30 Jahre MP3: Zwischen CD und Streaming kamen Napster und iTunes
Auch Winamp, Kazaa und Co. hatten ihre Hochzeiten!
Wir feiern 30 Jahre MP3! Das Dateiformat für komprimiertes Audio sorgte durch die Welle an Tauschbörsen wie Napster in den späten Neunzigern für einen radikalen Umbruch in der Musikindustrie. Dann kamen iPod, iTunes und eine ganze Riege an MP3-Playern, bis 2008 Spotify das Ende der MP3-Ära einläutete. Happy Birthday, MP3!
Wie alles begann
Schon in den Siebzigern trieb man die Forschung zur Verbesserung der Sprachqualität bei Telefonaten mit immer besseren Komprimierungsverfahren voran. Was theoretisch die Grundlage für die späteren Entwicklungen lieferte, scheiterte an der mangelnden Leistungsfähigkeit damaliger Systeme.
In den frühen Achtzigern dann taten sich das Fraunhofer-Institut aus Erlangen, der US-amerikanische Telekommunikationsgigant AT&T und der HiFi-Hersteller Thomson zur weiteren Entwicklung eines Komprimierungsstandards zusammen.
Im Juli 1995 war es schließlich soweit: Das Format MP3, auch MPEG-1 Audio Layer III genannt, wurde vorgestellt. Entwickelt von den Fraunhofer-Forschern Ernst Eberlein, Heinz Gerhäuser, Bernhard Grill, Jürgen Herre, Harald Popp und vor allem Karl Brandenburg, bot das Format eine Audioqualität selbst bei niedrigen Datenraten, die MP3 ideal machte für eine Zeit von Modems mit gemächlichen 14,4, 28.8 oder 33,6 kbit/s.
Napster, iPod und iTunes
30 Jahre MP3: Was dann folgte, war ein radikaler Bruch der Musikindustrie. Die hatte bis in die späten Neunziger noch einen Umsatzrekord nach dem nächsten mit CDs gebrochen. Doch die schnelle Verbreitung von Internetanschlüssen und das Aufkommen von Tauschbörsen wie Napster, Kazaa oder Limewire sorgte nach diesen Höhenflügen für eben so dramatische Umsatzeinbrüche.

An allen Ecken verschliefen Labels wie Hersteller die Entwicklung, verklagten lieber User der Tauschbörsen auf fantastische Summen, während iPod und iTunes Links an ihnen vorbeizogen. Gerade der iPod und die Flutwelle an MP3-Playern boten in den frühen Nullerjahren im Vergleich zu Discmans und Walkmans vielfach größere Speicherkapazitäten.

Und bei der Vorstellung des iTunes Music Store 2003 traute die Musikindustrie, sprich, die Majorlabels, Steve Jobs nicht zu, den großen Umbruch zu schaffen. Doch es kam anders. Zwar bot Apple die Songs im Format AAC, nicht MP3 an, aber viele nutzten die Software iTunes auch, um ihre CDs zu „rippen„. So hatte man MP3s seiner Lieblingsalben direkt auf dem Rechner und dem MP3-Player.
30 Jahre MP3: Was bleibt
Blickt man auf die Geschichte des Formats zum Anlass (30 Jahre MP3) zurück und vergleicht seine Bedeutung zur Hochzeit dann mit heute, ist nicht mehr viel geblieben. Alle DAWs bieten das Format immer noch zum Im- und Export an, will man Demos per Sprachnachricht verschicken, braucht es ebenfalls MP3.

Aber in Zeiten von Spotify, Apple Music und Co. spielt MP3 kaum noch eine Rolle. Denn, wer heute auf einen dezidierten Audio-Player statt des Smartphones zum Musikhören setzt, der nutzt meist hochauflösende Formate, wie FLAC.
Und doch ist, ähnlich wie bei CDs und Tapes, auch etwas vom Sound der MP3 geblieben, als nostalgisches Gefühl. Plugins wie Digitalis von Aberrant DSP, Codec von Lese oder Lossy von Goodhertz (auch als Pedal erhältlich) simulieren den Sound von kaputt klingenden 96 kbit/s MP3s.
Auch auf Plattformen wie Bandcamp gibt es neben FLAC fast immer auch das Format MP3. Winamp scheint irgendwie auch wiederzukommen. Und das Patent für das Format ist 2017 abgelaufen, damit darf jede Hard- und Software MP3 ohne Einschränkungen integrieren. So klein also die Bedeutung im Vergleich zu vor 25 Jahren ist, 30 Jahre MP3 sind noch lange nicht das Ende!

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