E-Gitarre aufnehmen ohne Computer: So geht’s!
Smartphone, Field Recorder, Loop Station, und mehr!
Du willst deine E-Gitarre aufnehmen ohne Computer? Back to the roots, ohne DAW, ohne Ablenkung, wie früher? Dann schauen wir uns in diesem Workshop doch mal an, welche Möglichkeiten es hier gibt. Von Field Recorder bis Loo Station, von Bandmaschine bis Smartphone, für alle Einsatzgebiete ist hier etwas dabei!
Alles, was du wissen musst:
E-Gitarre aufnehmen ohne Computer: Warum überhaupt?
DAWs und Computer sind Fluch und Segen heutiger Produktions-Workflows. Alles kann man nachbearbeiten, korrigieren, geraderücken, per Comping den ultimativen Take zusammenschneiden, mit Effekten alles noch abgefahrener klingen lassen. Aber in manchen Musikrichtungen kann durch diese endlosen Möglichkeiten auch etwas verloren gehen.
Einen Song durchspielen zu müssen, ob einzeln als Songwriter oder sogar als Band, ist eine ganz andere Herausforderung, als mit allen digitalen Möglichkeiten jeden Fehler auszubügeln. Wo der Fokus bei DAW-Recording bei jeder Note des Solos, jeder Effektkette, jedem Routing liegt, geht es hier viel mehr um die Performance.
E-Gitarre aufnehmen ohne Computer kann also ein Weg sein, durch die Einschränkungen, die dieser Workflow mit sich bringt, neue Kreativität und neuen Spielspaß zu finden. Und natürlich kann es auch einfach sein, dass es in deinem Setup keine Möglichkeit gibt, einen Computer für Aufnahmen zu nutzen. Wie fängt man dann seine Ideen ein, wie arbeitet man sie aus?
Amp mikrofonieren vs. Hi-Z vs. Amp-Pedal
Bevor wir uns die verschiedenen Möglichkeiten zum E-Gitarre aufnehmen ohne Computer ansehen, schauen wir uns die drei generellen Möglichkeiten an, wie E-Gitarre überhaupt aufnehmen kann. Welchen Weg du gehst, hängt davon ab, was du außer deiner E-Gitarre noch an Gitarren-Gear besitzt.
Spielst du beispielsweise durch einen Amp und willst das Signal aufnehmen, muss der Verstärker mikrofoniert werden. Oft bieten heutige Amps dazu auch einen Direct-Out-Ausgang auf der Rückseite, über den man das Signal auch ohne Mikrofon abnehmen kann. Ein ähnlicher Weg kann ein Amp-Pedal, Modeller oder Multieffekt sein. Denn selbst kleine Headphone-Amps wie das Boss Katana Go bieten oft auch einen Signal-Ausgang, der dann mit Smartphone/Field-Recorder/Bandmaschine verbunden werden kann.
Gibt es weder einen Amp, noch ein Amp-Pedal, vielleicht einfach nur die E-Gitarre, dann solltest du beim Kauf einer Aufnahmemöglichkeit darauf achten, dass diese einen sogenannten Hi-Z-Eingang bietet. Diese niederohmigen Eingänge sind speziell zum Verstärken von leisen E‑Gitarre-Signalen gemacht. Alternativ muss eine DI-Box davor, diese kann dazu sehr nützlich sein, um nerviges Netzbrummen in den Griff zu bekommen.
Smartphone und Tablet: Fast wie am Computer
Fangen wir mit dem für die meisten wahrscheinlich leichtesten Weg an, denn fast alle besitzen heutzutage ein Smartphone, viele auch ein Tablet. Um deine E-Gitarre auf dem Smartphone aufzunehmen, gibt es leider keine Adapter, mit denen das möglich wäre, dazu ist das Signal aus der Gitarre zu schwach. Es braucht ein kleines Interface.
Tipp: Wenn es nur um kleine Demo-Aufnahmen und das Einfangen von Ideen geht und du durch einen Amp spielst, reicht die Sprach-Memo-App deines Smartphones zum Einfangen fast immer aus! Achte hier nur auf leise Pegel oder einen größeren Abstand zum Amp, da das Smartphone-Mikrofon oft mit hohen Lautstärken nicht umgehen kann.
Hier hat sich vor allem IK Multimedia mit ihrer iRig-Serie als quasi Marktstandard breit gemacht. Eine ganze Reihe an Modellen bietet der Hersteller, die alle direkt an das Smartphone oder Tablet zum E-Gitarre aufnehmen ohne Computer angeschlossen werden können. Was die Software betrifft, gibt es vom kostenlosen Fender Studio über Apple Garage Band bis Cubasis eine ganze Reihe an mobilen Lösungen.
Hier müssen leider aber weiterhin alle Android-User stark sein. Denn auch knapp 20 Jahre nachdem Android auf den Markt kam, hat es weder Hersteller Google noch irgendein Smartphone-Hersteller geschafft, das Thema Latenz (Verzögerung beim Abhören des Signals) gut in den Griff zu bekommen. Möchtest du also ein Android-Device zum Aufnehmen nutzen, achte darauf, dass das Interface, das du verbinden willst, eine Möglichkeit zum direkten Abhören bietet.
E-Gitarre aufnehmen ohne Computer: Field Recorder
Die Vorstufe von großen Multitrack-Recordern sind Field Recorder. Viele dieser mobilen Devices bieten nicht nur hochwertige Mikrofone, sondern oft auch eine Reihe von Eingängen. Sprich, eine E-Gitarre direkt an einen Field Recorder anzuschließen, geht in den seltensten Fällen (auch eine eingehende Recherche hat kein Modell mit Hi-Z-Anschluss aufgetan), hier müsste dann zusätzlich eine DI-Box her.

