  ·  Quelle: Native Instruments

ANZEIGE

Mit dem Native Instruments Kontrol S MK3 erschien im Herbst 2023 die neueste Version des Controller-Flaggschiffs, das für die Steuerung von NI Komplete und anderen NKS-kompatiblen Plugins optimiert ist. Im Angecheckt hatten wir die Gelegenheit, den neuen Keyboard-Controller einem Test zu unterziehen. Welche Möglichkeiten das neue NI Kontrol S MK3-Serie bietet, erfahrt ihr hier.

ANZEIGE

Native Instruments Kontrol S MK3: Das Wichtigste in Kürze

  • USB-C-Keyboard-Controller mit 49 oder 61 leicht gewichteten Tasten oder 88 Tasten mit Hammermechanik
  • polyphoner Aftertouch bei allen Tastaturvarianten
  • intuitive Steuerung von NKS-kompatiblen Plugins über das Display und die Bedienelemente des Keyboards ohne manuelle Zuweisung von Parametern
  • Steuerung der Transportfunktionen und des Mixers kompatibler DAWs
  • hochwertige Hardware mit Unibody-Gehäuse, großem Display und berührungsempfindlichen Rädern und Drehencodern aus Metall
  • Lightguide mit mehrfarbigen LEDs an allen Tasten
  • umfangreiches Software-Paket inklusive

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Native Instruments Kontrol S MK3 im Test: Die Hardware

Die neueste Generation des Native Instruments Kontrol S zeigt sich im Vergleich zum Vorgänger rundum erneuert. Bei der Präsentation der neuen Serie hatte der Hersteller den hohen Qualitätsanspruch der Hardware betont. Und der erste Eindruck nach dem Auspacken scheint dies zu bestätigen. Das neue Unibody-Gehäuse besteht zwar aus Kunststoff, fühlt sich aber trotzdem sehr hochwertig an und sieht überdies elegant aus. Die Drucktaster haben einen angenehmen Widerstand. Alles, woran man drehen kann, besteht aus Metall: Nicht nur die beiden Räder für Pitchbend und Modulation sind aus Aluminium gefertigt, sondern auch die acht Endlosencoder unter dem Display und der große, gerasterte Daten-Encoder.

Letzterer dient übrigens nicht nur zum Einstellen von Werten, sondern kann dank der 4D-Funktion auch als Joystick genutzt werden. Man kann ihn nicht nur drehen und drücken, sondern auch in alle vier Richtungen auslenken. Dies bietet sich zum Beispiel an, um durch die Tracks oder Mixer-Kanäle einer DAW zu navigieren – ähnlich wie mit den typischen Cursor-Tasten.

Die acht Encoder unter dem Display bieten keine Druckfunktion, sind aber berührungsempfindlich. Sobald man sie berührt, werden auf dem Display zusätzliche Informationen angezeigt, wie beispielsweise der gerade eingestellte Wert eines Controllers oder eine Auswahlliste. Das finde ich ausgesprochen praktisch.

Native Instruments Kontrol S MK3
Die Encoder bestehen aus Metall und sind berührungsempfindlich

Großzügiges Farbdisplay

ANZEIGE

Während die Vorgängermodelle noch über zwei nebeneinander angeordnete Displays verfügten, thront mittig auf dem Bedienfeld des Kontrol S MK3 ein fast schon verschwenderisch großer Farbbildschirm. Das Super-Breitbild-Format bietet ausreichend Platz zum Navigieren durch umfangreiche Preset-Bibliotheken bzw. zur Bearbeitung von bis zu acht Plugin-Parametern oder Mixer-Kanälen gleichzeitig. Gelegentlich habe ich mich dabei ertappt, wie ich instinktiv auf den Bildschirm tippte, nur um mich dann daran zu erinnern, dass es sich nicht um einen Touchscreen handelt. 

Die Bedienung über die acht Drucktaster darüber und die acht Encoder darunter ist dennoch intuitiv gelöst. Da das Display groß genug ist, um die Klarnamen fast aller Parameter anzuzeigen, weiß man immer, woran man gerade dreht. Mit zwei kleinen Buttons links des Displays kann man durch verschiedene Displayseiten blättern, wo dies erforderlich ist. Eigentlich bin ich dankbar dafür, dass Native Instruments auf einen Touchscreen verzichtet hat – ich möchte mir nicht ausmalen, welches Chaos entstanden wäre, hätte man versucht, die Benutzeroberflächen diverser Plugins von Drittanbietern darauf umzusetzen.

