von  Lasse Eilers  | |  Lesezeit: 8 Min
Meine Highlights des Jahres: Performance-Effekte und Software-Nostalgie

Meine Highlights des Jahres: Performance-Effekte und Software-Nostalgie  ·  Quelle: Lasse Eilers

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Diese Ruhe „zwischen den Jahren“ ist doch einfach wunderbar. Zeit, um das Jahr Revue passieren zu lassen – zum Beispiel mit einem Rückblick auf meine persönlichen Gear-Highlights des Jahres. Spoiler Alert: Synthesizer sind diesmal gar nicht dabei!

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Normalerweise bin ich bei GEARNEWS ja hauptsächlich für das Thema Synthesizer zuständig. Mit einer Aufzählung der besten Synthesizer 2025 möchte ich euch aber nicht noch einmal langweilen – das haben wir ja hier schon erledigt. Deshalb kommen hier ein paar andere Highlights, die ich in diesem Jahr sonst noch spannend fand – oder an denen man einfach nicht vorbeikommt.

 

Highlights des Jahres: Jede Menge Hardware-Effekte für den Desktop

Ein Trend, der sich seit Jahren abzeichnet, hat dieses Jahr deutlich an Fahrt gewonnen: Mehr und mehr Hersteller bringen Desktop-Effektgeräte heraus, die auf die Bedürfnisse von DAWless-Performern zugeschnitten sind. Neben vielen kleinen Indie-Entwicklern mit tollen Ideen haben auch einige große Marken diese Nische für sich entdeckt. Und von mir aus darf da gerne noch mehr kommen. Denn seien wir ehrlich: Die meisten Gitarren-Effektpedale sind nun mal nicht wirklich dafür gedacht, auf dem Tisch benutzt zu werden – weder von der Haptik noch von den Funktionen her. Ganz zu schweigen von den Pegel- und Impedanzproblemen, mit denen man sich dabei herumschlagen muss.

Trotzdem gehören Hardware-Effekte natürlich zu einer gelungenen DAWless-Performance dazu. Wer mit Synthesizern, Drum-Machines, Grooveboxen und Sequencern unterwegs ist, wünscht sich aber meist andere Dinge als die, auf die es auf dem Pedalboard eines Gitarristen ankommt: Line-Ein- und Ausgänge (natürlich in Stereo), MIDI-Sync und natürlich viele Regler zum Schrauben – davon kann es bekanntlich nie genug geben. Ach ja, Speicherplätze wären auch nicht schlecht.

Erica Synths Echolocator und Xenodrive: Desktop-Effekte für Performances

Erica Synths gehört zu den Herstellern, die diesen Trend erkannt haben. Auf das fast schon legendäre Zen Delay (das es mittlerweile auch als Plugin gibt) und das 2024 erschienene Hallgerät Nightverb ließ der Hersteller in diesem Jahr gleich zwei neue Desktop-Effektgeräte folgen, die beide in Zusammenarbeit mit den DSP-Programmierern von 112 dB entwickelt wurden.

  • Erica Synths Echolocator
  • Erica Synths Xenodrive: Stereo-Distortion als Performance-Effekt
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Echolocator ist ein Performance-Delay mit Filter, Pitch-Shifting und Reverb. Und Xenodrive zerstört dein Signal nach allen Regeln der Kunst mit Distortion, Overdrive und Waveshaping. Nachteil der Desktop-Effekte von Erica Synths: Verglichen mit typischen Effektpedalen sind sie leider, diplomatischer kann man es nicht ausdrücken, verdammt teuer. Wer sich alle vier bei Thomann* holen möchte, ist fast zweieinhalbtausend Euro los. Dafür bekommt man ja schon fast eine TR-1000.