Aber wenn du deinen Verstärker (per Mikrofon oder Direct-Out) aufnehmen willst oder ein Amp-Pedal oder Multi-Effekt mit deiner E-Gitarre nutzt, kann ein Field Recorder schon alles sein, was du (neben einem Kabel!) zum Aufnehmen deiner E-Gitarre benötigst.

Hier sind vor allem Zoom und Tascam die zwei Hersteller, die eine ganze Reihe an Modellen anbieten. Achtet beim Kauf darauf, dass der Field Recorder Anschlüsse für XLR- und Line-Signale bietet, was bei den Einsteigerversionen oft nicht der Fall ist. Die meisten Modelle bieten dazu auch Mehrspuraufnahmen an. So kannst du gleichzeitig E-Gitarre und Gesang aufnehmen.
Loop Stations: Ideal zum Jammen und Songwriting
E-Gitarre aufnehmen ohne Computer aber mit den Vorteilen einer DAW? Schaut euch Loop Stations an! Der Nachteil von Field Recordern oder Multitrack-Recordern ist häufig, dass man einen Song komplett durchspielen muss. Hier einzelne Songparts oder Instrumente zusammenzuschneiden, ist häufig kaum oder nur sehr kompliziert möglich.

Mit Loop Stations bekommt man diese Freiheit wieder. Vor allem gibt es mittlerweile Modelle, die komplexe Arrangements, automatisch stoppende Loops und vieles mehr erlauben. Die Grundidee, kurze, sich wiederholende Phrasen einzuspielen, rückt Loop Stations damit wieder in die Nähe von DAWs wie Ableton Live.
Bevor wir auf einige Vorschläge eingehen, muss ich Loopy Pro und Koala Sampler erwähnen. Loopy Pro ist eine iOS-App zu Live Looping, die gerade erst ein sehr mächtiges Update inklusive MIDI-Looping bekommen hat. Und bei Koala Sampler, für iOS und Android verfügbar, kannst du einzelne Noten und kurze Melodien einspielen (mobiles Interface vorausgesetzt) und darauf Beats und Songskizzen bauen.
Was Loop Stations betrifft, ist die rote RC-Serie von Boss hier seit Langem bei Live Loopern quasi Standard. Allerdings sind gerade die großen Modelle teilweise sehr komplex, was die Möglichkeiten und Einarbeitungszeit betrifft. Auch sollte man darauf achten, ob eine Loop Stations die aufgenommenen Loops als Song auch dauerhaft speichern und vielleicht sogar exportieren kann. Andernfalls müsste man sie mit einem Field Recorder kombinieren.
Digitale Multitrack-Recorder: Gleich die ganze Band ohne Computer aufnehmen
Noch eine Stufe komplexer, was die Möglichkeiten betrifft, mehrere Instrumente gleichzeitig oder auch mehrere Spuren hintereinander aufzunehmen, sind Multitrack-Recorder. Vom Workflow her geht es hier wieder eher in Richtung der Field Recorder. Sprich, man nimmt ganze Takes auf, spielt den Song komplett durch. Häufig sind die Bearbeitungsmöglichkeiten hier eher eingeschränkt.

Auch wenn man komplett alleine arbeitet, können Mehrspurgeräte ein Segen sein. Denn so kann man nicht nur Stimme und E-Gitarre aufnehmen, sondern auch noch weitere Instrumente. Auch lassen sich so einzelne Passage im Song doppeln und damit größer klingen.
Wie groß und teuer ein Multitrack-Recorder sein soll, hängt von deinen Bedürfnissen und deinem Budget ab. Für Singer-Songwriter-Setups oder kleine Folk-Combos kann ein Modell mit vier Spuren schon vollkommen ausreichen. Bei Bands, die neben E-Gitarre, Bass und Stimme eventuell noch mehrere Mikrofone an das Schlagzeug stellen, können es auch schnell bis zu zwölf Spuren werden.
Bandmaschine, Kassetten-Deck und Portastudio – voll analog aufnehmen!
Zum Schluss dürfen wir die voll analogen Aufnahmemöglichkeiten von vorgestern natürlich nicht unerwähnt lassen. Nur ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zufällig noch eine Mehrspur-Bandmaschine samt Pult bei sich zu Hause stehen hat und dann einen Workshop wie diesen durcharbeitet, eher gering. Wer aber so richtig im Old-School-Stil arbeiten möchte, sollte sich auf dem Gebrauchtmarkt nach alte Mehrspurrekordern umsehen.

Gerade die Portastudio-Serie von Tascam (244 und 488) aus den Neunzigern, aber auch Modelle von Fostex bieten einen analogen Sound, der zu ihrer Hochzeit ganze Genres geprägt hat. Möchte man voll analog aufnehmen, sind makellose Takes natürlich das A und O. Und neben einem Mehrspur-Rekorder braucht es dann natürlich noch eine größere Menge an passenden Tapes. Analoger geht’s nicht!
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