Native Instruments Kontrol S MK3 Serie
Native Instruments Kontrol S MK3 Serie

Installation und Konfiguration des Kontrol S MK3

Das Kontrol S MK3 wird über USB-C mit dem Computer verbunden; ein entsprechendes Kabel liegt bei. Wenn keine USB-C-Schnittstelle zur Verfügung steht, lässt sich das Keyboard über ein Adapterkabel (nicht im Lieferumfang) auch an einem USB-A-Anschluss betreiben; in diesem Fall ist jedoch eine zusätzliche Stromversorgung über ein externes USB-C-Netzteil erforderlich. Dafür gibt es einen zweiten USB-C-Anschluss am Keyboard.

Nach dem ersten Einschalten zeigt das Kontrol S auf dem Display eine Seriennummer zur Registrierung in der Software Native Access an. Das funktioniert genau wie bei den Plugins und Sound-Librarys von Native Instruments. Nach der Registrierung der Hardware kann man die mitgelieferte Software über Native Access herunterladen und installieren. Ggf. wird man auch dazu aufgefordert, ein Firmware-Update des Keyboards durchzuführen, was bei mir problemlos funktionierte.

Das Kontrol S MK3 verfügt über integrierte Templates zur Steuerung der DAWs Ableton LiveApple Logic Pro sowie Steinberg Cubase und Nuendo. Die Integration in Logic Pro klappte im Test problemlos. Beim ersten Start der DAW nach dem Anschließen des Keyboards erscheint automatisch ein Dialogfeld, um das Kontrol S als Bedienoberfläche hinzuzufügen. Mit einem Klick war das erledigt, woraufhin die Steuerung der Transportfunktionen und des Mixers ohne weitere Konfiguration sofort funktionierte. Auf dem großen Display des Keyboards ist sogar Platz für eine großzügige Pegelanzeige:

DAW-Steuerung
Der Mixer der DAW lässt sich komfortabel steuern

Steuerung von NKS-kompatiblen Plugins mit dem Kontrol S MK3

Gute Keyboard-Controller zur DAW-Steuerung gibt es viele – warum sollte man also zum Kontrol S MK3 greifen? Das wichtigste Argument ist sicherlich die besonders tiefe und intuitive Steuerung von NKS-kompatiblen Plugins und das werden immer mehr. Neben dem hauseigenen Komplete-Paket unterstützen viele namhafte Hersteller wie Arturia, Eastwest, Softube, Eventide, Korg, u-he und Waves den Standard, die komplette Liste findet ihr hier

Die Steuerung erfolgt über die dazugehörige Software Komplete Kontrol, die standalone oder als Plugin in der DAW läuft und sozusagen als „Hülle“ fungiert, innerhalb derer die eigentlichen Plugins laufen. Beim ersten Start von Komplete Kontrol werden alle auf dem Computer installierten Plugins gescannt und die entsprechenden Preset-Bibliotheken und Controller-Zuweisungen angelegt. Auch wenn man beabsichtigt, Komplete Kontrol später ausschließlich in der DAW zu nutzen, sollte dies einmalig in der Standalone-Version durchgeführt werden. 

Damit der Vorgang möglichst reibungslos vonstatten geht, empfiehlt es sich außerdem unbedingt, ‌die Plugin-Sammlung vorher auf den neuesten Stand zu bringen, eventuell anstehende Updates durchzuführen und nicht benötigte Plugins zu entfernen. Bei meiner notorisch unaufgeräumten Sammlung voller Test- und Beta-Versionen waren mehrere Scan-Vorgänge nötig, bis alles problemlos lief – mit etwas mehr Ordnung sollte das aber kein größeres Problem darstellen.

Der erste Scan ist dann aber auch die einzige Hürde, die es zu überwinden gilt. Sind die NKS-kompatiblen Plugins einmal erkannt, könnte es einfacher nicht sein. Ein Druck auf die Browser-Taste am Keyboard genügt, und die Presets des Plugins lassen sich komfortabel auf dem großzügigen Display durchstöbern. Dabei kann man nach Kategorien und Klangattributen filtern, um schnell den passenden Sound zu finden. Häufig genutzte Sounds lassen sich als Favoriten speichern – alles direkt am Keyboard, ohne jemals auf den Monitor schauen oder die Maus anfassen zu müssen.