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Erica Synths Zen Delay
Erica Synths Zen Delay
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Erica Synths Nightverb
Erica Synths Nightverb
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Erica Synths Echolocator
Erica Synths Echolocator
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Erica Synths Xenodrive
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Endorphin.es Evil Pet: Der völlig verrückte Granular-Sampler-Radio-Synthesizer

Endorphin.es Evil Pet
Endorphin.es Evil Pet · Quelle: Endorphin.es

Auch Endorphin.es kommen ursprünglich vom Eurorack und haben sich nach und nach an das Thema Desktop-Effekte herangetastet. Das in Zusammenarbeit mit Andrew Huang entwickelte Effektmodul Ghost erschien 2023 als Pedal, wobei ich stark vermute, dass es häufiger auf dem Tisch als auf dem Pedalboard anzutreffen ist. In diesem Jahr ließ der Hersteller nun Evil Pet von der Leine. Die lästigen Fußschalter haben Endorphin.es diesmal von vornherein weggelassen – danke dafür!

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Die irrwitzige Kreuzung aus Granular-Effekt, Sampler, Recorder und Radio war definitiv eines der Highlights des Jahres für mich. Man kann Audiosignale hineinschicken oder Samples importieren und per MIDI spielen. Oder man nutzt das integrierte Mikrofon oder UKW-Radio als Klangquelle für neue Sounds. Egal, woher das Signal kommt – sobald man die Granular-Engine darauf losgelassen hat, ist es nicht mehr wiederzuerkennen. Und weil man die entstehenden Sounds 8-stimmig spielen und dabei sogar per MPE modulieren kann, ist Evil Pet nicht nur ein Effektgerät, sondern ein granularer Performance-Sampler, der seinesgleichen sucht. Evil Pet ist bei Thomann* erhältlich.

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Endorphin.es Evil Pet
Endorphin.es Evil Pet Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

ginTronic Transparentsea: Desktop-Effekte zum Schrauben

ginTronic Transparentsea
ginTronic Transparentsea · Quelle: ginTronic

Ein weiteres und, wie ich finde, sehr spannendes Desktop-Effektgerät kam in diesem Jahr von ginTronic. Transparentsea ist ein Stereo-Performance-Effektgerät mit minimaler Verzettelungsgefahr, so wie ich es liebe. Farblich voneinander abgesetzte Effektblöcke, keine Menüs, kein unnötiger Schnickschnack. Stattdessen direkter Zugriff auf die am häufigsten benötigten Effekte wie Reverb, Delay, DJ-Filter, Verzerrung, Chorus und Tremolo, die sich auf Knopfdruck miteinander kombinieren lassen. Sogar ein Stutter-Effekt ist integriert, der sich ebenso wie die Delays zur MIDI-Clock synchronisiert. Und weil Transparentsea auch MIDI sendet, kann man es bei Bedarf als Controller nutzen. Noch wird es nicht ausgeliefert, aber es verspricht schon jetzt eines der kommenden Highlights zu werden. In wenigen Tagen starten die Vorbestellungen.

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Die Effekte für das Performance-Setup hätten wir also geklärt – fehlt noch der passende Mixer. Kompakte Mixer für elektronische Live-Performances sind leider immer noch Mangelware. Das könnte sich in Kürze ändern – man munkelt, dass der auf der Superbooth vorgestellte Intellijel Jellymix demnächst fertig sein wird.

Intellijel Jellymix
Intellijel Jellymix · Quelle: Bonedo

Heiße Herbst-Highlights: TR-1000 und MPC Live III

AKAI MPC Live III
AKAI MPC Live III · Quelle: AKAI Professional

In diesem Jahr kommt wohl kein Jahresrückblick an den beiden Tagen Anfang Oktober vorbei, als Roland und AKAI mit nur einem Tag Abstand die TR-1000 und die MPC Live III vorstellten. Und auch für mich gehörten sie zu den absoluten Highlights, denn ich durfte die neue MPC vorab für GEARNEWS ausprobieren. Streng geheim, natürlich – geliefert wurde die heiße Ware incognito in einem komplett in schwarze Folie gehüllten Paket. Trotz der Geheimniskrämerei beim Versand der Testgeräte wusste die ganze Welt natürlich längst Bescheid, als mein Angecheckt am 2. Oktober erschien. Egal – der Test hat richtig viel Spaß gemacht und die neue MPC Live ist ein solcher Quantensprung, dass auch ich als heimlicher MPC-Muffel überzeugt war.

