von Jan Rotring | Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten
Kaufberater: Noiseless Pickups

Kaufberater: Noiseless Pickups  ·  Quelle: Jan Rotring

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Du stehst auf der Bühne, alles ist bereit für den ersten Akkord – und was passiert? Statt glasklarem Singlecoil-Sound gibt’s ein fettes „BZZZZZ“ aus dem Amp. Willkommen in der Realität. Ob Neonröhren, billige Netzteile oder das Lichtpult der Haustechnik – elektromagnetische Einstreuungen lauern überall. Und besonders klassische Strat- oder Tele-Pickups sind dafür anfällig. Aber keine Panik: Hilfe naht in Form sogenannter Noiseless Pickups. Sie versprechen den typischen Sound eines Singlecoils, nur eben ohne das nervige Brummen. Und sie sind längst nicht mehr so steril und „tot“, wie man ihnen früher gern unterstellt hat. In diesem Kaufberater schauen wir uns an, wie Noiseless Pickups funktionieren, welche Modelle wirklich gut klingen und worauf du beim Einbau achten solltest.

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Wie funktionieren Noiseless Pickups eigentlich?

Auch Telecaster profitieren von Elektronik Mods
Auch Telecaster profitieren von Elektronik Mods · Quelle: ZUMA Press, Inc. / Alamy Stock Foto

Um zu verstehen, was Noiseless Pickups so besonders macht, müssen wir kurz einen Blick auf die Grundlagen werfen. Normale Singlecoils bestehen aus einer einzigen Spule, die das Signal erzeugt – leider aber auch sämtliche Störgeräusche aus der Umgebung einfängt. Der klassische „Hum“, der bei 50 Hz in europäischen Stromnetzen entsteht, ist also systembedingt.

Humbucker lösen das Problem mit zwei gegenphasigen Spulen: Sie löschen das Brummen aus, behalten aber das Nutzsignal – allerdings mit einem deutlich fetteren, wärmeren Ton.

Noiseless Pickups versuchen nun, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren: Der typische Singlecoil-Ton mit der Brummfreiheit eines Humbuckers. Dafür gibt es verschiedene technische Ansätze:

Die häufigsten Konstruktionen:

  • Stacked Coils: Zwei Spulen übereinander, wobei die untere als so genannte „Dummy Coil“ fungiert, um das Brummen zu eliminieren.
  • Dummy Coil außerhalb des Pickups: Eine zusätzliche Spule im E-Fach oder unter dem Pickguard. Dies wurde vor allem bei Noiseless Pickups der Firma Kinman so produziert.
  • Dual-Blade Designs: Zwei Klingenmagnete mit spezieller Wicklung – klingt moderner, ist aber sehr effektiv.
  • Aktive Systeme: Pickup + Vorverstärker in einem, komplett brummfrei, aber mit Batteriepflicht. Klassiker: EMG SA oder Singlecoil Optionen von Fishman Fluence.

Jeder dieser Ansätze hat Vor- und Nachteile – klanglich wie bautechnisch. Aber Spoiler: Moderne Noiseless Pickups sind besser als ihr Ruf – viele klingen heute fast identisch zu ihren brummenden, einspuligen Vorbildern.

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Vorteile & Kompromisse: Klingt Noiseless wie echter Singlecoil?

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Die Versprechen klingen fantastisch: Kein Brummen, echter Sound, volle Dynamik. Doch wie sieht’s in der Praxis aus?

Die Vorteile:

  • Brummfreiheit: Besonders wichtig im Studio, auf Festivals oder bei LED-verseuchten Bühnen.
  • Kein Tonverlust durch aggressive Noise Gates oder EQ-Notlösungen.
  • Mehr Fokus auf den Klang – weniger Frickelei mit Kabeln, DIs und Masseproblemen.

Die Kompromisse:

  • Tonfarbe leicht verändert: Manche Noiseless Pickups klingen etwas zahmer in den Höhen oder komprimierter in der Gesamtschau.
  • Stacked Designs haben eine andere magnetische Struktur – dadurch kann das Spielgefühl bzw. die Dynamik des Pickups etwas anders (besser kann ich es nicht formulieren …) sein.
  • Aktive Systeme brauchen Strom – und wer vergisst, die Batterie zu wechseln, spielt halt unplugged.

Kurzes Zwischenfazit um Noiseless Pickup für E-Gitarre:

Nein – ein Noiseless Pickup ersetzt nicht 1:1 einen alten 60s Fender Original-Coil. Aber: 95 % des Sounds sind da – ohne Nebengeräusche. Und das ist für viele Situationen Gold wert und vermutlich auch der Grund dafür, dass auch Fender in vielen Modellen auf Noiseless Pickups setzt — meine Liebe zur American Ultra II Stratocaster habe ich ja bereits mehrfach bekundet.

