Der große Klang-Unterschied bei Synths! Wie findest du’s raus?
Unterschied feststellen – Es gibt eine Menge identische Synthesizer, Drummachines und dennoch findet man bei Besitz oder auch bei genauem Hinsehen doch heraus, was und wo sie sich unterscheiden. Warum ist das so schwer? Selbst wenn sie von der gleichen Firma stammen?
World of Underschied
Waldorf Wavetable-Synthesizer Unterschiede
Wavetables hat heute jede Bushaltestelle. Nach PPG mit seinen Wave-Serien, war und ist Waldorf mit sehr alten und sehr neuen Synthesizern wie dem Protein, dem M oder auch dem Iridium die Ur-Lieferant von Wavetable-Synthesizern. Ja, hat denn nicht auch der Blofeld Wavetables? Und der alte Microwave XT? Klingen die alle anders? Und wo liegt die Software aus gleichem Hause?

Das wunderschöne alte Bratzeln und Wabern der alten Generation des Microwave in seiner blauen Urform ist so kultig wie die PPG Wave-Serien selbst. Wer Charakter mag, will das. Das atmet und röchelt. Das liegt zum einen an der 8-Bit Auflösung und zum anderen, haarklein an Details. Der XT war technisch bereits anders umgesetzt, der hatte DSPs, der Microwave war ein Hybrid mit analogem Filter und einem damals durchaus aktuellen Prozessor, den auch Computer wie der Atari ST und Amiga benutzten.
Dazu kam ein spezieller Chip, der ASIC, der diesen Sound erzeugte, dessen Design auch besondere Sounds bringt, (die nicht alle genau so gewollt waren). Außerdem hatte der Microwave 2 bzw. XT schon 12 Bit optional und keine gespiegelten Waves mehr.
Dabei spielen auch die Sample–Auslesefrequenzen (250 kHz) eine Rolle, die sehr hoch liegen. Das Zusammenspiel zwischen berechneten LFOs, Hüllkurven und diesen Wavetables klingt anders als auf einem heutigen Iridium, der das alles in hoher Auflösung zu einer anderen Frequenz auf einem Mehrkern-ARM-Chip berechnet aber nichts „simuliert“. Der ist zwar deutlich langsamer als ein aktueller Rechner oder iPhone. Simuliert wird im Microwave Plug-in und im Protein.
Es wird heute alles meist mit interner Audio-Samplerate berechnet und die Wavetables klingen zwar hochwertig, aber der Crunch und die wunderbare Schärfe ist nicht mit drin, abgesehen von dem, was viele über Wavetables und Auflösungen wissen (sollten). Selbst wenn man dort den „Harsh“ Abspielmodus verwendet, wird er nicht wie ein Microwave / Wave klingen. Wieso schafft dann ein Protein das, kann aber nicht wie ein Iridium klingen, während Nave z.B. auf dem iPad es dem Iridum gleich tut? Weil sie technisch total anders und absichtlich verschieden sind.
Die ganze Struktur des alten Microwave wurde nachgebaut, um das Verhalten jedes einzelnen der Baugruppen nachzustellen inklusive aller Konsequenzen, die musikalisch gern heute als Vorteil gesehen werden. Ja, genau – digitale Synthesizer haben auch charmante Artefakte und Unterschiedlichkeit. Das ist der neustes Unterschied (Microwave 1, Protein) – alle anderen tun das nicht.
Moment? Und was macht dann der Waldorf M, der für deutlich mehr Geld verkauft wird? Das ist doch auch ein Microwave–Nachbau, oder? Jain, ist er, er ist hybrid, wie der Microwave 1 und simuliert den XT / 2 via Rechner (wiederum anders als die diesbezüglich verschiedenen Modelle, er stammt auch von einem anderen Entwickler als die alten Serien – Stefan Stenzel und der neuesten Serie – Rolf Wöhrmann, nämlich Vladimir Salnikov) und ist, wie der erste Microwave, mit analogen Filtern ausgestattet. Er hat zwei Filter (wie der XT/Microwave II) und zwei Modi, um zwischen den beiden Modellen umzuschalten.
Die Ungenauigkeiten der Hüllkurven und LFOs werden nicht simuliert, sondern einfach erzeugt. Das betrifft primär den Microwave 1-Modus, beim XT ist die Nähe stärker, da auch hier ein Prozessor seinen Job tut. Die digitalen Filter sind fast vollständig, aktuell fehlen nur noch 2 der vielen Typen des XT (was aber noch passieren kann).

