von claudius | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
Hackintosh

So habe ich mit dem Hackintosh angefangen  ·  Quelle: gearnews

ANZEIGE

Ein Kollege schwärmt schon lange davon, ein anderer hat es probiert und ist grandios gescheitert. Die Rede ist von einem Hackintosh bzw. CustoMac – ein normaler Selbstbau-PC mit Apples OSX als Betriebssystem. Die Community im Netz wächst stetig und die Anleitungen und Hilfen werden detaillierter. Warum also nicht einfach mal selbst probieren?

ANZEIGE

Wer im Medienbereich arbeitet, hat zwangsläufig mit Apple Computern zu tun – ob er will oder nicht. Meinen ersten Kontakt hatte ich in einer Grafikagentur und einem iMac G3, einem Röhrenmonitor mit integriertem PC in einem quietschbunten Gehäuse – einer der Vorgänger der heutigen iMacs. Damals war ich noch nicht sehr angetan von dem Betriebssystem. Das hat sich ca. 2006 (zu OSX 10.4 Zeiten) geändert, als ich wieder einmal mit Macs arbeiten musste und sie lieben gelernt hatte. Also bin ich auch privat komplett umgestiegen. Momentan bin ich aber nicht mehr bereit, die Apple Preise für frische Hardware zu zahlen und bin vor einiger Zeit auf Windows und Linux umgestiegen. Das Wahre ist es aber irgendwie auch nicht.

Ich gebe es zu, ich liebe OS X, bin trotzdem kein Freund von Apple und deren Preisgestaltung. Außerdem bin ich auch keiner der oft als Apple-Fanboy betitelten Menschen, die alles gut heißen, was die Firma fabriziert. Aktuell ist es bei mir relativ abenteuerlich, was die Computer-Ausstattung abgeht. Ein MacBook Air, ein MacPro, ein selbstgebauter Windows Desktop PC mit parallelem Linux und einem Laptop mit Linux. Bisschen viel auf Dauer. Zeit für Veränderung! Ich möchte mich nach allen Experimenten mit Windows und Linux wieder auf ein Betriebssystem konzentrieren. Es soll OSX werden, weil ich damit am meisten Komfort genießen und mich aufs Wesentliche konzentrieren kann. Eben der für mich beste Mix aus Vor- und Nachteilen der anderen beiden Systeme. Wer meinen Versuch mit Linux als DAW nachlesen möchte, kann das in der Kolumne tun.

Ich möchte einen Computer, der genug Ressourcen für aufwändige Audioprojekte bietet (100+ Spuren und 100+ Effekte) und auch bei der Grafikkarte zum gelegentlichen Spielen reicht. Separate PCs für Audio und Video kommen für mich nicht mehr in Frage. Das war vielleicht noch im vergangen Jahrzehnt nötig, heutzutage sollte das aber kein Problem darstellen. Ich möchte einen möglichst simplen PC ohne integrierten Bildschirm. Und Bauteile selbst auswählen und einbauen ist deutlich günstiger. Apple hat zwar interessante Systeme im Angebot, aber irgendwo finde ich immer einen Haken.

Der MacMini etwa hat nicht genug Grafikpower für mich, der auch gern zum Entspannen ein Computerspiel startet und auch im Videobereich ab und an mal Aufgaben übernimmt. Außerdem ist die letzte Generation (Late 2014) nur noch mit Dual Core Prozessoren ausgestattet (zu schwach für aufwändige AUi oder VSTi) und der Arbeitsspeicher ist verlötet. Im mittleren Modell für 819 Euro ist ein i5 mit 2,6 GHz Taktfrequenz verbaut, ein Update von Apple auf einen Dual Core i7 mit 3 GHz kostet gleich mal 310 Euro. Ein RAM-Update von 8 auf 16 GB schlägt mit 240 Euro tief in den Geldbeutel ein. Außerdem erdreistet sich Apple immer noch, lahme Magnetfestplatten mit 5400 rpm als Standard zu verbauen. Ein SSD Update ist ebenfalls unverhältnismäßig teuer. Das alles mag für den surfenden Consumer reichen, für mich aber nicht. Man kann natürlich die Festplatte auch selbst mit einer Anleitung von ifixit.com tauschen, aber dann fehlt immer noch CPU- und GPU-Power.

ANZEIGE

Zusammen sind das etwas über 1600 Euro, wenn man nicht selbst Hand anlegen möchte. Der blanke Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass die verbaute Technik nicht gerade aktuell oder schnell ist. Beim MacMini zählt natürlich auch der Formfaktor mit hinein, den möchte ich gar nicht unterschlagen. Soviel Leistung auf so kleinem Raum, dabei noch nett anzusehen und sehr viel leiser als seine Windows-Kollegen – das findet man leider nur bei Apple. Aber wie schon gesagt, mir fehlt die Grafikpower. Deswegen hatte ich mich von meinem geliebten 2012er Modell auch irgendwann getrennt – auch wenn bei dem der Rest absolut gestimmt hatte.

Die andere Möglichkeit, einen echten Desktop Mac ohne integrierten Bildschirm zu kaufen, ist ein Mac Pro. Die neuste Version verfolgt zwar auch wieder ein sehr interessantes Designkonzept und hat jede Menge Power auf kleinem Raum, kostet aber in der minimalen Version 3399 Euro. Dafür erhält man einen Quad Core Xeon E5 mit 3,7 GHz, 12 GB RAM und zwei gute Grafikkarten und 256 GB Flashdrive Festplatte. Auf jeden Fall ein Arbeitstier, für mich aber schon etwas too much. Allerdings ist auch hier die Hardware schon nicht mehr auf dem neusten Stand – bei dem Preis nicht mit meinem Gewissen vereinbar.

