New Vintage Computer! ZX Spectrum bis C64 mit MIDI & Sound
Kommen die klassischen Heimrechner wieder zurück?
Die klassischen Vintage Computer kehren zurück. Commodore bringt den C64, aber auch kleinere Hersteller bringen kleine Plattformen, die auf klassischen 8-Bit Computern basieren. Sinclair, Commodore, Atari – sie alle kommen wieder! Sie sind definitiv spannend als Klangerzeuger und für MIDI-Programmierung. Hier ein Überblick.
Vintage Computer kommen zurück
ZX Spectrum Next Issue 3
Diese schöne Maschine deckt alle Sinclair Computer ab, also den ZX80, ZX81, ZX Spectrum und den QL. Sie wurden von 1980 bis 1985 auf der Insel entwickelt. Sir Clive Sinclair hätte es vielleicht geliebt, denn seine Idee war es, Technik für kleine Preise weiterzureichen und bereitzustellen. Das hat nicht nur die britische Vintage Computer Szene erfreut, die damals bezahlbare erste richtige Computer waren. Neben den Sinclairs gibt es sogar einen Modus für den Commodore C64.
Deshalb erschien der Next 3, ein dem ZX Spectrum 128 nachempfundene Maschine, die sogar fähig ist MIDI auszugeben. Sie basiert auf einem FPGA. Man kann auf dem Gerät in C und Assembler programmieren. Das bietet sich gerade für die an, die Computer verstehen wollen, und das erst einmal an einem überschaubaren System tun, anstatt an komplexen heutigen Rechnern. Simuliert werden damit die klassischen Prozessoren wie Z80A und 6502, 68000er Familie, die allerdings deutlich schneller laufen können, als die Originale (28 statt 3.5 MHz) im Spectrum Mode.
Sound und MIDI im Spectrum Next Neo-Vintage Computer
Als Soundchip gibt es den AY8910, der schon von vielen Geräten bekannt ist (MSX-Rechner, Game Boy, Atari ST, Vectrex, der Twisted Electrons AY3 Synthesizer und viele mehr). Der Next bietet den „Play“ Befehl, mit dem der Soundchip und MIDI angesprochen werden können, was der klassische 48K-Spectrum von 1982 nicht hatte. Da gab es nur „Beep“ aus einem internen kleinen Speaker. Man konnte damals aber die Töne per Assembler nacheinander spielen und eine Art pseudo-Polyphonie herstellen.
Mit dem Next und dem Spectrum 128 kannst du generell auch SysEx Bytes senden und damit einen eigenen Editor oder Sequencer zu bauen. Das wird innerhalb des Play-Befehls über Y und Z angegeben. Für Audio hat der Next anständige Buchsen für „rein“ und „raus“, was ja durchaus auch für die Sicherung auf Tape gedacht war. Ich habe so mein erstes Sampling–Erlebnis programmiert, indem ich diese Tape-Buchsen per Assembler ansprach. Weit vor dem es Sampler für pekuniär–normale Leute zu kaufen gab.
Der Next besitzt einen RS232-Port aber auch HDMI, VGA und einen SD-Card Slot. Außerdem hat er Anschlüsse für 2 Joysticks an der Front. Natürlich ist er heute eher eine Retro-Spiele-Maschine. Der RS232-Port kann sogar als MIDI Out verwendet werden. Allerdings muss man dann einen Widerstand und ein Adapterkabel basteln, was allerdings nicht sehr kompliziert ist.
Als Werbung hält der Macher die Mensch-Maschine hoch, sicher eine der wichtigsten Kraftwerk-Alben. Allerdings hat die Band keine Sinclair-Computer verwendet. RS232 ist ein klassischer alter Schnittstellenstandard für nahezu „alles“, was man damals anschließen wollte. Als Alternative hatte man damals oft den „User Port“ bzw. „Edge Connector„, an den man direkt Hardware anbauen konnte.
Hier sind ein paar Demos: (nur auf dem Spectrum) als Video…

- Hier findest du das Kickstarter Projekt Next in seiner dritten Iteration von Henrique Olifiers – nicht von Gründer Sir Clive Sinclair, der 2021 verstarb. Das Gerät kostet 300 Britische Pfund. Mit einem Beschleunigungs-Board gibt es ihn für 320 Pfund. Es gibt auch eine magentafarbene schnelle Version für 340 Pfund.
- Wem der Next zu teuer ist, kann sich auch an andere Angebote wenden, die quasi für gut die Hälfte funktionieren, dann aber „nur“ Spectrum 128k (kein C64 etc.) sind und nicht ganz so viele Verbindungen haben, wie dieses nette „Laptop“ mit eingebautem Screen. DIY und fertig für 149 Euro – hier kann man wirklich nicht motzen. Wer den Screen nicht haben muss, kann sogar für 99 Euro fündig werden.