NI Kontrol S
Die Presets von NKS-kompatiblen Instrumenten lassen sich bequem am Keyboard durchsuchen

NKS 2: Edit- und Performance-Ansicht und mehr

Wenn man sich für einen Sound entschieden hat, genügt ein Druck auf den großen Daten-Encoder, um das betreffende Plugin mitsamt Preset zu laden. Das Kontrol S MK3 wechselt daraufhin in die Plugin-Ansicht, in der die Parameter des Software-Instruments mit Namen im Display angezeigt werden und über die Drehencoder steuerbar sind. Die Plugins des Komplete-Pakets und einiger Drittanbieter (z. B. u-he) sind im Display hübsch bebildert; bei einigen anderen Anbietern (z. B. Arturia) sieht die Grafik hingegen noch eher nüchtern aus.

Insgesamt ist das schon toll. Man muss nichts zuweisen, alle steuerbaren Parameter werden sofort direkt auf dem Display des Keyboards angezeigt. Das nervige Rätselraten, welcher Regler welchem Parameter zugewiesen ist und auf welchem Wert er gerade steht, gibt es beim Kontrol S MK3 nicht.

u-he Diva
u-he Diva in der neuen Edit-Ansicht

Eine Neuerung des neuen NKS-2-Standards, den Native Instruments gleichzeitig mit dem Kontrol S MK3 vorgestellt hat, ist die Unterscheidung zwischen einer Performance- und einer Edit-Ansicht. Standardmäßig wird die Performance-Ansicht geladen, die Zugriff auf die wichtigsten Parameter bietet. Steht NKS 2 zur Verfügung (derzeit z. B. bei ausgewählten Instrumenten von NI, Arturia und u-he), kann man über einen Button in die Edit-Ansicht wechseln, in der man detaillierten Zugriff auf alle Parameter des Plugins bekommt. Mittels der Buttons oberhalb des Displays wechselt man zwischen verschiedenen Seiten, je nach Plugin z. B. für Oszillatoren, Filter, Modulation und dergleichen. So wird das Controller-Keyboard noch mehr zur Workstation – zur Maus muss man fast gar nicht mehr greifen.

Die zweite wichtige Neuheit bei NKS 2 ist, dass Parameter im Display jetzt nicht mehr stur als Drehregler dargestellt werden. Schalter erscheinen nun als Schalter, die exakt zwei Zustände kennen: an und aus. Auch Auswahllisten (z. B. für Filtertypen oder Modulationsquellen) werden korrekt angezeigt. Das ist deutlich übersichtlicher als bei der vorherigen Generation.

NI Kontrol S MK3: Tastatur und polyphoner Aftertouch

Eine der wichtigsten Neuerungen des Kontrol S MK3 im Vergleich zum Vorgänger betrifft die Tastatur. Alle drei Modelle sind nun mit Klaviaturen von Fatar mit polyphonem Aftertouch ausgestattet. Beim 49er und 61er sind die Tasten leicht gewichtet, beim 88er wird hingegen eine gewichtete Hammermechanik verbaut.

Die Tastatur des Testgeräts mit 49 Tasten gefällt mir gut. Die leicht gewichtete Synthesizer-Tastatur von Fatar lässt sich präzise kontrollieren und eignet sich bestens für fast alles, was man während einer DAW-Produktion so einspielen muss. Wer ein klavierähnlicheres Feeling möchte, sollte zur 88er-Variante greifen. Ich persönlich bevorzuge bei einem Controller-Keyboard für allgemeine Aufgaben allerdings die leichtgängigeren, universeller einsetzbaren Tasten.

Kontrol S88 MK3 Test
Das Kontrol S88 MK3 verfügt als einziges Modell über eine Hammermechanik

Mit dem polyphonen Aftertouch trägt Native Instruments dem wachsenden Interesse an dieser Ausdrucksmöglichkeit Rechnung, die lange Zeit in der MIDI-Spezifikation schlummerte und kaum genutzt wurde. In den letzten Jahren sind jedoch etliche Hardware- und Software-Synthesizer erschienen, die mit polyphonen Aftertouch-Daten umgehen können, und diese lassen sich mit dem Kontrol S MK3 nun standesgemäß steuern. 