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Fender Am Ultra II Strat MN SRD
Fender Am Ultra II Strat MN SRD
Kundenbewertung:
(3)

Empfehlungen: Die besten Noiseless Pickups für verschiedene Stile

Arbeit gegen das Brummen - Rail Pickups
Arbeit gegen das Brummen – Rail Pickups · Quelle: Shutterstock / elandros123

Die gute Nachricht: Der Markt bietet inzwischen eine Menge Noiseless Pickups, die wirklich gut klingen – für jede Stilrichtung, jeden Geschmack und – günstigen Produktionen sei Dank – jedes Budget. Hier kommen meine Empfehlungen, geordnet nach Genre und Einsatzzweck.

Für Blues- & Vintage-Fans

Du liebst den klassischen Strat- oder Tele-Sound, aber das 50-Hz-Brummen killt dir den Mojo? Diese Modelle liefern Oldschool-Vibes mit modernem Anti-Brumm-Schutzschirm.

Fender Noiseless Tonabnehmer Set Strat Vintage

  • Bekannter Klassiker, in vielen American Deluxe-Modellen verbaut
  • Warmer, mittiger Ton mit leicht zurückgenommenen Höhen
  • Ideal für SRV-Fans und Clean-Liebhaber
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Fender Noiseless Set Strat Vintage WH
Fender Noiseless Set Strat Vintage WH
Kundenbewertung:
(120)

DiMarzio DP 416 Area 61 WH

  • Klanglich nahe an echten Vintage-Strats, aber brummfrei
  • Perfekt für dynamisches Spiel, Clean und Blues-Rock
  • Auch gut mischbar mit „echten“ Singlecoils in anderen Positionen
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DiMarzio DP 416 Area 61 WH
DiMarzio DP 416 Area 61 WH
Kundenbewertung:
(50)

Für Rock & Modern Sounds

Etwas mehr Output, etwas mehr Durchsetzung – aber immer noch mit Charakter. Diese Modelle sind ideal für OverdriveCrunch und vielseitige Allround-Gitarristen.

Seymour Duncan STK-2N Hot Stack Strat White

  • Etwas fetter im Ton, gut für Classic Rock bis Hard Rock
  • In der Strat-Version knackig, in der Tele-Version durchsetzungsstark
  • Sehr gute Wahl für Bühnen, auf denen’s lauter wird
  • Verbaut in der hervorragenden Fender Brent Mason Tele, die ich grad von einem Bekannten ausgeliehen habe…
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Seymour Duncan STK-2N Hot Stack White
Seymour Duncan STK-2N Hot Stack White
Kundenbewertung:
(3)

DiMarzio Injector (Paul Gilbert Signature)

  • Überraschend vielseitig: klar in den Höhen, druckvoll in den Mitten
  • Super Signal-Rausch-Verhältnis
  • Laut, dynamisch – aber nie nervig
  • Paul Gilberts Signature Noiseless Pickup. Was soll man sonst noch dazu sagen???
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DiMarzio DP422 BK Injector Neck
DiMarzio DP422 BK Injector Neck
Kundenbewertung:
(29)

Lace Pickups Sensor Gold 3

  • Kein klassischer Noiseless-Stack, sondern eigenes Konzept
  • Besonders beliebt in der ursprünglichen Variante der Eric-Clapton-Strat und auch bei Pete Townshend ein Favorit
  • Klare Höhen, kontrollierter Bass – ideal für cleane bis crunchige Sounds
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Lace Pickups Sensor Gold 3 Pack WH
Lace Pickups Sensor Gold 3 Pack WH
Kundenbewertung:
(30)

Für High-Gain & Metal

Wenn du auf Gain-Leveln spielst, bei denen der Verstärker schon ohne Signal pfeift, brauchst du kompromisslos brummfreie Systeme – und die sind meist aktiv. Und auch wenn diese Sounds eher in der Komfortzone von Humbucker liegen, können gute Noiseless Pickups hier richtig performen.

EMG SA-Set

  • Der Klassiker unter den aktiven Pickups
  • Komplett brummfrei, extrem leise im Grundrauschen
  • Der cleane SA klingt sogar überraschend offen und glockig
  • Ideal für Metal, Prog und präzises Recording
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EMG SA Set WH
EMG SA Set WH
Kundenbewertung:
(26)

Fishman Fluence Single Width

  • Moderne Technologie mit mehreren Voicings (Classic & Modern)
  • Extrem rauscharme Performance, keine Spulen im klassischen Sinn
  • Super Kombination mit Fluence-Humbuckern im selben Set
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Fishman Fluence SSA Single Width
Fishman Fluence SSA Single Width
Kundenbewertung:
(3)

Tipp: Achte bei der Auswahl nicht nur auf den Sound, sondern auch auf das Schaltungsdesign. Einige Modelle brauchen andere Potis (250k vs. 500k), eine Batterie oder zusätzliche Schalter – das kann Einfluss auf dein Rig haben.

Einbau & Kompatibilität

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Ein Noiseless Pickup kann dein Setup revolutionieren – aber nur, wenn er auch richtig eingebaut ist und zur Gitarre passt. Hier sind die wichtigsten Punkte, die du vor dem Umbau (oder Kauf) beachten solltest.