- Außerdem gibt es noch „The Spectrum„, was ebenfalls für knapp über 103 Euro ein Spectrum 128 oder 48K ist, der in Deutschland bei „Galaxus“ vertrieben wird. Auch ihm fehlt der C64 und die entsprechende Offenheit, aber ihn kann man direkt in Deutschland kaufen, er ist als Game-Zentrale gedacht und enthält bereits 48 Spiele.
Was ist der Nutzen von Vintage Computern für Musiker?
Es gibt heute eine Demo-Szene, Musiker und Grafiker die Sensationelles aus alten und damit „Vintage Computern“ herausholen. Das hat Generationen heutiger Synthwave-Machern inspiriert. Dazu muss man nicht immer Hubbard und Hülsbeck nennen, jedoch kennt fast jeder diese Namen als (Heim-) Computermusiker der ersten Stunde. Es gibt aktuell immer noch Performer und Szeneleute. Einer, der mit seinem C64 tourt, ist beispielsweise LDX40 oder auch Live Coder dürften aus dieser Szene inspiriert worden sein (Pondskater, Flor de Fuego und mehr).
Der Next ist nicht unbedingt etwas für Producer und Leute die steil nach oben wollen und Geld verdienen ohne Ende. Das hier ist etwas für Nerds, für Interessierte und man lernt dabei eine Menge. Bei mir war es eher die Gnade der zu frühen Geburt. Es gab nichts anderes. Heute wäre das schon lehrreicher als ein Einplatinencomputer.
Heute hat man alle Vorteile der FPGA-Technik und bekommt nebenbei eine tolle Vintage-Game-Maschine. Das war damals ein Argument für Eltern, dass man sich mit „Programmierung“ beschäftigt. Hui, aber ich habe sehr viel gelernt. Wie funktioniert Maschinensprache? Wie arbeiten Computer auf unterster Ebene? Was macht ein RAM, ROM, wie funktioniert das alles?
Vintage Computer Atari 800XL von Revive Machines kommt…
Es gibt solche Systeme auch für andere Aufgaben, auch unter Synthesizern. FPGA ist eine echte anpassbare Hardware und wird gerade in diesem Bereich klassischer Elektronik und Computer perfekt funktionieren. So ist ein Atari 800XL als FPGA im Rennen, den aber noch keiner bisher kaufen konnte. Revive Machines will den RM 800XL, wie der „Clone“ heißt, bald fertig haben. Dazu arbeiten ganze an dem Projekt Teams von Leuten, die wenig Ruhm und Reichtum zu erwarten haben. Fantastisch!
Der Atari hatte einen 4-kanaligen Soundchip mit einer Reihe von „Noises“, die man gerade auch heute interessant programmieren lernen kann. 4-Kanal bedeutet gleichzeitig 3 nutzbare Tongeneratoren und eine Art Krachgenerator, der recht geschickt zwischen bösen und subtilen Geräuschen gewidmet ist. Natürlich sollte man dadurch Raumschiffe beim explodieren einfangen können aber auch Snaredrums in Songs. Er ist sogar optisch dem Original ähnlich und hat „moderne“ Ports, ähnlich dem Spectrum Next.
Es kann aber sein, dass die Next-Macher ein Her(t)z für die Atari 800er-Serie entdecken. Meiner Ansicht war das ab 1979 der Urvater der besten Heimrechner dieser Zeit, nur leider für die meisten zu teuer und zu aufwendig gebaut. Sie hatten Grafik und Sound und waren daher auch beste Spielemaschinen, aber auch die Basis für erste Tracker, Soundprogramme und Experimente.
Ich bin privat kein Gamer, aber auf dem Spectrum und der Ästhetik aufgewachsen zu sein heißt, abstrahieren zu können – etwas was die heutige Musikwelt noch immer sehr schätzt. Und die Liebe für den Atari ist geblieben. Man könnte ihn ja auch heute einsetzen. Lofi, aber es geht.
FPGAs wurden auch im Waldorf Kyra verwendet oder dem Airbourne AVS04, ein Projekt von Martin Hollinger vom Synthesizer-Museum „Synthorama“ in Lutherbach, Schweiz.
Ich könnte Romane über die Vintage Rechner und deren Klanggeneratoren schreiben, wie etwa Noises und Töne erzeugt wurden und womit. Falls das interessant ist, bitte gern Feedback dazu.
2 Antworten zu “New Vintage Computer! ZX Spectrum bis C64 mit MIDI & Sound”
So schön es auch ist gedanklich in die Vergangenheit zu reisen. Der User einer solchen Retromaschine hat leider nicht mehr das gleiche Personenumfeld wie wir es damals hatten, als jeder bspw. einen C64 hatte und in der Hofpause über nichts anderes gesprochen wurde.
Richtig, es kann auch sein, dass man heute auch anders „lernen“ kann, zB mit Linux oder mit einem RaspiBoard oder einem ARM Entwicklerset, denke ich würde das heute so machen. Wie krieg ich einen rudimentären Synth selbst hin?