von Jan Rotring | Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten
Tonholz in der E-Gitarre

Tonholz in der E-Gitarre  ·  Quelle: Shutterstock / R.O.M

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Die E-Gitarre – mehr als nur ein Stück Holz mit Saiten. Sie ist das Herzstück unzähliger musikalischer Revolutionen und steht als Symbol für ganze Generationen und Kulturen. Klar, viele Elemente beeinflussen ihren unverwechselbaren Klang. Doch während wir uns oft auf Pickups, Verstärker oder Effekte konzentrieren, bleibt ein Detail meist im Schatten: das Tonholz.

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Wer das Tonholz bei der E-Gitarre jedoch für einen unbedeutenden Faktor hält, hat weit gefehlt! In diesem Beitrag tauchen wir daher einmal tief in die Welt der Tonhölzer ein. Wir beleuchten ihre Geschichte, durchbrechen Mythen und Legenden und zeigen, warum das Holz deiner Klampfe mehr zählt, als du vielleicht denkst…

Geschichte der E-Gitarre und der Entdeckung ihrer Tonhölzer

Zurück in die 1930er: Eine Zeit, in der Musiker und Tüftler anfingen, die akustische Gitarre elektrisch zu erweitern. Sie träumten von einem Instrument, das nicht nur in der hinterletzten Reihe des Tanzsaals, sondern auch über das Radio zu hören war. Laut, klar und unverkennbar.

Die ersten E-Gitarren waren oft aus den gleichen Hölzern geschnitzt wie ihre akustischen Schwestern – Ahorn, Mahagoni, Fichte. Doch mit der Zeit wagten sich die Gitarrenmeister weiter, experimentierten mit neuen Hölzern und suchten den ultimativen Klang.

Kommen wir in die 1950er und 1960er: Die Ära von Rock ’n‘ Roll und Blues. Gitarristen wollten mehr – einen Klang, der satt und voll war. Dichtere Hölzer wie Erle und Esche brachten einen neuen Charakter. Vor allem bei den massiven E-Gitarren waren sie der Schlüssel zu dem Sustain und der Klarheit, die die Musik jener Tage verlangte – neben der klanglichen Magie der damals massentauglich hergestellten Röhrenverstärker: Faszination Röhrenamp: Warum wir nicht vom Analogen lassen können.

Heute steht ein breites Spektrum an Tonhölzern steht zur Auswahl, von den altbewährten Klassikern bis hin zu exotischen Varianten und Materialien weit weg vom klassischen Tonholz. Doch jedes Holz hat seine eigenen klanglichen Nuancen. Die richtige Wahl kann den Unterschied ausmachen – zwischen einer Gitarre, die einfach gut klingt, und einer, die wirklich herausragt.

Warum Tonholz wichtig ist

Ahorn - Klar, hell und Sustain

Ahorn – Klar, hell und Sustain

Das Tonholz in einer E-Gitarre ist definitiv mehr als nur ein Bauelement – es legt das Fundament für den unverwechselbaren Klang des Instruments. Jedes Holz bringt seine eigene Resonanz mit, die durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Dichte, Harzgehalt und Maserung sind nur einige der Elemente, die in dieses komplexe Zusammenspiel eingreifen. Wenn du in die Saiten greifst, arbeiten diese Resonanzen Hand in Hand mit den Saiten und dem Tonabnehmer, um diesen charakteristischen Klang zu formen.

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Ein kurzer Ausflug in die wissenschaftliche Betrachtung: Holz ist ein organisches Material, das aus einer Vielzahl von Zellen besteht, die mit Luft gefüllt sind. Wenn diese Zellen von Schwingungen getroffen werden, beginnen sie ebenfalls zu schwingen. Die Art und Weise, wie sie schwingen, hängt stark von der Struktur und Dichte des Holzes ab. Ein dichtes Holz wie Ebenholz hat beispielsweise eine geringere Fähigkeit, Vibrationen zu absorbieren, was zu stärkeren und klareren Resonanzen führt. Im Gegensatz dazu kann ein leichteres Holz wie Fichte mehr Bewegung absorbieren, was zu weicheren und wärmeren Klängen führt.

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Von Harzgehalt und Komposition

Der Harzgehalt ist ein weiterer entscheidender Faktor. Harze im Holz können die Schwingungen beeinflussen, indem sie bestimmte Frequenzen dämpfen. Einige Hölzer, wie Zeder, sind reich an Harzen und produzieren daher einen warmen und vollen Klang. Andere Hölzer, wie Ahorn, haben einen geringeren Harzgehalt, was zu einem helleren und klareren Klang führt.