Deshalb ist der M in der Reaktion beim spielen etwas anders, jedoch dürfte er den klassischen Microwave-Freunden gefallen. Wie wichtig dir das ist, musst du heraushören. Protein und die Microwave–Software und App tun das und sind damit ein anderes Angebot für den Supernerd™. Blofeld rechnet, ähnlich wie der XT, alles als „virtuell analog“-Synthesizer, weshalb er klanglich dem XT näher ist als den bisher erwähnten Synthesizern, dennoch hat er natürlich andere Komponenten, die auch anders reagieren (Hüllkurven, Matrix, LFOs).
Es besteht stets ein Unterschied zwischen diesen „ansich gleichen“ Wavetable-Systemen mit den gleichen Wavetables wegen der unterschiedlichsten Ansprechung, so man die User-Waves ausklammert. Die werden nämlich auch unterschiedlich behandelt. Siehe den oben verlinkten Artikel dazu.

Die Ur-Microwaves und ihre Software sowie der Protein sind klanglich am meisten „klassisch„, alle anderen klingen jeweils anders und haben alle ihre Vorteile, was jeweils eine Geschmacksfrage ist. Nicht jeder muss das so haben! Es sorgt für mehr Bewegung pro angespieltem Sound und einer gewissen Varianz. Wer obendrauf erfahren möchte, dass der Protein keine Microwave Sounds abspielen kann, da er keine identischen Multihüllkurven besitzt, muss auf einen zweiten Teil hoffen, denn das Thema ist nicht nur bei Waldorf komplex. Andere Hersteller haben übrigens andere Wavetable–Inhalte und Technik. Deshalb klingen sie auch verschieden. Die Waldorfs verhalten sich dennoch eher in der Nähe des Originals. Das sind nur die Fakten, klanglich alles einzuordnen benötigte einen weiteren Artikel. Ausführlich! Schreib, wenn das interessant wäre.
Roland SH-101-ähnliche Synthesizer Unterschiede
Diese Synthesizer sind alle von Roland: S-1, SH-01A, Zen-Core innerhalb Jupiter-X und Fantom enthalten, so wie der Gaia-2 alle SH-101 Emulationen. Wo ist der Unterschied? Klingen die alle gleich? Nein. Und klingen sie wie ein SH-101? Mal mehr mal weniger. Es gibt natürlich auch noch Module wie Intellijel Atlantix, der Soundforce und viele andere, die den Rahmen sprengen würden. Und Drummachines haben sie auch, TB-303-Varianten.

Bleiben wir nur allein bei SH-101 ähnlichen Synthesizern von Roland selbst. So muss man zuerst prüfen, ob er analog oder digital ist. Ist er digital unterscheiden die hochwertigen Emulationen mit ACB Methodik von denen der abgespeckten ABM Technik, die im Gaia-2, dem Jupiter-X und X-M verwendet werden. Die genaueren Berechnungen laufen auf den „System„-Synthesizer-Serien der nahezu leider abgekündigten Serien im grünen Design. Sie waren technisch und klanglich am besten, weshalb Roland ein paar davon in das teurere Fantom Modell übernommen hat, nicht aber alle anderen. Die „guten“ erkennt man am ACB Kürzel.

Der geglückteste unter ihnen ist der kleine SH-01A, da er auch noch etwas schnellere LFOs und vierstimmige Optionen bietet, ist er ihm in den Möglichkeiten sogar fast „überlegen“, aber auch nur, weil man dort besonders viel Liebe in den Emulations-ACB–Rechenkern gesteckt hat. Etwas später folgte der kleine S-1, der strukturell am SH-101 orientiert ist.
Er kann mit einer Reihe von Synthese–Unterschieden punkten, hat aber ein anderes Filter und auch die Hüllkurve reagiert anders. Dadurch ist sein Sound dem SH-101 strukturell zwar ähnlich aber klingt wieder anders. Deshalb nutze ich den „roten„, der wegen dieser Details lohnt.

Nicht jeder legt wert auf so etwas, aber – vielen ist gar nicht bekannt, welche Technik hinter welchem Synthesizer steckt. Die bestimmt den Klang. Die Jupiter-X-Serien und der Gaia-2 im SH-101 Modus (nur dann) hat eine Anpassung der Zen-Core Engine „Expansion“ genannt, nicht aber das exakte Verhalten der Hüllkurven und Filter und einiges mehr, dafür aber einen „rolandigen“ Grundcharakter. Die sind okay, aber nicht perfekt, schnappen weniger zu. Übrigens ist das ein anderes „Roland“ als ein S-1 das liefert. Der auch seinen Reiz hat, aber nicht mehr genug nach SH klingt.
Für mehr reicht der Platz nicht, weshalb bei Interesse bitte eine Mail oder Kommentar dazu schreiben. Die Themen können nur angerissen werden.


