von Marcus Schmahl | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten | Unsere Wertung: 4,5 / 5,0
Angecheckt: Spitfire Audio Polaris - Rompler trifft Synthesizer

Angecheckt: Spitfire Audio Polaris - Rompler trifft Synthesizer  ·  Quelle: GEARNEWS, Marcus

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Der Software-Entwickler und Sample-Library-Hersteller Spitfire Audio ist bekannt für sehr hochwertige Klangbibliotheken. Diese genießen einen hervorragenden Ruf in der Filmmusikszene und bei Komponisten, die epische orchestrale, aber auch akustische Soloinstrumente in Songs einsetzen. Jetzt veröffentlichten sie in Zusammenarbeit mit dem Musiker und Musikproduzenten BT einen neuen Klangerzeuger, mit dem sie einen neuen Weg einschlagen. Denn hier trifft Synthese auf Akustik. Und das mit vielen Modulationsmöglichkeiten und Effekten der elektronischen Musik. Ein spannendes Thema, das ich anchecken musste und es euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Das ist Polaris!

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Spitfire Audio Polaris

Spitfire Audio ist aus der Welt der Filmmusik, aber auch vieler Musikproduzenten unterschiedlichster Musikgenres nicht mehr wegzudenken. Ich selbst setze die wirklich hochwertigen virtuellen Klangerzeuger in Form von Plug-in Romplern sehr gerne in meinen Projekten ein. Die Bandbreite der abgebildeten Instrumente reicht von Streichern, Pianos, Percussions bis hin zu ungewöhnlichen Soloinstrumenten. Dazu enthält seit einiger Zeit jede Klangbibliothek ein eigenes Plug-in mit abgestimmten Effekten und Parametern zum Formen der Sounds. Das Abkoppeln von Kontakt war ein großer Schritt nach vorne.

Neu im Programm ist nun ein Software-Instrument namens Polaris, das in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Künstler BT (Brian Transeau) entwickelt wurde. BT ist bekannt für extravagante und einzigartige Ideen, die er mit verschiedensten Firmen (iZotope, Unfiltered Audio) in Form von Plug-ins auf den Markt brachte. Dieser neue Klangerzeuger enthält natürlich Klänge, für die Spitfire Audio bekannt ist – nämlich Streicher und weitere Orchesterklänge. Die akustischen Instrumente imitieren klassische Synthesizer Sounds und wirken somit „poppiger“ und passender für elektronische Musikproduktionen. Die Entwickler haben sie dazu mit legendären Samplern (Fairlight, EMU E-II) gesampelt und resynthetisiert.

Darüber hinaus wurden moderne Effekte und Modulationsmöglichkeiten integriert, die wir aus der elektronischen Musik kennen. Daraus ergibt sich eine wahre Spielwiese für Sounddesigner und Klangbastler! Weiter geht’s zur Praxis.

Angecheckt: Spitfire Audio Polaris - Rompler trifft Synthesizer

Hauptseite

Installiert

Um das Instrument nutzen zu können, benötigt ihr zuerst die Installationssoftware des Entwicklers und einen Account, mit dem ihr euch einloggen müsst. Das Plug-in wird dann vor dem Installationsvorgang aktiviert und für euren Rechner autorisiert. Ihr solltet euch aber, je nach Internetleitung, ein wenig Zeit einplanen, da ihr knappe 45 GB an Daten herunterladen müsst. Diese Menge solltet ihr auf einer eurer Festplatten zur Verfügung stellen. Ich habe für die Installation der Bibliothek eine externe Platte festgelegt.

Nach dieser Aktion liegt das Instrument als Plug-in in verschiedenen Versionen vor und ihr könnt es somit in jeder DAW aufrufen. Ich nutze den Klangerzeuger in der DAW Ableton Live 11 auf einem iMac (5k, Ende 2015, 32 GB RAM). Das grafische Benutzer-Interface wirkt sehr modern, fast ein wenig verspielt (im Vergleich mit anderen Plug-ins des Herstellers), und zeigt im ersten Fenster etliche Funktionen und Parameterregler zum Einstellen der Klänge. Hier seht ihr oben die Anzeige für die Auslastung und Speicherbedarf des geladenen Presets, globales Tuning, Pan und Volume, Auswahl des MIDI-Kanals und die Modus-Wahl (hierzu später mehr). Darunter befinden sich der Preset Manager mit einer Suche und Filtern zum Eingrenzen der Auswahl.

Angecheckt: Spitfire Audio Polaris - Rompler trifft Synthesizer

Preset Manager

Polaris in Aktion

In der Mitte sitzen die typischen Regler eines Spitfire Audio Plug-ins: Expression (Lautstärke), ein Mix-Regler für die beiden Klangquellen A und B sowie ein Makroregler, mit dem ihr verschiedene Parameter passend zur Artikulation verändern könnt. Der Spaß beginnt aber erst unter dieser Sektion. Denn hier sitzen die Werkzeuge für Sounddesigner. Slot A und B könnt ihr jeweils mit verschiedenen Sound-Artikulationen belegen, die anschließend pro Seite durch eine einstellbare Volume-, Pitch- und Filtermodulation in Bewegung versetzt werden. Geschwindigkeit und Intensität lassen sich justieren.