Zu guter Letzt sollten wir nicht vergessen, dass eine Gitarre aus verschiedenen Holzarten zusammengesetzt sein kann. Der Korpus könnte aus Mahagoni sein, während der Hals aus Ahorn und das Griffbrett aus Palisander besteht. Jeder dieser Teile trägt auf seine eigene Weise zum Gesamtklang des Instruments bei und ergänzt die Klangeigenschaften der anderen.

Beliebte Tonhölzer und ihre Klangeigenschaften

Tonhölzer mit unterschiedlichen Klangeigenschaften

Tonhölzer mit unterschiedlichen Klangeigenschaften

In der Welt der E-Gitarren gibt es eine beeindruckende Vielfalt an Tonhölzern – genauso vielfältig wie die Musikgenres, die auf diesen Gitarren gespielt werden. Jedes Holz hat seinen eigenen Klangcharakter, der es für bestimmte Musikstile und Spieler besonders attraktiv macht. Werfen wir einen Blick auf einige der Top-Tonhölzer und wie sie den Sound beeinflussen:

Ahorn (Maple): Ein robustes Holz, das oft in Hals und Decke von Gitarren zu finden ist. Der Sound ist klar und hell mit einer ordentlichen Portion Sustain und Definition. Dank seiner Fähigkeit, hohe Frequenzen zu betonen, ist Ahorn besonders bei Lead-Gitarristen beliebt.

Mahagoni: Ein Holz mittlerer Dichte, das gerne für Gitarrenkörper gewählt wird. Es liefert einen warmen, vollen Sound, reich an Mitteltönen und mit sanften Bässen. Ideal für Blues- und Rockmusiker. Die Besonderheiten von Mahagoni für den Klang von akustischen Instrumenten wurde auch von den Kollegen von mynewmicrophone untersucht: Mahagoni für Gitarren (englisch)

Erle (Alder): Ein eher leichtes Holz, das bevorzugt für Solidbody-Gitarrenkörper verwendet wird. Das Ergebnis ist ein ausgewogener Klang – klare Höhen, volle Mitten und ein solider Bass. Ein Klassiker für Rock-Gitarren.

Esche (Ash): Hier unterscheiden wir vor allem zwischen Sumpfesche und harter Esche. Während Sumpfesche einen hellen, klaren Klang liefert, punktet harte Esche mit einem kräftigeren, resonanteren Sound.

Palisander (Rosewood): Ein Favorit für Griffbretter. Palisander bietet einen warmen, facettenreichen Klang mit viel Resonanz und Sustain. Es verleiht einer Gitarre oft eine zusätzliche musikalische Tiefe.

Ebenholz: Ein extrem hartes Holz, das vor allem bei Griffbrettern zum Einsatz kommt. Es liefert einen klaren, definierten Klang mit reichlich Sustain.

Die Wahl des Tonholzes ist kein Nebenaspekt – es prägt den Charakter einer Gitarre maßgeblich. Und das richtige Holz kann den Unterschied ausmachen, ob eine Gitarre genau den Sound liefert, den man sich wünscht.

Mythen und Kontroversen

Welches Holz darf es sein?

Welches Holz darf es sein?

In der E-Gitarren-Community gibt’s hitzige Diskussionen, wenn es um das Thema Tonholz geht. Einige Gitarristen und Gitarrenbauer sind fest überzeugt: Das Tonholz prägt den Klang maßgeblich. Andere winken ab und betonen, dass die Elektronik und die Bauart der Gitarre die wahren Klangmeister sind.

Mythos 1: „Tonholz bei E-Gitarren? Total egal!“ Die Argumentation: Bei E-Gitarren erzeugen elektrische Tonabnehmer den Klang, da spielt das Holz keine Rolle. Aber halt! Ja, die Elektronik ist wichtig. Doch das Resonanzverhalten des Holzes beeinflusst, wie die Saiten schwingen. Und genau diese Schwingung wird von den Pickups aufgenommen.

Mythos 2: „Eine Mahagoni-Gitarre klingt immer gleich.“ Falsch gedacht! Es gibt unzählige Mahagoni-Arten. Und selbst zwei Stücke vom gleichen Baum können unterschiedlich klingen. Alter, Wachstumsbedingungen, Verarbeitung – all das spielt in den Klang mit rein.

Mythos 3: „Je teurer das Holz, desto besser der Sound.“ Ein Trugschluss. Sicher, exotische Hölzer haben ihren Preis und oft auch einen einzigartigen Klang (und vor allem Look). Aber „besser“? Das ist Geschmackssache. Was dem einen gefällt, lässt den anderen kalt.