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AKAI Professional MPC Live III
AKAI Professional MPC Live III
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(16)
Roland TR-1000
Roland TR-1000 · Quelle: Roland

Dass die TR-1000 ebenfalls zu den großen Highlights dieses Jahres gehört, ist klar – vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als die MPC, denn damit hatte nun wirklich niemand gerechnet. Noch als die ersten Leaks die Runde machten, rieben sich die Foristen ungläubig die Augen: Hatte Roland es tatsächlich getan und eine analoge Drummachine herausgebracht? Ja, haben sie – allein das war eine spektakuläre Kehrtwende des Herstellers –, aber die TR-1000 ist noch so viel mehr. Denn neben den analogen Sounds der 808 und 909 stecken auch digitale ACB-Klänge, FM und sogar ein kompletter Sampler darin – mehr Drummachine geht eigentlich nicht. Der Preis mag polarisieren, an der technischen und klanglichen Wucht der TR-1000 wird man aber noch lange nur schwer vorbeikommen.

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Roland TR-1000
Roland TR-1000
Kundenbewertung:
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Nostalgie-Trip: ReCycle ist wieder da – kostenlos!

Reason Studios ReCycle
ReCycle: Legendäres Sample-Tool jetzt kostenlos! · Quelle: Reason Studios

Dass man sich mit zunehmendem Alter immer häufiger auch zunehmend alt fühlt, lässt sich wohl leider nicht vermeiden. Meistens könnte ich auf dieses Gefühl gut verzichten. Manchmal weckt es aber auch positive Erinnerungen und etwas wohlige Nostalgie. So zum Beispiel, als Anfang April die Nachricht durchsickerte, dass das legendäre Sample-Tool ReCyle nicht nur überarbeitet und modernisiert wurde, sondern jetzt kostenlos erhältlich ist. Instant Download!

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Für diejenigen unter euch, die jung genug sind (seufz!), um ReCycle nicht zu kennen: Die ursprünglich vor über 30 Jahren (!) erschienene Software war eine der ersten, mit der man Loops mehr oder weniger automatisch in Slices und einzelne Hits zerschneiden konnte, um sie neu wieder zusammenzusetzen. In der zweiten Hälfte der 90er kam kein Produzent ohne ReCycle aus, so wegweisend war das Tool damals. Einfach einen Loop laden, ein paar Parameter anpassen, bis die Slices richtig erkannt wurden, und auf Exportieren klicken – schon hatte man einen Ordner voller Einzelsamples und dazu eine MIDI-Datei, die den Loop wieder richtig zusammensetzte.

Damals war das revolutionär und ReCycle gehörte zu den Software-Tools, die man sich als angehender Producer irgendwie versuchte zu organisieren, ob auf legalem Weg oder anderweitig. Heute hat fast jeder mittelmäßige Sampler eine entsprechende Funktion eingebaut, die meisten DAWs sowieso. Deshalb ist der praktische Nutzen von ReCycle inzwischen fraglich, von den nostalgischen Gefühlen einmal abgesehen. Ich habe das Tool aber in diesem Jahr wirklich für mich wiederentdeckt, denn es funktioniert immer noch einfacher und besser als viele moderne Alternativen. Fehlt eigentlich nur noch, dass auch Cool Edit Pro in einer kostenlosen Retro-Version wieder herauskommt!

Das war’s mit meinen persönlichen Gear-Highlights des Jahres 2025! Passt auf euch auf, habt ein paar (hoffentlich) entspannte Tage und kommt gut ins neue Jahr! Wir freuen uns schon auf die Highlights 2026.

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