Der Aftertouch lässt sich erfreulich präzise kontrollieren, spricht jedoch schon bei recht leichtem Druck auf die Taste an. Das hat zur Folge, dass schon bei einer normalen Spielweise möglicherweise Aftertouch-Daten gesendet werden, die gar nicht benötigt werden, was unnötigen Datenverkehr auf der MIDI-Leitung bedeutet. Um dies zu verhindern, kann man den Aftertouch am Keyboard auf Wunsch komplett abschalten.

Vom Vorgänger stammt der geniale Lightguide, der aus mehrfarbigen LEDs oberhalb jeder Taste besteht. In Verbindung mit NKS-kompatiblen Instrumenten zeigt er beispielsweise Informationen über Keyswitches an, was ich ausgesprochen hilfreich finde. So sieht man sofort, welche Tasten zum Spielen da sind und welche mit Sonderfunktionen belegt sind.

Fazit zum Native Instruments Kontrol S MK3

Das Native Instruments Kontrol S MK3 bleibt auch in der dritten Generation eines der hochwertigsten und am umfangreichsten ausgestatteten Controller-Keyboards zur Steuerung von DAWs und Software-Instrumenten. Naturgemäß kann es seine Stärken insbesondere in Verbindung mit dem hauseigenen Komplete-Paket und anderen NKS-kompatiblen Plugins ausspielen, eignet sich aber auch für allgemeine Steuerungsaufgaben. Die Hardware macht einen überaus soliden Eindruck. Das üppige Display ermöglicht in Verbindung mit den berührungsempfindlichen Encodern und dem 4D-Encoder mit Joystick-Funktion ein bequemes Navigieren durch Preset-Bibliotheken und eine intuitive Steuerung kompatibler Plugins. Darüber hinaus sind die Tastaturen aller drei Varianten nun mit polyphonem Aftertouch ausgestattet, was neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet. Wer viel mit Software-Instrumenten arbeitet, bekommt mit dem Native Instruments Kontrol S MK3 einen Controller, der sich mitunter wie eine direkte Hardware-Erweiterung der Software anfühlt und den Griff zur Maus in den meisten Fällen überflüssig macht.

Preise und Daten zum Native Instruments Kontrol S MK3

Das Native Instruments Kontrol S MK3 ist in drei Varianten erhältlich. Die Versionen mit 49 und 61 Tasten verfügen über leicht gewichtete Tastaturen, während das Modell mit 88 Tasten mit einer gewichteten Hammermechanik ausgestattet ist. Alle drei Keyboard-Controller bekommt ihr bei Thomann*.

Affiliate Links
Native Instruments Kontrol S49 MK3
Native Instruments Kontrol S49 MK3
Kundenbewertung:
(3)
Native Instruments Kontrol S61 MK3
Native Instruments Kontrol S61 MK3
Kundenbewertung:
(2)
Native Instruments Kontrol S88 MK3
Native Instruments Kontrol S88 MK3
Kundenbewertung:
(3)

Pro und Contra Native Instruments Kontrol S MK3

Pro

  • hochwertige Hardware
  • gute Tastaturen mit polyphonem Aftertouch
  • berührungsempfindliche Encoder
  • großes Display
  • komfortable Steuerung aller NKS-kompatiblen Plugins
  • erweiterte Funktionen durch NKS 2
  • Lightguide
  • 4D-Encoder mit Joystick-Funktion
  • einfache Einrichtung in kompatiblen DAWs

Contra

  • Aftertouch spricht schon bei sehr leichtem Druck auf die Taste an

Mehr zum Native Instruments Kontrol S MK3

Bildquellen:
  • Die Encoder sind aus Metall und berührungsempfindlich: Lasse Eilers
  • Native Instruments Kontrol S MK3 Serie: Native Instruments
  • Der Mixer der DAW lässt sich komfortable steuern: Lasse Eilers
  • Die Presets von NKS-kompatiblen Instrumenten lassen sich bequem am Keyboard durchsuchen: Lasse Eilers
  • u-he Diva in der neuen Edit-Ansicht: Lasse Eilers
  • Das Komplete Kontrol S88 MK3 verfügt als einziges Modell über eine Hammermechanik: Native Instruments
ANZEIGE

Kommentare sind geschlossen.