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Darunter befinden sich ein Low- und Highpass-Filter und ein ADSR-Hüllkurvengenerator. Die Regler Tune, Pan, Offset und Trim sind selbsterklärend. Daneben könnt ihr die Glide aktivieren und die Zeit hierfür einstellen. Dort befindet sich auch der Bend-Bereich (Pitchbend-Einstellungen) sowie die Funktion „Clone“ zur Erzeugung eines Duplikats des Klangs, den ihr in der Tonhöhe verändern könnt. Zu guter Letzt befindet sich auf dieser Menüseite ein Mixer für Slot A und B, der optional durch weitere einstellbare LFOs gesteuert werden kann.

Effekte und Mix

Auf der zweiten Menüseite könnt ihr jeweils die integrierten Effekte der beiden Slots, AUX FX und Master FX bearbeiten. Für A stehen die Effekte Shape, Phonic, Peak, Amp, Distort, Flanger, Chorus und AUX Send zur Verfügung, B besitzt Form, Sonant, Notch, Digital, Bias, Convo, Phaser und AUX Send. In AUX FX stehen euch Delay1, Delay2, Reverb1, Reverb2, Convo, Chorus, Flanger und Phaser zur Verfügung. Und für den finalen Mix bietet Master FX einen EQ, Grain, AUX Send, Tapesat, Flanger, Convo, Limiter und NoiseFX (mit über 50 Aufnahmen von Kassetten und anderen Rauschgeneratoren).

Zu guter Letzt befindet sich auf der letzten Menüseite ein einstellbarer Gate Step Sequencer mit bis zu 32 Schritten und weiteren Parametern zum Formen der erzeugten Hüllkurve. Das klingt nach sehr vielen Möglichkeiten und das ist es auch. Trotzdem lassen sich die Instrumente sehr einfach und intuitiv einstellen. Die unzähligen Presets könnt ihr sehr gut für den Einstieg und zum Lernen des Plug-ins nutzen. Hier findet ihr eine Menge an unterschiedlichen Sounds für unterschiedliche Einsatzgebiete. Wer auf die Synthesizer Add-ons verzichten möchte, kann oben den Modus von Synth auf Standard stellen und erhält ein vollwertiges typisches Spitfire Audio Orchester-Plug-in – ganz ohne Schnickschnack.

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Gate Sequencer

Sound und Fazit

Der Klang fast aller Presets ist sehr hochwertig, voller Bewegung, sitzt super breit im Mix und enthält sehr viele Möglichkeiten durch Automationen oder Spielweisen Sounds nachträglich zu verändern. Klanglich wirkt Polaris für mich mehr akustisch als synthetisch, was es aber wiederum einzigartig wirken lässt. Das VSTi hebt sich somit von den unzähligen Software-Synthesizern am Markt ab. Sehr spannend ist der Granulareffekt in der Master-Sektion, der sehr interessante und abgefahrene Pad- und Atmosphärenklänge erzeugt.

Ich hätte mir vielleicht noch ein paar „aggressivere“ Synthesizer-ähnliche Presets gewünscht, die ich mir aber sehr einfach mit den Bordmitteln selbst bauen kann. Der Preis ist natürlich nicht im unteren Bereich, aber ihr erhaltet ein All-in-one-Paket mit wirklich allem, was man sich wünscht. Hier wurde an keinem Effekt und keiner Modulation gespart. Und falls euch irgendetwas fehlen sollte, könnte ihr über MIDI-CC jeden Parameter fernsteuern. Ein toller Klangerzeuger für wirklich jedes Musikgenre.

Preise und Spezifikationen von Spitfire Audio Polaris

Spitfire Audio Polaris erhaltet ihr auf der Website des Herstellers zum Preis von 349 Euro. Bis zum 28. April 2022 gibt es das Produkt in der Einführungsphase mit 33 Prozent Rabatt für 269 Euro. Das Paket benötigt 44,7 GB Festplattenplatz und wird über die hauseigene Software installiert sowie auf eurem Rechner autorisiert. Das Plug-in läuft auf macOS 10.13 oder höher (M1 wird unterstützt) und Windows 7 oder höher als AU, VST, VST3 und AAX in 32 oder 64 Bit. Eine Demoversion gibt es nicht, aber ein PDF-Benutzerhandbuch zum Herunterladen.

Mit dabei sind hochwertige Aufnahmen mit 129 Artikulationen (94 Strings und 35 Synergy Patches), 421 Presets und 54 Noise Recordings aus der Bibliothek von BT.

Mehr Infos zu Spitfire Audio und dem Instrument

Video zum Klangerzeuger von Spitfire Audio

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Mehr Informationen

Bildquellen:
  • Hauptseite: GEARNEWS, Marcus
  • Preset Manager: GEARNEWS, Marcus
  • Master FX: GEARNEWS, Marcus
  • Slot B FX: GEARNEWS, Marcus
  • Master FX: Grain: GEARNEWS, Marcus
  • Gate Sequencer: GEARNEWS, Marcus
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Eine Antwort zu “Angecheckt: Spitfire Audio Polaris – Rompler trifft Synthesizer”

    Tomkern sagt:
    0

    Hallo! Spitfire ist tatsächlich eine eigene Klasse. Aber die Hardwareanforderungen sind z.T. nicht zu unterschätzen. Da kann auch ein AMD 8Kerner mal in die Knie gehen, selbst bei nur 1 Instanz.
    Klanglich aber wirklich toll! Und die Beipiel Videos von denen gehören zu den wenigen, die ich gerne ganz sehe. Wo ich doch sonst oft schon nach 30 sek. völlig entnervt aufgebe. Spitfire ist eben nicht Eurorack (Piep, Zisch,Piep). Sorry! ;)

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