Kontroverse: Umwelt und Gitarrenbau Viele traditionelle Tonhölzer, denk an Palisander oder Ebenholz, sind bedroht. Das wirft Fragen zur Nachhaltigkeit und den ökologischen Fußabdruck des Gitarrenbaus auf. Die gute Nachricht: Viele Hersteller setzen mittlerweile auf nachhaltig angebaute Hölzer, Recycling von bereits entnommenen Hölzern oder andere innovative Alternativen.

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Praktische Tipps für Gitarristen

Was immer gefällt - es liegt (auch) am Holz!

Was immer gefällt – es liegt (auch) am Holz!

Die Wahl des richtigen Tonholzes kann den Unterschied ausmachen, ob eine Gitarre genau den gewünschten Klang hat oder nicht. Hier sind einige praktische Tipps für Gitarristen, die auf der Suche nach ihrem idealen Klang sind:

  1. Kenne deinen Sound: Bevor du dich für ein Tonholz entscheidest, solltest du genau wissen, welchen Klang du suchst. Möchtest du einen warmen, vollen Klang oder bevorzugst du einen helleren, schärferen Ton? Deine musikalischen Vorlieben und der Stil, den du spielst, können dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
  2. Spiele verschiedene Gitarren: Der beste Weg, um den Einfluss von Tonhölzern zu verstehen, ist, verschiedene Gitarren auszuprobieren. Spiele Gitarren aus verschiedenen Hölzern und achte darauf, wie sie klingen und sich anfühlen.
  3. Forschung und Beratung: Es gibt viele Ressourcen online und in Büchern, die tiefer in das Thema Tonhölzer eintauchen. Sprich auch mit anderen Gitarristen, Gitarrenbauern oder Fachleuten in Musikgeschäften, um ihre Meinungen und Erfahrungen zu hören.
  4. Überlege, wo du spielst: Die Akustik des Ortes, an dem du am häufigsten spielst, kann auch den Klang deiner Gitarre beeinflussen. Ein dichtes Holz wie Ebenholz mag in einem kleinen Raum großartig klingen, könnte aber in einem größeren Raum mit viel Nachhall überwältigend sein. Zu diesem Thema gibt es einen tollen Artikel von den Gitarrenlehrer bei Truefire: Raumakustik für Gitarristen (englisch)
  5. Pflege und Erhaltung: Unabhängig vom gewählten Tonholz ist es wichtig, deine Gitarre gut zu pflegen. Vermeide extreme Temperaturen und Feuchtigkeitsbedingungen, und reinige und pflege das Holz regelmäßig, um seinen besten Klang zu erhalten.
  6. Sei offen für Veränderungen: Deine musikalischen Vorlieben und Bedürfnisse können sich im Laufe der Zeit ändern. Sei also offen dafür, verschiedene Hölzer auszuprobieren und deinen Klang im Laufe der Zeit zu verfeinern.

Zusammenfassung und Abschluss

Natürlich ist es wichtig zu betonen, dass es keine einzige richtige Antwort gibt, wenn es um Tonhölzer geht. Jeder Gitarrist ist einzigartig, und was für den einen funktioniert, funktioniert vielleicht nicht für den anderen. Das Wichtigste ist, ein Instrument zu finden, das zu dir passt und dir hilft, deine musikalische Vision zum Ausdruck zu bringen. Gerade für Anfänger ist dies schwer zu machen – daher haben wir dir hier ein paar Tipps zusammengestellt: Kaufberater: Die beste Gitarre für Anfänger kaufen

Vom historischen Werdegang der E-Gitarre, über die Evolution der Holzauswahl, bis hin zu den wissenschaftlichen Details, die den Klang beeinflussen – das Tonholz ist und bleibt ein Game-Changer. Und dann gibt’s da noch die Mythen und Debatten, die das Thema ständig begleiten. Eines steht fest: Das Tonholz ist ein Schlüsselelement im Soundpuzzle einer E-Gitarre.

Für alle Gitarristen auf der Suche nach ihrem Signature-Sound: Es lohnt sich, tief in die Materie der verschiedenen Tonhölzer einzutauchen. Mit Recherche, ein bisschen Ausprobieren und dem Testen verschiedener Gitarren findet jeder den Sound, der zu ihm passt.

Letztlich ist das Tonholz deiner E-Gitarre ein (zugegeben kleines) Teil des Puzzles, das zu kennen sich lohnt, aber nur zusammen mit den anderen ein großes Ganzes ergibt.

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Bildquellen:
  • Ahorn - Klar, hell und Sustain: Shutterstock / mooremedia
  • Tonhölzer mit unterschiedlichen Klangeigenschaften: Shutterstock / optimarc
  • Welches Holz darf es sein?: Shutterstock / optimarc
  • Was immer gefällt - es liegt (auch) am Holz!: Shutterstock / olgsera
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