1. Passt der Pickup in deine Gitarre?

  • Strat- oder Tele-Form: Die meisten Noiseless Pickups haben Standardmaße – aber manche stacked Modelle sind etwas höher als normale Singlecoils und können dich vor Probleme stellen.
  • Platz im Fräsfach: Achte darauf, ob genug Tiefe im Pickup-Fach vorhanden ist – gerade bei Vintage-Gitarren kann’s eng werden.
  • Aktive Systeme brauchen Platz für eine Batterie – meist eine 9V-Blockbatterie im Elektronikfach. Vielfach lässt sich was reinquetschen, manchmal hilft aber nur der Gang zum Profi mit Fräse.

2. Passive oder aktive Pickups?

  • Passive Noiseless Pickups (z. B. DiMarzio Area, Fender Noiseless) lassen sich in der Regel direkt gegen bestehende Singlecoils tauschen – gleiche Verdrahtung, gleiche Potis.
  • Aktive Systeme (z. B. EMG, Fishman) brauchen:
  • eine Stromversorgung (Batterie oder optional ein Netzteil über TRS-Kabel),
  • oft spezielle Poti-Werte (EMG: 25k statt 250k),
  • und zusätzliche Masseverbindungen.

3. Brauchst du spezielle Elektronik?

  • Manche Noiseless Pickups funktionieren besser mit hochwertigen Potis (CTS, Bourns etc.).
  • Bei aktiven Systemen sind die Potis oft schon im Set enthalten – ebenso wie Quick-Connect-Kabel für einfacheren Einbau.
  • Wenn du ein Push/Pull-Poti oder einen Minischalter nachrüsten willst (z. B. für Voicings oder Coil-Taps bei Fluence), brauchst du zusätzlich Platz und Löt-Skills.

4. Kompatibilität mit anderen Pickups?

Mix & Match geht – aber mit Einschränkungen:

  • Passive Noiseless Pickups können gut mit herkömmlichen Humbuckern oder Singlecoils harmonieren.
  • Bei aktiven Systemen (z. B. EMG) wird es schwierig, passive Pickups im selben Schaltkreis zu betreiben – separate Ausgänge oder Puffer wären nötig.
  • Fishman Fluence ist etwas flexibler, aber auch hier gilt: Am besten ein komplettes Set verwenden und im System klar bleiben.

5. Abschirmung nicht vergessen!

Auch wenn der Pickup selbst brummfrei ist: Das restliche Signal muss es nicht sein. Das Elektronikfach sollte daher mindestens mit leitendem Lack oder aber Kupferfolie abgeschirmt sein. 

Eine gute Masseführung und hochwertige Kabel können einen echten Unterschied machen und die gefürchteten Störgeräusche bei der E-Gitarre unterbinden bzw. minimieren. 

Fazit: Endlich Ruhe dank Noiseless Pickups – aber mit Charakter

Ultra II Noiseless Pickups
Ultra II Noiseless Pickups · Quelle: Jan Rotring

Noiseless Pickups sind heute weit mehr als nur eine Notlösung für brummgeplagte Wohnzimmer-Gitarristen. Sie bieten echten Mehrwert für alle, die Wert auf klaren, durchsetzungsfähigen Ton ohne störende Nebengeräusche legen – egal ob im Studio, auf der Bühne oder beim abendlichen Üben neben dem WLAN-Router. Moderne Modelle klingen dabei erstaunlich nah an ihren traditionellen Vorbildern, ohne den Charakter eines guten Singlecoils komplett zu verlieren.

Dank verschiedener technischer Ansätze – vom klassischen Stacked Coil über Dummy-Spulen bis hin zu aktiven Systemen – findet sich für nahezu jeden Geschmack und Einsatzbereich die passende Lösung. 

Der Einbau ist in den meisten Fällen unkompliziert, vorausgesetzt man achtet auf Dinge wie passende Potis, genügend Platz im E-Fach und eine saubere Masseführung. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte außerdem auf hochwertige Kabel und eine stabile Stromversorgung achten – denn auch der beste Pickup kann Störungen nicht kompensieren, wenn der Rest des Setups nicht mitspielt.

Unterm Strich sind Noiseless Pickups ein Segen für alle, die gerne in Ruhe spielen – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie lohnen sich besonders für Gitarristen, die oft live unterwegs sind, regelmäßig aufnehmen oder schlicht keine Lust mehr auf das ewige Brummen haben. Wer dagegen auf den rauen, unperfekten Charme klassischer Singlecoils schwört und den Tonverlust als Teil des Vintagesounds versteht, wird sich vielleicht weiterhin mit einem leichten Grundrauschen arrangieren wollen. Für alle anderen gilt: Mehr Klang, weniger Lärm – was will man mehr?

Und jetzt ihr:
Welche Noiseless Pickups nutzt ihr – und wie zufrieden seid ihr damit? Schreibt es uns gern in die Kommentare!

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