Mir reicht eine kleinere Hardware-Konstellation aus. Mein alter MacPro 3.1 ist zwar ziemlich nah am Idealzustand, frisst mir allerdings viel zu viel Strom: Im Leerlauf mehr Watt als mein Windows PC unter kompletter Volllast – und letzterer ist dabei viel leiser, weil ich nur Silent-Hardware verbaut habe. Aktuell werkeln darin ein Intel i5 4690, 16 GB RAM, zwei 256 GB SSDs, eine 2 TB HDD und eine NVidia GeForce GTX750. Für mich stellt das einen sehr guten Kompromiss zwischen Hardwareleistung und einem Komplettpreis von knapp 750 Euro dar. Darauf sind aktuell Windows 8.1 Pro 64 Bit und Arch-Linux installiert. Für mich ist das aber eher nur eine Notlösung, denn beide OS treiben mich immer wieder mit Kleinigkeiten zur Weißglut.

In der Zeitschrift Mac and I (Heise Verlag) gibt es in Ausgabe 2/2015 einen für mich sehr interessanten Artikel namens „Billig Contra Apple“. Darin geht es allein um das Thema Hackintosh vs. Original Apple. Das ist genau mein Ding und am Ende der Anstoß für diesen Selbstversuch. Bisher hatte ich immer ein wenig Bammel, weil Apple in den AGB eindeutig ausschließt, OSX auf anderer als von Apple zertifizierter Hardware zu installieren. Der Redakteur Thomas Kaltschmidt spricht allerdings im Interview mit dem Initiator von tonymacx86, einer User-Plattform für Hackintoshs, davon, dass Apple bisher keine Privatleute deswegen belangt hat. Er vermutet, dass Apple ein Hackintosh immer noch lieber ist als ein kompletter Wandel zu anderen Betriebssystemen. So verdient Apple im Zweifelsfall durch iTunes oder den Mac App Store am Nutzer. Ist schließlich ihr gutes Recht. Jeder, der auch mit dem Gedanken spielt, sollte sich diese Ausgabe zulegen.

Ich bin sehr gespannt auf dieses Selbstexperiment. Vor allem interessiert mich der Aufwand und ob ich am Ende genau soviel Hickhack mit dem Hackintosh-System habe, wie mit einem Windows- oder Linux-System. Im nächsten Teil geht es um die Installation und deren eventuell auftretende Schwierigkeiten.

Noch etwas Rechtliches am Rande: Das hier wird keine Anleitung oder Werbung zum Thema Hackintosh, sondern nur ein Erfahrungsbericht. Jeder, der das auch versucht, sollte sich über die Rechtslage im Klaren sein und mit etwaigen Konsequenzen rechnen. Ich habe mich nur an das Thema gewagt, weil der namhafte Verlag Heise das auch öffentlich publiziert hat.

HIER GEHT’S ZU TEIL 2.

ANZEIGE

5 Antworten zu “[Kolumne] Wie sinnvoll ist ein Hackintosh bzw. CustoMac für mich als Musiker – Teil 1”

    L sagt:
    0

    Wieder mal ein sehr geiles Thema. Habe schon die Linux Kolumne verschlungen. Ich hatte auch mal einen ganz frühen HackPro, noch zu 10.5 Zeiten. War mehr Spielzeug als Werkzeug. Vielleicht hat sich ja etwas verändert?!

    Der Dschona sagt:
    0

    kurz meine erfahrung zu hackintoshs… ich bin mit osx lion ins hackintosh-thema eingestiegen und hatte bis mavericks keine probleme. mit mavericks hat es dann angefangen, dass imessage seinen dienst verweigert hat. nach stunden und tagen der fehlersuche und der suche nach probelmlösungen lief es wieder. es hieß, aplle hätte etwas an dem dienst (protokoll o.ä.) geändert… naja gut. mit yosemite lief mein hackintosh erstmal gar nicht mehr. hier auch wieder stunden investiert, dann ging es wieder, bis auf icloud. das habe ich nicht mehr zum laufen gebracht. und der dev mode wegen der treibersigierung… auch nicht optimal.

    letztendlich habe ich mich entschieden, meinen hackintosh in einzelkomponenten zu verkaufen und mir einen mac pro 5,1 zu holen. dem habe ich ein neues wlan/bluetooth-modul — wegen midi-over-bluetooth — und eine neue, moderne grafikkarte verpasst.

      gearnews sagt:
      0

      Wieviel Strom möchte der MP5.1 haben? Vom 1.1 zum 3.1 hat sich da nix verändert.

        Der Dschona sagt:
        0

        Im Idle ca. 150 Watt. Es ist ein Mac Pro mit 2 x 2,93 GHz 6-Core Intel Xeon und 64 GB Ram. Ich möchte noch erwähnen, dass ich die alte AMD HD 5870 durch eine Asus Strix GTX750TI ersetzt habe. Bei CPU Vollast kann ich einen Stromverbrauch von ca. 350 Watt messen. Mein Hackintosh hat im Idle ca. 135 Watt verbraucht. Dem gegenüberzustellen ist allerdings auch die Geekbenchscore. Mac Pro ca. 27000 und der Hacki ca. 20000. Meine Stromrechnung ist jedenfalls nicht höher geworden, seit ich den Mac Pro habe. Ich denke, dass die Mac Pros damals schon effiziente Arbeitsmaschinen waren. Leistung kostet halt und wenn man sie tatsächlich braucht, ist das auch in Ordnung.

        Dir viel Freude und Erfolg beim Projekt Hackintosh.

          gearnews sagt:
          0

          Danke für die Info. Bei mir sind es aktuell 50W (selbstbau) vs 190W (Mac) im Idle und 170W vs 420W im Benchmark.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert